Hier noch nachträglich ein älteres Review, nämlich vom 10.3.2007:
Letters from Iwo Jima
Clint Eastwood, neuerdings ja meistens hinter der Kamera zu finden (Mystic River, Unforgiven), hat 2006 ein ungewöhnliches Doppel-Filmprojekt in Angriff genommen. Es geht um die Schlacht von Iwo Jima im zweiten Weltkrieg. Eastwood zeigt nun diese Schlacht in zwei Filmen, aus zwei Perspektiven. Flags of our Fathers zeigte die amerikanische Sicht, und nun kommt mit Letters from Iwo Jima die japanische Version. War Flags sozusagen "nur" ein halber Kriegsfilm, ist es Letters jedoch 100prozentig. Rein schon dieses Grundkonzept gefällt mir ein wenig besser, denn bei Flags waren ja für mich die Zeitsprünge eines der wenigen Mankos. Auch fand ich es persöhnlich doch interessanter, das ganze aus der japanischen Sicht zu sehen, an die man sich ja überhaupt nicht gewöhnt ist. Japanischer Orginalton war da natürlich Pflicht.
Ja, Letters hat mir besser gefallen. Was von dem Standpunkt aus gesehen, dass ich Flags auch schon toll fand, heissen soll: Ich bin begeistert. Es gibt weissgott wenige Antikriegsfilme (richtige Antikriegsfilme) die so zu bewegen vermögen. Entscheident ist hier aber vor allem nicht nur Letters alleine, sondern im Zweiergespann mit Flags. Die beiden Filme ergänzen sich wirklich grandios. Erwischte man sich bei Flags bei Gedanken wie "Diese verdammten Japaner" ist es hier genau andersrum. Das funktioniert besser als jede mögliche noch so dreidimensionale Darstellung des Feindes in einem Film. Respekt!
Das, was den Film wirklich toll macht, ist die Schilderung einer Kultur und ihrer Traditionen, die uns sehr fern und sehr lange her scheint. Damit meine ich vor allem den Ehrenkodex der kaiserlichen Armee und die allgemeine Einstellung, dass jedes Opfer für den Kaiser gegeben werden muss. Es ist kein Zufall, dass die Amerkaner kaum Gefangene gemacht haben.
Vereinzelte Rückblicke zum Leben der zivilen Bevölkerung führen uns auch vor Augen, dass der Schrecken, den Deutsche und Japaner unter dem jeweiligen Regime erlebt haben, gar nicht mal so verschieden ist.
Ein Pluspunkt ist auch die Figur des Generals Kuribayashi, gespielt von Ken Watanabe, bisher nur bekannt aus "The Last Samurai". Dieser hat eine Zeit in Amerika gelebt und weiss sehr wohl, dass die Amerikaner nicht die Teufel sind, zu denen sie die japanische Regierung macht, was nichts an seiner Überzeugung ändert, sein Leben so teuer wie möglich verkaufen und für das Kaiserreich geben zu wollen, wenn er sich auch zuerst noch gegen den Fanatismus anderer Offiziere und derer engstirniger Denkweise durchsetzten muss.
In den nassen, dunklen Höhlen von Iwo Jima begleiten wir nun Saigo, einen einfachen Bäcker, und die anderen bei der langen, hoffnungslosen Vorbereitung und der zermürbenden Schlacht. Als in der Hälfte jäh, wütend und grausam der Kampf ausbricht, wissen wir schon längst, dass die Japaner nicht gewinnen können und werden. Alleine, ohne Hoffnung auf Rettung, eingepfercht, stumm, hungernd, dürstend, niedergeschlagen, harren die Japaner in den nassen, dunklen Höhlen von Iwo Jima aus und schreiben ihre letztes Briefe an Frau und Kinder, mehr oder weniger bereit, den Heldentod zu sterben.
Fazit: Zu den diesjährigen Oscarnominationen muss ich sagen: Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es ganz klar geheissen: "And the Oscar for the best Picture of the Year goes to..... Letters from Iwo Jima". Soll heissen, ich fand ihn sehr gut. Ausserordentlich gut. Clint Eastwood gebührt eine grosse Portion Respekt für sein ambitioniertes Doppelfilm-Projekt.
abgerundet ca. 9 von 10 Punkten
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