Montag, 29. September 2008

The Descent (DVD Review)



The Descent - Abgrund des Grauens

Vielleicht haben sie es schon bemerkt, ich bin kein grosser Horrorfan. Dieses Genre, das sich heute  immer mehr Beliebtheit zu erfreuen scheint, liegt mir einfach nicht besonders und ich schaue mir relativ wenige Filme dieser Gattung an. Aber ab und zu schadet es auch nicht. Gerade, wenn man so viel Positives hört wie von The Descent.

Einen ganz anderen Eindruck macht hingegen die Inhaltsangabe, welche sich gut in einem Satz zusammenfassen lässt: Auf einer Höhlenwanderung erleben sechs Frauen das pure Grauen. Kurz und knapp. Das stinkt doch meilenweit nach einem weiteren billigen Schlachtfest vom Fliessband, oder nicht?

So viel sei schon mal zu Beginn angemerkt, "The Descent" ist mehr, und doch wieder nicht. Sicher, die Handlung ist nichts aussergewöhnliches und auch das Unbekannte, das in den felsigen Tiefen lauert, haut einen ob Kreativität nicht unbedingt aus den Socken. Doch schon die Charaktereinführungen machen einem klar, dass hier immerhin jemand mit einer gewissen Sorgfalt am Werk war. Nämlich Niel Marshall, Regisseur und Drehbuchautor, welcher uns dieses Jahr Doomsday bescherte. Es ist erfreulich zu sehen, dass sich Marshall mit viel Tatendrang seinen Projekten widmet und man förmlich spürt, dass er den Zuschauer ernst nimmt. Da kann man sogar darüber hinwegsehen, dass man das Grundmuster solcher Filme schon in und auswendig kennt und dass sich Marshall ziemlich freizügig bei Vorbildern bedient, auch wenn er dies oft mit schelmischem Augenzwinkern als Anspielung tarnt, etwa auf Klassiker wie Carrie oder Apocalypse Now
"The Descent" bietet wenig neues und ist sicher keine hohe Filmkunst. Aber er fesselt. Marshall hat seinen Film so packend inszeniert, dass man vergisst, sich über etwaige Mängel aufzuregen und sich einfach diesem Film hingibt. Unerbittlich treibt er das Tempo in rassigen Schnitten voran, verleiht jeder Actionszene eine beachtliche Wucht, würzt die Luft zwischen den Ereignissen mit düsterer Atmosphäre, spart nicht mit Blut und lässt hinter allem einen klassisch-üppigen Soundtrack dröhnen. Ohne Schabernack jagt er uns durch die Handlung und lässt sich keine Sekunde lang davon ablenken, was er will, nämlich den Zuschauer mitreissen. Was "The Descent" aussergewöhnlich macht, ist seine selten gesehene Konsequenz.
Dabei bleibt er auch recht Mainstream-tauglich. Einige gelungene Schreckmomente, ziemlich ecklige Szenen und viel Blut gibt es zu sehen, und man muss ihn auch nicht unbedingt um zwei Uhr morgens im stockdunklen, totenstillen Haus ansehen, aber der Horror hält sich doch in Grenzen. Insgesamt ist nämlich alles sehr klassisch in Szene gesetzt und somit sozusagen auf eine erträgliche Weise unerträglich. Harte Erwachsenenunterhaltung mit Gruselfaktor halt. Lobend anzumerken ist sicherlich ebenfalls, dass das Schauplatz (der bei einem solchen Film bekanntlich viel ausmacht) gut ausgearbeitet wurde. Die verzweigten Höhlensysteme wirken sowohl düster als auch bedrohlich und sind in ihrer Finsternis trotzdem so ausgeleuchtet, dass Atmosphäre entsteht, der Zuschauer etwas mitbekommt und der Film nicht zu Rätselmarathon wird, wie bei gewissen Uwe Boll-Filmen, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Teilweise vermag der Film sogar klaustrophobische Zustände zu vermitteln, unter anderem durch den geschickten Einsatz von Videokameras.

Erstaunlich an "The Descent" ist, dass er sich in all seiner formalen Diche und filmischen Tempo ziemlich viel Zeit nimmt. Nach einer Rückblende werden zuerst mehr oder weniger eingehend die weiblichen Charaktere präsentiert, übrigens alle passabel gespielt, und auch in der Höhle selbst dauert es doch eine Weile, bis wirklich etwas geschieht. Von Langeweile kann man deshalb noch nicht sprechen, aber etwas mehr Abwechslung wäre vor allem in der ersten Hälfte vielleicht das gewisse Sahnehäubchen auf der gekonnten Inszenierung gewesen. Ebenfalls stark ist das Ende, welches die oberflächliche Story mit einem Hauch von Vielschichtigkeit abschliesst.

Zu Beginn des Filmes sehen wir, wie die Hauptpersonen eine Wildwasserbahnfahrt unternehmen. Schon hier macht Marshall unmissverständlich klar, was er in den nächsten 100 Minuten vorhalt: Er schickt sechs Frauen auf eine mörderische Achterbahnfahrt in die Tiefe und der Zuschauer ist eingeladen, sich mitreissen zu lassen. Und das simple Ziel der Unterhaltung erreicht der Film allemal. Wer einmal Lust auf gut gemachten Nervenkitzel hat; ansehen!

"The Descent" ist ein konsequenter, hervorragend inszenierter und gerade deshalb packender Horrorfilm mit unspektakulärem Inhalt, der mit beinahe schamanenhaftem Kult die Wandlung vom Opfer zur Amazone beschwört.

aufgerundet ca. 8 von 10 Punkten


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Samstag, 27. September 2008

The Usual Suspects (DVD Review)



The Usual Suspects

Bryan Singers erstes grosses Werk Die üblichen Verdächtigen ist ein Stammgast in Listen der besten Filme aller Zeiten und auch sonst ist der Kriminalthriller von 1995 ein in den meisten Kreisen hoch geschätzter Film. Das war für mich natürlich Grund genug, voller Erwartungen die DVD reinzuschieben. Doch wieder einmal habe ich einen Punkt gefunden, wo sich meine Meinung nicht mit der der Allgemeinheit deckt.

