Samstag, 31. Mai 2008

Control (Kino Review)



Control

Am 18. Mai 1980 nahm sich Ian Curtis das Leben. Er wurde 23 Jahre alt. Der Sänger der Dark Wave- und Post Punk-Band Joy Division begeisterte mit seiner aussergewöhnlichen Stimme und hat noch heute leidenschaftliche Fans. Trotzdem ist er kein Massenphänomen und der breiten Masse relativ unbekannt. Auf jeden Fall würden 99% der Jugendlichen heute den Namen zum ersten Mal hören. Es ist also klar, dass Anton Corbijns Filmportrait kaum viele Menschen in die Kinosäle locke wird. Schade, denn sie verpassen eine (ebenso wie die Musik) aussergewöhnliche Perle von Film.

Realismus war bei der Umsetzung dieser Biographie offenbar ein wichtiger Aspekt. Wir erleben schliesslich einen normalen jungen Mann, der in den 70er Jahren in einem Städtchen bei Manchester aufwächst, sich langweilt, Drogen ausprobiert, rauchend im Bett liegt und T-Rex hört. Sehr bald heiratet er seine erste grosse Liebe und erst nach einem Konzert der Sex Pistols steigt er bei der Band Warsaw als Sänger ein. Klar, dass der ganze Film wesentlich von der Hauptperson abhängt. Corbijn, welcher Curtis damals zweimal getroffen hat und an mehreren Konzerten von Joy Division war, hatte dabei offensichtlich das richtige Händchen. Neuentdeckung Sam Riley sieht Ian Curtis nicht nur ziemlich ähnlich, während den zwei Stunden ist er Curtis. Er spielt diesen zerissenen Menschen, als hätte er nie etwas anderes getan, und bringt ihn dem Zuschauer unerhört nahe. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie der Film mit einer anderen Besetzung hätte in die Hosen gehen können. Auch sonst wurden die Auftritte der Band akribisch genau nachkonstruiert und die meisten Rollen gut bis fantastisch besetzt.

Ian Curtis ist ein Phänomen. Ein verschlossener, unsicherer, schweigsamer junger Mann, ein Poet, der auf der Bühne seine Seele ins Mikrophon singt und eine ganz spezielle Ausstrahlung verbreitet. Aber er ist kein Superstar. Er bleibt bis zu seinem Tod ein "normaler", nicht vom Ruhm überschütteter Mensch, keine Frauen belagern kreischend sein Haus, die Konzerte finden vor einem nach heutigen Massstäben mickrigen Publikum statt. Und es ist auch nicht ausschliesslich der künstlerische Druck und die Tatsache, dass das Publikum immer mehr und mehr fordert, an dem er schlussendlich zerbricht. Hinzu kommt Curtis' ständige Angst bezüglich seiner Epilepsie und den Tabletten dagegen und seine privaten Probleme mit seiner Frau und seiner Affäre Annik Honoré, von denen beiden er nicht loskommt. Natürlich muss man dem Stil von Joy Division etwas abgewinnen können, um den Film zu mögen, aber er spricht sehr wohl universelle und existenzielle Themen an.

Man sieht jeder Sekunde des Filmes an, dass hier ein preisgekrönter Photograph am Werk war. Im höchst positiven Sinne. Die schwarzweiss-Bilder, die Corbijn gezaubert hat, sind grossartig und allein ihretwegen lohnt sich der Kinobesuch. Er arbeitet gekonnt mit Belichtung und Bildkomposition, sodass man eigentlich jedes einzelne Bild ausdrucken und an die Wand hängen könnte. Der Film harmoniert auch vollkommen mit der Musik von Joy Division - düster, tranceartig, melancholisch, wütend, persönlich. Die Stücke sind denn auch genial eingebunden und untermalen perfekt. Wenn am Schluss Atmosphere (meiner Meinung nach Joy Division's bester Song) erklingt, ist das Gänsehaut pur. Und danach kann man schwer beeindruckt und berührt das Kino verlassen.

Fazit: Anton Corbijn hat mit Control ein zutiefst menschliches und intimes Portrait eines zerrissenen Mannes geschaffen. Ein kleines Meisterwerk des modernen englischen Kinos.

abgerundet ca. 9 von 10 Punkten

25th Hour, Speed, Face/Off (DVD Reviews)

Letzten Monat gesehen: 


25th Hour


Also da hab ich jetzt mehr erwartet. Edward Norton ist gut und die Grundidee ist interessant. Aber die endlosen, mässig interessanten Dialoge, die Musicclip-Schnitte und vor allem der sowas von nervtötende Soundtrack werten das Ganze ab. Da hätte man mehr daraus machen könne. Aber ein paar gute Szenen und interessante Ansätze sind vorhanden.

ca. 5 von 10 Punkten


Speed


Man kann von Hollywood halten was man will, aber manchmal hat es seine grossen Momente. Beispielsweise in Speed. Eine simple Grundidee: Bombe im Bus, explodiert sobald das Tempo unter 50 fällt, Polizist im Bus, Bombenleger am Telefon. Daraus strickt sich ein Hochspannungsactionfilm, der genau das bietet, weshalb es solche Filme gibt: Keine Sekunde Langweile. Wer Stirb Langsam 3 mag, ist hiermit auf jeden Fall gut beraten. Einmal gilt, was auf der Packung steht: Schnallen sie sich fest an!

