Freitag, 26. Dezember 2008

Ed Wood (DVD Review)



Ed Wood

Das Power-Team Tim Burton und Johnny Depp hat bisher schon sechs Mal auf der Leinwand zugeschlagen, zuletzt erst dieses Jahr mit Sweeney Todd. Wenn die beiden für etwas bekannt sind, dann für ausgefallene Settings und skurrilen Humor. In ihren zweiten gemeinsamen Film nach Edward Scissorhands widmen sie sich dem amerikanischen B-Movie-Produzent Edward D. Wood Jr., welcher nachträglich als "schlechtester Regisseur aller Zeiten" berühmt wurde.

Handlung:
Der Film erzählt von den unermüdlichen, teilweise verzweifelten Versuchen des wegen seiner Fokussierung auf als wesentlich empfundene Elemente (wie Gesamteindruck der Dramaturgie) und unter Vernachlässigung von anderen Aspekten von vielen als künstlerisch gänzlich unbegabt eingeschätzten Ed Wood, seinen Traum eines „ganz großen Hollywoodfilms”, genauer gesagt Monster- und Sciencefictionfilme, zu verwirklichen. Dabei hält sich Wood wegen steter Geldnot nicht sonderlich mit aufwändigem Kulissenbau und glaubwürdigen Special Effects in seinen Produktionen auf. Wackelnde Hintergründe und deutlich sichtbare Drähte an den fliegenden Untertassen werden von Ed genauso akzeptiert wie das deutlich ins Kamerabild ragende Mikrofon. Indes taucht er am Set auch gern einmal in plüschigen Angorapullovern auf und trägt Damenunterwäsche, was den Unmut der Gesellschaft der 1950er und insbesondere den seiner Freundin Dolores Fuller hervorruft.
Doch wie sein grosser Vorbild Orson Welles will auch Wood seine eigene Vision verwirklichen und widmet sich mit unerschöfplichem Tatendrang seinem Film, auch wenn er unzählige Rückschläge erleiden muss. Eines Tages trifft er den ehemaligen Dracula-Darsteller Bela Lugosi, den er verehrt und zu dem er mit seiner aufrichtigen Art bald eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. Er besetzt Lugosi in seinem Film und durch diesen Star bekommt er endlich die nötige finanzierung. Doch auch wenn die Presse seinen Film auslacht, auch wenn ihm die Studios die Tür vor der Nase zuknallen, auch wenn der abgehalfterte und morphinsüchtige Lugosi langsam dahinseicht und auch wenn es das Glück nicht gut mit ihm zu meinen scheint, so macht Wood weiter, bis auch er endlich seinen "Citizen Kane" gedreht hat.
(frei nach Wikipedia)

Schon ab der ersten Minute merkt der Zuschauer, dass Tim Burton dieser Film am Herzen liegt, wenn er uns in der gruseligen Manier alter Horrorfilme in die Geschichte einführt. Sehr bald werden dann auch eine Parallelen zwischen Burton und Wood offensichtlich. Ohne Frage, Burton ist der bei weitem talentiertere Filmemacher als Ed Wood, aber der Grund, warum dieser bis heute Kultstatus geniesst, ist schliesslich die kindliche Freude, mit der er stets seine billigen und naiven Streifen filmte. Und genau das spürt man in Burtons Biographie ebenso. Mit viel Tempo, Energie und Spielfreude inszeniert Burton das ewige Gerangel des Filmemachers mit den geizigen Studiobossen, das wilde Leben in Hollywood und die Faszination an den Gruselfilmen der 30er Jahre, die er selbst ganz offensichtlich teilt. Man fühlt seine eigenen persönliche Erfahrungen, die Burton hier mit humorvollem Blick in die 50er verlegt, und gleichzeitig, wie er unglaublich viel Wert auf Authentizität und zahlreiche gewitzte Anspielungen legt. 

So ist Ed Wood vieles in einem. Er ist eine glaubwürdige Reise in die jungen Jahre der Traumfabrik, eine gruselige Hommage an die Zeit von Dracula und co. und eine Charakterstudie eines naiven, engagierten jungen Mannes, der nichts weiter als sich selbst in seinen Filmen verwirklichen möchte. Zusammen mit einem wie immer famosen und bestens aufgelegten Johnny Depp, atmosphärischen Schwarzweiss-Bildern, einem abwechslungsreich-frischen Script und einem Martin Landau als wieder auferstandener Bela Lugosi, der dem Zuschauer in seinem Wechselspiel von tragischer Vereinsamung und düsterer Ehrwürdigkeit mehr als einmal einen Schauer über den Rücken treibt, ist ein Film enstanden, der absurden Humor und menschliches Drama auf höchst unterhaltsame Weise vereint. Bravo!

ca. 8 von 10 Punkten


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9 (Kurzfilm Review)



9


Der Name Tim Burton steht grundsätzlich für eine gewisse Qualität, egal ob er als Regisseur (Big Fish, Edward Scissorhands) oder nur als Produzent (Nightmare Before Christmas) bei einem Film beteiligt ist. Vor allem wenn man als Zuschauer Wert auf atmosphärische Inszenierung legt, wird man sofort hellhörig, wenn der grösste Märchenerzähler in Hollywood ein neues Projekt vorstellt. Diese Woche wurde nämlich der Trailer zu seinem neuen Film aufgeschaltet, einem animierten Science Fiction-Fantasyfilm mit dem Titel "9". Bei dem Film, der natürlich am 9. 9. 2009 anlaufen wird, übernimmt Burton zwar nur die Rolle des Produzenten und Johnny Depp spielt auch nicht mit, es sieht aber schonmal nach einer ganz feinen Sache aus.

Regie führt der Newcomer Shane Acker, der bisher nur Riesenelefanten animiert hat für "The Lord of the Rings: Return of the King" und 2005 seinen Kurzfilm 9 drehte, auf dem der kommende Spielfilm basiert. Der zehnminütige Streifen, der im selben Jahr wie The Mysterious Geographic Explorations of Jasper Morello für den Oscar nominiert war, handelt von einer Stoffpuppe mit dem Namen (beziehungsweise der Nummer auf dem Rücken) Neun. Diese Puppe befindet sich in einer postapokalyptischen Welt, in der sich die Menscheit durch einen grossen Krieg selbst ausgelöscht zu haben scheint. Auf sich alleine gestellt, kämpft sie zwischen den verstaubten Häusertrümmern gegen eine mechanische Bestie, einer Art Mischung aus Skellethund und Predator, welche zuvor schon die Seelen seiner übrigen acht Kameraden verschlungen hat.

Bei jedem Kurzfilm stellt sich ja aufs Neue die Frage, wie man die Sache mit der Handlung handhaben soll. Zieht man den Vergleich mit "Jaspar Morello" zu Rate, so kann man klar unterscheiden, dass Ersterer von grösserem Umfang ist und auch mehr eine komplette Geschichte erzählen will. Acker entscheidet sich dazu, eher wenig Handlung zu liefern und verzichtet sogar vollständig auf Dialog. Wahrscheinlich war das die richtige Wahl, denn einerseits würde der Film sonst sehr überladen gewirkt haben, anderseits kann er so eine universelle Verbindung mit dem Zuschauer schaffen. Denn die Geschichte, so simpel sie auch gehalten ist, wird durch einen ernsten, zuweilen sogar düsteren Grundton und klare Charakterisierung getragen, wodurch sie sehr effektiv rüberkommt.
Dies bildet einen ausreichenden und stimmigen Rahmen für die Animationen, die schlussendlich das Herz des Filmes darstellen. Hier lässt sich durchaus mit "Jaspar Morello" vergleichen, denn auch "9" kann man dem Steampunk zuordnen und ist ebenfalls ausserordentlich kunst- und liebevoll gemacht. Man sieht sofort, dass der Film Ackers Traumprojekt ist und er über vier Jahre daran gearbeitet hat. Das Ergebnis ist ein visuell überaus aufregender Film, der wegen seiner faszinierenden Lichtführung, den fantasievollen Ideen, den makellosen Soundeffekten und der fliessenden, atmosphärischen Einbindung der Figuren in die detailreiche Umgebung technisch und künsterlisch die Sinne zu berauschen vermag. Wer sich für erwachsene Animationfilme interessiert und zehn Minuten nichts zu tun weiss, der sollte unbedingt einmal kurz hier vorbeischauen. 

