Donnerstag, 21. August 2008

The Dark Knight (Kino Review)



The Dark Knight

Vor längerer Zeit habe ich mal ein wenig in einem Buch gelesen, das davon handelt, dass die Masse meistens richtig handelt. Die Theorie ist, dass wenn man dem Entscheid der Masse vertraut, man in den meisten Fällen richtig liegt. Davon kann jeder halten, was er will. Gerade im Medium Film hat vieles, nach dem die Massen schrieen, sich als nicht beständig im Angesichts des Wandels der Zeit erwiesen. Doch, bei den ganz grossen Kinoereignissen hat sie sich meist als zuverlässigen Ratgeber erwiesen. Neustes Paradebeispiel: The Dark Knight, der Riesenhit aus den Staaten. 

Nein, ich plaudere hier nichts, gar nichts über die Handlung aus. Ich will nicht für die geringste Minderung des Kinoerlebnisses von irgendjemandem verantwortlich sein. Hier ist es einmal nicht wichtig, irgendetwas über die Story zu wissen, ausser dass Batman und Joker auftreten. Hier ist es wichtig, Regisseur Christopher Nolan zu vertrauen, meinetwegen auch blind. Man wird es nicht bereuen. Je mehr Überraschung, desto besser. Nur etwas halte ich auf jeden Fall erwähnenswert: Nolan, der sich hier wieder mit seinem Bruder Jonathan zusammentut, pflegt es, jedem seiner Filme ein grossen übergreifendes Thema zu Grunde zu legen. Bei Memento war es Erinnerung, bei The Prestige war es Illusion und bei Batman Begins war es die Angst. Bei "The Dark Knight" ist es das Chaos.

Als Filmkritiker, hobbymässig oder nicht, kann man versuchen, die Eindrücke eines Filmes so gut es geht in Worte zu fassen, läuft aber schlussendlich immer die Gefahr, dem Film schlicht und einfach nicht gerecht zu werden. Es gibt jene Filme, da sind Worte überflüssig. Wo man ohne weiteres einen Roman verfassen könnte und schlussendlich doch nichts wichtiges gesagt hat. Wo das Wichtige, das Essenzielle, das Ausschlaggebende sich in einem Wort auf den Punkt bringen lässt: Das Erlebnis.
Erlebnis heisst, die Welt da draussen für eine Zeit zu vergessen. Erlebnis heisst, nach dem Film auf die Uhr zu schauen, sich gleichzeitig wundern, dass er schon vorbei ist, und, dass einem 152 Minuten so lange vorkommen können. Erlebnis heisst, sich mit Leidenschaft der Kunst hinzugeben und danach etwas wie eine unaussprechliche Dankbarkeit zu verspüren. Erlebnis heisst, zu leben.

In dem Sinne kann ich zwar davon schwärmen, wie grandios die Schauspieler, wie unbeschreiblich Heath Ledger, wie bahnbrechend die Actionszenen, wie unglaublich fesselnd und komplex die Story sei, aber es bleibt irgendwie überflüssig. Sie müssen den Film gesehen, am eigenen Leib erfahren haben. Ja SIE, genau sie sind sind angesprochen! Wenn sie immer noch Zweifel haben, weg damit! Man bekommt im Leben nur selten so viel für so wenig Geld geboten. Ich habe es bisher genau drei mal erlebt, dass im Kino applaudiert wurde. Das erste Mal war bei "The Lord of the Rings: Return of King", das zweite Mal bei "Episode 3: Revenge of the Sith" und das dritte Mal... sie haben es erraten.
Man merkt es, ich sprühe förmlich vor Euphorie. Ich sollte wohl versuchen, etwas runterzukommen. "The Dark Knight" ist Vieles. Er ist einer der besten Comicverfilmungen aller Zeiten, einer der besten Actionfilme aller Zeiten, einer der besten Filme des bisherigen Jahrtausends, aber wahrscheinlich ist er bei weitem nicht der dritt-beste Film aller Zeiten. Aber von welchem Film kann man das schon behaupten? Sicher ist, der neue Batman lässt 90% der Filme dieses Jahres neben sich alt aussehen und degradiert sie zu lauwarmer, leicht-verträglicher Durchschnittsunterhaltung. Wer "The Dark Knight" nicht im Kino gesehen hat, verpasst das cineastische Jahr 2008.

"The Dark Knight" ist einer der wenigen Filme, die den Adelstitel "Meisterwerk" verdienen: Niederschmetternd, masslos, unvergleichlich. Und düster. Aber wir wissen ja:

"The night is darkest just before the dawn."

Es geht gar nicht anders als dem Film die Höchstwertung zu geben. 

ca. 10 von 10 Punkten



Batman Begins (DVD Review)



Batman Begins

Unter den ja wirklich zahlreich vertretenen Superhelden hatte Batman schon immer eine besondere Stellung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Helden ist er ein grimmiger, düsterer Rächer, zumindest seit Frank Miller genialer Comic-Neuauflegung von 1986. Drei Jahre später folgte die gelungene Leinwandadaption Batman, mit Superstar Jack Nicholson. Acht Jahre und drei Sequels später war die Serie an ihrem Tiefpunkt angelangt und schien mit ihrer knallig-bunten Inszenierung nicht mehr recht in unsere Zeit zu passen. Genau deshalb hat Regie-Ass Christopher Nolan (Memento) 2005 die Ärmel hochgerempelt und den Versuch gestartet, Bruce Wayne mit Batman Begins in die Gegenwart zu katapultieren. 

Bruce Wayne, Sohn der reichsten Familie Gothams, muss als kleiner Junge die Ermordung seiner Eltern mit ansehen. Von Schuldgefühlen geplagt, wendet er sich vom öffentlichen Leben ab und wächst als einsamer Mann auf. Er zieht sich zurück und verbringt eine längere Zeit in Ostasien, wo er als Häftling den geheimnisvollen Ducard kennenlernt. Ducard spricht für einen von Verbrechern gefürchteten Mann namens Ra's al Ghul. Nach seiner Entlassung sucht er Ra's al Ghul in seinem Bergpalast auf. Dort trifft er erneut auf Ducard, unterzieht sich der Ausbildung zum Ninja und lernt, seine Angst zu beherrschen. Der Aufnahme in die Gemeinschaft der Schatten widersetzt er sich, da er das Ritual, einen Verbrecher zu exekutieren, ablehnt. Auch lehnt er den Befehl Ra's al Ghuls ab, seine von Kriminalität durchsetzte Heimatstadt Gotham City mithilfe von Ninjas zu vernichten, und zerstört bei seiner Flucht den Bergpalast. Wayne kehrt zurück nach Gotham, um gegen das Verbrechen, das er so hasst, zu kämpfen. Doch er weiss, dass er weit mehr sein muss als ein Mensch, um etwas zu erreichen. 
(frei nach Wikipedia)

Für seinen Abstecher in das Mainstreamkino holt sich Nolan David S. Goyer als Co-Autor zu Hilfe, welcher mit Comicverfilmungen schon Erfahrung hat (Blade). Dies ist leider auch schon eine der grössten Schwächen des Filmes. Einerseits bringt er das Kunststück durchaus fertig, anders zu sein, anderseits scheint er auf dieser Linie zu wenig konsequent zu sein. Auch wenn der Film wirklich viel Neues und Frisches bietet, so bleibt er innerhalb der klassischen Regeln, bietet klassische Elemente der Superheldenfilme, was ihn schlussendlich etwas blockiert. Ein Glück, dass Nolan auf dem Regiestuhl sass und aus der Grundlage erstaunlich viel macht, wodurch "Batman Begins" dennoch mehr als sehenswert wurde. Er lässt es sich nicht nehmen, in der ersten Hälfte zahlreiche - für ihn typische - Rückblenden einzuflechten, inszeniert den Film ansonsten geradlinig, zielstrebig, temporeich und ohne Schnörkel. Ausserdem geht das Konzept mehr als auf: Es wird überraschend viel Gewicht auf die Charakterentwicklung von Bruce Wayne gelegt und somit ist dieser Film die Geburt eines rachsüchtigen, beinahe neurotischen, von inneren Konflikten geschwächten Leinwandhelden, ein Superheld ohne Superkräfte. Die Entstehung von Batman wird nämlich sehr realitätsbewusst und ohnehin mit sehr viel Sorgfalt erzählt, sodass der Fledermaus-Rächer erst in der Hälfte der Laufzeit seinen ersten richtigen Einsatz hat. "Batman Begins" hält also, was der Titel verspicht, und setzt sein Augenmerk ganz auf die Figur des Bruce Wayne. Das funktioniert, dennoch mögen manche vom Einstieg in Asien etwas irritiert sein. Der Film wird mit der Zeit auf jeden Fall nur besser unterhält mit grandios-wuchtiger Action und viel Spannung. Gegen Ende sitzt er aber - wie neuerdings Iron Man - ein wenig auf dem Problem fest, dass der ganze Konflikt zwischen Batman und dem Bösewicht etwas Vorspeise-Charakter hat, und mehr den neuen Helden einführt, statt sich auf die epische Wucht des Kampfes zwischen Gut und Böse zu konzentrieren. 