Der größte Teil der Handlung wird von dem körperbehinderten Kleinkriminellen Verbal Kint (Kevin Spacey) in einem Polizeibüro bei einem Verhör nacherzählt und in Rückblenden gezeigt. Dieser wurde verhaftet, weil er einer der wenigen Überlebenden einer Schiffsexplosion mit 27 Toten ist. Kint war Teil einer losen Verbindung von fünf Kriminellen, die sich in der Untersuchungshaft kennenlernten und mit denen er einige gut organisierte Überfälle erledigte. Der letzte dieser Jobs war eine Auftragsarbeit auf dem Schiff für den mysteriösen Gangsterboss Keyser Soze, von dem niemand weiß, ob es ihn überhaupt gibt. Was ist auf dem Schiff wirklich geschehen?
(frei nach Wikipedia)

"The Usual Suspects" (der Titel ist eine Anspielung auf den Klassiker Casablanca) ist sicher kein schlechter Film. Im Gegenteil, er ist spannend, teilweise sehr spannend, temporeich und unterhaltsam. Kevin Spacey, nicht mein Lieblingsschauspieler, spielt wirklich ganz schön fies, Gabriel Byrne ist schon beinahe fantastisch und auch der restliche Cast vermag mehr oder weniger zu überzeugen. Das Drehbuch ist absolut sauber geschrieben, besticht durch eine nette Erzählstruktur, farbige Charaktere und eine abwechslungsreiche Handlung. Auch Singers Umsetzung lässt sich sehen, auch wenn ihr das gewisse etwas fehlt, das sie aussergewöhnlich gemacht hätte. Und das trifft irgendwie auch auf die restlichen Aspekte dieses Filmes zu. Natürlich, er ist ein klassischer, künstlich verschachtelter Thriller mit etwas Film Noir-Touch und solche sieht man immer gerne, aber das ist auch nichts neues. Nichts bahnbrechendes. Deswegen kann ich schlicht und einfach nicht verstehen, warum "The Usual Suspects" auch nur annähernd einer der besten Filme aller Zeiten sein sollte.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich vor allem von der Endauflösung enttäuscht wurde. Viele scheinen genau wegen dieser so begeistert von dem Film zu sein, und sie wird auch gemeinhin als eine der furiosesten der Filmgeschichte angepriesen. Das weckt Hoffnungen auf etwas ähnliches wie Memento oder Psycho. Doch in diesen Sphären bewegt sich der Film nicht. 

[Im folgenden Absatz sind extreme offene Spoiler enthalten]

Vielleicht liegt es ja wirklich nur an mir. Denn etwa in der Hälfte des (ja recht kurzen) Filmes, als die mystische Figur des Keyser Soze immer mehr ins Zentrum rückt und sich irgendwann alles nur noch um die Frage seiner Indentität dreht, begann ich die Vermutung zu hegen, dass Kint, dieser Schelm, wahrscheinlich hinter allem steckt. Und siehe da! Es kommt wie es kommen muss, mit einem riesigen Trara wird die Indentität von Soze aufgedeckt und der Zuschauer soll vor erfürchtiger Überraschung erstarren. Von wegen. Wenn der ganze Film von einer Person erzählt wird und sich der Kreis der Verdächtigen auf die bekannten fünf beschränkt, dann ist es nun wirklich kein weit hergeholter Gedanke, dass der unscheinbare, hilflose Erzähler eigentlich der Böse ist. Zudem ist das eine Masche, die in diesem Genre uralt ist und schon von Arthur Conan Doyle mit seinen Sherlock Holmes-Geschichten ausgiebig betrieben wurde. 

[Spoiler Ende]

Von daher muss ich sagen, dass mir "The Usual Suspects" zu durchschaubar war. Die Endauflösung ist zwar ganz nett präsentiert und glänzt immerhin durch viele feine Details, wird dem Ruf des Filmes aber nicht gerecht. Dazu kommt, dass ich am Ende das Gefühl hätte, das Ganze sei etwas belanglos. 106 Minuten lumpenreine Unterhaltung, aber nicht mehr. Ein Quickie auf ziemlich hohem Niveau.
Eventuell als Entschuldigung in Betracht ziehen könnte man noch, dass er 1995 wohl eine gewisse Pionierstellung hatte und viele Filme dieser Sorte nach sich zog, die das System heute etwas ausgelutscht erscheinen lassen. Aber das ändert nichts daran, dass mich "The Usual Suspects" nicht umgehauen hat. Wahrscheinlich waren die Erwartungen schlicht zu hoch. So oder so, er ist trotzdem ein wirklich guter Film.

"The Usual Suspects" ist ein gut gespielter, gut inszenierter und gut geschriebener Thriller, der in allen Belangen nicht über "gut" hinauskommt, weil er zu belanglos ist.

ca. 7 von 10 Punkten


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First Blood (Kino Review)



Rambo: First Blood

Gestern wurde Zürich ein hoher Besuch beschert. Um anlässlich des Zürich Film Festivals den Icon Award für sein Lebenswerk entgegenzunehmen, erschien nämlich Silvester Stallone höchstpersönlich auf dem roten Teppich. Ich war da leider nicht anwesend, aber stattdessen habe ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einmal einen seiner grossen Filme auf einer grossen Leinwand zu sehen. Gezeigt wurde nämlich neben Rocky, "Rocky Balboa", "Cop Land" und "Cliffhanger" auch der gute alte Rambo: First Blood. Und, soviel kann ich schon mal vorausschicken, der 80er-Actionfilm macht sich ausgenommen gut auf der Leinwand.

