Donnerstag, 7. Oktober 2010

Die Hummel (Kino Review)



Die Hummel

Die Hummel wurde im Rahmen des 6. Zurich Film Festival gezeigt.

Inhalt:

Pit ist Vertreter für Schönheitsprodukte und bemüht, auch privat den Eindruck des erfolgreichen Saubermanns zu machen. Sein Motto: Wer nichts riskiert, riskiert das Leben. Doch hinter der Fassade läuft es schon längst nicht mehr so gut, wie er sich selbst und anderen glauben machen will. Pit ist geschieden, die Beziehung zum erwachsenen Sohn ist unterkühlt und finanziell ist er weit entfernt von den schwarzen Zahlen. Ausserdem hat ihn der Zynismus seiner täglichen Arbeit, während der er älteren Damen lächelnd Lügen auftischt, innerlich geradezu ausgehöhlt.
Bevor er seinen schicken Geländewagen und seine teuere Wohnung hergeben muss, widmet sich Pit in seiner Not den sogenannten "warmen Quellen". Er meldet sich also bei alten Schulfreunden und Bekannten, lädt sie der guten alten Zeiten wegen zu einem Essen ein und versucht dabei, ihnen seine Produkte anzudrehen. Darunter ist etwa auch Christiane (Inka Friedrich), seine Jugendliebe. Da beginnt Pit zu realisieren, wie sehr er andere Menschen durch seine Heuchlerei verletzt.

Kritik:

Mit Wer früher stirbt, ist länger tot wurde zuletzt bewiesen, wozu bayrische Komödien in der Lage sind. Dabei hatte Jürgen Tonkel eine kleine, aber feine Nebenrolle als suizidgefärdeter Radiomoderator. Beim Debutfilm von Sebastian Stern (Regisseur und Co-Autor) darf er nun die Hauptrolle übernehmen. Dabei bringt er die Zerrissenheit zwischen dem äusserlichen Strahlemann und der innerlichen Leere überaus glaubhaft rüber und manövriert die Figur geschickt aus der Klischee-Zone. Ein wenig ein Klischee ist das nämlich schon, der schneidige Verteter, der für seinen Job die Seele verkauft hat.

Doch das Drehbuch behandelt die Figuren allesamt keineswegs herablassend - wie es etwa die Coen-Brüder üblicherweise tun - sondern mit Wärme und Respekt. Sie alle fühlen sich irgendwie verloren in der hochgradig differenzierten Arbeitswelt der heutigen Zeit, sind nicht zufrieden mit ihrem Leben und sehnen sich nach menschlicher Zuneigung. Daraus ergibt sich eine sorgfältig aufgebaute Konstellation voller spannender Konflikte, auch wenn diese hie und da etwas konstruiert sind. Da gibt es etwa den jungen, unsicheren Hermann, der gerade neu bei Pits Firma anfängt und sozusagen als Spiegel von dessen jüngerem Selbst fungiert. Grossartig auch, wieviel Tiefe und Glaubwürdigkeit Stern der Freundin von Pits Sohn - das dicke Gothic-Mädchen ist an sich alles andere als eine Sympathieträgerin - in nur wenigen Szenen abgewinnen kann.

Neben Szenen von bitterbösem Witz entstehen somit vor allem in der zweiten Hälfte melancholische, teilweise wirklich berührende Momente. Eingefangen werden diese von einer kaum auffallenden Handkamera und mit schlichten, ruhigen Bildern. Dabei überzeugt die subtile Symbolik der Bildsprache, etwa wenn Pit im Supermarkt in einem Meer von Preisschildern und Werbetafeln geradezu unterzugehen droht. Ein weiteres feines Detail ist die im Hintergrund immer wieder auftauchende klassische Musik unter anderem von Liszt, die sich harmonisch mit dem Soundtrack von Markus Lehmann-Horn ergänzt.

Einzig gegen Ende fällt Die Hummel durch leichte Überlänge auf, selbst wenn der Film mit 87 Minuten angenehm kurz geraten ist. Insgesamt ist Stern auf jeden Fall eine herzerwärmende, treffsichere Tragikkomödie mit bissiger Gesellschaftskritik gelungen.

ca. 8 von 10 Punkten

Adopted (Kino Review)



Adopted

Adopted wurde im Rahmen des 6. Zurich Film Festival gezeigt.