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten


Face/Off


Ein Film, der nur auf das Duell von zwei Superstars ausgelegt ist, kann ziemlich in die Hosen gehen. Wenn man aber das Ganze mit einer ebenso dämlichen wie genialen Körpertausch-Story, perfekt choreographierten, geradezu überzogenen Actionszenen und den richtigen beiden Superstars - in diesem Fall Travolta und Cage - umsetzt, kommt ein richtig fetziger Film dabei heraus. Sehr stylisch, aber teilweise etwas zu überzeichnet. Spannende, fesselnde und temporeiche Unterhaltung und, tatsächlich, Nicolas Cage hat mir richtig gefallen. Face/Off ist wahrscheinlich einer der besten Actionfilme der 90er. 

ca. 8 von 10 Punkten

Shine a Light (Kino Review) [Nachtrag]

Ein Review vom 20.4.2008: 



Shine a Light

Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ron Wood, die vier Urgesteine des Rock'n'Roll, gaben 2006 in einem Theater in New York ein Konzert. Martin Scorsese, bekennender Musikfan, war dabei, hat in jedem Winkel eine Kamera plaziert und das ganze zu einem zweistündigen Kinofilm zusammengeschnipselt. Das Ergebnis rockt gewaltig und kommt beinahe an ein Live-Konzert heran. Eigentlich habe ich dieser Kritik nichts mehr hinzuzufügen. Auf jeden Fall für alle, die den Rollings Stones nicht abgeneigt sind, eine ganz klare Empfehlung!
Die Bewertung gestaltet sich aber doch etwas schwierig. Für die Musik gäbs natürlich ohne wenn und aber 10 Punkte, aber es geht ja um Scorsese's Arbeit. Die ist gekonnt und souverän, aber nicht genial. 

(abgerundet ca. 7 von 10 Punkten)

This is Rock'n'Roll!



Mad Max 1+2 (DVD Reviews)


Mad Max


Rauer SciFi-Action-Klassiker aus Australien (1979) mit einem glaubhaften Mel Gibson, einer überzeugenden Dystopie, atemberaubend temporeichen Auto- und Motorradszenen und einer sich trotz allem angenehm gemächlich entwickelnden Rächerstory. Wegweisend, aber kein Meisterwerk. Dazu fehlt dem Film irgendwie das i-Tüpfelchen. Auf jeden Fall ein heute noch sehr gut unterhaltender Film.

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten


Mad Max 2: The Road Warrior


Den ersten Teil fand ich doch deutlich besser. Die Story wurde zwar sinnvoll weitergeführt (wie oft kann man das schon von einem Sequel sagen?) und noch weiter ins öde Niemandsland hinaus und in die Zukunft verlegt , die Actionszenen sind äusserst temporeich und Mel Gibson natürlich - der Mann kann schliesslich gar nicht anders - ziemlich cool, aber die ganze Handlung überzeugt nicht besonders und gerade der Schluss wirkt dann auch etwas lächerlich. Und über die ganze Aufmachung, auch wenn seither oft kopiert, kann man auch geteilter Meinung sein. Der Film ist mir jedenfalls ein wenig zu simpel.

ca. 7 von 10 Punkten

Die Brücke, Love Actually, Devil wears Prada (DVD Reviews)

Drei Kurzreviews zu DVDs, die ich letzten Dezember geschaut habe: 

Die Brücke
Deutscher Kriegsfilm von Bernhard Wicki, 1959. Mehr Antikriegsfilm geht wohl nicht mehr - brutal, schonungslos, aufwühlend, spannend, dramatisch; die Geschichte der von Ideologie fehlgeleiteten jungen Männer im Nazideutschland ist noch heute brennend aktuell und einfach wichtig. Damit wir nicht vergessen, was damals geschah. Ein Klassiker des Formats von Im Westen nichts Neues, auch wenn ich zugeben muss, dass der Film heutzutage nicht mehr für die Aufklärung von jungen Menschen geeignet ist.  
ca. 9 von 10 Punkten 

Love Actually
Äusserst romantischer Weihnachtsfilm, der ein knappes Duzend Geschichten von jeweils zwei Menschen erzählt und verknüpft, wobei es natürlich Gelungenere und weniger Gelungenere hat. In meinen Augen überwiegen die Gelungenen und ich muss zugeben, ich war bewegt. Ein schöner Film. 
abgerundet ca. 7 von 10 Punkten

The Devil wears Prada
Schwung- und stilvolle Hollywoodkomödie, bei der das einzig aussergewöhnliche Meryl Streep's Leistung ist. Solide. 
aufgerundet ca. 7 von 10 Punkten

Apocalypse Now (DVD Review)

Weil man doch immer gerne Reviews zu seinen Lieblingsfilmen schreibt: 



Apocalypse Now - Redux  

Vietnam. Saigon. Ein Auftrag. Wir begleiten Captain Willard auf einer dreistündige Reise durch den Dschungel, einem sich durch den Krieg schlängelnden Fluss nach, der schlussendlich zu dem grössenwahnsinnigen Colonel Kurtz führt. The End von The Doors, ein von Wagners "Ritt der Valkyren" begleiteter Hubschrauberangriff, der Geruch von Napalm am Morgen und schliesslich einer der besten Monologe der Filmgeschichte, vorgetragen vom Jahrhunderschauspieler Marlon Brando, ist noch längst nicht alles, was dieses drei-Stunden-Werk von Francis Ford Coppola zu bieten hat.
Coppola war auf jeden Fall mit dem Herzen bei der Sache und angesichts der gewaltigen Hürden, die er bei der Produktion zu meistern hatte (Wirbelstürme, Krankheiten, Budgetprobleme etc.), könnte man fast sagen, er hat den Film mit seinem Blut geschrieben. Jedenfalls ist es ein Wunder, dass er Film überhaupt fertiggestellt wurde, und ein noch grösseres Wunder ist es, was für ein Film dabei herausgekommen ist. Für viele ist Coppola's Mafiaepos The Godfather sein bestes Werk, aber für mich hat er es mit diesem Vietnamfilm übertroffen. Nicht irgendein Vietnamfilm, sondern der Vietnamfilm schlechthin. Dies ist beinahe perfekte Filmkunst. Ein Film, der den Zuschauer packt und keine Sekunde loslässt (allerhöchstens bei der Franzosen-Szene im Director's Cut), der ihn in den Dschungel hineinzieht und mit dem Unfassbarem konfrontiert. Mit jeder Minute weiter den Fluss hinauf verlassen wir mehr die Zivilsation, kommen den tiefsten Abgründen der menschlichen Seele, der Hölle auf Erden immer näher, geraten in eine Welt des Krieges, der Barbarei, des Grauens. 

"Horror. Horror has a face... and you must make a friend of horror. Horror and moral terror are your friends. If they are not then they are enemies to be feared."