Der wortkarge Vietnamkriegsveteran John Rambo (Sylvester Stallone) sucht den letzten Überlebenden seiner ehemaligen Elite-Einheit der Green Berets auf, erfährt aber, dass der an Krebs verstorben ist. Er zieht weiter und will in der Stadt Hope etwas zu essen bekommen. Als er die Stadtgrenze passiert, verweist der ansässige Sheriff Will Teasle ihn aufgrund seines verwahrlosten Äusseren der Stadt. Rambo lässt sich zunächst widerspruchslos von Teasle aus der Stadt fahren, kehrt dann aber zu Fuß wieder um und missachtet den Stadtverweis. Daraufhin verhaftet Teasle ihn als Landstreicher. Im Bezirksgefängnis wird Rambo von den Hilfssheriffs physisch misshandelt und gedemütigt. In die Enge getrieben, werden in ihm traumatische Erinnerungen an seine Zeit als Kriegsgefangener wach. Er befreit sich gewaltsam aus seiner Inhaftierung und ergreift die Flucht in die Berge. Als die Beamten Schusswaffen einsetzen, beginnt für Rambo ein Kampf ums Überleben.
(frei nach Wikipedia)

"First Blood" basiert auf dem gleichnamigen Roman von David Morrel und wurde von Ted Kotcheff inszeniert, während das Drehbuch unter anderem von Stallone selbst adaptiert wurde. Auch wenn der Plot des Buches vor allem gegen Schluss stark abgeändert wurde, so ist und bleibt es eine grosse Stärke des Filmes, dass er einen literarischen Hintergrund hat. Dieser ist es nämlich, der den Film zu mehr macht als einem stumpfen Actionkracher. John Rambo ist ein Kriegsheld, eine Kampfmaschiene, die nun, nachdem der Krieg vorbei ist, nutzlos geworden und zu einem Aussenseiterdasein in der Gesellschaft verdammt ist. Somit sieht "First Blood" im Grunde dorthin, wo man in den typischen grossen Hollywoodkriegsfilmen nicht hinsieht, nämlich auf die verwundete Gesellschaft der USA, die mit all den Nebenprodukten der "gerechten" Kriege zu kämpfen hat. Diese erfrischende und den damaligen Zeitgeist optimal widerspiegelnde Ausgangslage führt dazu, dass man ob der Ungerechtigkeit, die Rambo von der selbstgerechten Hinterwäldner-Zivilisten erfahren muss, als Zuschauer zwingend zu ihm halten muss. Man fiebert mit, ballt in der Tasche die Faust gegen die Ortspolizei. Selbstverständlich ist das keine übermässig ambivalente, tiefsinnige oder intelligente Masche. Selbstverständlich wird Rambo im Endeffekt zu einem Helden stilisiert, der zwar viele unschöne, sogar tragische Seiten hat, aber der Film fährt dabei immer auf einer ziemlich klaren Schiene, wie es sich für diese Art von Unterhaltung auch irgendwie gehört. Der Reiz von "First Blood" ist ja gerade, dass er amerikanische, einfältige Action mit einem diskussionswürdigen Hintergrund ausstattet, der dem Film eine ehrliche und kritische Note verleiht.

Auch das Drehbuch im engeren Sinne verdient insofern das Prädikat "ehrlich", dass es dem Zuschauer nie einzureden versucht, er bekomme hier irgendwie komplexe oder vielschichtige Kost serviert. Stattdessen ist die Handlung über die ganze Länge konsequent spannend, nicht unnötig vorhersehbar und schreitet zielbewusst von Szene zu Szene. Einen grossen Beitrag zum Kult um Rambo haben sicherlich jene Szenen beigetragen, in denen er in guter alter Indianer-Manier im Wald Fallen legt, denen die Polizisten einer nach dem anderen zum Opfer fallen. Getötet wird dabei praktisch nicht, zumindest versucht es Rambo zu vermeiden, und somit kann man diesem ersten Teil der Kinoreihe Gewaltverherrlichung nicht im Geringsten vorwerfen. Trotzdem, dieser Film ist ein weiteres Beispiel dafür, wie geschickt eingefädelte Rachegeschichten bei der Masse immensen Anklang finden.
Denn "First Blood" fesselt einfach. Man wird hineingezogen in die schroffe, melancholische Bergwelt Kentuckys, gebannt verfolgt man den Ein-Mann-Krieg inmitten Schluchten, Wäldern und Bergbächen. Lobenswert, wie Kotcheff die Story mit einer brillianten atmosphärischen Inszenierung kombiniert, die durch nasse, kalte, neblige Bildern beeindruckt. Besonders hervorzuheben ist dabei wohl die Stollen-Szene, welche im Zuschauer beinahe klaustrophobische Ängste zu hegen vermag. Dazu kommen selbstverständlich die Actionsequenzen, welche als wuchtig bezeichnet werden dürfen und gleichzeitig sowohl noch heute Männerfreude als auch 80er-Charme wecken. Erwähnenswert auch der Soundtrack von Altmeister Jerry Goldsmith. Alles in allem ist "First Blood" im Kino ein absolut lohnenswertes Erlebnis.
Etwas schade, dass die Handlung, die sehr gut anfängt, mit zunehmender Laufzeit immer mehr vom Drama in reine Action abdriftet und sich gegen Ende sogar ein wenig darin verliert.

Und natürlich muss man noch etwas zum eigentlich wichtigsten Punkt in diesem Film sagen, dem guten alten Stallone. Nein, er ist noch immer kein besonders guter Schauspieler und nein, man wird auch hier nicht von seinem schrecklichen Englisch verschont. Aber er muss den Mund in diesem Film ja auch nicht allzu oft aufmachen (zum Glück?), sondern darf mit vollem Körpereinsatz an die Sache gehen. Dies macht ihn durchaus zu einer glaubwürdigen, zerissenen, ab und zu sogar ambivalenten Figur, die bis heute etwas einzigartiges in der Filmwelt ist. Er braucht schliesslich auch nur einen trotzigen Blick in die Kamera zu werfen und selbst der hinterletzte Zuschauer weiss: Rambo ist cool. Eine Schande, dass sein Ruf durch die Forsetzungen ruiniert wurde. Denn "First Blood" ist ein wirklich guter Film.

