Freitag, 17. Juli 2009

Von Zauberlehrlingen und sprechenden Hüten



Von Zauberlehrlingen und sprechenden Hüten

Harry Potter ist das Phänomen des Jahrzehnts. J. K. Rowlings brillianter Mix aus Fantasy-Abenteuer und Internatsdrama ist weltweit millionenfach über den Ladentisch gegangen und zu Recht zur wahrscheinlich beliebtesten Jugendromanreihe aller Zeiten avanciert. Dass eine filmische Umsetzung nicht lange auf sich warten liess, war selbstverständlich. Sollte sich ein Studio wie Warner Bros. etwa ein Goldesel entgehen lassen, der sich ganze sieben Mal mit Erfolgsgarantie melken liess? Oder, wenn man ganz dreist ist, sogar acht Mal? Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Jawohl, das siebte Buch wird zweigeteilt und die finale Schlacht somit in zwei Etappen kassenklingelnd auf die Leinwand gebracht.

Momentan läuft gerade der sechste Teil mit dem Titel "Harry Potter and the Half-Blood Prince" und hat sich mit einem Tamtam sondergleichen und einem Einspielergebnis von 104 Millionen Dollar am ersten Tag weltweit der Leinwände bemächtigt. Der Hype um den Zauberlehrling und seine Abenteuer scheint ungebrochen, gerade nach dem letztjährigen Überraschungserfolg von Twilight. Höchste Zeit, zurückzublicken und sich zu fragen, was die Filmreihe bisher erreicht hat und wie weit sie von ihrem ursprünglichen Ziel abgewichen ist.

Betrachtet man die bisherigen sechs Filme als Ganzes, so fällt das Fazit ernüchternd aus: Das Bestreben, eine gross angelegte, vorlagentreue und kompakte Filmreihe im Stil von Der Herr der Ringe zu schaffen, ist auf der ganzen Linie gescheitert. Nahm die Sache mit den ersten beiden Filmen sehr zahm, aber harmonisch seinen Lauf und orientierte sich in erster Linie an der Vorlage, so kann schon ab dem dritten Film nicht mehr die geringste Rede von Kontinuität sein. Allein die Tatsache, dass drei Mal der Regisseur ausgewechselt wurde, zeugt von wenig Zusammenhalt und Teamwork der Beteiligten, geschweige denn von einem künstlerischen Konzept. So schwankt der Stil der einzelnen Filme mal hierhin, mal dorthin, während die Romane mit zunehmender Seitenanzahl keineswegs leichter zu adaptieren werden.

Vielleicht muss man sich am Ende eingestehen, dass sich die Faszination der Vorlage im Kino weder quantitativ noch qualitativ umsetzten lässt. Vielleicht bleiben die Harry Potter-Romane für immer unverfilmbar. Oder vielleicht kommt in dreissig Jahren ein durchsetzungsfähiger, begabter junger Regisseur und schafft das Unglaubliche. Sicher ist, dass die aktuelle Filmreihe auch im Falle eines grandiosen siebten und achten Teiles keinen Ehrenplatz in der Filmgeschichte einnehmen wird, dafür ist sie zu stark auf den momentanen Hype ausgerichtet. Was jedoch keineswegs bedeuten soll, dass unter den bisherigen sechs Filmen keine Perlen zu finden sind, im Gegenteil: Sie mögen nicht wirklich zusammenpassen und ein stimmiges Ganzes ergeben, aber es vermögen alle auf ihre eigene Art mehr oder weniger zu gefallen - allermindestens den Fans.

3 Kommentare:

Alan_Mattli hat gesagt…

Aber das ist doch das Gute, dass es verschiedene Regisseure gibt! Sieben Filme vom gleichen Regisseur wären doch langweilig. Ausserdem wäre Chris Columbus nie in der Lage, die düsteren Teile zu verfilmen.

Jonas hat gesagt…

Nunja, sieben Filme von einem guten Regisseur - einer, der die Sache mit etwas Konzept angeht und selbstverständlich nicht einfach sieben Mal seinen Stil durchzieht, sondern diesen der düster werdenden Vorlage anpasst - wären mir nicht langweilig gewesen.

Alan_Mattli hat gesagt…

So gesehen hast du Recht. Aber finde mal einen geeigneten Regisseur (und sag jetzt bitte nicht Peter Jackson ;-) )
Auf der anderen Seite lassen sich aber klare Stiländerungen im Laufe der Buchserie feststellen, welche einen Regisseurwechsel vielleicht rechtfertigen. Jetzt im Nachhinein kann ich z.B. sagen, dass Columbus für Teil 1 und 2 ideal war.