Was dem Film ohne Zweifel einen grossen Daumen nach oben verschafft, ist die Besetzung von Batman mit Christian Bale. Er mag etwas reduziert und versteinert spielen, und genau das macht ihn zu keinem Strahlemann, sondern zu einem Menschen an der Grenze zwischen Gut und Böse, dem es nicht immer leicht fällt auf der Seite des Guten zu bleiben. Und man nimmt es ihm ab. Bale ist einfach der bessere Batman als Michael Keaton. 
Schaden tut es natürlich auch nicht, dass er von zwei altbewährten, stets grandiosen Schauspielern flankiert wird, nämlich Michael Caine und Morgan Freeman. Sie sind beide ideal besetzt und wirken ungeheuer sympathisch. 
Das kann man von Cicilian Murphy nicht behaupten. Im besten Sinne. Herrlich, wie verrückt, überzeichnet und unsympathisch er den Psycho-Bösewicht gibt. Hingegen ist Liam Nesson zwar cool wie immer, wirkt jedoch in dieser Rolle leider etwas zu sehr wie eine Kopie von Qui-Gon Jinn, vor allem wenn er anfängt seine Lehrsprüche aufzutragen. Ebenfalls nicht überwältigend ist Katie Holmes. Ihre Rolle ist gar nicht schlecht gelöst, besteht letztendlich aber nur aus der obligatorischen weiblichen Dekoration als Handlungsgrund, und so kann man es eigentlich nur begrüssen, dass sie für den zweiten Teil neu besetzt wurde. Schlussendlich muss man selbstverständlich ein Wort über Gary Oldman verlieren, der als Gordon in einer kleinen, aber feinen Rolle überzeugt. Den Mann muss man einfach mögen. 
Diese Darsteller bilden trotz Schwächen eine solide Ausstattung für einen Film, der bei weitem kein grossen Schauspielkino sein, sondern ein fesselnde Geschichte erzählen will. 

Doch Nolan begnügt sich nicht mit diesen simplen Schauwerten und der oberflächlichen Geschichte, und versucht, hintergründig etwas Anspruch in die Sache zu packen. Durch den ganzen Film hindurch begleitet uns nämlich das zentrale Thema der Angst, das Nolan aus verschiedenen Richtungen beleuchtet. Schade, dass das zwar der Handlung durchaus etwas Tiefe verleiht, aber insgesamt dem Zuschauer wenig neue Einsicht bringt. Nicht zuletzt in der Star Wars-Reihe wurde das Thema Furcht schon dermassen massenträchtig behandelt (man denke an Yoda), weshalb die Sache hier teilweise etwas abgelutscht wirkt.

Insgesamt ist "Batman Begins" etwas erfrischend neues. Nämlich die Geburtsstunde eines düsteren Helden, die praktisch durchgängig auf hohem Niveau unterhält, da der ganze Film schliesslich hervorragend inszeniert ist. Trotz allem bleibt jedoch der Gedanke, dass ungenutztes Potential vorhanden ist, dass Batman mehr als sehr guter Mainstream sein könnte. 

"Batman Begins" ist die wohl gelungenste Leinwand-Wiedergeburt der Superheldengeschichte. Kein Film dieser Gattung war bisher so comichaft überzeichnet und doch so felsenfest realistisch, so simpel und doch so packend. Über einige kleine Schwächen darf man da hinwegsehen. 

ca. 8 von 10 Punkten


Weitere Bilder:





Mittwoch, 20. August 2008

Why so serious?


Man sagt, Schadenfreude sei die schönste Freude. Das ist eine Lüge. Denn wir wissen nicht erst seit Star Wars I, dass Vorfreude die schönste Freude ist. Und nun hat sie wieder zugeschlagen, diese Vorfreude. Mit voller Wucht. Wie ich hier schon berichtet habe, hat schon seit längerer Zeit die Onlinegrosskampagne zum neuen Batman-Streifen The Dark Knight das Internet plattgewalzt. Mit der Euphorie kam grenzenlose Vorfreude auf, die dadurch noch gepusht wurde, dass der Film in den Staaten sensationell anlief und mit beinahe fanatischer Leidenschaft aufgenommen wurde. Und natürlich müssen wir hier im unwichtigen Europa wieder so verdammt lange auf den Film warten! 

Irgendjemand wartet bekanntlich immer. Und das Warten hat ja auch mal ein Ende. Nämlich heute. Endlich. In genau 10 Minuten habe ich meinen Laptop abgeschaltet und bin auf dem Weg zum Kino. Mit einem gehörigen Mass an Vorfreude im Bauch. Wehe, sie enttäuschen mich, Master Wayne! 


Samstag, 16. August 2008

Before the Devil Knows You're Dead (Kino Review)



Before the Devil Knows You're Dead

May you be in heaven half an hour 
before the devil knows you're dead.   
- Irischer Trinkspruch

Manche Menschen gehen mit 60 in die Pension, aber nicht Sidney Lumet. Der Regieveteran, der in seinen Filmen schon Stars von Henry Fonda bis Al Pacino gross machte, scheint auch mit 84 noch putzmunter und dreht weiterhin fröhlich Filme. Und der alte Hase kann das besser als je zuvor.

Andi hat ein Problem. Er hat über längere Zeit Gelder seiner Firma veruntreut und erfährt nun, dass eine Kontrollbehörde kommt. Auch bei Hank steht es nicht gerade gut, steckt er doch bis zum Hals in den Schulden. Andi und Hank sind Brüder. In ihrer Not beschliessen sie, den Juwelierladen ihrer Eltern auszurauben. Schliesslich haben sie dort gearbeitet, wissen also genau Bescheid und die Eltern sind ja sowieso versichert - ein todsicheres Ding. Doch es kommt anders.

New York ist ein Planet. Der Weltstadt wurden schon unzählige filmische Denkmäler gesetzt, darunter auch einige von Lumet wie Dog Day Afternoon. Auch Before the Devil Knows You're Dead spielt in NY. Hier erleben wir eine Geschichte, die so realistisch ist, wie man es am liebsten gar nicht wahrhaben würde. Lumet stellt uns gnadenlos ehrlich vor die Tatsache, dass Menschen alles für Geld tun, und ihre Konsequenzen. Dabei bietet er zwar klassisches Psycho-Kino, verpackt es aber in eine moderne Form, nämlich indem der Film das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und in Fragmente zerlegt zeigt, sodass der Zuschauer erst mit der Zeit ein klares Bild der Ereignisse erlangt. Das mag auf den einen oder anderen verwirrend wirken, schafft aber - sofern man mit Interesse dabei ist - gehörige Spannung. 

Das Drehbuch ist das Debüt von Theaterautor Kelly Masterson und besticht in erster Linie durch eine verblüffend glaubwürdige, höchst durchdachte Charakterzeichnung. Im Scheinwerferlicht stehen zwei sehr unterschiedliche Brüder, die im Leben versagt haben und in ihrer Verzweiflung einen gefährlichen Schritt wagen. Der Film lebt von seinen psychologischen Konflikten, was natürlich zu einem grossen Teil den Schauspielern zu verdanken ist. Philip Seymor Hoffman in einer weiteren Hauptrolle sehen zu dürfen, ist ein Genuss, und er liefert eine grossartige Leistung. Ethan Hawke (Dead Poets Society) macht hier wieder mal das, was er am besten kann: das Weichei spielen. Diese Rolle beherrscht er wirklich grandios und sprüht nur so von innerer Zerrissenheit. Auch der Rest des Castes spielt unter Lumets Hand beachtlich und ergänzt sich zu einem überzeugenden Ensemble, das sich in einem gegenseitigen Netz von verzwickten zwischenmenschlichen Beziehungen befindet. Das ist Schauspielkino der alten Schule, sicher nicht jedermanns Sache. Schade, dass das Ende etwas befremdend und lieblos wirkt. 

Man mag nach diesem Film nicht wissen, in welcher genauen Reihenfolge die Szenen stehen, wie es in der Geschichte so weit kommen konnte oder wie jemand so viel Pech haben kann, aber eines weiss man: The world is an evil place. Das Geld ist der Teufel unserer Gesellschaft, die Gier danach die verbreitetste Sünde. Es ist allgegenwärtig, es scheint beinahe allmächtig, es ist das Schmieröl in den Getrieben des Bösen. Es verfolgt uns. Andi und Hank versuchen, diesem Teufel zu entkommen, indem sie mit einer Sünde die andere bereinigen. Doch es kommt, wie es kommen muss: Beide werden hineingerissen in eine Spirale des Bösen, die mit jeder Drehung schlimmere Züge annimmt. Denn irgendwann holen uns alle unsere Sünden ein, das scheint der Film uns sagen zu wollen. Auch wenn Andi in seiner Verzweiflung alles daran setzt, seiner Welt zu entkommen, in das Land des Glücks zu fliehen und ein neues Leben anzufangen, bevor sie ihn einholen. Eben. May you be in heaven, half an hour before the devil knows you're dead.

"Before the Devil knows you're dead" ist ein Psychodrama über zwei Männer im Strudel des Bösen: packend erzählt, furios gespielt.

aufgerundet ca. 9 von 10 Punkten

Freitag, 15. August 2008

Terminator 1-3



- Das grosse Terminator-Review -


Es waren einmal die guten alten 80er. Damals wurde der Actionfilm neu erfunden und nahm seine Gestalt an, die, in den 90ern noch zugeschliffen, er mehr oder weniger noch heute hat. Diese Zeit des Umbruchs bracht in erster Linie drei grosse Testosteron-Helden hervor: Bruce Willis, Silvester Stallone und Arnold Schwarzenegger. Welchen man favorisiert, soll jeder selbst entscheiden, für mich ist es ganz klar Bruce Willis als McClane. Aber auch Arni's "Terminator"-Trilogie ist zu Recht legendär. Sie beginnt 1984:

The Terminator


Los Angeles im Jahr 2029: Die Erde ist nach einem Atomkrieg verwüstet, der Großteil der Menschheit ausgelöscht. Eine Handvoll Rebellen unternimmt unter der Führung von John Connor den Aufstand. Im Jahre 2029 stehen die Menschen kurz vor dem Sieg über die Maschinen. Deshalb schickt das Computersystem Skynet einen Terminator des Typs T-800 Modell 101 in das Jahr 1984. Der Terminator soll Skynets ärgsten Feind auslöschen, bevor dieser ihm gefährlich werden kann: Seine Aufgabe ist es, Sarah Connor zu töten, bevor sie ihren Sohn John gebären kann. Die Rebellen ihrerseits schicken Kyle Reese in die Vergangenheit, um Sarah zu beschützen. In einem direkten Kampf gegen den T-800 hätte Kyle gegen die hochentwickelte Maschine keine Chance, er hat jedoch einen Vorteil: Durch ein vergilbtes Foto weiß er im Gegensatz zum Terminator, wie Connors Mutter zu jener Zeit aussieht.
(frei nach Wikipedia)