Der Film ist einfach unbeschreiblich grossartig. Egal ob Martin Sheen, Robert Duvall, Dennis Hopper oder eben Marlon Brando, alle sind sie hervorragend, die Bilder sind zeitlos und um keinen Tag gealtert, jede Episode der Reise etwas noch nie Dagewesenes. Für manche vielleicht zu pessimistisch, zu lang, zu surreal, zu infernalisch, zu schrecklich, zu unerträglich, für mich ist es der beste Kriegsfilm überhaupt. Ein Meisterwerk. 

ca. 10 von 10 Punkten


Weitere Bilder: 










Full Metal Jacket (DVD Review)



Full Metal Jacket

Stanley Kubrick nimmt hier eine Zweiteilung vor. Im ersten Teil zeigt er uns, wie die Ausbildung zum Krieg die Menschen kaputt macht, und im zweiten Teil, wie der Krieg die Menschen kaputt macht. Im ersten Teil sehen wir, wie das vielleicht grösste Arschloch der Filmgeschichte Sergeant Hartman die Rekruten des Marine Corps zu emotionslosen Killermaschinen trimmt, ihnen jegliche Individualität nimmt. Der "Fettsack" Private Pyle dreht daran durch, was seinen Ausbruch in wohl einer der am schwersten zu verdauenden Filmsszenen findet, die ich bisher gesehen habe. Im zweiten Teil erleben wir den Vietnam als Hölle auf Erden, wo Töten eine alltägliche Handlung ist, die ganze eingetrichterte Disziplin in zwei Sekunden flöten geht und die beiden Triebe des Mannes in geradezu absurder Weise hervorkommen: Gewalt und Sex.  
Ein intelligenter, kontroverser Film, der sowohl unterhält und fesselt als auch befremdet, anekelt und vor allem: schockiert. Wie es ein richtiger Antikriegsfilm soll, und ich denke das ist Kubrick gelungen. Dass Elemente wie Kameraführung, Bildkomposition und Soundtrack erste Sahne sind, muss man wohl gar nicht erst erwähnen. Leider überzeugt die zweite Hälfte nicht ganz so sehr wie die erste.

abgerundet ca. 9 von 10 Punkten


Weitere Bilder:





Over the Hedge, Island, Adams Äpfel (DVD Reviews)


Over the Hedge 


Spassiger, temporeicher Animationsfilm voller witziger, skurriler Einfälle. Nichts grossartiges wie die Werke der Konkurrenzfirma Pixar, dafür hat der Film zu wenig Tiefgang und zu viel Effekthascherei, aber hat mir doch klar besser gefallen als Ice Age 2, Madagascar und Shark Tale. Auf jeden Fall kurzweilige, schnelle Unterhaltung. Aber ich hoffe stark, die Kinder von heute sehen sich nicht mehr nur solche Filme an.  Die Synchro habe ich als spürbares Manko empfunden. 

ca. 7 von 10 Punkten


The Island


In meinen Augen klar Michael Bay's bester und intelligentester Film. Die Klonstory ist brennend aktuell und überzeugt vor allem in der ersten Hälfte, während die zweite etwas im gewohnten Bay-Bombast versandet. Trotzdem bleibt der Film über die ganze Länge spannend und mit in einem Hochglanz inszeniert, wie es wohl nur Bay kann. Man denke nur an die üppigen Verfolgungsjagden oder an die Wüstenaufnahmen, die sich beinahe in ihrer endlosen Weite verlieren. Und mit der verwackelten Szene im Lüftungsschacht scheint Bay die Grenze zur optischen Überanstrengung sogar schon überschritten zu haben. Selbstverständlich muss man das nicht mögen. Ich mag die Optik, die Story, die Action, die Musik und natürlich Ewan McGregor. Ein weiteres Highlight ist Mr. Strange Steve Buscemi mit seinen witzigen Sprüchen. 
The Island ist einwandfreie, packende Unterhaltung mit interessanten Denkanstössen, die mir auch beim vierten Mal Sehen noch nicht langweilig geworden ist. 

ca. 8 von 10 Punkten


Adam's Äpfel


Ein Neonazi, ein Alkoholiker, ein Tankstellenräuber und ein gutgläubiger Pfarrer, der sie alle wieder auf den rechten Weg bringen will. Diese geniale, rabenschwarze Komödie aus Dänemark stellt das meiste in Schatten, das in Hollywood so produziert wird. Selten war ich so zwischen Tränen von Humor und Tragik hin und hergerissen. Ein ebenso absurder wie einzigartiger Film. 

aufgerundet ca. 9 von 10 Punkten

Death Proof, Superbad (Kino Reviews)

Noch zwei nachträgliche Kino-Reviews aus 2007: 


Death Proof


Ich bin etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite hat mir der Film persöhnlich ausserordentlich gut gefallen, auf der anderen Seite verstehe ich die Leute, denen ein Film voller Girltalk und ohne umwerfenden Plot nicht zusagt. Aber schussendlich überzeugen mich die weltklasse Dialoge, die einmalige Charakterzeichnung, die Coolness von Kurt Russel, die atemberaubenden Verfolgungsjagden, das Grindhouse-Feeling und - wie immer, bei einem Tarantino - der Soundtrack. Nicht für jedermann, der Film. Ich persönlich finde es halt etwas lächerlich, wenn Filme wie Reservoir Dogs aufgrund ihres "obercoolen" Gangster-Gequatsches in den Himmel gelobt werden, aber beim anderen Geschlecht ist das dann plötzlich gähnend langweilig. Zumindest habe ich einige Reviews gelesen, die in diese Richtung gehen. 
Tarantino versteht es übrigens ausgesprochen gut, Emanzipation zu betreiben. Praktisch alle Männer in dem Film werden ja als Schweine dargestellt. Trotzdem, Death Proof ist cool. Mein Lieblings-Tarantino. Und nein, ich erwarte nicht, dass das jemand versteht. 

aufgerundet ca. 9 von 10 Punkten



Superbad 


Als Vertreter der Zielgruppe des Filmes - ich gebs ja zu - sage ich: Der Film trifft genau den richtigen Nerv. Ich glaube, ich habe sogar mehr gelacht als bei Simpsons the Movie. Klar sind die Dialoge weit unter der Gürtellinie (wo sie zwecks Realismus auch hingehören), jedoch einfallsreich und keineswegs niveaulos. Und zwischen all den pubertären Trieben bezüglich Sex, Alkohol und nochmals Sex schimmert das durch, was diesen Film wirklich ausmacht: Wahre Männerfreundschaft zwischen den beiden Hauptpersonen. Welche übrigens sehr gut gelungen sind. Der Film schafft es, ein gewisses Lebensgefühl frisch, frech und trotzdem nostalgisch wiederzugeben. Wer Juno mochte, dem empfehle ich auch Superbad. Und McLovin ist jetzt schon Kult. 