Shane Ackermans "9" ist ohne Frage ein atmosphärischer Kurzfilm der besseren Sorte und lässt mich dem kommenden Spielfilm mit einer grossen Portion Vorfreude entgegensehen.

ca. 8 von 10 Punkten


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Samstag, 13. Dezember 2008

Down by Law (DVD Review)



Down by Law

Jim Jarmusch gehört wohl zu den ungewöhnlichsten amerikanischen Regisseuren der Gegenwart. Heute vor allem bekannt durch die Filme Broken Flowers und Ghost Dog, erfolgte sein Durchbruch schon 1986 mit Down by Law.

Handlung:
Jack und Zack sind überhaupt nicht gut drauf. Jack, dem Zuhälter, hat man eine Minderjährige untergeschoben und Zack, dem arbeitslosen Radio-DJ, eine Leiche im Kofferraum. Sie sitzen im Knast, können sich nicht leiden, und beschließen, nicht mehr miteinander zu reden. Jedenfalls so lange, bis Roberto zu ihnen stößt. Wie sich bald herausstellt, handelt es sich bei ihm nicht nur um einen äußerst kommunikationsfreudigen Italiener, sondern auch um einen wirklichen Verbrecher. Roberto hat nämlich eine Billardkugel nach jemandem geworfen, der daraufhin tot umgefallen ist. Und dafür kommt man eben ins Gefängnis. Roberto ist es dann auch, der eines Tages im Hof einen Fluchtweg entdeckt, worauf das ungleiche Trio einen Fluchtversuch startet.
(frei nach Wikipedia)

Wie der 9 Jahre später entstandene Dead Man hat Jarmusch auch "Down by Law" in schwarzweiss gedreht. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass er bei beidem Filmen mit zwei Musikern zusammenarbeitete, in ersterem mit Iggy Pop und Neil Young, hier mit John Lurie und Tom Waits. Beide und auch der dritte im Bunde, Roberto Benigni (Das Leben ist schön), sind engere Bekannte von Jarmusch, mit Lurie drehte er auch schon Stranger Than Paradise, mit Benigni Coffee and Cigarettes.
Man merkt es dem Film deutlich an, dass sich die vier hauptbeteiligten Künstler zusammengefunden zu haben, um gemeinsam eine Geschichte zu erzählen. Durch die Tatsache, dass die Schauspieler sehr gut zusammenarbeiten und jeder seine Rolle mit viel Engagement ausfüllt, erleichtert es Jarmusch, sofort eine Bindung zwischen den Charakteren und dem Zuschauer herzustellen. Dies ist denn auch nötig, denn "Down by Law" ist ein recht ungewöhnlicher Gefängnisfilm, teilweise geradezu eine Parodie auf die grossen Hollywoodwerke dieses Genres. Hier findet man keinen linearen, konsequenten Spannungsaufbau, kein grosses Drama, keine durch Mark und Bein gehende Intensität, ja Jarmusch ist an den Mechanismen des Justizsystems, am langsamen Entwickeln eines grossen Ausbruchplans schlicht nicht interessiert. Stattdessen richtet er das Augenmerk vollständig auf die drei zwischen Wänden und Gitterstäben eingeschlossenen Figuren und die Konflikte, die sich aus dieser Konstellation entwickeln. Es "geschieht" eigentlich wenig in diesem Film, die Handlung spielt sich nämlich auf einer anderen Ebene ab.

Zack und Jack sind Loser, zwei Möchtegern-John Waynes, die sich selbst als coole amerikanische Archetypen geben. Beide werden eingeführt, indem ihnen von Frauen die Leviten gelesen werden. Doch die Kritik prallt an ihrem Ego ab, Jack gibt sich lieber seinem melancholischen Elend hin und Zack schlendert durch die Strassen, als ob ihm die ganze Welt gehören würde. Auch im Gefängnis sind sie zu stolz, um über ihren Schatten zu springen, wollen stets ihren eigenen Weg gehen, prügeln sich, schweigen die meiste Zeit, und es dauert etwa ein halbes Jahr, bis sie sich erstmals näher kennen lernen.
Die Situation ändert sich radikal, als plötzlich Roberto in der Zelle steht, das ewige Plappermaul. Er ist es schliesslich, der die Dinge ins Rollen bringt, der die Flucht vorantreibt, das Trio zusammenschweisst und zusammenhält, in seiner naiven Einfältigkeit, seiner von Hollywood geprägten, idealen Vorstellung von Amerika und seiner Hilflosigkeit, welche dann auch Mitleid und einen gewissen Beschützerinstinkt in den anderen beiden weckt.

Es ist bemerkenswert, wie Jarmusch das Leben hinter Gittern eingefangen hat. Indem er die Kamera starr hält, auch ihr keinen Blick nach aussen gewährt und nachzeichnet, wie Zack und Jack langsam durchzudrehen scheinen, lässt er es den Zuschauer - ohne übertrieben emotional oder plakativ zu werden - hautnah miterleben, wie diese Situation an den Nerven zerrt. Mehr noch, Zeit scheint in diesem abgeschlossenen Raum keine Bedeutung mehr zu haben und wenn da nicht ein Kalender in Form von Strichen an der Wand wäre, würde sich scheinbar überhaupt nichts verändern. Im Gefängnis und auch auf der anschliessenden Flucht verlieren die Figuren nach und nach alles, was ihnen zuvor Halt gab im Leben und sie gleichzeitig dort verankerte, egal ob Frauen, Luxus, Stolz, Musik oder Roberto sein Englisch-Übersetzungsbuch. Auch kleine Dinge wie Zigaretten - der Inbegriff der oberflächlichen Männlichkeit - sind plötzlich aufgrund fehlenden Feuers zweckentfremdet und funktionieren nicht.

Und über die ganze Zeit schmückt Jarmusch seine Geschichte um die drei Männer mit skurilem Humor und absurden Situationen aus, wodurch sie dem Zuschauer je länger je mehr ans Herz wachsen, vor allem der gewohnt tapsige Benigni, aber auch der energische Lurie und der rauchige Waits.
"Down by Law" könnte man als Märchen bezeichnen, wenn auch ein ziemlich anspruchsvolles Märchen, denn die ganze Story ist höchst unwahrscheinlich und von starker Symbolkraft. Am Ende ist es dann auch Roberto, der zwar eine Schraube locker, aber ständig Glück zu haben scheint, dem dann das Glück auf wundersame Weise in den Schoss fällt und er genau dort ein neues Leben anfängt, wo die anderen beiden nur Gefahr vermuteten, wo sie lieber ihn geopfert haben, weil sie zu feige für ein Risiko waren. Schlussendlich ist Roberto zwar rechtlich gesehen der einzige Schuldige, weil er als David den Goliath besiegt und etwas Strafbares getan hat, aber schlussendlich ist er auch die einzige unschuldige Seele, die ihr Happy End verdient hat, im Gegensatz zu den vermeintlich coolen anderen beiden - die lieber ihren Träumen für Morgen nachhängen, während sie das heute versauen - welche zum ewigen Herumstreunern verdammt sind.