The Terminator ist kein Blockbuster. James Cameron, heute einer der berühmtesten Regisseure Hollywoods, war damals ein niemand, der mit kümmerlichen 6.4 Millionen Dollar Budget und einem österreichischen Bodybuilder, der zuvor in einer komischen Comic-Verfilmung mitgespielt hatte, einen Science Fiction Film drehen wollte. Nach dreimonatigen chaotischen Dreharbeiten und viel Schweiss und Blut, das von allen Beteiligten in den Film gesteckt wurde, stand das Endprodukt und es hätte sich wohl niemnd träumen lassen, dass dies einer der wegweisendsten und berühmtesten SciFi-Filme aller Zeiten werden würde. Dass er dies wurde, ist Cameron's Können anzurechnen. Dieses beweist er zuerst mit dem Drehbuch, das er zusammen mit Gale Anne Hurd schrieb.
Es gibt viele Filme über Zeitreisen; es gibt gute (The Butterfly Effect, Donnie Darko, Back to the Future, 12 Monkeys) und es gibt schlechte (Timeline, Sound of Thunder). "Terminator" darf man getrost zu den Guten zählen. Cameron verbindet nicht nur eine glaubwürdige Zeitreise-Story mit einem faszinierenden, intelligenten Zukunftsszenario, nein er packt dies alles auch noch als Hintergrundhandlung in einen Actionfilm. Natürlich ist der Film weder Kopfkino noch kompliziert-vielschichtig aufgebaut, aber er bringt das Kunstück fertig, "simpler" Unterhaltung eine solide, hochinteressante Basis zu geben. Denn in erster Linie ist es ein Actionthriller, der auf klassische Spannung setzt, die von typischen Verfolgungsjagden bis hin zu Horror reicht. Und es funktioniert fantastisch. Das Drehbuch ist erstklassig und erzählt eine extrem spannnde Jagd mit vielen tollen Einfällen, wie man sie seither höchstens mit dem Sequel vergleichen kann. Auch an den Figuren gibt es nichts zu beklagen. Reese ist ein Soldat, der in einer zerstörten, hoffnungslosen Welt aufgewachsen ist und nur durch ein Photo von der grausamen Realität fliehen konnte. Als die Gelegenheit kommt, entscheidet er sich sofort dafür, sich für diese Mission zu opfern. Er ist ein Abgesandter aus einer dunklen Zukunft, verloren in der Vergangenheit, der nicht zurück kann und sein Leben dafür gibt, die Zukunft in Form eines ungeborenen Babys zu retten. Er wird von Michael Biehn sehr intensiv verköpert und lässt den Zuschauer anfangs etwas kalt, mausert sich mit der Zeit aber zu einem echten, vielschichtigen Sympathieträger. Auch seine Beziehung zu Sarah ist mehr als glaubwürdig und so verliert der Film auch in seinen ruhigen Szenen nichts an Stärke. Trotzdem, Reese ist keine grosse Filmfigur, wie sich die Welt noch Jahrzehnte später daran erinnert. Aber der Termintor ist es. Schwarzenegger als Android ist einfach nur Kult und jede mechanische Bewegung, jeder stahlharte Blick sitzt. Tausend Mal wurde er seither kopiert, aber nie erreicht. Er ist ein grandioser Bösewicht, kein menschlicher Gegner, sondern eine gnadenlose, beinahe unbesiegbare Killermaschiene, die sich nicht abschütteln lässt, was einen ungeheur spannungsreichen Effekt ergibt. Dies wurde später im Sequel noch perfektioniert, während ähnliches beispielsweise auch in "Matrix" mit Agent Smith funktioniert hat. Dazu kommen seine äusserst spährlich gesetzten One-liner (insgesamt spricht er im Film etwa 70 Wörter), in erster Linie natürlich "I'll be back".
Auch die Figur von Sarah Connor ist bemerkenswert, da sie während des Filmes eine tiefgreifende Wandlung durchmacht. Ist sie zu Beginn eine ganz gewöhnliche junge Frau unter Tausenden, wie man sie vielen Filmen sieht, so akzeptiert sie während des Filmes, dass sie eine Aufgabe hat. Sie weiss, dass die Zukunft düster ist und was vor ihr liegt. Linda Hamilton passt gut in die Rolle und insgesamt ist sie als Figur geradezu eine Steilvorlage für den zweiten Teil.

Durch die richtigen Schauspieler und ein tolles Drehbuch ist Spannung also garantiert, dazu kommt Camerons Inszenierung. Natürlich war er noch einiges entfernt von seiner handwerklichen Perfektion, die er sich später aneignet, aber die düstere Atmosphäre und das rasante Tempo ist schon hier bemerkenswert. Vor allem die Actionszenen sind für das niedrige Budget erste Sahne und mit den wuchtigen Schiessereichen und Explosionen noch heute top Unterhaltung. Dazu kommen ebenfalls erstaunlich hochwertige Effekte wie futuristische Gleiter und animierte Roboter. Klar, sie sind heute etwas verstaubt und in dieser Hinsicht war der zweite Teil bei weitem revolutionärer, aber gerade deswegen haben sie auch irgendwie einen eigenen Charme. Zu erwähnen ist auf jeden Fall noch der berühmte mechanische Soundtrack von Brad Fiedel, dessen Hauptthema sicher jeder schon einmal gehört hat.

Insgesamt ist "The Terminator" ein sehr guter Film, der vor allem durch einen intelligenten Hintergrund punkten kann und sich deutlich von anderen Actionfilmen abhebt. Perfekt ist er bei weitem nicht, verdient aber einen Ehrenplatz in der Ahnengallerie des Science Fiction. Glücklicherweise liess es Cameron nicht dabei bewenden und löste das Versprechen "I'll be back" 1991 mit "Terminator 2: Judgement Day" ein.

"The Terminator" ist ein Actionthriller mit einer faszinierenden Cyberpunk-Rahmenhandlung, einer spannenden Story, explosiver Action und einem unsterblichen Bösewicht. Klassiker!

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten


Terminator 2: Judgement Day


James Cameron ist einer jener Regisseuren, die man als visionär bezeichnen darf. Wenige haben mit ihren Filmen die Special Effects derart vorwärts gebracht und wenige haben solche Kassenschlager geschaffen wie er. Die bahnbrechendsten Computereffekte sind ohne Zweifel in Terminator 2 zu sehen.

Ein Terminator des Typs T-800, ein Android, das gleiche Modell, das im ersten Teil der Terminator-Trilogie den Auftrag hatte, John Connors Mutter zu töten, wurde von der Widerstandsbewegung umprogrammiert und durch die Zeit zurückgeschickt. Sein Ziel ist es, den zehnjährigen John Connor, den zukünftigen Anführer der Menschheit, im Kampf gegen die Maschinen zu beschützen. Sein Gegenspieler ist ein Prototyp des T-1000, mit dem Auftrag, John Connor zu töten. Er ist dem T-800 bei weitem überlegen, aber John und der T-800 schaffen es vorerst, ihm zu entkommen. John bittet den Terminator, ihm dabei zu helfen, seine Mutter aus einer Nervenheilanstalt, wo sie seit einigen Jahren festgehalten wird, zu befreien. Doch sie wissen, dass der T-1000 genau diesen Schritt vorausahnen wird.
(frei nach Wikipedia)

Heutzutage sind sie allgegenwärtig, die Computeranimationen. Natürlich sind sie noch längst nicht perfekt, aber mittlerweilen sind sie so weit, dass Grossproduktionen praktisch keine darstellerischen Grenzen mehr gesetzt sind. Mit all den Blockbustern am laufenden Band sind wir heute beinahe schon übersättigt von einem Bilder-Luxus, den frühere Generationen nicht einmal ansatzweise hatten. Unter anderem gab es zwei Dinge, die lange Zeit als nicht glaubwürdig realisierbar galten, nämlich Wasser/Flüssigkeiten und Fell/Haare, sozusagen die Königsdisziplinen der Animation. Während Haare erst 2001 mit Final Fantasy zufriedenstellend dargestellt werden konnten (was letztes Jahr mit "Ratatouille" zur Perfektion gebracht wurde), so gelang die Animation von ersterem schon 10 Jahre zuvor, mit, sie haben es eraten, "Terminator 2". Hier treffen wir auf den T1000, eine Maschine aus flüssigem Metall, welche die Form von praktisch allen Materialen annehmen kann. Wenn sie also durch Metallgitter "flutscht", aus dem Boden herauskommt oder ihre Arme in Messer verformt, dann ist das für das heutige verwöhnte Auge zwar nichts ungewöhnliches mehr, war aber 1991 eine Revolution. Der Stolz ist ganz offensichtlich, mit dem der Film seine Effekte genüsslich zur Schau stellt und sie sind tatsächlich so gut, dass sie kaum negativ auffallen, was manchen Filmen wie "Hulk" ja heute noch nicht gelingt. Die Spezialeffekte von "Terminator 2" sind auf jeden Fall brilliant und bescherten ILM seinen 11ten, mehr als verdienten Oscar.