Inhalt:

Bei gewöhnlichen Adoptionsvermittlungen sieht es normalerweise so aus, dass weisse, westliche Familien Kataloge mit Bildern von schwarzen, afrikanischen Kindern durchsehen. Doch es geht auch anders! Die Organisation ADOPTED dreht den Spiess um und bietet einsamen, der hiesigen Gesellschaft überdrüssigen Westeuropäern die Möglichkeit, sich von einer afrikanischen Familie adoptieren zu lassen.
Der Film porträtiert das Schicksal von Ludger, Gisela und Thelma, die sich von Deutschland aus aufmachen, um bei drei verschiedenen Familien in Ghana zu leben. Während der Schauspieler Ludger dort das echte Lebensglück zu finden hofft, steht die Rentnerin Gisela seit dem Tod ihres Mannes einsam und ohne Perspektive im Leben da. Thelma hingegen kommt ursprünglich aus Island, hält nichts von materiellen Werten und möchte vor allem Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen. Werden die drei finden, wonach sie suchen?

Kritik:

Die Ausgangslage von Adopted hat sicherlich etwas Ironisches. Ohne Zweifel ist auch die Wahl des Titels und des Werbeposters darauf ausgelegt, durch das "Einmal verkehrt herum"-Prinzip Aufmerksamkeit zu erregen. Schliesslich scheint Regisseurin Gudrun F. Widlok, die zusammen mit Rouven Reich das Projekt leitete, den Anspruch zu haben, beim Zuschauer eine möglichst tiefgreifende Reflexion über das Verhältnis der beiden Kulturen auszulösen. Grundlage bietet dabei die provokante Frage, ob das persönliche Glück nicht eher im sozial eng verknüpften afrikanischen Dorfleben als in den isolierten Grossstadtwohnungen des Westens zu finden sei.

Die grösste Gefahr besteht dabei darin, dass man sich als westlicher Zuschauer den romantisch-verklärten Vorstellung der afrikanischen Gesellschaft hingibt. Zu Beginn gestaltet sich der Film diesbezüglich auch ziemlich einseitig und nährt diese subjektiven Bilder mehr, statt ihnen die ungeschönte Realität entgegenzusetzen. Selbstreflexion ist jedoch durchaus vorhanden, wenn etwa Ludger bemerkt, dass es eigentlich ein Zeichen unserer Verwöhntheit ist, wenn wir freiwillig unser begütertes Leben aufgeben, um in ärmlichen Verhältnissen leben zu wollen.

Das Beste an Adopted ist die Unmittelbarkeit, mit der uns die Kamera in das Geschehen versetzt. Als Zuschauer ist man verblüffend nahe an den Protagonisten dran, versteht ihre Beweggründe und fühlt mit ihnen mit. Wie sie alle anfangs mehr oder weniger grosse Anlaufschwierigkeiten haben, so fühlt man sich auch als Zuschauer fremd in der neuen Umwelt und lernt die Adoptivfamilien erst mit der Zeit kennen und schätzen. Dabei werden die drei Geschichten, die in der Realität nicht gleichzeitig stattfanden, auf geschickte Weise nebeneinandergeschnitten und verweben sich zu einem facettenreichen, spannenden Gesamtbild. Trotz der Tatsache, dass mit kleinen und qualitativ nicht überragenden Camcordern gefilmt wurde, entsteht ausserdem eine geradezu fühlbare Atmosphäre des Dorf- und Stadtlebens in Ghana. Gestärkt wird sie durch den Kontrast zu den Bildern aus Deutschland, die am Anfang gezeigt werden. Auch die Musik leistet einen bemerkenswerten Beitrag dazu, Stimmung zu erzeugen.

Beim einen oder anderen Zuschauer mögen sich bereits während dem Film Zweifel hegen, ob die dargestellte Organisation in der Realität tatsächlich existiert oder ob es sich hier mehr um eine Art Mockumentary handelt. Verliessen die Protagonisten ihre Heimat wirklich in der Absicht, für immer in Ghana bleiben? Solche Vermutungen sind jedenfalls nicht ganz abwegig, denn die Idee begann ursprünglich tatsächlich als Kunstprojekt und nahm erst später reale Formen an. Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht viel mehr um die Utopie, dass sich der Zuschauer mindestens einen Augenblick lang selbst vorstellen kann, hier und jetzt alles aufzugeben und sich von einer afrikanischen Familie adoptieren zu lassen. Dies gelingt dem Film eindrucksvoll.

ca. 7 von 10 Punkten

180° (Kino Review)



180°

180° - Wenn deine Welt plötzlich Kopf steht wurd eim Rahmen des 6. Zurich Film Festival gezeigt.