Unter dem Strich ist "Down by Law" wahrscheinlich kein Film, der für die grosse Masse geeignet ist. Aber in seiner ruhige Erzählweise strahlt er seinen ganz eigenen Charme aus, ist dazu noch klasse gespielt und hervorragend photographiert, weshalb man über Schwächen wie die Rolle von Benignis Ehefrau Nicoletta Braschi hinwegsehen kann. Ein Film über Amerika den Sumpf, den Kochherd der Völker, in dem der Abschaum oben auf schwimmt.

"Down by Law" ist eine herrlich schräge Komödie über drei Gefängnisinsassen, die sich nicht zu schade für künstlerischen Anspruch ist.

ca. 8 von 10 Punkten


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Mittwoch, 26. November 2008

In the Valley of Elah (DVD Review)



In the Valley of Elah

Im März dieses Jahres kam In the Valley of Elah in die Kinos, der neue Film von Crash-Regisseur Paul Haggis. Viele Besucher konnte das Irakkriegsdrama freilich weder in Europa noch in den Staaten anlocken, was aber sowieso klar war, da Haggis alles andere als einen Actionfilm machen wollte. Umso schöner, dass er nun zu den Filmemachern gehört, die ihr eigenes Ding - unabhängig von finanziellem Druck - durchziehen können.

Handlung:
Als der Soldat Mike Deerfield von einem elfmonatigen Irak-Einsatz in die USA zurückkehrt, meldet er sich nach einem Ausgang nicht mehr auf seinem Stützpunkt zurück (AWOL). Sein alter Vater, Kriegsveteran Hank Deerfield, macht sich auf die Suche. Er gelangt an ein nicht mehr funktionierendes Mobiltelefon, das sein Sohn auf seinem Militärstützpunkt zurückgelassen hat, und findet jemanden, der ihm die darauf gespeicherten Irak-Fotos und – nach und nach – auch Videos seines Sohnes weitgehend wiederherstellen kann. Ein Bild zieht dabei besonders Deerfields Aufmerksamkeit auf sich, ohne dass er etwas über den Hintergrund des Fotos herausfindet. Ansonsten jedoch erreicht er nichts, denn weder auf dem Militärstützpunkt noch in der Umgebung will man etwas von Mikes Verbleib wissen, mehr noch: Die zuständigen Behörden reagieren äusserst unfreundlich. Bewegung kommt in die Suche erst, als die Polizei eine Leiche in der Nähe des Stützpunktes findet.
(frei nach Wikipedia)

Haggis' Film lässt sich eigentlich sowohl mit dem Wort ungewöhnlich wie klassisch umschreiben. Klassisch daran ist auf jeden Fall die Grundstruktur, nämlich die eines Krimis, der dem guten alten Whodunit-Prinzip folgt. Wir begleiten Hank auf seiner selbständigen Spurensuche, bei der nach und nach das Geheimnis aufgedeckt wird, was mit dem Sohn geschehen ist. Ausserdem werden immer wieder Szenen eingeschoben, da Hank ein neues Video des Sohnes findet und annähernd zu begreifen beginnt, wie der Sohn im Irak gelitten hat.
Dabei gestaltet Haggis seinen Film sowohl vom Drehbuch wie von der Inszenierung her sehr ruhig und beinahe beklemmend realistisch. Das ist Kino, welches sich nicht den aktuellen Moden anpasst, sondern wirklich etwas erzählen möchte, und das in unvergänglicher Art und Weise. Haggis hat aber auch höhere Ambitionen, nämlich die Stimmung des Amerika vor dem Hintergrund des Irakkrieges zu erfassen und all die Probleme aufzuzeigen, die sich im eigenen Land daraus ergeben haben. 
Bemerkenswert und aussergewöhnlich ist sicher, wie gut ihm das gelungen ist, indem er dem Film eine Grundstimmung gegeben hat, die durchgehend betrübt, matt, erschöpft und konsterniert ist. Man kann dies auch als deprimiert auffassen, wodurch "In the Valley of Elah" zum puren Gegenteil des aufmunternden Unterhaltungsfilm geworden ist. Und das ist auch gut so. 
Dazu kommt, dass Haggis trotz aller klassischer Struktur dem Zuschauer schlussendlich nicht das gibt, nach dem er verlangt, und ihn statt mit Befriedigung mit einer gehörigen Portion von Verwirrung und Nachdenklichkeit sitzen lässt. Ganz ohne Frage, der Film erreicht sein Ziel, zum Nachdenken über ein wichtiges Thema anzustiften.

Dies ist ein Film, der in erster Linie die sekundären Folgen des Krieges thematisiert, sich somit in den Bereiche bewegt, in denen wir beispielsweise auch schon First Blood gesehen haben. Die Intelligenz des Streifens zeigt sich schon anhand der mit Hank geschickt gewählten Hauptperson. Dieser wurde nicht nur von Tommy Lee Jones oscarreif verkörpert, sondern ist auch stark charakterisiert. 
Hank ist einer dieser typischen Väter, wie es sie viele gibt in der USA, der vor langer Zeit aus dem Krieg zurückkehrte und dieses gewisse etwas, das ihn ihm drinnen seither zu fehlen schien, mit Strenge, Disziplin und Patriotismus zu überdecken versuchte. Weder zu seiner Frau noch zu anderen ist er seither zu richtigen zwischenmenschlichen Beziehungen fähig, stattdessen hat er sich von allen entfremdet und auch seine Söhne mit beinahe militärischer Distanz erzogen. 
Es ist diese Wandlung von Hank, wie er und mit ihm der Zuschauer langsam zu begreifen beginnt, was der Krieg wirklich für die Beteiligten bedeutet, welche den Film trotz fehlender oberflächlicher Spannung zu tragen vermag. Während seinen privaten Ermittlungen trifft er auf die Irakheimkehrer und sieht in ihnen beinahe ein Spiegelbild seiner selbst: Menschliche Scherbenhaufen, psychologische Fracks, die sich nicht mehr in die Gesellschaft integrieren lassen. Ein Satz in der zweiten Hälfte - übrigens eine Anspielung auf Apocalypse Now - bringt dies sehr gut auf den Punkt, als eine Kamerad von Hanks Sohn bemerkt, dass er im Irak nur an die Heimkehr denken musste und nun, da er zurück ist, sich wünsche wieder da zu sein.

Auch Themen wie Rassismus und Sexismus (anhand der Ermittlerin Emily) spricht der Film ungeniert an und lässt praktisch keine Figur in gutem Licht darstellen - unangebrachte Sentimentalität fehlt somit völlig. "In the Valley of Elah" ist ohne Frage ein intelligentes, betrübtes Werk mit bewegenden Momenten, das mit ausgezeichneten Schauspielern und einem Drehbuch punkten kann, das dort hinsieht, wo man es ansonsten nicht tut. 
Natürlich ist der Film keineswegs perfekt, viele Zuschauer wird er teilweise langweilen, und manchmal wirkt er tatsächlich wie eine Mischung aus Mystic River und Eine Frage der Ehre. Aber auch wenn dies nicht Haggis' bester Film ist, so gibt es eigentlich nur einen richtigen Negativpunkt, den man bemängeln muss: Der Zuschauer kriegt viel zu wenig von Josh Brolin zu sehen, welcher hier fast nur ein Cameo hat. Ansonsten ein sehr guter Film, der ein eindeutiges Urteil über sein Land, das Post 9/11-Amerika, fällt: Notstand. Wir sind am Ende.

