Nachtrag, ein Review vom 17.2.2008:
There Will Be Blood
Ein Mann befindet sich in einem dunklen Stollen irgendwo in der kalifornischen Wüste. Pickelschlag für Pickelschlag holt er Erz aus dem Boden und hievt es nach oben. Unermüdlich arbeitet er, lässt sich auch von einem gebrochenen Bein nicht aufhalten. Die Einsamkeit scheint ihm nichts auszumachen, im Gegenteil. Was zum Geier ist das für ein Mann? Was zum Geier ist das für ein Film?
There Will Be Blood handelt von Mann auf dem beschwerlichen Weg nach oben, zu Geld und Macht. Es geht um Ehrgeiz, um Machtgier, um Religion, um Familie. Diese grandiosen 160 Minuten Film gehören ganz der Figur des Daniel Plainview, beziehungsweise Daniel Day-Lewis. Er spielt Plainview nicht, er ist Plainview. Mit jeder Geste, mit jeder Mime, mit jedem Wort verkörpert er diese Figur. Die Leinwand gehört ganz alleine ihm. Hätte er den Oscar nicht bekommen, hätte man sämtliche Mitglieder der Academy steinigen müssen. Hat er aber ja glücklicherweise.
Plainview bohrt nach Öl und will dabei nichts den anderen überlassen, geschweige denn von jemandem abhängig sein. Er ist ein Tycoon, ein Geschäftsmann, ein Egoist, ein Menschenhasser. Das einzige, was ihm neben seiner Arbeit wichtig zu sein scheint, ist sein Sohn, der ihn überall hin begleitet. Als Zuschauer kann man diesen Mann nicht mögen, trotzdem fiebert man mit. Denn auch wenn der Einstieg etwas harzig ist, vermag die Geschichte dieses Mannes trotz fehlender Action zu fesseln. Was man hier von Paul Thomas Anderson zu sehen kriegt, ist Kino weit entfernt vom Mainstream. Das ist ein grosser Film, der von subtilem Spannungsaufbau, Schauspielerleistung und epischen Bildern lebt. Im empfehle deshalb, zuerst auf jeden Fall den Trailer anzusehen.
Zu sagen ist jedoch, dass mich Paul Dano als religiöser Fanatiker und Gegenpart nicht richtig mitgerissen hat und das Ende irgendwie unpassend war. Es passte schon zum Charakter von Plainview und ich wünsche mir selbstverständlich kein Happy End, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass ich da ein wenig mehr erwartet hätte.
"There Will Be Blood" verlässt sich ganz auf das geniale Spiel seines Hauptdarstellers. Auch wenn der Schluss die Suppe etwas trübt, kann man sich hier sicher sein, Kunstkino der besten Sorte geboten zu bekommen. Ebenso sicher ist, dass damit längst nicht jeder etwas anfangen können wird.
aufgerundet ca. 9 von 10 Punkten
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