Doch was nützen die besten Animationen, wenn sie nicht schlau in den Film eingebunden sind? Bei Final Fantasy beispielsweise stand man schlussendlich ja vor dem Problem, dass hinter den beeindruckenden Bildern nichts gescheites vorhanden ist. Anders hier. Mit dem T1000 hat Cameron einen einzigartigen Filmbösewicht geschaffen, der dem Zuschauer einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt, für unerhörte Spannung sorgt und dem T800 aus dem ersten Teil um wenig nachsteht. Ihm gegenüber steht der gute alte Arnold Schwarzenegger, neuerdings angesehener Politiker, der zwar nicht gross schauspielern muss, aber in seiner legendärsten Rolle absolut cool in Szene gesetzt ist, noch cooler als im Vorgänger. ( Dazu gehören natürlich auch kultige One-liner wie "Hasta la vista, baby!" )
Und damit sind wir auch schon beim genialen Zwist von "Terminator 2" angelangt: War der T800 im ersten Teil ein gnadenloser, furchtbarer Bösewicht, so wird er hier in umprogrammierter Form aus der Zukunft zurückgeschickt, um John Connor zu retten. Den Bösewicht aus dem Vorgänger plötzlich gut werden zu lassen, ist auf alle Fälle eine ausreichend originelle Idee für ein Sequel. Doch auch hier gilt, eine gute Idee alleine macht noch keinen guten Film. Glücklicherweise war Cameron, der auch das Drehbuch schrieb, einmal mehr mit äusserster Sorgfalt am Werk und legt seinem Film eine Story zugrunde, die für einen Actionfilm erstaunlich durchdacht und ausgeklügelt ist. John Connor ist ein Halbwaise, der nie in einem gesicherten, liebevollen Umfeld aufwachsen konnte, ein Rumtreiber, der, als der T800 auftaucht, ohne Zögern die Gelegenheit wahrnimmt, aus seiner bekannten Welt zu fliehen. Sehr bald freundet er sich mit ihm an, erzählt ihm endlos vom Leben als mensch, versucht ihm sogar menschliches Verhalten beizubringen. Diese Konstellation, diese Beziehung zwischen dem Jungen und der Killermaschiene, gibt der ernsten Handlung eine Abwechslung in Form von einfühlsamen und menschliche Szenen, was den Film unglaublich sympathisch macht. Im starken Konstrast dazu steht Sarah Connor, welche - ebenfalls eine bemerkenswerte Idee - sich im Vergleich zum ersten Teil in krasser Weise gewandelt und eine nur logische Entwicklung durchgemacht hat. Sie hat die Hölle auf Erden gesehen und scheint jegliche Lebensfreude verloren zu haben, da sie weiss, was die Zukunft bringt. Sie ist eine Rebellin, eine Einzelgängerin, eine Kriegerin, nicht dazu geeignet, ein Kind grosszuziehen. Sie ist etwas komplett anderes als das gängige Rollenmuster von Frauen in Actionfilmen und viel mehr ein starke weibliche Heldin als viele Pseudo-Amazonen ala Resident Evil, da sie schlicht und einfach Charakter hat.
Diese vier überzeugenden Figuren verstrickt Cameron in ein Handlungsnetz, das zwar in Blockbuster-Tradition simpel, aber nicht minder effektiv ist. Denn das Drehbuch ist flüssig, unvorhersehbar und einfallsreich, wie man es einfach lieben muss. Zusammen mit Camerons grandios-überzeugender Regiearbeit ergibt das einen sehr sehr spannenden Film, der den Zuschauer keine Sekunde loslässt. Und natürlich muss man die Actionsequenzen erwähnen, die so explosiv und wuchtig sind, wie man es sich nur wünschen kann. Nicht nur die Lastwagen-Verfolgungsjagd ist schliesslich legendär. Terminator rockt. Ein rundum begeisternder Film, der beweist, das Sequels auch mal besser sein können als der Vorgänger. Schade, dass die Reihe 12 Jahre später etwas mau fortgeführt wurde.

"Terminator 2: Judgement Day" ist perfektes, zeitloses Unterhaltungskino: atemberaubend, einzigartig und wahnsinnig fesselnd. Wegweisend!

abgerundet ca. 9 von 10 Punkten


Terminator 3: The Rise of Machines


Es ist schon etwas heikel, wenn man nach 12 Jahren eine erfolgreiche Filmreihe aus den 80ern mit einem neuen, unbekannten Regisseur wiederbeleben möchte. Zwei mal war das bisher der Fall, bei Die Hard hat es geklappt, während es das Schicksal mit Terminator 3: The Rise of Machines nicht ganz so gut meinte. Leider.

Das Jahr 2004: John Connor, mittlerweile erwachsen, ohne Wohnsitz, ohne Telefonnummer, ohne Freunde, ohne Familie. Er wandert seit dem Tod seiner Mutter Sarah Connor, die 1997 an Leukämie starb, ziellos umher. Der Tag des jüngsten Gerichts, der Krieg zwischen Mensch und Maschinen, der ursprünglich 1997 stattfinden sollte, war verhindert worden. Doch kurze Zeit später trifft via Zeittunnel die Terminatrix T-X (Kristanna Loken) ein – ausgestattet mit integrierten Waffen und mit der Fähigkeit, andere Computer zu steuern. Ihr Auftrag lautet, alle wichtigen Offiziere des späteren Widerstands, die den Terminatoren und Skynet gefährlich werden können, auszuschalten – einschließlich John Connor. Nach der Beschaffung von Kleidung und Fahrzeug macht sich die T-X auf den Weg, ihre Ziele auszuschalten. Bald trifft via Zeittunnel auch der Terminator der T-850 Modell 101 (Arnold Schwarzenegger) ein. Seine Mission: Das Überleben von John Connor und Kate Brewster, einer ehemaligen Bekannten Connors, zu sichern. Die Jagd beginnt.

"Terminator 2" war eine gute Fortsetzung, weil er Ideen hatte, weil er Neues bot. Das ist der erste und grösste Fehler von "Terminator 3". Man muss nur die Handlungszusammenfassung lesen und beginnt zu gähnen. Wie soll das funktionieren, exakt die selbe Ausgangslage - böser Terminator hinter Connor her, guter beschützt ihn - noch einem neu aufzusetzten? Natürlich lässt sich das nur dadurch erklären, dass der Meister selbst nicht mehr am Werk war, sondern das Drehbuch von John Brancato und Michael Ferris geschrieben wurde, welche später auch noch Catwoman verbrochen haben. Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen fällt der Dritte in Sachen Spannung und Suspense deutlich ab. Wie die Figuren im Film bewegt sich der rote Faden etwas hilflos und verloren durch die weite Wüste, ohne gross die Thrillerschraube anzuziehen oder den Zuschauer zu fesseln. Die Charaktere sind passabel, genauso wie die Dialoge, während die Darsteller von John und Kate, Nick Stahl und Claire Danes, nicht sehr zufriedenstellend agieren. Sie schaffen es einfach nicht, wirklich Emotionen rüberzubringen und dem Zuschauer gross im Gedächtnis zu bleiben. Auch Arnold Schwarzenegger ist längst nicht mehr so cool wie damals, geschweige denn so sympathisch, sonder eher blass. Natürlich kann er seine tollen One-liner von sich geben und neuerdings kommt er auch in selbstironischem Gewand daher. Die Macher scheinen nämlich durch Ironie den von den Vorgängern teilweise übernommenen Szenen Frische verleihen zu wollen. Das funktioniert anfangs ganz gut, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass auf die Dauer zu wenig geschieht. Dafür gibts was fürs Auge. Es kommt dem Männerherz ja schliesslich auf die Krawallszenen an, und die sind klasse. Nicht wegweisend, nicht innovativ, aber wuchtig, schiesswütig und explosiv. Autos, Häuser, Klos; alles Erdenkliche wird mit beinahe kindlicher Freude zertrümmert und mittendrin macht Kristanna Loken auch noch eine gute Figur. Unterhaltung kann man das ohne Zweifel nennen. Somit hat Regisseur Jonathan Mustow seine Hausaufgaben durchaus gemacht.

"Teriminator 3" mag über weite Strecken gemächlich-durchschnittlich wirken und für Fans eine ziemliche Enttäuschung sein - fehlt doch beispielsweise die Thematik der atomaren Ängste völlig - aber er schafft es, mit dem Schluss nochmals einiges gut zu machen. Als ob die Stunde Film bis dahin nur Füllmaterial gewesen wäre, um endlich dies drehen zu können, bildet der Schluss einen waschechten Höhepunkt, der nun endlich mit der ersehnten Storydichte daherkommt. Zwar ist die Auflösung von der Botschaft her im Kontext zu Teil 2 fragwürdig, aber sie lässt richtiges Terminator-Feeling aufkommen. Und es spielt ja schlussendlich vor allem das Gefühl eine Rolle, mit dem wir das Kino verlassen. 

"Terminator 3: The Rise of Machines" fällt gegenüber den Vorgängern deutlich ab, vermag aber durch bombastische Action, Arnold Schwarzenegger und ein tolles Showdown zu unterhalten.

ca. 7 von 10 Punkten


Auch wenn Teil 3 nich das Erhoffte war, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Für 2009 ist nämlich schon Terminator Salvation angekündigt, von dem es auch schon einen Trailer zu sehen gibt. Es darf bezweifelt werden, ob ein Terminator-Film ohne Arni funktioniert, da es für ihn defnitiv nicht mehr "I'll be back" heissen wird, aber anderseits wird John Connor von Christian Bale gespielt und erlebt den Krieg gegen die Maschinen. Das ist doch auch mal was neues. Also, bis dahin: Hasta la vista, Baby!



Hancock (Review)



Hancock

Man könnte meinen, 2008 sei das Jahr von Will Smith. Zumindest in Sachen Präsenz könnte das zutreffen, denn mit I am Legend und Hancock ist er dieses Jahr in ganzen zwei grossen Blockbustern zu sehen. Schliesslich ist er nicht erst seit gestern die wahrscheinlich zugkräftigste Lokomotive Hollywoods und lockt die Massen ins Kino, was mit jeweils über 500 Mio eingespielten Dollar auf jeden Fall funktioniert. Doch in Sachen Qualität scheint 2008 so gar nicht sein Jahr zu sein. Nach dem lauen "I Am Legend" ist "Hancock" ein weiterer Abstieg.

Die Handlung ist keine grossen Worte wert: John Hancock ist ein Superheld der anderen Art. Er ist unbeliebt, unrasiert, unhöflich und ständig betrunken, zerstört merh als er rettet und wird mittlerweilen von der Polizei gesucht. Doch Ray Embey, seines Zeichens PR-Berater, weiss wo man ansetzten kann: Hancock hat ein Imageproblem.