"In the Valley of Elah" ist ein in seiner Unaufgeregtheit starkes Kriminaldrama, das ein vom Krieg traumatisiertes Amerika porträtiert.

ca. 8 von 10 Punkten


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Sonntag, 23. November 2008

Eastern Promises (DVD Review)



Eastern Promises - Tödliche Versprechen

"My name is Tatiana. My father died in the mines in my village, so he was already buried when he died. We were all buried there. Buried under the soil of Russia. That is why I left, to find a better life."

Das Kinojahr begann sehr überraschend, als letzten Winter mit Eastern Promises der neue Film von David Cronenberg und Viggo Mortensen anlief, welche schon in History of Violence zusammengearbeitet hatten. Der englische Film, der für einen Oscar nominiert war, ist inzwischen auf DVD erhältlich und macht auch in Kleinformat noch gewaltig Eindruck.

Handlung:
Anna Chitrowa, selbst halb russischer Abstammung, arbeitet in einem Londoner Krankenhaus, in dem eines Tages das junge russische Mädchen Tatiana während der Geburt ihres Kindes stirbt. Anna forscht der Abstammung des Kindes nach, indem sie zunächst ihren Onkel Stepan bittet, das bei dem Mädchen gefundene Tagebuch zu übersetzen. Außerdem besucht ein russisches Restaurant, welches von einem gewissen Semjon geleitet wird, dessen Visitenkarte sie im Tagebuch gefunden hat. Als Semjon erfährt, dass ein Tagebuch existiert, erklärt er sich bereit, es selbst zu übersetzen. Inzwischen hat aber auch ihr Onkel mit dem Übersetzen angefangen und teilt Anna entsetzt mit, dass das Mädchen in die Fänge der Wory w Sakone, einer strengen mafiosen Bruderschaft, geraten war. Hat Semjon etwas damit zu tun und warum drängt er Anna ständig, ihm das Tagebuch auszuhändigen? Was hat es mit Nikolai, dem bedrohlichen Fahrer von Semjons exzessiven Sohn Kirill, auf sich?
(frei nach Wikipedia)

Was macht einen Film zeitlos? Bei "Eastern Promises" muss man sich diese Frage beinahe unweigerlich stellen. Wahrscheinlich ist es die Tatsache, dass sich ein Regisseur kaum nach den aktuellen Moden richtet und seine eigene persönliche Vision verfolgt. Wie auch immer, Cronenberg hat es vermutlich richtig gemacht.
Zwar besticht auch das Drehbuch von Steven Knight, 2002 für den Oscar nominiert, durch eine absolut unvorhersehbare Handlung, vielseitige Figuren, glaubwürdige Details, subtilem Spannungsaufbau und sehr coolen Sprüchen, aber was einem mehr in Erinnerung bleibt, sind die Inszenierung und die Schauspieler. So wie "Eastern Promises" daherkommt, ist er nämlich eine angenehme Abwechslung zu den grossen Mafiafilmen, die man aus der USA kennt. Es fällt einmal auf, dass er scheinbar längst nicht so hoch hinaus will. Während Filme wie "The Godfather", "Goodfellas" oder "Once upon a time in America" die Ambitionen haben, die Geschichte eines ganzen Landes über Jahrzehnte anhand dieser Gangsterstory aufzuzeigen, bleibt Cronenbergs Film durchgehend auf dem Boden. 
Tatsächlich zeigt er nie überdimensionalen Strassenschluchten, stattdessen sind die Schauplätze von nicht besonders grossräumigen Vorstadthäusern, dunklen, verregneten Gassen und unauffälligen Hintereingängen dominiert. Dadurch spielt der Film sehr stark auf persönlicher Ebene und bringt die essenziellen zwischenmenschlichen Konflikte noch mehr zur Geltung. Das Konzept geht insofern völlig auf, als dass der Zuschauer dadurch aus der Perspektive von Anna immer mehr der Vory v Zakone näher kommt und stets den Eindruck einer glaubwürdigen, realistischen Situation hat.

Cronenberg definiert die von ihm porträtierte russische Mafia demnach nicht über gross angelegt Überfälle oder ausgeklügelte, grossflächige Aktionen, sondern über einen brüderlichen Clan von extremer Exklusivität, der die Traditionen von damals im heutigen London weiterlebt. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass die Russen in ihrer bedrohlichen Bedächtigkeit, stoischer Selbstbeherrschung und unterschwelligen Feindseligkeit, welche sich in jeder klaren Präzision einer Geste ausdrückt, mindestens ebenso viel Stil haben wie die legendären Italiener Coppolas. Doch der springende Punkt ist, dass Cronenberg trotz aller ehrfürchtigen Andacht, mit der er die Vory v Zakone umgibt, ehrlich bleibt und immer wieder das wahre Gesicht der Organisation zeigt. Tatsächlich sind es nämlich vor allem die ehrwürdigen patriarischen Bosse, welche die einstigen Traditionen zu bewahren suchen und frustriert sind ob der folgenden, verweichlichten Generation, während sie selbst in Tat und Wahrheit auch nur schmutzige, brutale Verbrecher sind, die die Ehre nur zum Schein hoch halten. 
Man kann sogar sagen, dass "Eastern Promises" den Zuschauer trotz der oberflächlichen Ruhe immer mehr in einen Strudel der abgrundtief verachtenswerten Gewalt hinabzieht, vor der es kein Entkommen gibt. Gerade weil Cronenberg seinen Film dermassen kompromisslos und atmosphärisch erzählt, entfaltet er eine so hautnahe Wirkung, die man nicht so schnell vergisst.

Das hängt ohne Frage auch damit zusammen, dass "kompromisslos" in diesem Fall auch "hemmungslos brutal" bedeuten kann. Und trotzdem missbraucht Cronenberg die Gewalt nie als plakatives Mittel der Effekthascherei, sondern nützt sie als gezielt eingesetztes Stilmittel, um den Zuschauer genau dort zu treffen, wo es weh tut. Erwähnenswert ist dabei allein schon die unvergessliche Schlägerei in der zweiten Hälfte, die in ihrer Schutzlosigkeit extrem hart ist und dem Zuschauer beinahe physische Schmerzen bereitet. Nein, "Eastern Promises" ist trotz seiner geringen Lauflänge von 100 Minuten kein leichtverdaulicher Film, der sich jedem empfehlen lässt.

Mehr denn die Inszenierung bleibt höchstens der Cast des Filmes in Erinnerung, und das mit gutem Grund. Der Film konzentriert sich in erster Linie auf die vier wichtigsten Charaktere und kann bei Jedem mit einer einmaligen Leistung auftrumpfen, weshalb sein Schauspielerensemble zum Überragendsten gehört, das man die Tage zu Gesicht bekommt.
Als erster wäre da die bezaubernde Naomi Watts, die sowohl einfühlsame Unschuld als auch glaubwürdige Entschlossenheit versprüht und es fertig bringt, den Zuschauer vorbehaltlos auf ihre Seite zu bringen und auf eine "Entdeckungstour" in das dunkle Herz Londons mitzunehmen. Als erstes trifft sie auf Semjon, der durch Armin Müller-Stahls wohlwollende Miene den vertrauten Eindruck eines grossväterlichen Beschützers weckt. Wären da nicht diese Augen - diese kristallklaren, grausamen blauen Augen. In jenen Dialogen strahlt Müller-Stahl eine grandios unfassbare, heimliche Gefahr aus, was ihn zum beinahe ultimativen Wolf im Schafspelz macht, den man je auf der Leinwand gesehen hat. Stark sind auch die Szenen zwischen ihm und seinem Sohn Kirill, welcher von Cassel impulsiv und energiegeladen, aber auch unsicher und verängstigt dargestellt wird.