"First Blood" ist ein spannender Actionfilm mit packend dichter Atmosphäre, der neben der Geburt einer stählernen Leinwandikone einen intelligenten Hintergrund zu bieten hat.

ca. 8 von 10 Punkten

Son of Rambow (Kino Review)



Son of Rambow

Die Briten haben den besten Humor. Das ist nicht nur eine ganz persönliche Meinung, wenn man sich in der Filmwelt ein wenig umschaut, könnte man das beinahe als Tatsache bezeichnen. Egal ob leichtfüssig, satirisch, bissig oder anarchistisch, auf der anderen Seite des Kanals findet man das ganze Coleur und das scheinbar erstaunlich oft in hoher Qualität. Ein allein aufgrund der Romanvorlage schon kultiges Humorfest wurde uns beispielsweise 2005 mit The Hitchhiker's Guide to the Galaxy präsentiert, und nun holt der Vollblut-Brite Garth Jennings zum nächsten Streich aus. Und Son of Rambow legt einmal mehr die Vermutung nahe, dass dieser Mann nur Projekte in Angriff nimmt, die ihm wirklich am Herzen liegen.

England, 1982. Der 11-jährige Will Proudfoot wächst wohlbehütet in seiner religiösen Familie auf und gehört zu den wenigen seiner Gemeinschaft, die überhaupt eine normale Schule besuchen dürfen. Dort lernt er eines Tages den Dauerstörefriede Lee Carter kennen, der sich sehr bald einen Spass daraus macht, den naiven Will auszunutzen. Als dieser bei Lee zuhause eine Raubkopie des (für ihn natürlich strengstens verbotenen) Films Rambo: First Blood zu Gesicht bekommt, ist er völlig aus dem Häuschen und denkt an nichts anderes mehr, als selbst als der Sohn des Rambo(w) an der Seite von Stallone zu kämpfen. Und da kommen die beiden Jungs auf die Idee, mit der Kamera von Lee's Bruder ihre ganz eigene Version des Filmes zu drehen.

Zwei Kinder spielen "Rambo" nach, den Inbegriff von harter, dumpfer, sinnloser Action? Das hört sich nach einer ziemlich schrägen, vielleicht sogar waghalsigen Idee an. Doch Jennings, seines Zeichens auch Drehbuchautor, hat aus dieser Idee einen unglaublich warmherzigen Kinder-, oder besser Familienfilm gemacht, wie man es bei einem Film, der sich um einen Film mit Killermaschiene Stallone dreht, kaum für möglich gehalten hätte. Denn Jennings ging mit so viel offensichtlicher Sorgfalt und Liebe an die Sache, dass man das Endergebnis einfach mögen muss. Im Zentrum stehen da ganz klar die beiden Jungs, welche ausgezeichnet charakterisiert werden. Auf der einen Seite haben wir Will, den stillen, schüchternen und naiven Träumer, der seine von den religiösen Traditionen unterdrückte Kreativität in kleinen, unscheinbaren Dingen wie einer bis zur letzten Seite bekritzelten Bibel auslebt. Auf der anderen Seite haben wir Lee, den klassischen Rumtreiber und Raufbold, der ohne elterliche Autorität oder Liebe aufwächst. Die Konflikte, die aus diesen beiden so unterschiedlichen und doch so verwandten Figuren resultieren, sind in einem solchen Masse glaubwürdig, spassig und herzerwärmend, dass sie jeden irgendwo tief im Innern berühren müssten. Dazu kommt, dass sie hervorragend besetzt wurden und wir dadurch einen weiteren Film geniessen dürfen, der es fertig bringt, das Optimum aus Kinderschauspielern herauzuholen. Somit verleihen diese beiden zentralen Figuren dem Film seine beträchtliche Tiefe und Menschlichkeit, und man darf behaupten, dass er von ihnen lebt.
Viel zum Charme des Filmes tragen auch nicht nur die zeitlosen Lausebub-Elemente der Geschichte bei, sondern auch, dass er über die ganze Breite sehr liebe- und detailvoll gemacht wurde. Nicht zuletzt, dass die Handlung in die 80er verlegt wurde und somit schon heute gewisse nostalgische Sympathien zu wecken vermag.

Schade ist allerdings, dass bei allem Einfallsreichtum der Handlung gerade diese mit der Zeit ein Problem darstellt. Denn die Nebenhandlung mit dem französischen Austauschschüler, an sich klasse eingeführt, wird viel zu sehr ausgereizt. Das führt dazu, dass man sie sehr bald einfach gesehen hat und teilweise sogar als nervend empfindet. Man muss einfach sagen, dass hier eine weitere Nebenhandlung mehr sehr willkommen gewesen wäre. Insgesamt ist die erste Hälfte also die deutlich bessere Hälfte, aber immerhin kann man beruhigend anmerken, dass der Film die Kurve gegen Schluss kriegt und wieder voll aufdreht. Alles andere wäre ja nur schade gewesen.

Und am Ende bleibt die Gewissheit, dass mit Jennings hinter der Kamera genau so ein naiver, verträumter Will Proudfoot sass (man denke nur an die fantastischen Animationssequenzen), der uns voller Lebensfreude und Energie eine Geschichte erzählen will, die etwas universelles hat. Eine Geschichte, die jeden anspricht, egal ob jung oder alt, weil jeder die Kindheitsträume von damals noch in sich trägt. Ein Film für das Kind in jedem von uns.

"Son of Rambow" ist eine sympathische Geschichte über zwei kreative Jungs, die zwar von Fantasie sprudelt, aber in der zweiten Hälfe etwas abflacht. Ein Film, der zeigt: Kino verbindet.

abgerundet ca. 7 von 10 Punkten

Samstag, 20. September 2008

La Zona (Kino Review)



La Zona

Er fällt kaum auf, der mexikanische Film, der sich klammheimlich neben all den grossen amerikanischen Konkurrenten ins Kino schleicht. Dabei wurde La Zona von Regie-Neuling Rodrigo Plá am Filmfestival in Fribourg mit dem Publikumspreis ausgezeichnet und bietet sehr wohl Kost, die sich mit den Grossproduktionen von Übersee messen kann.