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten

Mystic River, Easy Rider (DVD Reviews)


Mystic River


Thriller-Drama von Clint Eastwood mit Sean Penn, Tim Robbins und Kevin Bacon. Bei Eli Wallachs Auftritt musste ich schmunzeln. Ansonsten ist der Film todernst. Ein bedrückender Thriller mit Besetzung, Drehbuch und Regie, die ihresgleichen suchen. Effekthascherei, Beschönigung oder Einfältigkeit sucht man hier vergebens, stattdessen wird uns klassisches Erwachsenen- und Schauspielkino geboten, wie es heute selten geworden zu sein scheint. Respekt, Herr Eastwood. Schade, dass Mystic River im selben Jahr anlief wie RotK, er hätte mehr Oscars verdient gehabt.

ca. 9 von 10 Punkte


Easy Rider


Ich hatte eigentlich keine Ahnung von dem Film, wusste nur dass es eben ein Klassiker ist und da ich prinzipiell auf New Hollywood-Filme stehe, hab ich ihn ausgeliehen. Und ich muss sagen: Yeah! Sehr cooler Film, vor allem dank Peter Fonda und Jack Nicholson. Letzter ist natürlich einfach unbeschreiblich gut, wie immer. Nicht ganz so genial wie in den späteren Werken Batman und Shining, aber eben klasse. Ich möchte hier kurz den m.E. bezeichnendsten Dialog zitieren:

George: They're not scared of you. They're scared of what you represent to 'em.
Billy: Hey, man. All we represent to them, man, is somebody who needs a haircut.
George: Oh, no. What you represent to them is freedom.
Billy: What the hell is wrong with freedom? That's what it's all about.
George Hanson: Oh, yeah, that's right. That's what's it's all about, all right. But talkin' about it and bein' it, that's two different things. I mean, it's real hard to be free when you are bought and sold in the marketplace. Of course, don't ever tell anybody that they're not free, 'cause then they're gonna get real busy killin' and maimin' to prove to you that they are. Oh, yeah, they're gonna talk to you, and talk to you, and talk to you about individual freedom. But they see a free individual, it's gonna scare 'em.
Billy: Well, it don't make 'em runnin' scared.
George: No, it makes 'em dangerous.


Der Film ist äusserst kritisch gegenüber der amerikanischen Gesellschaft und wie man an Filmen wie American Beauty sieht, durchaus noch immer aktuell. Auf der anderen Seite verkörpert er dieses einmalige Lebensgefühl der damaligen Generation und ist deshalb verdientermassen zum Kultfilm geworden. Die Motorradszenen mit den berauschenden Landschaftsaufnahmen sind natürlich der Hammer, nicht zuletzt wegen der Untermalung durch zeitgenössische Rocksongs von Steppenwolf, Jimi Hendrix und co. Die ersten Zeilen von Born to be Wild , seither zum Inbegriff der Motorrad-Kultur geworden, passen da wohl am besten:

Get your motor runnin'

Head out on the highway

Lookin' for adventure

And whatever comes our way

Easy Rider ist kultiges Kino von Rebellen gegen die Spiessbürgergesellschaft, das aber selbst auf die Hippie-Gesellschaft noch ein kritisches Auge hat. In ein paar wenigen Szenen hängt der Film leider. 

ca. 9 von 10 Punkten

Freitag, 30. Mai 2008

Howl's Moving Castle (DVD Review)

Ein DVD-Review vom letzten November: 



Howl's Moving Castle

Eigentlich bin ich kein grosser Fan von Hayao Miyazaki. Spirited Away und Mononoke-hime  gefielen mir beide nicht übermässig. Hauru no ugoku shiro habe ich mir aber trotzdem noch angesehen. Und ich bereue es nicht. Man kann es nicht anders sagen: Ein wunderschöner Film.

Ehrlich gesagt habe ich gerade keine Lust, eine sture Kritik zu schreiben und greife deshalb mal drei Elemente heraus, dir mir besonders gefallen haben:

Was es mir (im Gegensatz zu vielen amerikanischen Filmen) angetan hat, ist, dass in diesem Film vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Während in einem Disney die Rolle eines Charakters sofort klar ist, wandeln sich hier die Figuren. Zum Beispiel: Calcifer, den man im ersten Moment für eine reine Humoreinlage halten könnte, bekommt später eine tiefgreifende Bedeutung für das Geschehen. Oder die Hexe aus dem Niemandsland, die zuerst den Eindruck einer typischen Oberbösewichtin macht. Auch sonst ist die Handlung anspruchsvoller und erwachsener, als dass es sich ein Hollywood-Kinderfilm-Konsument gewöhnt ist. Ich bin mir gar nicht sicher, ob "das wandelnde Schloss" überhaupt als Kinderfilm zählt. 

Das Tempo des Filmes empfand ich ebenfalls als angenehm, ebenfalls eine Abwechslung zu den amerikanischen Streifen. Also zu den neueren animierten Schinken wie Shark Tale, die guten alten Disney sind in dieser Hinsicht auch viel ruhiger. Auf der anderen Seite empfanden Bekannte diesen hier teilweise sogar als langweilig, was ich durchaus verstehen kann. Ist wohl eine Gewöhnungsfrage. 