Und dann ist da natürlich noch Viggo Mortensen. Er mag in einigen Filmen keine brillante Leistung gezeigt haben, aber hier ist er als Chauffeur Nikolai schlicht unglaublich. Ich will gar nicht gross versuchen, seine perfekten Gesten, seine kaltblütige Mimik und seine zwiespältige männliche Erotik zu umschreiben, sondern belasse es bei der Bemerkung, dass der Film allein dank ihm sehenswert ist. Zusammen mit ebenfalls bemerkenswerten Leistungen der restlichen Crew (inklusive Komponist Howard Shore, der das Holz mehr als einmal zum Weinen bringt) ist "Eastern Promises" einer der herausragendsten Filme des Jahres 2008 und einer der interessantesten Mafiafilme überhaupt geworden.

"Eastern Promises" ist ein bescheidener, dessen ungeachtet eindrücklicher und furios gespielter Film, der mit ruhiger und bedrohlicher Atmosphäre die russische Mafia äusserst brutal ins Bild setzt. Ein Weihnachtsfilm, der Eindruck hinterlässt.

ca. 9 von 10 Punkten


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MirrorMask (DVD Review)



MirrorMask

Mainstream ist schön und gut, aber hie und da tut es einfach gut, ein kleines, aber ambitioniertes und einfallsreiches Werk geniessen zu dürfen. In diese Kategorie gehört auf jeden Fall MirrorMask, eine amerikanisch-britischer Fantasyfilm, der 2005 auf dem Filmfestival von Locarno gezeigt wurde.

Handlung:
Helena ist die Tochter eines Zirkusdirektors, hegt aber wenig Begeisterung für diese Arbeit. Als ihre Mutter durch eine schwere Krankheit im Sterben liegt, droht das Geschäft und die Familie auseinanderzubrechen. Eines Nachts wacht Helena auf und folgt wie im Traum einem Jongleur, der von einem schwarzen Schatten verfolgt wird, in eine seltsame Märchenwelt, wo es eine Vielzahl von eigenartigen Geschöfpen gibt und alle Menschen Masken tragen. Dort herrscht Krieg zwischen dem Licht und dem Schatten und sie scheint dazu auserkoren zu sein, den Zauber zu finden, der das Gleichgewicht wieder herstellen und sie zurück in ihre Welt bringen kann.

"MirrorMask" ist wahrlich eine kleine Produktion, von der die Öffentlichkeit auf jeden Fall keine grosse Notiz nahm. Schliesslich belief sich das Budget auf kümmerliche 4 Millionen Dollar und von den Schauspielern kennt man allerhöchstens Gina McKee aus "Notting Hill". Umso verblüffender, was daraus gemacht wurde. Normalerweise hätte dieses Budget wahrscheinlich gerade mal für ein gewöhnliches Drama gereicht, allerhöchstens mit einigen Special Effects, aber nein, Dave McKean steckt es in einen opulenten Fantasyfilm, der eine ganze Welt voller wunderlicher Orte und Geschöpfe birgt. Aus dem nichts etwas hervorzaubern kann McKean indes nicht, soviel sei schon einmal vorgemerkt, und somit kann er trotz allem guten Willen nicht verhindern, dass man dem Film die bescheidenen Verhältnisse ansieht. Natürlich wurden beispielsweise oft deshalb Nebel oder Dunkelheit eingesetzt, weil es billiger ist, und natürlich erkennt man die Computeranimationen ganz offensichtlich, aber das liegt wohl auch daran, dass wir uns an die überteuerten Produkte Hollywoods gewöhnt sind, wo in jede Computersequenz Unsummen gesteckt werden. Wenn man die Ansprüche an Perfektion also etwas zurückschraubt, dann kann man sich sehr bald mit der etwas niederen Qualität der Bilder abfinden, ja sie entwickeln sogar einen ganz eigenen Charme. Und damit kommt man schon in den Bereich, in dem es "MirrorMask" auch mit den aufwändigsten Blockbustern aufnehmen kann: Einfallsreichtum. Kreativität. Fantasie. Das sind Dinge, an denen es in diesem Film sicher nicht fehlt. McKean, welcher Konzeptzeichner bei "Harry Potter and the Prisoner of Azkaban" war, fährt mit einer solchen Fülle von Ideen auf, dass es dem Zuschauer mehr als einmal die Sprache verschlägt, und hat einige grossartige, magische Szenen erschaffen.

Dabei erzählt er auch seine Geschichte sehr liebevoll und voller kleiner, aber feiner Details. Die Welt, in die er uns entführt, ist, so ausgefallen ihre Gestalt auch sein mag, im Grunde sehr klassisch und erinnert in ihrer skurrilen Art nicht nur an die Filme von Hayao Moyzaki (Das wandelnde Schloss). Auch die Story ähnelt einer modernen Variante von "Alice im Wunderland" und überrascht in ihrem Grundmuster allerhöchstens durch die gelungene allegorische Rahmenhandlung. Der Film ist aber allein deshalb sehr sympathisch, weil nicht nur die künstlichen Wesen überzeugen, auch die Charaktere sind eigenwillig bis schrullig ausgearbeitet, stimmig besetzt und es entstehen daraus einige wirklich witzige Szenen. 
 Insgesamt braucht es gewiss eine Weile, bis man sich richtig in dieses moderne Märchen hineinfühlen kann, und der Gedanke ist präsent daran, was mit mehr Mitteln noch möglich gewesen wäre, somit bleibt McKeans Werk im Umfang bescheiden, bietet aber einen schönen Mix aus Humor, Romanze, Drama, Fantasy und Horror.

"MirrorMask" ist eine originelle und visuell berauschende Reise ins Wunderland, die in allen Aspekten etwas professioneller hätte sein können. Ein kleiner, ambitionierter Film.

ca. 7 von 10 Punkten


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Samstag, 22. November 2008

Kinovorschau Dezember bis Februar


Im Juni dieses Jahres habe ich hier einige Filme vorgestellt, welche kommende Highlights darstellen könnten. Die meisten sind nun schon angelaufen und haben die Erwartungen befriedigt, manche folgen in den nächsten Monaten. Das ist doch schon Anlass genug, um nochmals eine kleine Übersicht zu machen, was den aufmerksamen Kinogänger in nächster Zeit so erwartet. 

Leider muss man sagen, dass nach einem eher schwachen September und November der anstehende Dezember, so winterlich-verheissungsvoll das Wetter auch zu sein verspricht, in Sachen Kino ebenfalls nicht überwältigend aussieht. Die ersten beiden Monate des nächsten Jahres machen da schon einen vielversprechenderen Eindruck, und bald sucht uns ja dann schon wieder die Oscar-Welle heim. 

Mögliche Kinohighlights Dezember 08 bis Februar 09
(Datumsangaben beziehen sich auf die Schweizer Kinos)

Dezember

Waltz with Bashir
Ein animierter Halb-Dokumentarfilm über einen Veteran des Libanon-Krieges, der mit seinen Erinnerung nicht fertig wird. Der Trailer verspricht ein intelligentes, hochspannendes und visuell von atemberaubender Innovation geprägtes Werk. 
Kinostart: 4. Dezember
Erwartung: sehr gut
Nachtrag: Review

The Day the Earth Stood Still
Remake des gleichnamigen schwarzweissen Science Fiction Klassikers von 1951. Die neue Version mit Keanu Reeves scheint vor allem auf die Special Effects zu bauen. Aus Prinzip hege ich ein gewisses Interesse gegenüber dem Film, wenn die Kritiken eher lauwarm ausfallen, werde ich ihn wahrscheinlich nicht ansehen gehen. 
Kinostart: 11. Dezember
Erwartung: mittelmässig