Once upon a time in Mexiko. Dreck und Müll überall, zerbröckelnde Fassaden, kaputte Fenster; Mexico-Citys Vorstadt ist ein Drecksloch, das von Gewalt und Verbrechen beherrscht wird. Doch inmitten des ärmlichen Häusermeers erhebt sich eine furchteinflössende Mauer, abgesichert mit Stacheldraht, Überwachungskameras und meterdicken Stahltoren, und dahinter befindet sich eine komplett andere Welt. "La Zona" ist ein Villenviertel, wo die Reichsten der Reichen ihr scheinbar perfektes Leben führen, abgeschirmt von der verdorbenen Aussenwelt. Sie haben eine eigene Schule, Kirche, Stromgenerator, alles was man braucht, um die makellos sauberen Strassen, Fassaden und Vorgärten nicht verlassen zu müssen. Doch in einer stürmischen Nacht reisst eine instabile Werbetafel einen Riss in die Mauer, drei Jugendliche nehmen die Gelegenheit wahr und betreten "La Zona", um zu stehlen. Die Sache läuft schief, vier Menschen werden getötet und die Bewohner der Zona stehen einer unangenehmen Situatio gegenüber, denn Laut Regelung müssen sie im Falle einer Gewalttat ihre Sonderrechte abgeben. So entscheiden sie sich, die Sache zu vertuschen und den übrig gebliebenen Dieb, der sich noch immer irgendwo in der Zona befindet, aufzuspüren und zu töten. Eine gnadenlose Hetzjagd nimmt ihren Lauf.

Rodrigo Plá's Zukunftsvision scheint erschreckend wenig weit hergeholt, ja sogar schon heute im Bereich des Möglichen. Nicht nur in den Staaten sind umzäunte Villenviertel schliesslich eine Realität, die einem zu denken geben kann. Der Film "La Zona" ist somit eigentlich nur ein "Worst Case"-Szenario dieser realen Situation, mit dem Plá eine sozialkritische Geschichte erzählen will. Es ist auch ab der ersten Minute sofort klar, dass ihm dieses Anliegen sehr am Herzen liegt. Der Zuschauer wird sogleich in die Geschichte geworfen und ihm werden die krassen Gegensätze zwischen den beiden Seiten der Mauer vor Augen geführt. Leider kann man sich zu Beginn nicht ganz in die Situation hineinfühlen und der ganze Start wirkt etwas planlos und lose im Raum hängend. Das hängt auch mit der Struktur des Drehbuchs zusammen, welche zwar angenehm anders, aber so verschachtelt ist, dass die Story erst relativ spät wirklich in Fahrt kommt. Dies führt dazu, dass der Film erst in der zweiten Hälfte seine ganze Tiefe gewonnen hat und man als Zuschauer richtig gefesselt ist. Loben kann man das Drehbuch aber trotzdem, dass es über die ganze Länge formal sauber geschrieben ist und die Spannungsschraube zögernd, aber kontinuierlich anzieht.

Was man bemängeln könnte, sind die Charaktere, welche nicht besonders beeindruckend ausgearbeitet sind und deren jeweilige Rolle vergleichbar rasch klar ist. Ähnlich wie bei Die Welle hat das jedoch durchaus seinen Zweck, denn bei einem Film über eine soziale und ethische Extremsituationen braucht man schlicht und einfach Figuren, die ihre Funktion erfüllen und somit etwas klischiert wirken. Auch die Schauspieler leisten keine exzellente Arbeit, gefalllen aber über die ganze Linie und wirken trotz der spanischen Sprache wie glaubwürdige Menschen, denen man im Alltag begegnet.
Grandios ist hingegen die Inszenierung, welche dank Kameraführung, Farbgestaltung und Bildkomposition beeindruckt und fesselt. Vor allem die Eröffnungssequenz, als im strömenden Regen die Mauer eingebrochen wird, ist ein atmosphärisches Meisterstück. Ansonsten ist der Soundtrack sehr stimmig, der Film technisch sauber und auf hohem Niveau umgesetzt, wodurch sich "La Zona" wirklich nicht vor "grossen" amerikanischen Filmen zu verstecken braucht.

Als wirklich "grossen" Film kann man "La Zona" aber auch nicht beschreiben. Denn sein Ziel ist es in erster Linie, eine dramatische, spannende Geschichte zu erzählen, was dazu führt, dass die Story im Endeffekt einfach und im Detail weder besonders originell noch überraschend ist. Ernste, unangenehme Unterhaltung, sicher, aber nicht mehr. Denn der Film hält die Handlung absichtlich simpel und hat in erster Linie ein grosses Anliegen: Sozialkritik. Dies tätigt er dann auch nicht in hintergründiger, subtiler Weise, sondern offensichtlich, und holt ohne Zögern mit dem Hammer aus, um auf die verlogene, sebstrechtfertigende Gesellschaft der Reichen einzuschlagen. Damit schafft es Plá am Ende auch, die Gefühle beim Zuschauer zu hegen, die er beabsichtigt: Nämlich das Gefühl von Machtlosigkeit, von Scham, von Wut gegenüber diesem unmenschlichen System, das eben unangenehm menschlich ist.

"La Zona" ist ein gemächlicher, aber atmosphärischer und fesselnder Film mit brutaler Sozialkritik.

ca. 7 von 10 Punkten


Donnerstag, 18. September 2008

One Fine Day (DVD Review)



One Fine Day


Der im New Yorker Stadtteil Manhattan lebende Journalist Jack Taylor (George Clooney) ist geschieden, chaotisch und nicht sehr erwachsen. Eines Tages fordert ihn seine Ex-Ehefrau auf, für einiges Tage die Obhut über die gemeinsame Tochter Maggie zu übernehmen. Als er sie zur Schule bringt, erfährt er, dass diese an diesem Tag geschlossen ist. Dort trifft er die karrierebewusste Architektin Melanie Parker (Michelle Pfeiffer) und ihren Sohn Sammy. Taylor und Parker versuchen zuerst, in der Begleitung des jeweiligen Kindes der Arbeit nachzugehen, was sich als problematisch erweist. Sie kommen auf die Idee, dass sie abwechselnd auf beide Kinder aufpassen könnten. Doch dieser Tag hält noch einige Überraschungen bereit.
(frei nach Wikipedia)