Das waren noch Zeiten, als Will Smith in richtig guten Filmen zu sehen war. Man denke nur an I, Robot, Independence Day und erst Enemy of the State. Was "Hancock" fehlt, um ein guter Film zu sein, sind Welten. Hilfreich wäre beispielsweise eine gute Story. Was er nicht hat. Im Gegenteil, das Drehbuch von "Hancock" ist so schlecht, wie es bei einem 150-Mio Dollar Film doch eigentlich gar nicht sein kann. Entweder sind ihnen die Ideen ausgegangen, oder die guten Schreiberlinge Hollywoods sind gerade alle beschäftigt. Die Idee ist ja an sich gar nicht unbedingt schlecht, die Superheldenfilme zu parodieren. Leider ist sie so simpel, billig, vorhersehbar, einfallslos und unspektakulär ausgeführt, dass auch die bescheidensten Hoffnungen enttäuscht werden. Da ist man doch glatt gewillt zu verzeihen, dass die Figuren nicht der Rede wert sind. Dem Ganzen wird dadurch die Krone aufgesetzt, dass der ganze Film wie zusammengestutzte Einzelszenen wirkt, ohne ansatzweise Fahrt aufzunehmen. Und das erreicht man auch nicht mit schnellen Einstellungen und rasanten Schnitten. Dabei hätte es wirklich mehr geben können. Denn nach einem eher misslungenen, lächerlichen Anfang wird der Film im Mittelteil teilweise sogar ziemlich witzig, unterhaltsam, leichtfüssig und flüssig, nicht grossartig, aber sehenswert und lässt erahnen, was möglich gewesen wäre. Und dann setzt etwa nach 50 Minuten die Katastrophe ein. Plötzlich scheinen wir uns in einem anderen Film zu befinden und uns wird eine haarsträubende Superhelden-Story auf Kinderniveau an den Kopf geworden. Plötzlich nimmt sich der Film todernst und landet endgültig in der Fallgrube der Lächerlichkeit. Schade. Nicht, dass eine Zweiteilung der Handlung unmöglich wäre, man denke nur an Full Metal Jacket, aber man muss schon mit etwas Sorgfalt an die Sache gehen. Von der Story her ist "Hancock" mehr lächerlich als interessant.

Da hilft auch ein grosses Budget nichts mehr. Optisch gibt der Film zwar durchaus etwas her, aber die CGIs sind rein gar nichts besonderes und vermögen die Löcher auch nicht zu stopfen. Die Musik gefiel mir nicht besonders, was aber nichts zu bedeuten hat. Ich denke, für den Hip Hop Geschmack ist sie ziemlich gelungen. 
Über die Schauspieler gibt es keine grosse Lobreden zu schwingen. Natürlich, Charlize Theron sind fantastisch aus, zeigt hier aber nicht einmal ansatzweise ihr Können und wirkt einfach unglaubwürdig. Ähnliches gilt für Will Smith, mit einem grossen Unterschied: Er ist Will Smith. Verdammt nochmal, der Typ kann machen was er will, er kann die dümmste Rolle der Welt spielen und ist immer noch sympathisch. Man muss ihn einfach mögen. Dank ihm, und nur dank ihm, ist "Hancock" zu einem sehenswerten Film geworden. Aber längst kein guter Film. Es ist zu hoffen, dass dies nur ein befristetes Tief von Smith's Karriere darstellt.

"Hancock" ist ein teurer, ungeschliffener, mies geschriebener Pseudo-Superheldenfilm, der sich selbst viel zu ernst nimmt und nur dank Will Smith sehenwert ist.

ca. 4 von 10 Punkten


Übrigens: In der renommierten (*hüstel*) Filmzeitschrift CINEMA wurde "Hancock" als der bisher beste Film des Jahres bezeichnet. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder heulen sollte, als ich das las. 

Donnerstag, 14. August 2008

The Chronicles of Narnia: Prince Caspian (Kino Review)



The Chronicles of Narnia: Prince Caspian

Nachdem The Lord of the Rings 2001 die Welt erobert hatte, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die Fantasy-Buchreihe "Narnia" von Tolkiens Zeitgenossen C. S. Lewis neu verfilmt würde. Es wäre schliesslich ein Wunder, wenn sich Hollywood die Chance auf einen solchen Kassenschlager entgehen liesse, den man auf sage und schreibe fünf Teile auswalzen könnte. Genauer gesagt nahm Walt Disney das Projekt in Angriff und verpflichtete als Regisseur Adrew Adamson, der schon mit Shrek bewiesen hatte, dass er Gross und Klein gleichermassen unterhalten konnte. Denn im Gegensatz zu "Herr der Ringe" ist die Geschichte um Narnia kein erwachsenes Epos, sondern eines der bekanntesten Kinderbücher Englands. 2005 erschien also The Lion, the Witch and the Wardrobe und das kindergerechte Effektspektakel mag bei den Kritikern verhalten aufgenommen worden sein, aber die Einnahmen übertrafen die hoch gesteckten Erwartungen und so folgt diesen Sommer nun The Chronicles of Narnia: Prince Caspian, der zweite Teil und die Verfilmung des vierten Buches. 

Mitten in der Nacht wird auf einem düsteren Schloss ein Kind geboren. Es ist das Kind des Regenten Miraz, welcher über das Volk der Telmarer herrscht, solange Kronprinz Kaspian noch jung ist. Sofort schickt Miraz einige Soldaten zu Prinz Kaspian, um diesen töten zu lassen. Der junge Mann wird jedoch von seinem Lehrer Doktor Cornelius gewarnt und fortgeschickt. Auf der Flucht in den Wald trifft er einige Narnianen, die die Telmarer eigentlich für schon ausgestorben bzw. für Fabelwesen halten. Doch die Soldaten von Miraz sind Kaspian auf den Fersen und greifen ihn an. In der Not bläst Kaspian in ein Horn, welches Cornelius kurz vor seinem Aufbruch gab und welches Hilfe herbeirufen sollte. Der Sage nach gehörte es einst im goldenen Zeitalter Narnias Königin Susan und soll in der Lage sein, die alten Könige von damals zurückzuholen. Und tatsächlich, im England der Kriegsjahre werden Lucy, Edmund, Susan und Peter plötzlich aus ihrer Welt herausgerissen und landen wieder in Narnia. Doch sie müssen feststellen, dass das eine Jahr in ihrer Welt für Narnia eine Zeitspanne von über tausend Jahre bedeutete und ihr Königreich untergegangen ist. Es gilt, Narnia zurückzuerobern. 
(frei nach Wikipedia)

Literaturverfilmungen sind so eine Sache. Schon immer stellen sie einen grossen Teil der Filmproduktionen dar und jedes Mal stellt sich die Frage, wie sehr sich die bewegten Bilder an die Vorlage halten sollen. Während der erste Teil von Narnia eine ausserordentlich treue Buchumsetzung war, was vor allem in der ersten Hälfte fantastisch funktionierte, geht der zweite Teil nun einen gänzlich anderen Weg. Tatsächlich kann man die Szenen, die aus dem Roman stammen, an einer Hand abzählen. Was an sich nichts schlechtes ist. Lewis' viertes Narnia-Band bietet wirklich nicht genug Stoff für einen abendfüllenden Blockbuster, aber viel Raum für Erweiterungen. Und schlecht wurde die Sache von den Drehbuchautoren, darunter Adamson, auch nicht unbedingt gelöst, sondern es wurden Szenen eingefügt, die nicht stören und erstaunlich gut ins Gesamtbild passen. Leider ist genau dieses Gesamtbild das Problem. Denn man wird über die ganze Länge (stattliche 144 Minuten) das Gefühl nicht los, Butter zu essen, die auf zu viel Brot gestrichen wurde. Es fehlt dem Drehbuch an Tempo und Spannung, was sich auch mit noch so teurer Inszenierung nicht korrigieren lässt. Die Story dümpelt vor sich hin, ist nett anzusehen und überzeugt im Sinne klassischer Struktur, aber es fehlt ihr der Drive. Man hätte den Film gut auf zwei Stunden kürzen können und auch dann fehlt ihm noch etwas, beispielsweise eine richtige Superszene, etwas das einfach in Erinnerung bleibt und das ein solcher Film im Gegensatz zum Buch schlicht braucht. Und da hilft es auch nicht, wenn Adamson ab und zu zum grossen Bruder hinüber äugt, als hoffe er, dort die grosse Inspiration zu finden. Zwar schafft es "Prinz Kaspian" durchaus, dein eigenen Narnia-Stil weiter zu pflegen und auf eigenen Füssen zu gehen, aber das ändert nichts daran, dass er im omnipräsenten Schatten von "Herr der Ringe" steht. 

Schauspielmässiges hat der Film ebenfalls nichts, das einen zu Beifallsstürmen veranlassen würde. Georgie Henley überzeugt immerhin als Lucy, Skandar Keynes (Edmund) hat sich gebessert und Anna Popplewell (Susan) ist annehmbar. William Moseley als Peter gefällt leider immer noch nicht, im Gegenteil. Seine inneren und äusseren Konflikte wirken etwas aufgesetzt und unglaubwürdig, sein Gesicht kann einem sogar auf die Nerven gehen. Etwa das selbe gilt für Ben Barnes (Prinz Kaspian), mit dem Unterschied, dass dieser zusätzlich noch eine doofe Frisur hat. Die beiden wirken zeitweise wie Schaufensterpuppen, die man auf den möglichst breiten Geschmack von 12 bis 16 jährigen Mädchen zugeschnitten hat. Das mag sich meinetwegen bei den Einnahmen auszahlen, trotzdem nervt es. Sergio Castellitto ist akzeptabel als Bösewicht und der restliche Cast besteht entweder aus Zentauren hinter tonnenschweren Masken oder aus animierten Plüschtierchen, deren Synchronisation sich in der deutschen Version nicht beurteilen lässt. 