Australia
Ein Epos von Baz Luhrman - bildgewaltig, emotional und aufwändig ausgestattet, wie man es sich von ihm gewohnt ist (Moulin Rouge). Nicole Kidman und Hugh Jackman sind da sicher auch kein Negativpunkt, aber ich hoffe doch, dass etwas Story vorhanden sein und sich das Gesülze in Grenzen halten wird. Vielleicht wird dies ja das "Gone with the Wind" des 21ten Jahrhunderts. 
Kinostart: 25. Dezember
Erwartung: gut

Januar 09

Righteous Kill
Ein Krimi um zwei gealterte Cops, die einen Serienkiller jagen, ist nichts Aussergewöhnliches. Wenn aber die beiden Cops Al Pacino und Robert de Niro heissen, dann ist der Film wahrscheinlich einen Blick wert. Mal sehen. Die Kritiken aus den Staaten schrecken etwas ab. 
Kinostart: 8. Januar
Erwartung: mittelmässig

Changeling
Eine Mutter im frühen 20ten Jahrhundert, die ihren Sohn verloren hat. Doch den Jungen, den die Polizei zurückbringt, erkennt sie nicht wieder. Der neue Film von Meisterregisseur Clint Eastwood himself verspricht ein grossartiges Drama im Stil von Mystic River zu werden - erwachsen, düster, hervorragend gespielt. Pflichtprogramm! 
Kinostart: 22. Januar
Erwartung: sehr gut
Nachtrag: Review

Valkyrie
Tom Cruise als Hitler-Attentäter Klaus von Stauffenberg? Na ob das mal gut geht. Und eigentlich mag ich Bryan Singer auch nicht besonders. Aber aufgrund grundsätzlichem Interesse am Thema warte ich mal ab und gebe dem Film vielleicht eine Chance. 
Kinostart: 22. Januar
Erwartung: mittelmässig

The Curious Case of Benjamin Button
David Fincher ("Fight Club", "Se7en") erzählt uns eine ganz besondere Lebensgeschichte: Ein Mann wird hässliches, schrumpeliges, altes Baby geboren und wird mit der Zeit statt älter, jünger. Der Trailer verspricht ein intelligentes Märchen für Erwachsene mit grandiosen Bildern und tollen Schauspielern (Brad Pitt). Sieht nach Pflichtstoff aus.
Kinostart: 29. Januar
Erwartung: sehr gut
Nachtrag: Review

The Spirit
Frank Miller, seines Zeichens Graphic Novel-Zeichner und Autor, von mir verehrt, geht unter die Regisseure und verfilmt mit seinem Debüt "The Spirit" einen Comicklassiker von Will Eisner. Ich kenne die Vorlage nicht und der Trailer hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. Aber das, was man sieht, ist sicher ein Weg, die Zeit bis zum sehnlichst erwarteten "Sin City 2" zu überbrücken.
Kinostart: 29. Januar
Erwartung: gut

Februar

The International
Überwachungsstaat-Thriller mit Clive Owen, Naomie Watts und Armin Müller-Stahl. Sieht nach absoluter Durchschnittsware aus, die Schauspieler wären aber ein Grund für den Kinobesuch. 
Kinostart: 12. Februar
Erwartung: mittelmässig

Milk
Der umstrittene Regisseur Gus Van Sant erzählt uns die Biographie von Harvey Milk, einem homosexuellen Politiker im prüden Amerika der 70er. Mit Schauspiel-Ass Sean Penn in der Hauptrolle könnte das ein mitreissender und unterhaltsamer Film werden. 
Kinostart: 19. Februar
Erwartung: gut

Gran Torino
Clint Eastwood is back! Mit diesem Film, bei dem er selbstverständlich auch Regie führte, plant der Superstar seine atemberaubende Schauspielkarriere abzuschliessen - er ist nun auch schon 77 Jahre alt. Er spielt einen pensionierten Kriegsveteran, der in einem Vorort verbittert und einsam sein Leben führt. Bis er eines Tages eine junge Frau vor einiger Bande rettet, worauf er in einen Privatkrieg verwickelt wird. Der Trailer sieht nicht umwerfend aus, könnte aber ein interessanter "Dirty Harry 6" werden. 
Kinostart: 26. Februar
Erwartung: gut

The Wrestler
Mickey Rourke is back! Mit "The Wrestler" feiert er auch im Film sein Comeback. Das Drama von Darren Arofosky hat hervorragende Kritiken bekommen und macht ihm Trailer den Eindruck eines überwältigenden, äusserst sensiblen Filmes. Das Kinoticket ist schon so gut wie gekauft. 
Kinostart: 26. Februar
Erwartung: sehr gut

Und zu guter letzt: 

Watchmen
Zack Snyder hat mit "300" ja gehörig polarisiert. Ich jedenfalls war beeindruckt und freue mich sehr wohl auf seinen nächsten Film, die Verfilmung des gleichnamigen Comics. Bei 300 war es ja so, dass damals der grandiose Trailer für viel Wirbel sorgte und genau das versprach, was der Film dann auch hielt. Wenn das bei "Watchmen" ebenfalls zutrifft, dann wird das ein sehr unterhaltsamer Film. Der Trailer gehört nämlich zu den besten, die ich jemals gesehen habe. Untermalt wird er von "The Beginning is the End is the Beginning" von Smashing Pumpkins und verspricht eine Comic-Verfilmung der Extraklasse mit grossartigen Bildern. 
Kinostart: 5. März
Erwartung: sehr gut

Verschobene Reviews


Wie schon auf der Übersichtsseite erwähnt wird, verfasse ich natürlich nicht ganz zu jedem Film, den ich sehe, ein Review. Das impliziert in der ersten Linie auf DVD oder im TV gesehen Filme, die mir nicht besonders zugesagt haben und bei denen ich schlicht keine Lust habe, etwas dazu zu schreiben. Schliesslich will ich dem Leser vor allem Tipps geben, ihm also Filme vorstellen, die er zuvor vielleicht noch nicht kannte und die ich für sehenswert halte. 

Ein anderer Grund, weshalb ich kein Review zu einem Film schreibe, kann sein, dass mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage dazu fühle. Das beinhaltet vor allem anspruchsvolle oder besonders ausgezeichnete Filme, die ich zuerst lieber ein zweites Mal unter die Lupe nehme, bevor ich ihnen ein "würdiges" Review widmen kann. 

Hier wäre eine kleine, überhaupt nicht vollständige Liste von solchen Filmen, inklusive provisorischer Wertung: 

2001: A Space Odyssee - ca. 8 Punkte

Donnie Darko - ca. 8 Punkte

Todesmelodie - ca. 8 Punkte


The Shining - ca. 10 Punkte

Léon - ca. 9 Punkte

Trainspotting - ca. 9 Punkte

Body of Lies (Kino Review)



Body of Lies

Vorgestern ist in der Schweiz Hollywoods neuer Actionkracher Body of Lies unter dem verwirrenden deutschen Titel "Der Mann, der niemals lebte" angelaufen. Der neue Film mit Superstar Leonardi DiCaprio und dem Power-Duo Ridley Scott (Regie) und Russel Crowe war in den Staaten ein ziemlicher Flop und wird auch hier Bond wahrscheinlich kaum gross die Besucherzahlen streitig machen können. Schade eigentlich.