Die Bilder sind natürlich zum verlieben. Zwar können heutzutage durch den Computer unglaubliche Welten erschaffen werden (sei es in Nemo, 300 oder PotC), aber ein solcher mit sehr viel Detailliebe und Fantasie gezeichneter Trickfilm kann noch immer einen erstaunlichen Charme ausstrahlen. Mich haben die Bilder wirklich verzaubert und gebannt, dass ich sogar vergessen habe, dass sich die Münder halt einfach dämlich zum Sprechen bewegen - was mich z.B. bei Anime-Serien durchaus konstant stört. Highlight ist natürlich das Schloss selbst, welches absolut beeindruckend umgesetzt ist. Allein deshalb lohnt sich der Film. 

"Howl's Moving Castle" ist ein intelligentes, berührendes, zauberhaftes und einfach zum Heulen schönes Märchen, das ich jedem ans Herz lege. Einen Punktabzug gibt es wegen der zwar schönen, aber auf die Dauer hin etwas eintönigen Musik, wegen der Tatsache, dass der Film gegen die Mitte unter Umständen langweilt und wegen der Schlussauflösung, welche mich nicht ganz überzeugt hat. 

ca. 9 von 10 Punkten


Weitere Bilder:





Dirty Harry, Viel Lärm um nichts, Independence Day (DVD Reviews)

Weitere drei DVD-Reviews: 


Dirty Harry


Don Siegels Kult-Krimi (IMDB) mit Clint Eastwood und einer .44 Magnum in den Hauptrollen. Hat mir ausserodertlich gut gefallen. Mehr noch, ich fühle mich genau am richtigen Nerv getroffen. Exzellent fotografierter Copfilm mit tollem Soundtrack von Lalo Schifrin. Nicht ganz so kultig wie French Connection, aber beinahe. San Francisco wird sehr gekonnt porträtiert, es entsteht echte Krimi-Atmosphäre. Natürlich gefällt es mir auch, dass der Film teilweise als Western umgesetzt wurde. Die Hauptrolle heisst ja schliesslich Clint Eastwood. Er ist hier in einer seiner legendärsten und besten Rollen zu sehen und hat mit Harry Callahan eine neue Art von Cop geschaffen. Ganz zu schweigen davon, dass er das Wort "cool" neu definiert. Der Streifen ist sofort zu einem meiner Lieblingsfilme aufgestiegen. 

"I know what you're thinking. "Did he fire six shots or only five?" Well, to tell you the truth, in all this excitement I kind of lost track myself. But being as this is a .44 Magnum, the most powerful handgun in the world, and would blow your head clean off, you've got to ask yourself one question: Do I feel lucky? Well, do you, punk?"

abgerundet ca. 9 von 10 Punkten


Independence Day


Katastrophenfilm von Roland Emmerich, 1996. Dieser Film scheint mit der Zeit geradezu zu einem Symbol für den typischen american Blockbuster geworden zu sein, politisch unkorrekt, überpatriotisch, actionorientiert, unlogisch und wenig tiefgründig wie er ist. Viele Mängel kann man nicht bestreiten, aber so oder so ist er einfach verdammt unterhaltsam. Und die Special Effects sind einfach nur grandios, überwältigend, man kommt auch heute noch gar nicht nach mit dem Auge. Und Will Smiths Figur gehört zu den Coolsten überhaupt, aber auch Jeff Goldblum und Bill Pullman sind passend besetzt. Ein Alien-Film, den man sich einfach immer wieder anschauen kann.

ca. 8 von 10 Punkten


Viel Lärm um nichts

Shakespeare-Verfilmung mit Kenneth Branagh, Emma Thompson, Keanu Reeves, Kate Beckinsale, Denzel Washington, Michael Keaton, Robert Sean Leonard und Imelda Staunton. Mit Stars gespickte, unterhaltsame Liebeskomödie. Eher negativ herausstechen tun leider Denzel Washingtion und Robert Sean Leonard ( aus Club der toten Dichter). Und von Kate Beckinsale hab ich gar nicht erst was erwartet. Aber das wird alles kompensiert von einem formidablen Kenneth Branagh (Henry V.) und einem Michael Keaton, der mit so viel Spass die Rolle spielt, wie ich es von ihm nicht für möglich gehalten hätte. Nicht zuletzt die Dialoge vom Genie machen den Film wirklich unterhaltsam. Wer die Oscar Wilde-Verfilmung Erst sein ist alles mochte, wird wohl auch den mögen.  

aufgerundet ca. 7 von 10 Punkten

Transformers (Kino Review) [Nachtrag]

Hier noch ein "uraltes" Kino-Review: 




Transformers

Das ist er also, der neue Film von Actionbombast Michael Bay. Vorweg muss ich schonmal sagen, dass jeglicher Nostalgieeffekt, falls vorhanden, bei mir entfällt, da ich nie eines dieser Spielzeuge hatte. 

Die erste Hälfte des Filmes fand ich richtig stark. Manchmal witzig, manchmal spannend, manchmal fetzig. Als dann die übrigen Transformers eintreffen und das erste Mal "den Mund aufmachen", driftet das Ganze ein wenig zu stark ins Lächerliche ab. Weil man bemerkt halt schon, dass die Vorlage Spielzeugfiguren sind. Aber dann stecken wir ja schon zwischen den Hochhäusern mitten im grossen Krachbum des Showdowns und alles, fast alles, ist vergeben und vergessen. Deshalb geht man ja schliesslich einen solchen Film sehen. Natürlich kriegt der Zuschauer, was er bei einem Bay-Film erwartet; kein Tiefgang, Kitsch, Tempo, Hochglanzoptik und Actionsequenzen, die eine Wucht und Pflicht auf Grossleinwand sind.

Total überrascht war ich von Shia LaBeouf. Der Junge ist nicht nur passend, sogar richtig gut, soll heissen in erster Linie sympathisch. Sonst hat der Film an Schauspielerkunst gar nichts zu bieten, wofür es vielleicht auch gar keinen Platz hat. Immerhin, mann muss anmerken, dass Megan Fox sieht einfach verdammt gut aus. Schändlich farblos sind aber gewisse Nebenfiguren wie der  Soldat oder die oberschlaue Analytikerin. Aber die Musik ist cool, und die Transformers sowieso. 