Es gibt auch gute Nachrichten: "Prinz Kaspian" ist zum verlieben. Nicht als Film, aber als bewegte Postkarte von Neuseeland, Tschechien und wo er sonst noch gedreht wurde. Hach, diese Wälder! Hach, diese Schluchten! Hach, diese Küste! Die Landschaft wurde toll gefilmt und dazu kommt die Arbeit von Weta, die sich in grossartigem Design und makellosen Computereffekten äussert. Die Bilder sind farbenprächtig, bombastisch und laden zum Träumen ein. Ein Film, den man im grösst möglichen Kino sieht. Auch der Sound ist kräftig und die Filmmusik mitreissend. Nur schade, dass es die selbe ist wie in Teil eins und meistens eins zu eins kopiert wurde. Einzig der Song "The Call" von Regina Spektor ist eine erwähnenswerte musikalische Neuerung. 
Optisch ist "Prinz Kaspian" also sein Geld wert, mehr noch, er schafft es dadurch, viele Unebenheiten zu glätten. Und hinter all dem Getöse steht schliesslich immer noch die Vorlage, ein Märchen über vier Kinder im Wunderland, die über sich selbst herauswachsen müssen und etwas über Mut, Freundschaft und Glaube lernen. "Prinz Kaspian" ist beileibe keine schlechte Fortsetzung, wird dem Buch aber nicht gerecht. Man darf sich auf "The Voyage of the Dawn Treader" freuen, die Verfilmung von Band 5, denn hier müssen die Filmleute wieder weniger Story selbst erfinden. 

"The Chronicles of Narnia: Prince Caspian" ist eine überlange, kantenlose Buchverfilmung, die mittelmässig adaptiert und fantastisch bebildert wurde. Ein Fantasy-Spektakel für die ganze Familie. 

abgerundet ca. 6 von 10 Punkten

Mittwoch, 13. August 2008

Brazil (DVD Review)



Brazil

Es waren einmal sechs junge Männer, die im englischen Fernsehen eine Comedy-Sendung namens "Flying Circus" hatten. Der Erfolg der anarchistisch-genialen Sketche wuchs und wuchs, bis sie 1974 ihren ersten Kinofilm machten, dem weitere folgen. Zwei von ihnen schafften später sogar den Durchbruch im internationalen Filmgeschäft. Der eine ist John Cleese, bis heute ein gern gesehener Gast in Komödien. Der andere ist Terry Gilliam, der sich hinter der Kamera versuchte. Auch er geniesst noch heute hohes Ansehen, lieferte er doch Erfolge wie 12 Monkeys, Fear and Loathing in Las Vegas und natürlich Brazil, dem Science Fiction Film, mit dem er 1985 mit seiner Karriere als Regisseur richtig loslegte.

20:49 Uhr. Irgendwo im 20ten Jahrhundert. Irgendwo in einer riesigen Stadt, die von gigantischen, anonymen grauen Wolkenkratzern beherrscht wird. Es ist Weihnachten. Wegen einem Fliegendreck im Büro eines Beamten wird fäschlicherweise die Fahndung nach einem Buttle statt einem Tuttle ausgegeben. Und so wird kurz darauf bei der Familie Buttle, die gerade gemütlich um dem Christbaum sitzt, die Tür eingebrochen und ein Spezialkommando der Polizei, flankiert von einem Anwalt, stürmt herein, packt den Familienvater und zerrt ihn ein einer Art Zwangsjacke davon, nicht ohne von dessen fassungsloser Frau eine Reihe Forumulare unterscheiben zu lassen und ihr eine Verhaftungsquittung in die Hand zu drücken. Sam Lowry, ein Archivar beim Ministerium für Information, erhält den Auftrag, den Fehler zu beseitigen, doch die Sache gerät ausser Kontrolle.

"Brazil" ist ein komischer Film. Er ist eine negative Zukunftsversion, eine abstruse Dystopie. Hier sind für alles und jeden Formaliäten nötig, die Anzahl der Beförderungen zählt, die Kinder in den Strassen spielen Geiselnahme, ein Bombenanschlag beim Dinner ist nichts Ungewöhnliches und ein Handwerker, der einfach nur ohne Papierkram seine Arbeit tun will, ist ein Terrorist. Auch die Menschen in dem ganzen System sind alle irgendwie krank, seien es lächerlich aufgemotzte ältere Frauen, die von einer Schönheitsoperation zur nächsten rennen, Sekretärinnen, die blind und unbeteiligt protokollieren, oder Büroangestellte, die sich erbitterte Konkurrenzkämpfe um den Schreibtischplatz liefern. Und über allem steht der Staat mit seinen verworrenen, undurchschaubarern, endlos vernetzten Organen, die sich in Gesetzen, Regeln und Bestimmungen gegenseitig übertreffen und mit einem Beamtenheer und einer schlagkräftigen Polizeimiliz die Kontrolle über die Bevölkerung sicher stellen. Es herrscht ein Klima der Angst, des ständigen Verdachts. Sam Lowry ist ein kleines, unbedeutendes Rädchen in diesem gewaltigen, verstaubten, erbarmungslosen Uhrwerk. Im Gegensatz zu seinem Umfeld scheint er noch einen Rest Menschlichkeit zu besitzen, doch er hat die Hoffnung aufgegeben und führt mit beinahe zynischer Gleichgültigkeit sein tristes, ambitionsloses Leben. Erst als er Jill Layton trifft, flammt die Sehnsucht nach zwischenmenschlicher Wärme in ihm auf, was zu einer verzweifelten Form von Mut, Wut und Torheit führt. Doch was soll ein Mensch gegen diese stumme Tyrannei schon ausrichten?

"Brazil" ist ein Film über die Schrecken der Bürokratie, die moderne Form der Diktatur. Es ist kein angenehmer Film, vor allem dank dem gewagten Ende. Er versucht dem Zuschauer dieses Gefühl von Einsamkeit, von Gefangensein, von Machtlosigkeit gegenüber diesem ungreifbaren, übermächtigen Apparat von Institution zu vermitteln. Ein Gefühl, das einem zeitweise geradezu die Kehle zuzuschnüren scheint. Denn in all seiner Intelligenz, Abstraktheit und beinahe avantgardischer Kunsthaftigkeit bleibt der Film sehr direkt, ehrlich, spricht den Zuschauer auf persönlicher Ebene an und nimmt die Missstände der modernen Gesellschaft gnadenlos ins Visier, indem er sie mit einer Zukunftsversion unzimperlich ad Absurdum führt. Und trotz dieser düsteren Botschaft lässt Gilliam genau dort, wo man es nicht erwartet, etwas Platz für Romantik, für Liebe, für Träume. Auf überspitzten Kontrast bedacht, fügt er hie und da eine berührende, in dieser Umwelt magisch wirkende Szene ein und erreicht damit, dass "Brazil" ein Film ist, der nahe geht. Sofern man es zulässt.

Der Zugang zu diesem Werk ist nicht unbedingt leicht zu finden, vor allem aus heutiger Sicht. Die surreale Bildsprache Gilliams ist schliesslich etwas völlig anderes, als der gängige beinharte Realismus des postmodernen Kinos. Auf jeden Fall ist es vorteilhaft, wenn man mit anderen Filme wie The Wall oder A Clockwork Orange, am besten auch mit der aberwitzigen Wallstreet-Satire The Hudsucker Proxy, schon etwas anfangen konnte. Anderseits ist es genau diese kunstvolle Umsetzung, welche "Brazil" unsterblich und noch heute zu einem nicht selten gesehenen Vertreter in Listen der besten Filmen aller Zeiten gemacht hat. Wenn man sich etwas in Gilliam'sche Gewässer vorgewagt hat, dann kann man sich an den übertriebenen Masken, den düsteren Kulissen, den klaustrophobischen Kamerafahrten und den so offensichtlich künstlichen Modellaufnahmen nicht sattsehen. Ausserdem haben die staubigen 80er-Bilder einfach einen ganz eigenen Charme. An Kreativität fehlte es bei der Inszenierung - wie man es bei Gilliam gewohnt ist - auf jeden Fall nicht.

Da er seine Botschaft vor allem auf visueller Ebene vermittelt, kommt das Drehbuch bei "Brazil" vielleicht oft etwas zu kurz. Die Geschichte mag an Fahrenheit 451 erinnern und bietet, wie schon erwähnt, zwar viele gute Einfälle, aber die klassische Dramaturgie steht nicht unbedingt im Mittelpunkt, weshalb sich manche Zuschauer auch hier etwas irritiert fühlen dürften. Ein offensichtlicherer Punkt sind da schon die Schauspieler. Jonathan Pryce (Fluch der Karibik) bringt die Unsicherheit und Naivität seines Charakter überzeugend rüber und darf als Idealbesetzung bezeichnet werden. Er ist einfach sofort sympathisch in diesem so unsympathischen Umfeld, was sich für den Film als immens wertvoll erweist. Kim Greist passt optisch gut in ihre Rolle und verkörpert deren Ambivalenz zwischen unschuldigem Engel und abgebrühter Einzelgängerin nicht grandios, aber zufriedenstellend. Superstar Robert de Niro sieht man hier einmal in einer völlig ungewohnten, eher kleinen Rolle und seine Auftritte als Superheld der anderen Art sind schlicht köstlich. Gilliams Monty Python-Kollege Michael Palin spielt eine weitere ziemlich abstruse Rolle, welche im Film längst nicht die einzige Anspielung auf die Nazionalsozialisten darstellt, und ist in seiner ständigen aufgesetzten, lächerlichen Fröhlichkeit gerne gesehen. Auch die restliche Riege der Nebendarsteller, von Ian Holm bis zu Jim Broadbent, ist einwandfrei gecastet und unterhält durch bewusstes Overacting. Es macht also durchaus Spass, sich von Terry Gilliam in die Zukunft entführen zu lassen, nicht zuletzt dank den ausreichend vorhandenen, satirisch überspitzten Details. Ein Film, bei dem es viel zu entdecken gibt. Für Fans des aussergewöhnlichens Kinos eine ganz klare Emfpehlung.