Inhalt:

Ein Amoklauf eines Zürcher Beamten beeinflusst auf höchst unterschiedliche Weise die Leben von rund einem Duzend Leuten. Ein junges Paar auf dem Weg zu einem Geschäftstermin überfährt zwei Jugendliche, als sie davon im Radio hören. Während das Mädchen sofort tot ist, landet der Junge türkischer Herkunft im Koma auf der Intensivstation. Dessen Eltern und drei Geschwister sind fassunglos, wobei der Konflikt zwischen den unterschiedlich stark integrierten Familienmitgliedern zum Vorschein kommt.
Auch für die Eltern des Mädchens scheint eine Welt zusammenzubrechen: Während sich der Vater, Professor für Literatur, von der Familie entfremdet hat und mit den Avancen einer Studentin konfrontiert ist, arbeitet die Mutter in ebendem Krankenhaus, in das der türkische Junge eingeliefert wird. Währenddessen ist der Amokläufer noch immer auf der Flucht...

Kritik:

Schon in der ersten Minute lässt Cihan Inan keinen Zweifel daran, dass 180 Grad weit entfernt vom eitlen Sonnenschein der üblichen Fernseh- und Spielfilmproduktionen hierzulande ist: Nachdem ein Mann mit seiner Ex-Frau und seinem kleinen Sohn telefoniert hat, offenbart uns die Kamera ein Sturmgewehr und ein Büro voller Leichen. Hatte der Schweizer Film nicht einmal den Ruf, bieder und mutlos zu sein? Mit diesem Vorurteil möchte Regisseur und Drehbuchautor Inan ganz offensichtlich aufräumen, indem er gerade einen Amoklauf (inspiriert durch einen wahren Fall in den Achtzigern) zum Dreh- und Angelpunkt seiner Geschichte macht.

Am meisten begeistert an 180 Grad sicherlich, dass der Film von Beginn weg auf überraschend hohem Niveau daherkommt. Mit eindringlicher Bildsprache und ohne unnötiges Palaver zieht uns Inan in die Story hinein und treibt sie zügig voran. Auf technischer Ebene gibt es dabei absolut nichts zu meckern. So wurde auf dem selben neuen digitalen Kamerasystem gedreht, auf dem auch Che oder District 9 entstanden. Die fantastische Kameraführung, die atmosphärischen Nachtaufnahmen und die naturalistische Lichtgestaltung sprechen eine deutliche Sprache: Der TV-Look, der früher noch viele Schweizer Filme kennzeichnete, ist endgültig passé!

Effektiv wurde auch der Soundtrack eingesetzt, welcher vor allem in den zahlreichen dialogfreien Szenen in den Vordergrund rückt. Hier kommt jedoch ein Problem des Filmes zum Vorschein, nämlich, dass es von allem manchmal etwas too much ist. Oft wäre es nämlich nicht nötig gewesen, extra den Holzhammer hervorzuholen, um dem Gezeigten eine möglichst dramatische Stimmung zu geben. Wenn also Katastrophe an Katastrophe gereiht wird, dann beschleicht einen hie und da der Eindruck von Effekthascherei.

Dies wird dadurch verstärkt, dass die meisten Figuren relativ eindimensional daherkommen. Während die einen Schauspieler dies gekonnt kaschieren können - zu nenen wären Christopher Buchholz, Michael Neuenschwander und Carla Juri - bleiben die anderen flach oder gehen gar völlig unter. Was beispielsweise Sabine Timoteo und Leonardo Nigro in diesem Film verloren haben ausser einem nice-to-have, bleibt schleierhaft. Weiter fehlt es insgesamt an spannenden Charakterentwicklungen, wobei zahlreiche interessante Konflikte zwar angeschnitten, aber schlussendlich nur spärlich aufgelöst werden. So macht 180 Grad gegen Ende einen ausgefransten Eindruck und hätte locker eine weitere Viertelstunde mit überraschenden character turns vertragen.

Trotz allem: Im Vergleich zum anderen Schweizer Querschnittsfilm der letzten Jahre, Happy New Year, überzeugt 180 Grad durch seine spannende und dichte Erzählweise. Inan scheut sich nicht, ernsthafte Probleme anzusprechen, und erinnert dabei im positiven Sinne an das amerikanische Vorbild L.A. Crash. Ist der Schweizer Film etwa endlich erwachsen geworden?

ca. 7 von 10 Punkten

Montag, 4. Oktober 2010

6. Zurich Film Festival (23. September - 3. Oktober 2010)



Vor zehn Jahren hätte es sich wohl noch niemand zu träumen gewagt, dass die Stellung des traditionsreichen Locarno Filmfestivals als grösster jährlicher Event dieser Branche je in Frage gestellt werden könnte. Heute, da nun schon die sechste Edition des Zurich Film Festival (ZFF) über die Bühne gelaufen ist, sieht die Sache schon etwas anders aus: Mit ihrem grösstenteils von privater Hand finanzierten Festival (im Gegensatz zum staatlich geförderten Locarno) haben sich die beiden Organisatoren Karl Spoerri und Nadia Schildknecht bereits international einen soliden Namen gemacht. Die gut 40'000 diesjährigen Besucher sind zwar noch kein Vergleich mit den 150'000 von Locarno, aber nichtsdestotrotz bereits ein ansehnlicher Erfolg. Für eher negative Presse sorgte letztes Jahr die überraschende Verhaftung des Stargasts Roman Polanski, doch der Bekanntheit des Festivals sollte auch das nicht geschadet haben.