Beim Spruch "What else?" dürfte heute praktisch jedes Kind an den gutaussehenden Mann aus der Nespresso-Werbung denken. Doch dass George Clooney, heute einer der gefeiertsten Hollywoodstars, erst seit relativ kurzer Zeit auf der höchsten Stufe des Ruhmes steht, sind sich die wenigstens bewusst. Bevor er Batman, Kasinoräuber und Anwälte spielte, war der heute 47-Jährige lange Zeit nur in mehr oder weniger erfolgreichen Fernsehserien zu sehen, bis er im reifen Alter von 35 mit One Fine Day (Tage wie dieser) den Sprung auf die Leinwand schaffte. Die romantische Komödie war ein grosser Erfolg und machte Clooney und Michelle Pfeiffer zum Traumpaar Hollywoods, beziehungsweise New Yorks. Denn dorthin führt uns Michael Hoffman für zwei Stunden, oder eben für einen einzigen, langen Tag. Die Idee des Filmes lässt sich nämlich sehen. Wer hat sie nicht schon erlebt, diese Tage, an denen man lieber im Bett geblieben wäre, da wirklich alles schiefläuft und man nur von Termin zu Termin zu eilen scheint? Kann man an genau so einem Tag seiner grosse Liebe begegnen?
Wie das geht, wird uns sehr temporeich und verworren erzählt. Natürlich wissen wir schon ab der ersten Minute, wie es schlussendlich kommen wird, die Frage ist lediglich wie. Und genau da setzt der Film an und schiebt eine ganze Reihe von Hindernissen ein, die es zu überwinden gilt. Von Langeweile kann da auf jeden Fall keine Rede sein und diesen Unterhaltungswert muss man auf jeden Fall loben. Dazu kommt die überzeugende Inszenierung, die in all der Hektik mit körnigen, altmodischen und behaglichen Bildern glänzt. Das gibt der Romanze einen klassischen Touch, welcher den Film in dieser Beziehung ideal geeignet für einen verregneten Samstagnachmittag macht. Ein grosser Pluspunkt sind ohne Frage auch die beiden Hauptdarsteller, die beide in ihren Rollen beachtlich aufleben, und die zankenden Dialoge mit Bravour meistern. Das alleine macht den Film für das Zielpublikum schon sehenswert.

Leider überzeugt die Handlung dann doch nicht über die ganze Länge. Klassisch bedeutet schliesslich nicht, dass Klischees und Kitsch nicht kritisiert werden dürfen, von welchen zur Genüge vorhanden sind. Natürlich liegt das grundsätzlich im Wesen dieser Art Filme, 
drückt den positiven Eindruck doch vor allem in dem Sinne, dass mit mehr unvorhersehbaren, überraschenden Szenen mehr drin gelegen wäre. Dazu kommt, dass die beiden Kinder eine einzige Katastrophe sind. Auch hier kann man zwar argumentieren, dass von 8-Jährigen nicht allzu viel erwartet werden kann, allerdings sieht man anhand von Beispielen wie The Shining, dass es durchaus möglich ist. Ganz anders hier, wo viele Szenen mit den Nachwuchsschauspielern nicht nur nerven, sondern schlicht unglaubwürdig wirken. Zum Teil liegt das auch am Drehbuch, welches ihnen eine Rolle vorschreibt, die man so einfach nicht goutieren kann. Man bekommt beinahe den Eindruck, der Film habe es sich auf die Fahne geschrieben, negative Gefühle gegen Kinder zu hegen. Wenn die beiden Gören über den ganzen Film den Erwachsenen quengelnd, rücksichtslos und unkontrollierbar am Hals hängen, möchte man ihnen am liebsten an die Gurgel gehen. Steckt da ein versteckter Kinderhass des Regisseurs dahinter? Auf jeden Fall ist das nicht gut so.

"One Fine Day" erzählt die geschichte von zwei Menschen, die sich an einem gestressten Tag so lange über den Weg laufen, bis der Groschen fällt. Eine Geschichte von Liebe über Umwegen, die zwischen Kitsch, nervtötenden Kindern und echten Gefühlen schwankt, schön gefilmt und toll gespielt.

abgerundet ca. 6 von 10 Punkten


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Dienstag, 16. September 2008

Shrek (DVD Review)



Shrek - Der tollkühne Held

Der Held der Geschichte, Shrek, ist ein Oger. Daher wird er von seinen Zeitgenossen als groß, dumm, hässlich und vor allem gefährlich empfunden. Er lebt in einem Sumpf und liebt seine traute Einsamkeit. Doch als Lord Farquaad, der Herrscher des Landes „DuLoc“, alle Fabelwesen vertreibt und sie in den SEINEN Sumpf umsiedelt, schließt dieser mit dem Lord mürrisch einen Handel ab: Er darf seinen Sumpf wieder für sich ganz alleine haben, wenn es ihm gelingt, für ihn die schöne Prinzessin Fiona aus ihrem von einem Drachen bewachten Turm zu befreien.
(frei nach Wikipedia

