Samstag, 24. Juli 2010

Moon (Kino Review)



Moon


Die Liebe zum Mond scheint vererbbar zu sein. Zumindest bei David Bowie. Vierzig Jahre nachdem der Superstar in seiner allerersten Hitsingle "Space Oddity" die Zeile Here am I sitting in my tin can far above the Moon sang, beginnt nämlich sein Sohn, genannt Duncan Jones, seine Karriere als Regisseur geradewegs mit einem Science-Fiction-Film namens Moon. Im Gegensatz zu vielen anderen Promi-Kindern ruht er sich jedoch nicht auf dem Namen des berühmten Vaters aus, sondern liefert ein eigenständiges Werk, das am Sundance Film Festival viel Lob einheimste.

Handlung:
In einer nicht genauer bestimmten Zukunft wird der Energiebedarf der Erde hauptsächlich aus Helium-3 gedeckt, das auf der Oberfläche des Mondes abgebaut wird. Sam Bell bemannt allein eine zu diesem Zweck auf dem Mond errichtete Basis, wobei er von einer künstlichen Intelligenz namens GERTY unterstützt wird. Nach beinahe drei Jahren ohne direkten Kontakt zu anderen Menschen ist er in psychisch schlechter Verfassung und leidet an Halluzinationen, so dass es zu einem Unfall auf der Oberfläche kommt.
(frei nach Wikipedia)

Auch wenn das geringe Budget nicht für einen grossen Namen reichte, hätte Jones wohl kaum einen geeigneteren Schauspieler für die Titelrolle finden können als Sam Rockwell. Der breiten Masse ist dieser bisher vor allem dank anspruchslosen Blockbuster-Nebenrollen bekannt, wie etwa in Iron Man 2 oder Charlie's Angels. Nicht zuletzt als Charlie Ford in The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford hat er jedoch bewiesen, was für ein immenses Potential in ihm steckt. In Moon meistert er die verzwickte Aufgabe, einen Film komplett auf den eigenen Schultern zu tragen, indem er die Laufzeit von rund 100 Minuten zu einer elektrisierenden One-Man-Show macht. Es ist schlicht grandios, mit welcher spielerischen Leichtigkeit Rockwell zwischen der tristen Melancholie des lunaren Alltags und der kindlichen Vorfreude beim Eintreffen einer neuen Nachricht vom Mutterplaneten wechselt. Durch seine umfassende Präsenz wird Moon zu einer Tour-de-Force, deren Intensität den Zuschauer an den Stuhl fesselt. Es ist geradezu erlösend, wieder einmal einen Weltraumfilm mit einer solchen schauspielerischen Leistung zu sehen.

Moon bietet aber mehr als "nur" einen überzeugenden Hauptdarsteller. Auf der Handlungsebene stellt der Film zugleich eine Hommage und eine Ergänzung zu Kubricks Meilenstein 2001: A Space Odyssey dar, erinnert dabei teilweise auch stark an Solaris. Mit diesen bewusst geweckten Assoziationen, wie etwa zwischen der Roboterfigur GERTY (gesprochen von Kevin Spacey) und HAL aus 2001 - wird dann erfreulicherweise sehr gekonnt gespielt. Das Design der Mondbasis "Sarang" wirkt dabei ebenfalls wie eine Würdigung der Zeit, als die Sets der klassischen Science-Fiction-Filme noch in Modellgrösse entstanden, entfaltet gleichzeitig jedoch ein geradezu fühlbares Gefühl der räumlichen Enge, in der sich Sam Bell drei Jahre lang bewegt. Zusammen mit seiner Crew - sprich Kameramann Gary Shaw, Komponist Clint Mansell und natürlich Sam Rockwell - ist es Jones somit gelungen, eine packende Atmosphäre zu schaffen, und je länger desto mehr entwickelt sich Moon zu einem echten Weltraum-Thriller. Er und Drehbuchautor Nathan Parker scheuen sich aber auch nicht, die Spannungselemente durch sowohl überaus emotionale wie auch absurde Szenen zu kontrastieren. So ist die humanistische Quintessenz des Filmes zwar alles andere als neu, wird aber doch sehr frisch und unverbraucht verpackt.
Am Ende bleibt die Frage: Was ist der Unterschied zwischen Moon und Cargo? Nein, es ist nicht das Budget, dieses belief sich in beiden Fällen auf etwa 5 Millionen Dollar. Es ist vielmehr - natürlich - der Hauptdarsteller, die Regie und auch das Drehbuch - eben all die Dinge, die einen spannenden, unverbrauchten Film ausmachen.

"Moon" ist ein origineller Science-Fiction-Film, getragen von einer dichten, klaustrophobischen Atmosphäre und einem unverwechselbaren Sam Rockwell.

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten


Weitere Bilder:







Knight & Day (Kino Review)



Knight and Day

Handlung:

June Havens (Cameron Diaz) denkt sich nicht viel dabei, als sie am Flughafen mit einem gutaussehenden, freundlichen Mann zusammenstösst. Dieser stellt sich als Roy Miller (Tom Cruise) vor, hilft ihr auf und ist sogleich wieder verschwunden. June hat ihn beinahe schon wieder vergessen, bis sie hinter der Sicherheitskontrolle wiederum mit Miller zusammenstösst. Als wäre das noch nicht Zufall genug, stellt sich heraus, dass sie beide auf das selbe Flugzeug müssen.

Dort lässt sich June sogleich verzaubern von Millers Charme und romantischer Weltanschauung. Das Blatt wendet sich jedoch, als sie von der Toilette zurückkehrt und gewahren muss, dass Miller die restlichen Passagiere - seltsamerweise sind sie allesamt bewaffnet - überwältigt und dabei den Piloten erschossen hat. Nach einer Bruchlandung im Kornfeld ist klar, dass Junes Leben für immer ändert. Aber kann sie Miller trauen? Warum scheint die Regierung so erpicht darauf zu sein, ihn in die Finger zu kriegen? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Zephyr auf sich?