"Transformers" ist eine Materialschlacht voller Action, Humor und bombastischen Bildern - also ein  Sommerblockbuster schlechthin. Nicht mehr. Ich persöhnlich mag Michael Bays Filme und freue mich schon auf seinen Nächsten.  Und warum soll das nicht "Transformers 2" sein? 

aufgerundet ca. 7 von 10 Punkten

"This is easily a hundred times cooler than Armageddon!"


Inside Man (DVD Review)



Inside Man

Habe mir den Film nun zweimal angesehen. Was man definitiv nicht über ihn sagen kann, ist "Bankräuber-Film halt". Denn hierbei handelt es sich sicher um keinen billigen 0815-Fliessbandfilm, wenn auch natürlich fürs breite Publikum geschaffen, ist Inside Man tatsächlich ein wenig mehr. Zu verdanken haben wir das folgenden 3 Musketieren:

Drehbuch: Dieses ist kompliziert, schwer durchschaubar, vielseitig und durchdacht aufgebaut. Kurz gesagt; intelligent. Das Script muss man wirklich loben, vor allem zu Beginn etwickelt es eine ungeheure Spannung, später trumpft es mit ausgezeichneten Storywendungen auf. Als Zuschauer befindet man sich abwechselnd in der Perspektive der Bankräuber, der Polizisten und der Geiseln, hat aber nie den Durchblick. Und die Dialoge sind auch gut. Man darf das Script aber auch tadeln, denn es ist es, das an den meisten Schwächen des Filmes Schuld ist.

Regie: Spike Lee kann einen massentauglichen Kinohit drehen. Der ganze Film kommt sehr flüssig daher, der Schwerpunkt wird aber nie auf (unnötige) Action gesetzt, es ist teilweise geradezu ein Kammerspiel. Leider sieht sich Lee aus irgendeinem Grund gewungen, hie und da nebenbei noch eine politische Botschaft hineinzubringen.

Cast: Denzel Washington ist natürlich - wie gewohnt - grosse Klasse, genau so wie Clive Owen, Jodie Foster und Willem Dafoe. Ihr gekonnte Performance steht dem Film äusserst positiv zu Gesicht und trägt ihn über weite Strecken. 

Der Film ist spannend, packend und fesselnd, wie er sein sollte. Er ist auf der einen Seite "nur" Unterhaltungskino, auf er anderen Seite intelligent gemacht. So oder so sind einige Schwächen vorhanden, über die nicht hinweggesehen werden kann und die verhindern, dass er als Thriller des Jahres in die Analen eingeht. Allzu schnell ist sich der Zuschauer sicher, dass das keine "bösen" Bankräuber sind, man fiebert sogar mit ihnen mit. Ausserdem ist die ganze Nazi-Geschichte ziemlich an den Haaren herbeigezogen und das Ende, so überraschend und "AHA-Effekt"-mässig es auch ist, einfach typisch Mainstreamkino und sehr konstruiert.

ca. 7 von 10 Punkten

Million Dollar Baby, Shaun of the Dead, der Clou (DVD Reviews)

Noch drei kurze DVD-Reviews aus dem letzten Jahr, die ich ausgegraben habe: 


Million Dollar Baby


Ein weiterer hervorragender Film von Clint Eastwood, der ihn endgültig als einen der besten noch lebenden Regisseure ausweist. Natürlich, der Film ist nicht perfekt, an einigen Stellen möglicherweise etwas vorhersehbar, aber dennoch deutlich über dem gängigen Hollywood-Durchschnitt. Leute, die einen gängigen Boxerfilm erwarten, werden garantiert enttäuscht werden, denn "Million Dollar Baby" ist zwar durchaus eine Huldigung an Vorbilder wie Rocky, gleichzeitig aber auch eine stilistische und inhaltlich Neuauflage des Genres. Eastwood scheint den siebten Sinn für ruhige, bewegende und sentimental Filme zu haben, die gerade in ihrer Schlichtheit auch mal drastisch an die Nieren gehen können. Getragen von einem glänzenden Darsteller-Trio - ja nur dank Hilary Swanks grandioser Performance funktioniert der Film überhaupt - ergibt das einen sehr sehr sehenwerten Film, der nachklingt. 

Übrigens gab es bei diesem Film viel Kritik wegen dem Thema Sterbehilfe. Eastwood antwortete darauf:
„I'm just telling a story. I don't advocate. I'm playing a part. I've gone around in movies blowing people away with a .44 magnum. But that doesn't mean I think that's a proper thing to do.“
Absolut richtig.

aufgerundet ca. 9 von 10 Punkte


Shaun of the Dead


Eigentlich bin ich überhaupt kein Fan von Zombiefilmen, habe ich schliesslich mit House of the Dead und Resident Evil schlechte Erfahrungen gemacht. Shaun of the Dead habe ich mir - nicht zuletzt wegen den guten Kritiken - dann doch angetan. Zum Glück, muss ich im Nachhinein sagen. "Shaun of the Dead" ist mit Abstand der beste Zombiefilm den ich kenne, und dazu noch einer der absolut witzigsten Filme der letzten Jahre. Allein die Tagline ist ja schon Kult:
  •  A romantic comedy. With zombies. 
Und auch der gesamte restliche Film hat Kultpotenzial. Die Geschichte von Shaun, einem Looser, der seine Freundin zurückkriegen will und es nebenbei noch mit Untoten zu tun bekommt, überzeugt von A bis Z. Wem ein wenig Blut auf der Leinwand und Parodien zusagen, der soll sich diesen Film unbedingt anschauen. Hausgemachter, englischer Humor, wie man ihn selten zu Gesicht bekommt. (in Hot Fuzz sogar noch eine Prise besser)