Handung:
Der CIA-Agent Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) ist Anti-Terror-Spezialist im Nahen Osten. Im Gegensatz zu den meisten anderen amerikanischen Agenten versucht er, mit den Einheimischen Kontakt zu knüpfen und hat deshalb beispielsweise Arabisch gelernt. Nach einer vom Oberkommando in Washington vermasselten Aktion, bei der sein Arbeitspartner stirbt, kann Ferris noch im letzten Moment einige Disks vor der Zerstörung durch Kampfhubschrauber retten. Anhand diesen stellt er fest, dass einer der Anführer einer terroristischen Organisation in Jordanien lebt. Diese Terroristen sind für das hoch technologisierte CIA deshalb schwer zu fassen, weil sie ohne Handys und Laptops agieren und alle Aufträge mündlich vermitteln. Sein Vorgesetzter Ed Hoffman (Russel Crowe) schickt ihn in das Land, damit Ferris als Leiter der dortigen Einheit persönlich nach dem Terroristen sucht.
(frei nach Wikipeida)

Hollywood hat schon viele Filme gedreht, die sich mit der politischen Konfrontation zwischen der USA und der arabischen Welt befassen, sei es "Spy Game", "Syriana", Charlie Wilson's War oder der Kriegsfilm Black Hawk Down von Scott selbst. Und auch an Agentenfilmen hat es noch nie gefehlt, weshalb die Frage durchaus angebracht ist, was "Body of Lies" Daseinsberechtigung gibt.
Nun, eigentlich reicht es ja schon, wenn der Name Ridley Scott auf dem Film steht. Der britische Lord ist wohl einer der erfolgreichsten noch lebenden Regisseure schlechthin, was er mit unzähligen Filmen von Blade Runner über "Alien" bis hin zu "American Gangster" bewiesen hat. Mainstream hin oder her, seine Filme garantieren eine gewisse Qualität. Auch in "Body of Lies" zeigt er einmal mehr eindrücklich, was seine Fähigkeiten als Regisseur sind.
Natürlich erinnern die Bilder etwas an "Black Hawk Down", nichtsdestotrotz hat sich Scott weiterentwickelt und vermittelt dem Zuschauer hautnah die Atmosphäre von den verstaubten Gassen unter der brennenden Sonne des Ostens. Durch ein konstantes, aber nie übertriebenes Tempo hält er die Spannung hoch und geht in der Handlung zielstrebig und ohne viel Federlesen vorwärts. Die Actionszenen sind dann auch wuchtig, hart und ziemlich brutal inszeniert, obwohl es davon gar nicht so viele gibt, was man als Zuschauer kaum bemerkt, so gefesselt ist man schon nach wenigen Minuten. Die Story bietet dazu auch den richtigen Mix aus Schiessereien und psychologischen Szenen, die für mindestens ebenso viel Spannung sorgen.

Allein aufgrund des Nervenkitzels verdient sich "Body of Lies" also den Titel eines guten Thrillers. Doch unter dieser (natürlich dominanten) Unterhaltung bietet er durchaus auch ein wenig mehr, basiert er doch auf dem gleichnamigen Roman von David Ignatius. Erwähnenswert ist dabei sicher, dass die Verfilmung mit einer erstaunlichen Detailgenauigkeit aufwarten kann und viel mehr Interesse an der tatsächlichen Situation in den östlichen Ländern zeigt als viele andere Filme. Lobenswert auch, wie sich Scott bemüht, politisch korrekt zu sein und den Nahost-Konflikt nicht nur aus amerikanischer Sicht zu beleuchten. Natürlich ist es alter Käse, dass Hollywood politisch links steht und seit langem antipatriotische Werke hochhält, aber selten machte es einen so ehrlichen Eindruck wie hier. Scott behandelt ein aktuelles und wichtiges Thema und bleibt dabei gegenüber beiden Seiten kritisch und differenziert.

Hoffman etwa stellt als kompromissloser, undurchsichtiger, spitzbübischer, einseitiger, arroganter und strikt kalkulierender Chefstratege beinahe eine Parodie des typischen amerikanischen Images dar. Dargestellt wird er von Russel Crowe klar nicht oscarwürdig, aber zufriedenstellend und so, dass man den Eindruck hat eine neue Facette dieses Schauspielers zu sehen. Im Gegensatz zu ihm verkörpert der stahlhart-elegante Mark Strong als Hani schon eher die Antithese zum klassischen Bild des einfältigen, nicht-aufgeklärten und hilflosen Verbündeten der USA im Osten. Auch wenn er offensichtlich vernünftiger und effizienter handelt als die Amerikaner, so kann man auch ihm nicht trauen und teilweise lässt er seine gnadenlose Brutalität erkennen.
Protagonist Ferris steht zwischen all diesen Fronten und gerät je länger je mehr ins Fadenkreuz, während er selbst zu begreifen beginnt, dass die amerikanische Strategie im Osten nicht funktioniert und die Menschen hier oft unterschätzt werden. Sein Charakter ist bemerkenswert ausgearbeitet und er bleibt trotz Makel eigentlich der einzige in diesem Krieg, mit dem sich der Zuschauer identifizieren kann. Auf jeden Fall schafft es DiCaprio, eine Verbindung zum Zuschauer herzustellen und beweist einmal mehr, dass er ein richtig guter Schauspieler geworden ist. Da stört es auch nicht gross, dass seine Rolle etwas an "Departed" erinnert.

So kann man sagen, dass "Body of Lies" für Blockbuster-Massstäbe neben der bemerkenswerten Spannung angenehm durchdacht und vielschichtig ist. Es scheint ganz so, als gäbe es in Hollywood in diesem Bereich eine Tendenz zu richtig gut geschriebenen Drehbüchern, was Hoffnungen gegenüber der Zukunft weckt. Zu viele Hoffnungen muss man sich aber auch nicht machen, denn natürlich bleibt der Film Hollywood, was sich vor allem in den zweiten Hälfte bemerkbar macht, welche deswegen und dank einigen Ausrutschern im linearen Spannungsbogen weniger überzeugt. So oder so: Scotts neuer Film ist praktisch auf der ganzen Linie gelungen und bietet zwei Stunden Hochspannung pur.
In Anbetracht dessen ist es bedauernswert, dass er in der USA von den 70 Millionen Dollar, die er kostete, gerade mal 38 wieder eingespielt hat. Woran das liegt, lässt sich nur vermuten; vielleicht wurde er falsch vermarktet, vielleicht hatte das Publikum nach Ealge Eye und Bond schlicht kein Bedarf mehr auf einem solchen Film. Dabei sticht "Body of Lies" diese Konkurrenz ohne grosse Probleme aus.

"Body of Lies" ist ein einwandfrei inszenierter Thriller, der seine Geschichte von den Lügen des Krieges erstaunlich ehrlich erzählt.

ca. 8 von 10 Punkten

Mittwoch, 12. November 2008

Quantum of Solace (Kino Review)



Quantum of Solace

Mein Name ist Bond, James Bond. Seit über 40 Jahren und 21 Filmen haben wir diesen Satz nun schon regelmässig auf der Leinwand gehört. Viel hat sich gewandelt seither, mal wurde der Doppelnull-Agent von einem Engländer verkörpert, mal von einem Schotten, mal von einem Walisen; und auch die Story spielte mal hier, mal da, während die Bösewichte zwar stets hinterlistig und schlau genug waren, um die Welt an den Rand des dritten Weltkrieges zu bringen, aber immer so hochmütig, damit sie dem gefangenen Bond im letzten Moment ihren Plan haargenau erläuterten. Die guten alten Zeiten. Doch seit zwei Jahren weht ein neuer Wind, seit mit Casino Royale ein fulminanter Neustart der Serie vorgelegt wurde. Die Erwartungen an Quantum of Solace vom Schweizer Regisseur Mark Forster sind dementsprechend hoch.