Die guten alten Disneyfilme. Sie haben Generationen von Kindern geprägt und unter ihnen lassen sich unbestreitbare Meisterwerke finden. So zeitlos sie aber sein mögen, vielleicht passen sie nicht mehr ganz in die Zeit von MTV, Youtube und Pokemon. Das zumindest wird sich Andrew Adamson (Narnia) gedacht haben, als er sich an die Produktion von Shrek machte. Filme von Die Schöne und das Biest bis zu Schneewitchen bieten nämlich einiges an Kanonenfutter, um die ganzen Märchengeschichten zu parodieren, ganz zu schweigen davon, dass der Animationsfilm, der 2001 erst wirklich im Kommen war, die unbegrenzten Möglichkeiten dazu bereitstellt. So wird es denn auch sehr bunt getrieben in den 90 Minuten, für die wir den Oger auf seiner Reise begleiten, die von allen möglichen Seitenhieben quer durch die Märchenwelt und moderne Popkultur geradezu gespickt ist. Das führt dazu, dass die meisten offensichtlichen Anspielungen beim Publikum ankommen, weil sie einfach jeder versteht. Was man "Shrek" auf jeden Fall hoch anrechnen muss, ist die Tatsache, dass er den Spagat zwischen Unterhaltung für Jüngere und Unterhaltung für Ältere beachtlich meistert. Nebst der Basis von Slapstick, die universell auf die ganze Familie zugeschnitten ist, werden die Erwachsenen zu keinem Zeitpunkt vernachlässigt, sondern brav mit bissigen Details und spritzigen Dialogen gefüttert. Vor allem letztere sind absolut klasse und vermögen von Anfang bis Ende grandios zu unterhalten, was natürlich nur dank liebevoll und sorgfältig ausgearbeiteten Charakteren funktioniert. Auch ansonsten ist dieser Animationsfilm mindestens so gut geschrieben wie so manch ein Realfilm, und erzählt eine ungewohnte, abwechslungsreiche, spannende Story. Bravo!
Abgesehen von ein paar gezwungen komischen, mässig lustigen Szenen überzeugt der Film nämlich nicht nur auf komödiantischer, sondern nicht minder auf emotionaler Ebene, auch wenn man das beim Vorspann noch nicht vermuten mag. Der hässliche Aussenseiter, der Oger Shrek wird dem Zuschauer sehr schnell vertraut und zusammen mit dem sprechende Esel und der temperamentvollen Fiona ergibt das ein hervorragendes Trio, das man einfach mögen muss. Das ist dann wohl auch die grösste Stärke des Filmes: Inmitten der farbenprächtigen, damals wegweisenden Computeranimationen vergisst man sehr bald, dass die Helden, die man da vor sich hat, eigentlich nur aus Pixel bestehen.
Ebenfalls lobend anzumerken ist, dass "Shrek" trotz all den Witzeleien über die alten Disney- und Märchengeschichten, genau jene doch wieder im klassischen Sinne würdigt. Es geht hier nämlich um zentrale, universelle Themen wie Mut, Freundschaft und Liebe. Themen, die jedes Kind und jeden Erwachsenen ansprechen, egal ob im alten oder neuen Ogergewand.

"Shrek" ist eine sympathische, schnörkellose und freche Märchen-Parodie für die Fun-Generation.

ca. 8 von 10 Punkten


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Sonntag, 14. September 2008

Soundtrack Quiz 8


Hier habe ich ihnen ja schon mein eigenes kleines Quiz zu Filmmusiken vorgestellt. Dieses geht nun mit Teil 8 in die nächste Runde. Viel Spass beim Raten!

Movie Soundtrack Quiz 8
(Youtube)




Die Lösungen von Teil 7 sind: 

1. On Her Majesty's Secret Service (John Barry)
2. Big Fish(Danny Elfman)
3. High Noon (Frankie Lane)
4. The Butterfly Effect (Oasis

Die Lösungen zu Teil 8 folgen mit Teil 9. 

The Big Lebowski (DVD Review)



The Big Lebowski

Es darf darüber diskutiert, verhandelt, gestritten werden, welcher Film Kult sei und welcher nicht. Aber es gibt einige Werke, da kommt man um dieses Prädikat einfach nicht herum. The Big Lebowski gehört dazu. Die Brüder Ethan und Joel Coen, Ursprung von grossartigen Filmen wie Fargo oder No Country for Old Men, erzählen hier die Geschichte von Jeffrey Lebowski. The Dude. So nennt sich der faule, ungepflegte Dauerarbeitslose, der sein träges Leben zwischen Bowlingbahn, Mac Donalds und seinen vier Wänden verbringt, selbst. Aber um was geht es? Schwierig zu sagen, und eigentlich auch nicht so wichtig. Grob gesehen darum, dass einem stinkreichen Namenverwandten von Lebowski die Frau entführt wird und die Amateur-Gangster aufgrund einer Verwechslung beim Dude in der Wohnung stehen und auf seinen Teppich urinieren. Auf seinen Teppich. Seinen Lieblingsteppich. Der, der so richtig den Raum zusammenhält. 

Wenn man mit einem Wort diesen Film beschreiben muss, dann kommt man um absurd nicht herum. An "The Big Lebowski" ist alles absurd; die Erzählweise, die Charaktere, die Dialoge, die Story, die Bilder, einfach alles. Der Dude, der faule Sack, scheint einem da beinahe noch am normalsten. Von Walter, seinem Bowlingkumpanen, kann man das nicht gerade behaupten. Schliesslich lässt der wahl-jüdische Faschist keine Gelegenheit aus, um Parallelen zwischen der jetzigen Situation und Vietnam zu ziehen und ist ein etwas jähzorniger Zeitgenosse. Dargestellt wird er von einem absolut einmaligen John Goodman, hier vielleicht sogar in der Rolle seines Lebens, der zusammen mit dem zugedröhnt-trägen Jeff Bridges ein grandioses Duo ergibt. Zusammen werden sie in eine Geschichte verwickelt, die weit weg von jeglichem logischen Verlauf liegt, werden zum Spielball zwischen den Fronten der verschiedenen Interessen, eine verdorbener als die andere. Drei Dinge machen diese Geschichte so abgefahren wie kultig. Erstens, wie schon erwähnt, die Besetzung, die mit Namen wie Julianne Moore, Steve Buscemi, Philip Seymour Hoffman, Peter Stormare und John Turturro eine ist, wie man sie selten sieht. Zweitens, dass die Coens die absurde Story in absurder Form erzählen, nämlich im Stil eines Musicals. Das geht soweit, dass man des Öfteren Realität nicht mehr von kruden Traumsequenzen zu unterscheiden weiss. Drittens, die Dialoge. Und was für welche. Sie gehören in ihrer sarkastischen, schwarzhumorigen und grenzenlosen Komik ohne Frage zum besten, was man im Kino diesbezüglich je gehört hat. Die Dialoge und die dahinter stehenden Charaktere tragen den Film, machen die Geschichte so unverwechselbar. Eine amerikanische Geschichte. Die Geschichte eines kleinen, faulen Menschleins, eines uralten Relikts von Faulheit in einer ziemlich verrückten Welt. 

Ich will mir gar nicht anmassen, nach dem einmaligen Betrachten von "The Big Lebowski", etwas über dessen Bedeutung sagen zu können, das kann ich nicht. Und er hat mir in all seiner Skurrilität insgesamt nicht ganz so gut gefallen wie andere Coen-Filme. Aber egal, er ist Kult. 