"Shaun, what's going on?"
"Shit, it's engaged!"
"How about an ambulance?"
"It's engaged, Ed."
"A fire engine?"
"It's one number, Ed, and it's busy! Okay? What you want a fire engine for, anyway?"
"Anything with flashing lights, you know?"


aufgerundet ca. 9 von 10 Punkten


Der Clou 


Gaunerfilm von 1973 mit Robert Redfort und Paul Newman. Hier glänzen Kamera, Szenenbild, Schauspieler, Drehbuch und Regie, und arbeiten zusammen, wie sie es selten tun. Was dabei herausgekommen ist: Ein Geniestreich. Grosses, klassisches, einwandfrei unterhaltendes Kino im Stil der 70er. Wer es nicht glaubt, der soll ihn sich selbst ansehen. Wer es dann immer noch nicht glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.

ca. 10 von 10 Punkte

Deep Impact (DVD Review)

Lief letztes Jahr mal im TV: 


Deep Impact


Deep Impact und Armageddon. Zwei Filme, ein Kinojahr (1998), ein Thema (Asteroid bedroht die Erde), eine Lösung (spezielles Team landet auf dem Asteroiden, bohrt Loch drein und haut Bombe rein). Zufälle gibts. Aber Unterschiede sind trotzdem vorhanden, "Deep Impact" ist nämlich realistischer, komplexer kostruiert, ruhiger, weniger action-lastig, ernster und logischer. Und schlechter. Das, was "Armageddon" in vieler Leute Gedächtnis eingebrannt hat, diese Selbstironie, dieses sich-nicht-ernst-nehmen, dieser zynische Humor, diese Sinnlosigkeit; all das fehlt in "Deep Impact". Der Film nimmt sich selbst so ernst, als wäre der Plot tatsächlich logisch nachvollziehbar.
Die Story läuft ein wenig anders:
Zuerst läuft alles haargenau wie in Armageddon, das Astronautencrew landet auf dem Asteroiden, platziert die Bomben und sprengt ihn. Nur nützt das diesmal leider nix. Also muss auf der Erde der (schwarze) Mr. President höchstpersöhnlich verkünden, dass es leider keine Rettung mehr gibt und nur 1 Million Menschen in ein Höhlensystem gerettet werden kann. Wir wenden uns jetzt also wieder der Erde zu und schauen die nächste Stunde zu, wie sich die Menschheit (anhand von Beispielen natürlich) auf die drohende Katastrophe vorbereitet, Chaos ausbricht etc.

Man könnte dem Drehbuch oder dem Film allgemein zwei Hauptfehler unterstellen:
1. Er bewegt nicht. Da er nicht komödiantisch sondern "erst" angelegt ist, müsste er also (Day-after-Tomorrow-mässig) ein Drama sein, was wiederum heisst, dass uns die Einzelschicksale emotional bewegen oder zumindest interessieren müssten. Tun sie nicht. Die meisten sind dem Zuschauer einfach schnurzpipegal.
2. Er fesselt uns nicht. Hallo? Spannung, wo bleibst du? Nichts. Hier gibt es null intelligentem Spannungsaufbau, während wir in "Armageddon" zielsicher und temporeich auf das Ziel/Finale zusteuern und dort immerhin die Struktur des Drehbuchs funktioniert. Hier langweilgt man sich vor Langatmigkeit einfach zu Tode und hat nicht einmal gute Explosionen oder eine Schiesserei um sich ablenken zu lassen. 

Auf der anderen Seite gibt es auch zwei positive Aspekte am Film:
1. Hervorragende Nebendarsteller. Wir haben Morgan Freemann, Maximillian Schell und Robert Duvall, altbewährte Profis, die hier versuchen, etwas aus ihren Rollen zu machen, was nicht ganz leicht ist. Schell ist mir am positivsten aufgefallen.
2. Ein Anständiges Finale. Immerhin der Schluss ist sehenswert, denn hier wird endlich mit den (zwar eher mässigen) Special Effects auf den Putz gehauen und ganz Amerika geflutet. Ausserdem sind die Macher mutig genug, viele Figuren sterben zu lassen, wenn auch natürlich in kaum aushaltbarem Kitsch. Leider geht alles ziemlich schnell und man hätte ruhig mehr vom im Wasser versinkende New York zeigen können.
Und schlussendlich drängt sich die Frage auf: Wenn man die Asteroiden-Story sehen will, guckt man "Armageddon", wenn man auf die ernstere Tour Amerika versinken sehen will, guckt man "The Day after Tomorrow". Wozu brauchen wir dann "Deep Impact"? 

abgerundet ca. 3 von 10 Punkten

Edward Scissorhands, Of Mice and Men, The Holiday


Edward Scissorhands


Ich fand Tim Burton's Batman ja auch schon toll, aber hier trifft er wirklich genau meinen Nerv. Ein wunderschönes modernes Märchen für Erwachsene. Super Hauptdarsteller (Johnny Depp), super Design, super burton-groteske Atmosphäre und super Soundtrack. Dieser Film schafft einen bemerkenswerten Spagat zwischen Komödie, Drama und Märchen, gewürzt mit einer ordentlichen Prise Gesellschaftskritik. Ein Film wie man ihn nicht alle Tage sieht. Respekt! 
ca. 9 von 10 Punkten

Of Mice and Men
Definitiv eine der besseren Adaptionen von Büchern auf die Leinwand. Gary Sinise hält sich wirklich gut an die Vorlage und setzt diese auch gekonnt um, der Film ist praktisch nie auch nur annähernd langatmig. Mich hat er sehr berührt, was nicht zuletzt an den beiden hervorragenden Hauptdarstellern liegt, wobei Altmeister Malkovich mit seiner bewegenden Darstellung Lennies die Nase sogar hat. Wenn man nichts gegen Gefühlskino und den American Way of Life dieser Zeit hat, meine Empfehlung: unbedingt ansehen!
ca. 8 von 10 Punkte.