Handlung:
Die Handlung des Films beginnt eine Stunde nach dem Ende des Vorgängerfilms Casino Royale. Bond hatte während dieser Stunde Mr. White gefangen genommen. Der Film beginnt mit einer Auto-Verfolgungsjagd quer durch Norditalien, die in Siena endet.[3] Während er von Bond und M verhört wird, eröffnet White, dass seine Geheimorganisation Agenten sowohl in den britischen Geheimdienst MI6 als auch in die amerikanische CIA eingeschleust hat. In diesem Moment schießt der Leibwächter von M auf Bond und M und flüchtet. Bond verfolgt ihn und tötet ihn letztlich. Als er zurückkehrt, ist White geflohen.
Im Verlaufe des Films besucht Bond neben Siena Orte auf Haiti, wo er einen weiteren Verdächtigen tötet, Bregenz, wo er im Rahmen der Opernfestspiele durch einen geschickten Schachzug mehrere Komplizen und Verbündete von Greenes Organisation Quantum enttarnen kann. Sein Gegenspieler Dominic Greene versucht, den entlassenen General Medrano als Staatsoberhaupt von Bolivien einzusetzen. Dieser Plan steht unter dem Schutz des eingeweihten CIA, der sich im Gegenzug Ölvorräte für die USA ausrechnet. Als Gegenleistung für seine Hilfen soll Greene ein offenbar wertloses Stück Land bekommen.
(frei nach Wikipedia)

Eigentlich gibt es wenig zu sagen über diesen neuen Bond. Abgesehen von der Frage der Indentität, die im Raum steht - aber dazu später mehr - unterhält er die für grösste Zeit tadellos und ist sein Kinoticket wert. Aber es bleibt erstaunlich wenig hängen von diesem "Schweizer" Bondfilm.
Ich hätte nicht gedacht, diese Worte jemals in den Mund nehmen zu müssen, aber das unter anderem unbestreitbar die Schuld von Paul Haggis. Leider hat sich der Drehbuchautor und zweifache Oscarpreisträger Haggis, der grossartige Filme wie Million Dollar Baby, L.A. Crash und Letters from Iwo Jima mit ebenso grossartigen Scripts veredelte, hier einen Fehltritt geleistet. Hat er doch in "Casino Royale" noch so gute Arbeit geleistet, enttäuscht er dieses Mal und macht den Eindruck, als ob er etwas ungelaunt und ideenlos bei der Arbeit gewesen wäre. Zwar versucht er redlich, dem Charakter Bond noch mehr Profil zu geben, was in einigen Szenen auch bemerkenswert klappt - eine solche Nähe zum Geheimagenten hat der Zuschauer in den alten Filmen nie gespürt - und insgesamt wirkt Bond noch zerrissener, noch gespaltener. Aber das kann nicht darüber hinweghelfen, dass die Story des Filmes zweitweise arg enttäuscht. 

Zu Beginn wird man lieblos und ziemlich unsorgfältig in die direkt an den Vorgänger anschliessende Actionsequenz geworfen, und denen, die ob den schnellen Schnitten nicht ganz mitkommen, wird es wohl bald so vorkommen, als hechte der Film von einer Actionszene zur nächsten. Gegen die Mitte wird er dann etwas ruhiger und nimmt auch mehr Fahrt auf, ist spannend, voller Überraschungen und hie und da schleicht sich sogar echtes Bond-Feeling hinein. Doch schon ist der gelungene Mittelteil auch wieder vorbei und es geht auf das Showdown zu, welches den Zuschauer nicht lange lange aufhält, mit dem Bösewicht, welcher ebenfalls nicht die Klasse wie auch schon hat, kurz angebunden Schluss macht und uns nach mickrigen 106 Minuten sitzen lässt, etwas unbefriedigt. Langweilig ist der Film gewiss nie, dazu ist er viel zu spannend und actiongeladen, und einige starke Szenen sind tatsächlich auch vorhanden.
Trotzdem muss man der Tatsache in das Tosca-Auge sehen, dass dieser zweite Craig'sche Bond gegenüber "Casino Royale" deutlich abfällt. Und da weder Craig selbst noch die Aufmachung so viel schlechter geworden sein kann, muss man den schwarzen Peter wohl wirklich dem Drehbuch zuschieben. An der Inszenierung von Foster kann es deshalb kaum liegen, weil diese durch eine wuchtige, schnörkellose und harte Art überzeugt. Sie ist keineswegs aussergewöhnlich oder herausragend, aber sauber und stilsicher, wodurch der Film optisch sehr wohl an den Letzten anzuknüpfen vermag.

Auch Daniel Craig - seine Kanalarbeitervisage muss man natürlich noch immer nicht mögen - überzeugt in schauspielerischer Hinsicht, die Bondgirls sind ansprechend gecastet und die Drehorte sowohl exotisch als auch wirkungsvoll in Szene gesetzt. Es fehlt der Handlung insgesamt einfach zeitweise der Drive und die Dialoge sind im Vergleich mit den Wortgefechten zwischen Bond und Vesper zu unelegant, zu uncharmant, zu ungeschliffen. Und dabei reissen nicht einmal die guten alten Actionszenen irgendjemanden wirklich vom Hocker, seien sie in noch so grosser Zahl vertreten. Auch hier hatte "Casino Royale" bessere Karten, weil sie da einfallsreich, fesselnd und ausnahmslos atemberaubend waren. Im Neuen fehlen hier die Ideen, die ihnen Frische verliehen hätten, und so sind sie zwar allemal gut und teuer gemacht, aber schlicht zu wenig ausgefallen.

War das nicht auch etwas von den Dingen, die wir so an den alten Bonds schätzten? Die Verfolgungsjagden, bei denen über Dächer gesprungen, Hubscharuber vom Himmel geholt und massenweise physikalische Gesetze gebrochen wurden, dank denen man irgendwo im Film einschalten konnte und sofort Bescheid wusste. 
Vielleicht ist dies auch das allgemeine Problem von diesem Bond. Er bietet eigentlich nichts mehr davon, was die alten Filme über so lange Zeit ausgezeichnet hat. Dies ist sehr wohl von den Machern beabsichtigt und man bemerkt durchaus noch, hier einen Bond vor sich zu haben, aber auch dies vor allem deswegen, weil der Name im Vorspann steht. Es steht wohl ausser Frage, dass die Serie eine Renovierung dringend nötig hatte, was in "Casino Royale" auch vielversprechend begonnen wurde. Aber wenn Craigs neuer Bond, dieser beinharte, humorlose und grimmige Killer und Schläger, schon in seinem zweiten Film etwas ausgelutscht und altbekannt wirkt, hat man sich wohl etwas mehr erhofft. Es bleibt der Eindruck, dass "Quantum of Solace" munter die Markenzeichen-Elemente der Vergangenheit über Bord wirft und es versäumt, sie mit Neuem zu ersetzen. Deshalb ist er noch lange kein schlechter Film, aber - abgesehen von der breitgewalzter Marketing-Kampagne - auch kein wirklich besonderes Kinoerlebnis.

Wir stehen also vor einem gewisses Dilemma: Zwar hat sich der neue Bond mit diesem zweiten Anlauf klar positioniert und weiss genau, was er will, verliert aber gewissermassen immer mehr seinen Adelstitel, seine Vormachtstellung. Anders gesagt: Indem die Macher Bond haben erwachsen werden lassen, ist er aus seiner vertrauten ökologischen Nische herausgewachsen und sieht sich nun im Sumpf der uneingeschränkten, gnadenlosen Konkurrenz plötzlich anderen grossen "B-Actioner" gegenüber. Und gegen Bourne und Batman muss der Geheimagent ihrer Majestät den Kürzeren ziehen. Schade.

Es bleibt noch die Hoffnung, dass sich dieser 22te Bond mehr als ein Lückenfüller, Einwärm- und Brückenfilm herausstellt, der seine Kräfte sammelt für einen kommenden wirklich grossen Kracher. Aber auch das ist nur ein Quantum Trost.

"Quantum of Solace" ist ein spannender, kurzweiliger Actionfilm, der abgesehen von einer teuren Inszenierung und seinem Markennamen kaum mehr aus der Masse heraussticht.

abgerundet ca. 6 von 10 Punkten