"Brazil" ist ein düsterer SciFi-Fantasyfilm mit grotesken, surrealen Bildern. Ein grimmiger, aber auch verträumter Appell an die Menschlichkeit und gegen Bürokratie und Diktatur.

ca. 9 von 10 Punkten


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Papillon (DVD Review)



Papillon

Der Film beginnt Anfang der 1930er Jahre mit der Deportation von etwa hundert Gefangenen von Frankreich in die Kolonie Französisch-Guayana. Die Häftlinge sollen nach Beendigung ihrer Haftstrafe als Kolonisten in Guayana verbleiben. Unter den Gefangenen ist auch Henri Charrière, der wegen seines auf die Brust tätowierten Schmetterlings Papillon genannt wird. Wegen Mordes an einem Zuhälter, den er jedoch bestreitet, wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt.
Schon während der Überfahrt hat er erste Fluchtgedanken. Er freundet sich mit dem Fälscher Louis Dega an und rettet ihm das Leben, als dieser von zwei Mithäftlingen überfallen wird. In Saint Laurent angekommen werden die Häftlinge in das dortige Durchgangslager verbracht; Dega und Papillon werden zum schweren Arbeitsdienst eingeteilt, da einer der Lagerleiter durch Degas gefälschte Kriegsanleihen viel Geld verloren hat.
(frei nach Wikipedia)

Gefangenenfilme sind so eine Sache. Es gibt sie in unzähligen Ausführungen und laufen immer etwas nach dem selben Schema ab, sei es nun der Ausbruch aus einem Staatsgefängins oder Kriegsgefanenenlager. Erstaunlicherweise ist es bisher trotzdem gelungen, sehr viel aus diesem Genre herauszuholen, ohne sich auffällig zu widerholen, man denke nur an Meisterwerke wie The Great Escape, The Bridge on the River Kwai oder The Shawshank Redemption. Auch Papillon gelingt der Sprung zur Eigenständigkeit, auch wenn er sich nicht mit dem genannten grossen Trio messen kann.
Dabei ist die Story eigentlich nicht sehr aussergewöhnlich. Steve McQueen und Dustin Hoffmann wälzen sich im Schlamm, werden gequält, entwickeln eine Freundschaft, Einzelhaft, Fluchtversuche, Verräter und so weiter und so fort. Kennt man, allerdings befinden wir uns hier in Südamerika und diese Umgebung ist durchaus etwas neues. Ausserdem ist die Handung weniger strukturiert und konstruiert als gewohnt, sondern mehr in Episoden aufgeteilt, die eine lange, zermürbende Achterbahnfahrt bilden und mit einigen netten Ideen ausgeschmückt wurden. Drehbuchautor Dalton Trumbo ist jedenfalls gegenüber seinen Figuren so wie den Zuschauern erbarmungslos und treibt sie bis zum Äussersten. Vor allem ist lobenswert, wie hart, realistisch und spannend das ganze von Franklin J. Schaffner umgesetzt wurde. Obwohl der Film deutlich neuer ist als beispielsweise "The Great Escape", ist er eher klassisch inszeniert, jedoch schlägt Schaffner ab und zu die Brücke in das sich in den 70ern entwickelnde neue, moderne Kino und verbindet somit neu und alt. Auch einige recht bewegende Szenen sind enthalten, was dem Film zu packenden Erlebnis macht.
Superstar Steve McQueen (Getaway) darf hier einmal richtig alt und kaputt aussehen und spielt den Gefangenen nahe am Wahnsinn so, dass man als Zuschauer seine Situation annähernd nachvollziehen kann. Er ist auf jeden Fall eine gute Wahl. Dustin Hoffmann hat relativ wenig zu tun und gefällt wie gewohnt, da er sich gut mit McQueen ergänzt, auch wenn er schon in besseren Rollen zu sehen war. Viel mehr erwähnenswerte Schauspieler sind nicht vorhanden, braucht es aber auch nicht.

"Papillion" ist ein packender und harter Gefängsnisfilm. Ein Klassiker.

ca. 8 von 10 Punkten

Con Air (DVD Review)



Con Air

Jerry Bruckheimer ist ein Name, den man sicher schon mal irgendwo gehört hat. Schliesslich ist er der wahrscheinlich fetteste Goldesel Hollywoods. Als Produzent hat er unzählige Kassenschlager in die Wege geleitet, von "Top Gun", über "Black Hawk Down" bis zu "Fluch der Karibik", welche insgesamt über 14 Milliarden Dollar eingespielt haben. Egal welchen Regisseur er unter seine Fittiche nimmt, es kommt etwas dabei heraus, das die Masse sehen will. Dazu gehören auch zwei der berühmt-berüchtigten Actionkracher der 90er, The Rock und Con Air.

Cameron Poe (Nicolas Cage), ein hochdekorierter Army Ranger, tötet während eines Streites unabsichtlich einen Mann, um seine schwangere Frau Tricia zu beschützen. Er wird daraufhin wegen Totschlags zu einer Gefängnisstrafe von acht Jahren verurteilt. Tricia hält zu ihm, doch seine kleine Tochter kennt ihren Vater nur von Briefen und Fotos, da sie ihn nicht bei den finsteren Gestalten im Gefängnis sehen soll.
Acht Jahre später wird Cameron mit einem Gefangenentransportflugzeug nach Louisiana überstellt, um von dort aus entlassen zu werden. Die meisten übrigen Passagiere sind jedoch auf dem Weg in ein neues Hochsicherheitsgefängnis, sodass sich ein sehr elitärer Club berühmter Gewaltverbrecher an Bord befindet, darunter der hochintelligente Cyrus „der Virus“ Grissom (John Malkovich). Kaum sind sie in der Luft, meutern sie und entführen das Flugzeug.  Cameron befindet sich nun in einer so gefährlichen wie verzwickten Lage. 
(frei nach Wikipedia)

Die Ausgangslage kann bekanntlich viel zum Gelingen eines Filmes beitragen. Ein Flugzeug, welches von einer Meute Stäflingen gekapert wird, das ist eine knappe und simple Idee, die sich nach einem vieversprechenden Film anhört. Wenn man da noch den Cast mit bekannten Namen spickt und einen altbewährten Produzenten ranlässt, ist ein Kassenschlager auf sicher. Und tatsächlich ist "Con Air" Actionkino pur, einer jenen Filme, die auf die breite Masse junger Komsumenten zugeschnitten sind und bei denen man einfach mal abschalten kann. Natürlich ist es stumpfsinnig bis unlogisch, aber das Drehbuch von "Con Air" ist für einen Blockbuster dieser Gattung ziemlich durchdacht und überzeugt mit klarer Struktur, zahlreichen Figuren, Abwechslungsreichtum, guten Ideen und viel Spannung. Natürlich, wenn gerade etwas Flaute in der Handlung ist, dann lässt man einfach etwas in die Luft fliegen und Klischees werden auch nicht ausgespart, aber "Con Air" fesselt. Das liegt natürlich auch zu einem grossen Teil an der Inszenierung, die teuer und gekonnt ist. Nicht innovativ, aber es reicht aus, dass man dem Film ansieht, dass er von jemandem gemacht ist, der seine Sache versteht. Wie viel davon Newcomer Simon West und wie viel Bruckheimer zu verdanken ist, sei dahingestellt. Die Bilder sind in satten Farben gehalten, die Kameraarbeit sauber, die Atmosphäre spannend, die Actionsequenzen höchst explosiv, der Soundtrack stimmig - all jene Dinge, die keine grosse Kunst, aber handwerklich solide und überzeugend gemacht sind. Da gibt es nichts zu meckern. Vor allem während der ersten Hälfte kann man sich von "Con Air" einfach mitreissen lassen, ohne einmal auf die Uhr zu sehen. Und das ist es ja, wozu es solche Filme gibt.
Cameron Poe wird gut eingeführt und man kann ihre Motivation zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen, was dem Film einiges erleichtert. Spätestens, als die restlichen Sträflinge an Bord kommen und einzeln vorgestellt werden, ist der Zuschauer voll dabei und fiebert mit bei diesem Höllenflug. Die Schauspieler sind ebenfalls positiv hervorzuheben, vor allem John Malkovich. Selbstverständlich war er schon in viel viel besseren Rollen zu sehen, aber hier passt er klasse in die Rolle des kaltblütigen, unberechenbaren Monsters und verbreitet eine gefährliche, furchteinflössende Aura. Nicolas Cage nervt zwar teilweise mit seinem Hundeblick und seiner Zottelmähne, ist natürlich nicht so gut wie in Face/Off und man muss seine Visage schon mögen, um am Film Gefallen zu finden, aber grundsätzlich überzeugt er mit einer soliden Leistung. Ving Rhames ist einfach Ving Rhames und strahlt eine Achtung heischende Präsenz aus, wie man es an ihm schätzt, während Colm Meaney als richtig unausstehlicher Cop überzeugt. Steve Buscemi, Star des Independent-Kinos, aber auch in Blockbustern ein gern gesehener Gast (Armageddon, The Island), ist hier eine einzige Enttäuschung. Nach einer sehr gelungenen Charaktereinführung, die auf viel hoffen lässt, verpufft seine Wirkung zu einer blassen Rauchwolke, die aus pseudo-verrückten Sprüchen und einer irrelevanten, unglaubwürdigen Entwicklung besteht. John Cusack liefert zwar auch keine schauspielerische Bestleistung, aber seine Figur weckt eine gewisse Sympathie, auch wenn sie in der zweiten Hälfte leider etwas uninteressant wird. Die zweite Hälfte des Filmes ist sowieso die schwächere, vor allem gegen Schluss lässt die Spannung nach und wird von leerem Nonstop-Geschepper abgelöst, das etwas enttäuscht. Man wird das Gefühl nicht los, dass dieser Film ein denkbareres Ende verdient hätte. Aber bis dahin ist es ein temporeicher, erwachsener und spannender Actionfilm. Im direkten Vergleich mit "The Rock" gewinnt er das Duell.

