Nachträglich vier Kurz-Reviews vom Februar 2008:
The Blair Witch Project
"In October of 1994 three student filmmakers disappeared in the woods near Burkittsville, Maryland, while shooting a documentary.
A year later their footage was found."
Ab und zu kommt es vor, dass jemand einen Film auf die Beine stellt, praktisch ohne Budget, aber mit einer Idee. The Blair Witch Project kostete lachhafte 60'000 Dollar (also rund ein 5000-stel so viel wie z.B. PotC 3) und spielte weltweit 250 Millionen ein. Zu Verdanken ist das der Idee der beiden Regisseure, eine Horrorfilm im Dokumentationsstil zu drehen und über das Internet zu vermarkten. Entstanden ist ein höchst mysteriöser Film, gefilmt mit zwei einfachen Kameras - ohne Special Effects, ohne Blut, ohne billige Schreckmomente, ohne Mätzchen; aber authentisch. Wir begleiten die drei Studenten bei ihrem Trip durch den Wald; erleben mit, wie das Projekt aus dem Ruder läuft, wie sie mit der Situation umgehen und angesichts der furchteinflössenden Ereignisse der Verzweiflung mit jeder Nacht näher rücken.
Ich jedenfalls habe den Film alleine angeschaut und mich in dem Rahmen gefürchtet, wie ich mich bei einem guten Gruselfilm fürchten will.
ca. 8 von 10 Punkten
Endlich einmal ganz gesehen, als er am Donnerstag im TV lief. Ein ruhiger Film, der eine angeblich wahre Geschichte erzählt, dabei weitgehend auf Action und Tempo verzichtet und in erster Linie die Bilder sprechen lässt. Diese sind dann auch gigantisch und bringen es fertig, den Zuschauer in die weiten Hochebenen Tibets zu entführen. David Thewlis macht seine Sache hervorragend und ist der ganz grosse Sympathieträger des Filmes. Brad Pitt spielt die Figur des Heinrich Harrer schon überzeugend und die Freundschaft zwischen ihm und dem Dalai Lama ist glaubwürdig, aber richtig umgehauen hat er mich nicht. Der Sympathiebonus fehlt in diesem Film einfach.
Für mich persönlich ist der Film zu sehr Hollywood zwischen wohlfühl und durchschnitt. Und da hilft es nicht gerade, dass Spannung in diesen zweieinhalb Stunden kaum zu finden ist. Panoramabilder sind schön und gut, aber um den Zuschauer richtig zu fesseln, ist mehr nötig. Und auch der Schluss, als die ganze Problematik Tibet-China zur Sprache kommt (momentan ja wieder sehr aktuell), ist irgendwie zu harmlos, zu einfach macht es sich der Film mit der Gut-und-Böse-Einteilung. Schöner Film, aber nicht mehr.
ca. 7 von 10 Punkten
Ratatouille
Nachdem ich im Kino hin und weg war, nahm es mich Wunder, wie das neue Werk der Traumschmiede Pixar auf DVD wirken würde. Entwarnung: Rémy überzeugt auf der ganzen Linie.
Mit diesem Film beweist Pixar ein weiteres Mal eindrücklich, dass sie des Disney-Erbes würdig sind. Ich kenne keine andere Produktionsfirma, die bisher noch keinen einzigen schlechten oder auch nur mittelmässigen Film geliefert hat und es fertig bringt, die hohen Erwartungen jedes Mal neu zu erfüllen, wenn nicht gar zu übertreffen. Wenn jedes Jahr der nächste Pixar-Film anläuft (Nachtrag), sitze ich auf jeden Fall im Kino und bin mir sicher, dass ein Höhepunkt des Kinojahres bevorsteht.
Ratatouille ist gar nichts gross "Neues", sondern ein grosser Schritt in Richtung Perfektion des Genres Animationsfilm. Selten zuvor haben sich grandiose Animation, ein fantastisches Drehbuch, liebevolle Charaktere und hervorragender Sound die Hand gereicht wie hier. Selten sieht man solch beinahe perfekte Unterhaltung auf der Leinwand. Entstanden ist ein Film, den man lieben muss; ein Kinderfilm, der für die Ewigkeit gemacht ist, der mit zeitlosem Charme überzeugt. Ich wüsste nicht, was es ernsthaft zu bemängeln gibt. Ohne Frage einer der besten Animationsfilme, die jemals gedreht wurden.
aufgerundet ca. 10 von 10 Punkten
House of Flying Daggers
Ich muss sagen, ich bin auf der einen Seite überwältigt, auf der anderen Seite enttäuscht. Ich bin überwältigt von den Bildern, so farbenprächtig, atmosphärisch und besinnlich wie es nur geht, und natürlich den Kampfszenen; ästhetisch, übertrieben, aussergewöhnlich, balettartig und atemberaubend. Ich möchte es nicht übertreiben mit den Adjektiven, aber dieser Aspekt ist wirklich zu loben. In dem Sinne ist House of Flying Daggers wirklich chinesisches Kino zwischen Epos, Oper und Märchen vom Feinsten. Aber auch wenn der Film die Sinne berauscht, fehlt mir etwas in der Handlung. Die Liebesgeschichte ist eigentlich so typisch wie schön, getragen von sehr passenden Darstellern, vor allem Ziyi Zhang, auch das ganze Spiel um Liebe, Verrat, Treue, Freundschaft etc. steht in guter alter Shakespeare-Tradition und ist gewohnt verwirrend. Aber es fehlt etwas. Es fehlt ein gewisses etwas, das die Story aufgepeppt hätte, das ein bischen mehr Spannung und Abwechslung gebracht hätte, etwas, das "Hero" hatte und hier fehlt. Sicher, die vielen Auflösungen sind unerwartet, aber wirken ein wenig aufgezwungen. Die Liebesgeschichte ist wie gesagt sinnlich und berauschend, aber nicht der grosse Wurf. Trotz allem Einfallsreichtum wird man das Gefühl nicht los, alles irgendwie schon gesehen zu haben. Da können auch keine noch so halsbrecherischen Kampfszenen darüber hinweghelfen. "House of Flying Daggers" gibt einem ein wenig das Gefühl, dass hinter der poetischen Kulisse nur heisse Luft ist.
ca. 7 von 10 Punkten
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