Kritik:

Ein Journalist hat mal folgendes "Gesetz" für das alljährliche Sommerkino aufgestellt: Je schöner und sonniger das Wetter, desto schlechter der Film. Würde diese Theorie zutreffen, wäre Knight and Day wohl beinahe so miserabel wie Beverly Hills Chihuahua. Ist er glücklicherweise nicht. James Mangolds (3:10 to Yuma, Cop Land) neuster ist zwar auch sein schwächster Film, aber doch ein kurzweiliger, aufwändiger und ziemlich amüsanter Sommerstreifen ohne jeglichen Tiefgang.

Dennoch beschleicht den Zuschauer des öfteren das Gefühl, einen touristischen Werbefilm für die zahlreichen Schauplätze zu sehen. Im Prinzip geht der Film nämlich an die jeweiligen Länder mit der Einstellung eines typischen chinesischen Touristen heran: Es wird das typische Sujet, das man von den Postkarten her kennt, photographiert und weiter geht die Weltreise. Dass damit nur ein sehr oberflächlicher Eindruck der jeweiligen Kultur vermittelt wird, versteht sich von selbst.

Dazu passend agiert Tom Cruise, als wäre er hier eh nur auf einer Urlaubsreise - einer überaus gut bezahlten noch dazu. Anfangs zugegebenermassen noch durchaus sympathisch, braucht er nach seiner frühen "Enttarnung" als Superagent für die restliche Zeit nur noch seine "Cooler Actionheld"-Show abzuziehen. Dabei überrascht es nicht gross, dass er es regelmässig mit einer Überzahl an Bösewichten aufnehmen kann, jeder halsbrecherischen Situation entkommt und sich nebenbei noch Wortgefechte mit der schönen Blonden an seiner Seite (alias Cameron Diaz) liefert.

Letztere sollte eigentlich die Hauptperson des Filmes darstellen, wird in den Actionszenen jedoch regelmässig zum dümmlichen Sidekick degradiert und hat vor allem die Aufgabe, laut kreischend in jedes erdenkliche Fettnäpfchen zu treten. Das Ganze ist dermassen unglaubwürdig, dass man sogar gewillt ist, die Prämisse einer unendlichen Energiequelle in Batterieformat ohne Widerrede zu akzeptieren - schliesslich wurden uns in anderen Filmen schon viel abstrusere Erklärungen gegeben, warum nun die ganze Welt hinter einem bestimmten Objekt her sein soll.

Und wenn man schon dabei ist: Knight and Day bietet eine actionreiche Agentenstory, zahlreiche über die ganze Welt verstreute Schauplätze und einen praktisch unsterblichen Superspion, der mit coolen Sprüchen nicht geizt - kommt das jemandem bekannt vor? Jawohl, im Prinzip hätte sich Tom Cruise in diesem Film statt als Roy Miller auch einfach als Bond, James Bond vorstellen können. Man könnte sich auch ganz gut Roger Moore in dieser Rolle denken. Überhaupt könnte das Drehbuch vor 30 Jahren geschrieben sein und statt eines spanischen Waffenhändlers einfach der KGB den Widersacher darstellen. Dabei gibt es nur ein Problem: Die Produzenten haben offenbar vergessen, dass Bond mit der Besetzung durch Daniel Craig einen entscheidenden Evolutionsschritt gemacht hat. So wirkt Knight and Day trotz teurer, moderner Aufmachung gegenüber harten Agententhrillern wie Casino Royale und The Bourne Ultimatum geradewegs altmodisch.

ca. 6 von 10 Punkten


Dieses Review ist erschienen auf OutNow.

Traumhafte Vorfreude


(Fortsetzung von diesem Beitrag)

Nächste Woche ist es für mich so weit. Dann wartet nämlich - endlich - Christopher Nolans neuster Streich, Inception. Fakt ist: Einen derart gewagten Film, der auf keinerlei Vorlage basiert und dessen Marketing sich als ausgesprochen schwierig erwiesen hat, der jedoch dennoch in der Liga eines Sommerblockbusters mitspielt, das gabs noch nie. Zu verdanken haben wir das Nolan, der sich nach seinem Mega-Erfolg The Dark Knight bei Warner Bros. den einmaligen Status geschaffen hat, für sein nächstes Projekt praktisch freie Hand und ein unbegrenztes Budget zu haben. Jeder andere Regisseure wäre da wohl auf Nummer sicher gegangen und hätte einen dritten Batman in Angriff genommen, aber nicht so Christopher Nolan. Stattdessen beschenkt er uns nun mit einem Film, dessen Trailer nicht viel mehr erzählt, als dass es sich um eine Art Heist-Thriller in der Welt der Träume handelt, angereichert mit gewaltigen Bildern von erdrückender surrealer und suggestiver Kraft. Es scheint so, als läge Nolan viel daran, seinen Ruf als intelligentester Blockbusterregisseur der Gegenwart zu zementieren.

Und geht man nach den Zahlen aus Amerika, wo der Film letzte Woche gestartet ist, ist ihm das mehr als gelungen: Die 62 Millionen Dollar des Startwochenendes und das Rotten-Tomatoes-Rating von 86% werden nur noch übertroffen von einem schlicht traumhaften IMDB-Rating von 9.4 Punkten. Einen derart hohen Einstieg hat soweit ich mich erinnere erst ein Film geschafft. Und das war - Sie haben es schon erraten - The Dark Knight.