"Con Air" ist ein No-Brainer, wie er im Buche steht. Fesselndes, wuchtiges Unterhaltungskino, das man einfach auch ab und zu braucht.

abgerundet ca. 7 von 10 Punkten


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Dienstag, 12. August 2008

The Rock (DVD Review)



The Rock

Michael Bay ist ein beliebter Streitpunkt, an dem sich die Geister scheiden. Die einen lieben ihn für seine brachialen Actionfeuerwerke, die anderen hassen ihn für seine oberflächliche, effekthäscherische Fastfood-Unterhaltung. Sicher, Tiefgang findet man in seinen Filmen kaum, anderseits gibt es momentan kaum einen Regisseur ausser ihm in Hollywood, der es so beherrscht, auf Hochglanz polierte, amerikanische Blockbuster-Kracher am Fliessband abzuliefern, meistens im Zusammenspiel mit Produzent Jerry Bruckheimer (Con Air). Sei es Bad Boys, Pearl Harbor oder Transformers, seine Filme haben Weltruhm erlangt und verdienen auf jeden Fall eine eigene Seite im Geschichtsbuch des Mainstream-Kinos. Dazu gehört natürlich auch The Rock von 1996, auf jeden Fall einer der erfolgreichsten Actionkracher der 90er. 

Der von Amerika enttäuschte Brigadegeneral Francis X. Hummel (Ed Harris) bringt 15 mit VX-Gas bestückte Raketen in seine Gewalt. Mit einem Marine-Force-Reconnaissance-Kommando verschanzt er sich mit 81 Touristen als Geiseln auf „The Rock“, dem verlassenen Gefängnis von Alcatraz, und droht, die mitgebrachten Raketen auf San Francisco abzufeuern. Seine Forderung: ein Lösegeld von 100 Millionen Dollar von einem geheimen Konto der US-Regierung. Mit dem Geld will Hummel die Familien der Soldaten entschädigen, die unter seinem Kommando bei inoffiziellen Einsätzen (etwa in der Volksrepublik China und Laos) ums Leben kamen und die nie die verdiente Ehrung erhielten. Die US-Regierung entscheidet sich, einen Einsatztrupp der Marines auf die Insel zu schicken, um General Hummel und seine Männer zu überraschen und die Raketen so wieder unter Kontrolle zu bekommen. Für die Entschärfung wird die FBI-Laborratte und Chemiewaffenspezialist Stanley Goodspeed (Nicolas Cage) ausgewählt. Allerdings gibt es nur einen, der das Team auf einem geheimen Weg in die Festung bringen kann: John Mason (Sean Connery), ein politischer Schwerverbrecher, der seit 30 Jahren in Einzelhaft sitzt und dessen Existenz von der Regierung geheim gehalten wird. Und der nicht gerade gewillt, mitzumachen. 
(frei nach Wikipedia)

Ein Film, über den es eigentlich nicht allzu viel zu sagen gibt, da er nichts wirklich Spezielles ist. Das Drehbuch erfüllt seinen Zweck, indem es eine leicht überschaubare, sehr klassische Handlung bietet, die eigentlich nur zur Verkettung der - mehr als ausreichend vorhandenen - Actionszenen dient und die mit einem grosszügigen Gutsch von Spannung, coolen Sprüchen und Kitsch versüsst wird. Zusammen mit Bays effekt- und temporeicher Inszenierung ergibt das gewiss zwei Stunden simple Unterhaltung in Reinform, ohne gross besondere Story und Charaktere. Und genau das frisst etwas an der so tollen Fassade des Filmes. Denn in all ihrer Oberflächlichkeit haben doch die meisten Werke von Bay irgendetwas, dass sie besonders macht, seien es grosse Transformers, einen Meteoriten oder auch nur eine historische Location. Und sogar Bay's Markenzeichen, die übertriebenen, gewalttätigen Actionszenen, sind in "The Rock" nicht sehr aussergewöhnlich geraten. Es fehlt einfach etwas wie die Highwayszene in "Bad Boys 2", etwas an das man sich sofort erinnert. Es bleibt zu wenig hängen. 
Anderseits kann "The Rock" mit den Schauspielern punkten. Man hat sie alle schon in viel besseren Rollen gesehen, aber Nicolas Cage, Sean Connery und Ed Harris bilden eine erstaunlich hochwertige Darstellerreihe für einen solchen Blockbuster. Auch wenn Connery etwas lau spielt, so ist zumindest Cage mit vollem Einsatz dabei, während Harris für einmal einen Bösewicht verkörpert, mit dem man richtig mitfühlen kann. Ausserdem ist der Film - trotz selbstverständlichem Kitsch - angenehm unpatriotisch.

Summa summarum ist der Film natürlich alles andere als schlecht. So gravierend sich die Makel auch anhören, so verhältnismässig unbedeutend sind sie im Vergleich zu denen von anderen Filmen Bay's. Der Film ist auf jeden Fall einer seiner besseren. Es ist nur etwas schade, denn mit mehr Eigenwilligkeit, Innovation und Besonderheiten hätte es mehr geben können, nämlich richtig grosses Unterhaltungskino. Mein Lieblings-Bay bleib deshalb The Island. Trotzdem, es macht höllisch Spass, den Jungs in Alcatraz zuzusehen. Und das ist "The Rock" ja, ein echter Männerfilm.

"The Rock" ist ein Hochglanz-Actionfeuerwerk, das einwandfrei unterhält. Nicht mehr, nicht weniger. Michael Bay in Topform.

ca. 7 von 10 Punkten

The Prestige (DVD Review)



The Prestige

Das 19. Jahrhundert neigt sich seinem Ende zu. In London lernen sich die beiden angehenden Zauberkünstler Robert Angier (Hugh Jackman) und Alfred Borden (Christian Bale) kennen. Was beide eint, ist die Faszination für Zauberkunst und das Bestreben, ihr Publikum mit bisher ungesehenen Zaubertricks zu erstaunen. Die beiden beginnen einen freundschaftlichen Wettstreit unter Mithilfe des altgedienten Erfinders Cutter (Michael Caine). Als jedoch Angiers Ehefrau, die als Assistentin mit auf der Bühne steht, während eines spektakulären Tricks stirbt, beschuldigt Angier Borden, für ihren Tod verantwortlich zu sein. Was nun beginnt, ist ein hässlicher, gnadenloser Konkurrenzkampf zwischen den beiden Magiern, die sich gegenseitig zu sabotieren und übertrumpfen versuchen. Bis Borden eines Tages etwas aufführt, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat. Angier ist verblüfft und setzt alles daran, hinter seinen Trick zu kommen. Doch ist es tatsächlich nur ein Trick? 
(frei nach Wikipedia)

Die Gute Nachricht: Nach einem Abstecher in die Gefilde des Blockbuster-Mainstreams mit Batman Begins tut sich Christopher Nolan wieder mit seinem Bruder Jonathan zusammen und kehrt dorthin zurück, wo er einer der besten ist, nämlich in das intelligente Erzählkino. Die schlechte Nachricht: Hm ja. Was ist die schlechte Nachricht? Es gibt keine. Höchstens, dass wir Nolan-Lieblings Christian Bale schon in besseren Rollen gesehen haben (3:10 to Yuma), aber schlecht ist er deshalb noch lange nicht. Und Hugh Jackman würde man auch nicht als wirklich grossartigen Schauspieler bezeichnen. Egal. Die beiden passen hervorragend in die Rollen der rivalisierenden Magier, sind effektiv in Szene gesetzt und für die ganz hohen Schauspielanforderungen haben wir ja Michael Caine in der Nebenrolle.
Möglicherweise hätte es in diesem Film auch gar keinen Platz gehabt für grossartige, leinwandfüllende Darstellerleistungen, denn hier steht die Geschichte im Zentrum. Und was für eine! Die Nolan-Brüder beweisen sich endgültig als die wahrscheinlich besten Drehbuchautoren der Gegenwart neben Paul Haggis, Tarantino und den Coens. Sie holen alles, aber wirklich alles aus dem Stoff heraus, das es da herauszuholen gibt. So wird die Geschichte auf mindestens drei Zeitebenen erzählt, dazu chaotisch verschachtelt und verschwommen, mit unzähligen Wendungen, sodass sie zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise vorhersehbar ist, aber ohne das Ganze aus dem Auge zu verlieren, sondern flüssig und kontinuierlich spannend. Verflucht spannend. Das ist es schliesslich, was die Menschen schon immer fasziniert hat, was zeitlose Bewunderung schafft: Eine gut erzählte Geschichte. So simpel und doch knifflig ist das Erfolgsrezept von The Prestige. Da braucht man nur noch gute Schauspieler (David Bowie etwa als Tesla) und eine so moderne wie klassiche Inszenierung, welche Beleuchtung, Kostüme, Szenenbild und Kameraführung optimal verbindet, und fertig ist ein schlicht faszinierender Film.

Eine weitere gute Nachricht ist, wie bei Memento, dass hinter all dem auch noch ein faszinierender Gedanke steckt. Denn wenn Michael Caine gleich zu Beginn die drei Akte eines Zaubertricks erklärt - The Pledge, The Turn, The Prestige - dann ist das natürlich ein elementarer Bestandteil der Handlung, da es die nächsten zwei Stunden schliesslich um Magier und ihre Tricks geht, aber auch eine Beschreibung des Filmes an sich. Der Film ist ein Zaubertrick. Nicht nur dieser Film, sondern das Medium Film. Nolan überträgt die Trick der Romanvorlage auf die Leinwand und zeigt, was uns seit jeher am Kino im Kern so fasziniert, und zelebriert es gleichzeitig in genialen Art und Weise: Die Illusion. Wir wollen gar nicht wissen, wie der Trick funktioniert. Wir wollen glauben, sei es auch nur für zwei Stunden, dass das Unmögliche möglich ist.

"The Prestige" ist zeitloses Erzählkino, kombiniert mit geschickt gewählten Schauspielern, klassischer Ausstattung und einem perfekten Drehbuch. Ein Film, den man nach dem ersten Mal noch lange nicht gesehen hat. Kinomagie pur.

abgerundet ca. 9 von 10 Punkten


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