"The Big Lebowski" ist ein abgefahrenes Grossstadt-Musical; Komik zwischen genialer Pietätlosigkeit und absolutem Chaos. 

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten

That rug really tied the room togehter.


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Pleasantville (DVD Review)



Pleasantville

David (Tobey Maguire) und seine Schwester Jennifer (Reese Witherspoon) sind typische Teenager der 1990er Jahre. Ihre Eltern sind geschieden und auch ihre Beziehungen zu Freunden verlaufen nicht problemlos. David kompensiert seine Einsamkeit mit seiner Leidenschaft für Pleasantville, eine schwarz-weiße Seifenoper aus den 50ern, während Jennifer, aktiver und abenteuerlustiger als ihr Bruder, ihre Probleme bei verschiedenen Männern zu vergessen sucht. Pleasantville ist ein kleiner, scheinbar perfekter Ort, wo jeden Tag die Sonne scheint und die Menschen freundlich und respektvoll miteinander umgehen. Nach ihrem Streit, wer denn nun den Fernseher nutzen darf, befinden sich die Geschwister plötzlich wie durch ein Wunder in der Fernsehserie Pleasantville, wo David die Rolle von „Bud Parker“ und Jennifer die der „Mary-Sue Parker“ übernimmt. Während David, der sich als großer Fan natürlich in dieser Welt der Serie auskennt, nachdem sie sich etwas mit der Lage abgefunden haben versucht, „Bud“ perfekt zu spielen und die Regeln von Pleasantville einzuhalten, um so die Unschuld und Naivität seiner Bewohner zu erhalten, lässt sich Jennifer keine Gelegenheit entgehen, sich selbst auszuleben und bringt so das kleine, scheinbar perfekte Städtchen gehörig durcheinander.
(frei nach Wikipedia)

Gary Ross ist ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor hat bisher gerade mal zwei Filme gemacht, nämlich Seabiscuit und eben Pleasantville, beide mit Tobey Maguire (Spiderman) in der Hauptrolle. Nichtsdestotrotz sieht man es dem Film in jedem Moment an, dass jemand hinter der Kamera sass, der etwas von seiner Sache versteht. So legt Ross seinem Film ein ziemlich ungewöhnliches Konzept zu Grunde und führt es mit viel Sorgfalt aus. Zu Beginn zeigt er mit viel Ernsthaftigkeit, warum David nur zu gerne tagtäglich in die Fernsehserie flüchtet. Egal ob in der Liebe, zu Hause oder in der Schule, wo der Teenager von düsteren Prognosen für die Menschheit erschlagen wird: Probleme, Probleme und nochmals Probleme. Pleasantville als überzeichneter Amerikanischer Traum scheint da der perfekte Ausweg. Doch natürlich ist es das nicht. 
Mit subtilem Humor, einem Sprutz Bissigkeit und viel verträumter Romantik demontiert Ross Schritt für Schritt die seelenlose, schwarzweisse Welt der Fernsehserie (etwa bestehen die Bücher nur aus leeren Seiten und die Strassen hören ausserhalb der Stadt einfach auf). Sehr bald nach dem Erscheinen von David und Jeniffer beginnt die scheinbar perfekte Ordnung zu bröckeln und das ewig gleiche Städchen beginnt sich zu verändern. Am Anfang dieses Prozesses steht der Verlust der Unschuld, aber mit der Zeit kommen immer mehr Gefühle ans Tageslicht: Liebe, Neugier, Wissensdurst, Fantasie, Kunst, Angst, Hass, Gewalt. Und mit jeder neuen Facette, die das Leben gewinnt, mit jedem Schritt, den Pleasantville die Treppe zur individuellen Entfaltung hinaufsteigt, wird es ein bischen farbiger. Das ist zuweilen recht kitschig in Szene gesetzt, passt aber zur verträumten Art des Filmes. Und zum Kontrast karrikitiert Ross vor allem in der zweiten Hälfte, wie sich die Erwachsenengeneration gegen die Revolution der Jungen zu wehren sucht. Sehr bald hängen in den Läden "No Coloreds"-Schilder und es werden Farben, ausgelassene Musik und öffentliche Zärtlichkeiten verboten, was "Pleasantville" einen grandiosen satirischen Aspekt gibt. Farben stehen hierbei symbolisch für die Fähigkeit, sich zu verändern, wovor viele Angst haben. Gary Ross selbst sagte dazu:

"This movie is about the fact that personal repression gives rise to larger political oppression...That when we're afraid of certain things in ourselves or we're afraid of change, we project those fears on to other things, and a lot of very ugly social situations can develop."

Diese Botschaft und Vielschichtigkeit des Filmes funktioniert deshalb so gut, weil sich Ross als Regisseur auf sein eigenes, durchdachtes Drehbuch stützen kann und eine harmonische Verbindung von Inhalt und Form schafft. Bemerkenswert sind dabei natürlich in erster Linie die Farbmasken, die über das Bild gelegt werden und es selektiv kolorieren. Dieses Prinzip wurde später zwar in Sin City noch beeindruckender eingesetzt, überzeugt hier aber absolut und macht "Pleasantville" zu etwas Einmaligem. 
Die Schauspieler sind durchweg gut besetzt und erfüllten ihre jeweilige Funktion sauber. Tobey Matuire ist immer noch kein grossartiger Schauspieler, kommt aber sympathisch und glaubhaft rüber, was auch für Reese Witherspoon gilt. Nebendarsteller wie J. T. Walsh, Joan Allen oder William H. Macy überzeugen ebenfalls, vor allem letzteren sieht man schlicht immer gerne in seiner Paraderolle als typischer Spiessbürger. Das eigentliche Highlight des Filmes ist jedoch ein anderer. Jeff Daniels spielt den Eisladenbesitzer, der stets die selbe Arbeit nach dem genau selben Schema verrichtet und nun erst seine eigene Kreativität entdeckt, einfach nur grossartig und sehr einfühlsam.

"Pleasantville" ist ein schöner Film. Eine fantasievolle, satirische, zuweilen kitschige Liebeserklärung an die Farbenpracht des Lebens.

ca. 8 von 10 Punkten


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