The Holiday
Ein Film, wo es wirklich nicht viel dazu zu sagen gibt... Ich persöhnlich kann die beiden Hauptdarstellerinnen nicht besonders leiden, dafür die männliche Besetzung umso mehr. An erster Stelle natürlich Eli "The Ugly" Wallach.
Eine nette, vorhersehbare, unterhaltsame Frauenromanze nach altbekanntem Hollywood-Muster. Rein überhaupt nichts besonderes, gibt aber ohne weiteres das her, was man erwartet: Einen kuscheligen Filmabend.
ca. 5 von 10 Punkten

Happy Feet, Dogma, Wie im Himmel (DVD Reviews)

Noch ein drei DVD-Reviews aus dem letzten Jahr, die ich ausgebuddelt habe: 


Happy Feet
Wow! Der Film ist ist echt wunderschön atemberaubend gemacht, einfach fantastisch! (Beispielbild) Die ganze Schneelandschaft, das Wasser, Sonnenuntergänge, Polarlichter, Schneestürme... ein wahrer Augenschmaus. Unglaublich, wozu CGIs heutzutage fähig sind. 
Ansonsten ein echt netter Animationsfilm mit ganz orgineller Story. Mumble hat mich als Charakter zwar nicht so überzeugt, der Schluss ist ein wenig seltsam und zwischendurch geschieht abgesehen von Musicaleinlagen nicht allzu viel, aber dennoch ist der Film ohne weiteres sehenswert. Cars fand ich aber doch ein wenig besser, und in Finding Nemo-Liga kann der Film natürlich schon gar nicht mitspielen.
ca. 6 von 10 Punkten

Dogma
Saukomische Abrechnung Kevin Smith's mit der christlichen Religion. 
Erwähnenswert positiv: Sehr ordentlich aufgebautes Drehbuch, Kult-Duo Jay und Silent Bob ...und natürlich Alan Rickman. 
Negativ: Der Schluss driftet ins Lächerliche ab, ist und es bleibt über weite Strecken eine kurzweilig Komödie für Pubertierende und solche die es gerne noch wären ...und natürlich Ben Affleck. Sein Bruder ist schauspieltechnisch eindeutig der Begabtere
Nicht im Entferntesten ein Vergleich zu Life of Brian, aber unterhaltsam. 
ca. 6 von 10 Punkten


Så som i himmelen (Wie im Himmel)


Da hatte ich im Vorfeld echt nullkommanullnull Erwartungen. Meine Eltern wollten den schauen und da dachte ich, ich guck mal mit. Ich war positiv überrascht.
Trotz der ziemlich billigen, altbekannten Grundstory gelingt es dem Film, etwas spezielles zu sein. Er konzentriert sich sehr bald mehr auf die zwischenmenschlichen Konflikte unserer Gesellschaft der unterdrückten Gefühle als auf das Musizieren und Vorbereiten-auf-den-Auftritt selber. Diese Konflikte sind für mich der Kern und die Perle des Filmes, natürlich nur dank überzeugenden Figuren und Darstellern.
Dennoch ist es für mich kein überragender Film, auf der anderen Seite steht nämlich immer noch der vorhersehbare Plot und der Protagonist wirkte auf mich, vor allem in der zweiten Hälfte, irgendwie passiv, er scheint beinahe von den Nebencharakteren in die Ecke gedrängt zu werden. Das Drehbuch funktioniert nicht ganz optimal. 
Aber noch ein Pluspunkt: Die Location. Die schwedische Landschaft ist natürlich hinreissend und eignet sich perfekt für den Einbau in der Story als Untermalung der Gefühlslage. Es entsteht ausserdem die Atmosphäre, man befände sich wirklich in einer abgeschotteten, kleinen eigenen Welt draussen im Nirgendwo. Umso mehr ist es ein Schock, als man gegen Schluss in die belebte Grossstadt geworfen wird.
Insgesamt war der Film nicht schlecht, aber auch kein Knüller. Ich denke, die Oscar-Nomination geht in Ordnung.

ca. 7 von 10 Punkten

Pink Floyd The Wall (DVD Review)

Vom April 08: 





Pink Floyd The Wall

The Wall von Pink Floyd ist meiner Meinung nach das beste Musikalbum aller Zeiten. Es sollte also klar sein, dass ich bei der Bewertung des Filmes zum Album von 1982 nicht ganz objektiv sein kann.  

Wer "The Wall" kennt (und das tun hoffentlich alle!), der weiss, dass das Album eigentlich ein Track ist und eine relativ komplexe Geschichte erzählt. Somit ist der Film tatsächlich "nur" ein Musikvideo, also er unterlegt die Musik mit Bildern, und bietet praktisch keine Dialoge. Wenn man also den Sound nicht mag, soll man gar nicht versuchen, sich mit der Verfilmung anzufreunden. Wenn man ihn mag, kann man sich eineinhalb Stunden von den Bildern berauschen lassen. Düster, surreal und abartig wurde die Geschichte von Pink und der Mauer, die er zwischen sich und der Umwelt aufbaut, umgesetzt, und man merkt, dass Roger Waters seine Hand massgebend im Spiel hatte. Kritisch gesehen braucht der Film vielleicht eine Weile, bis er in Schwung kommt, in die Abgründe der menschlichen Seele abtaucht, und manche mögen Bob Geldof den Faschistengereral nicht abnehmen. Seine besten Momente hat der Film auf jeden Fall immer dann, sobald er sich von der Realität abwendet und Gerald Scarfe's geniale Animationen zum Zug kommen. Aber auch sonst entfaltet er eine Wirkung, die noch heute ungebrochen ist. Wenn der riesige Adler zu "Goodbye Blue Sky" den Krieg über das Land bringt, Gesichtslose Schüler zu "Another Brick in the Wall" zu Einheitsbrei verarbeitet werden, Bob Geldof zu "Is There Anybody Out There?" seine zertrümmerte Hoteleinrichtung zu einem grotesken Muster formiert und zu "Waiting For The Worms" eine Armee von riesigen Hämmern aufmarsschiert, schlägt das Herz des Fans höher. Aber genug geschwärmt. Der einzige richtige Negativpunkt: "Hey You" fehlt im Film. Trotzdem einer meiner absoluten Lieblinge. Zeitlos. 

ca. 10 von 10 Punkten


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