Derartige Skandale gab es dieses Jahr keine zu melden, höchstens die SWISS zeigte sich nicht in allzu gutem Licht, da es Adrian Grenier aufgrund einer über vierstündiger Verspätung des Fluges nicht mehr rechtzeitig zur Premiere seines Filmes Teenage Paparazzo schaffte. Für Wirbel sorgte hingegen der Eröffnungsfilm Sennentuntschi von Michael Steiner, dessen hindernisreiche Produktionsgeschichte bereits ein Dauerthema in der lokalen Presse dargestellt hatte. Scheinbar war es an der Eröffnungsnacht, wo der Film uraufgeführt wurde, einigen Zuschauern nicht ganz klar, dass sie hier einen Horrorthriller mit entsprechenden visuellen Darstellungen und keinen Wohlfühl-Sonntagabend-Film zu sehen bekommen würden.

Das Programm bestach dieses Jahr vor allem durch seine Fülle und Vielseitigkeit, schliesslich liefen rund 70 Filme im Laufe der 11 Tage. Neben dem Internationalen Spielfilmwettbewerb, dem Deutschsprachigen Spielfilmwettbewerb und dem Internationalen Dokumentarfilmwettbewerb waren unter den Filmen, die Out of Competition liefen, zahlreiche Publikumsmagnete. Daneben sorgte vor allem die Neue Welt Sicht, die sich dieses Jahr mit cineastischen Leckerbissen aus Australien befasste, für Überraschungen. Als Retrospektive wurden die Werke von Milos Forman gezeigt, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

Als Zürcher habe ich während dem Festival natürlich praktisch im Kino Corso, wo die meisten Filme gezeigt wurden, gewohnt. An die Akkreditierung bin ich wiederum über OutNow gelangt. Allerdings war der Batch am ZFF nicht einmal halb so chic wie der von Locarno. Auch das ganze Prozedere mit dem Ticketholen erwies sich als ziemlich mühsam, einerseits da die Leute an den Kassen kaum informiert schienen, anderseits weil die Pressevorführungen für mich zu sehr ungünstigen Zeiten stattfanden. Weiter gab es hie und da Probleme beim Abspielen, was insbesondere dann etwas peinlich ist, wenn der Regisseur des gezeigten Filmes im Publikum sitzt.
Natürlich ist auch Positives zu vermelden. Die Fragerunden mit dem Filmemachern im Anschluss der Vorstellungen waren oft aufschlussreich und persönlich, vor allem bei Snowman's Land, 180° und Beijing Punk. Gerade die Organisation des Dokumentarfilm-wettbewerbs machte einen überaus kompetenten Eindruck und es war auch überhaupt kein Problem, mit den Leuten nachher ins Gespräch zu kommen. Die "richtigen" Stars waren für Normalbürger natürlich nicht derart zugänglich, wenn man von ihnen denn überhaupt etwas mitbekam. Ein glamouröses Zentrum, das der Piazza Grande in Locarno entsprechen würde, hat sich in Zürich nämlich noch nicht herausgebildet. Das Vordach des Kino Corso reicht dafür schlicht nicht aus.

Kommen wir aber zu dem, worum es beim Festival ja eigentlich geht: Die Filme. 13 Stück habe ich davon gesehen und zu meinem völligen Überraschen reichten sie allesamt von gut bis sehr gut. Entweder hatte ich da ein besonders glückliches Händchen oder das Festivalprogramm war tatsächlich eine Meisterleistung. Vor allem die fünf Dokumentarfilme traten hervor, aber auch der Schweizer Film präsentierte sich mir mit Sennentuntschi und 180° in einem Licht, wie man es sonst gar nicht kennt. Übertroffen wurde er lediglich vom Deutschen Film, der einmal mehr für Qualität stand. Die beiden besten Filme, die ich am Festival gesehen habe, waren somit einerseits Snowman's Land, ein schwarzhumoriger Krimi aus Deutschland, anderseits Teenage Paparazzo, eine faszinierende Auseinandersetzung von Adrian Grenier, selber jeweils Ziel der Blitzlichtgewitter, mit einem 13-jährigen Jungen, der sich jeden Tag auf die Jagd nach Promis macht.

Die Goldenen Augen der drei Wettbewerbskategorien gewannen schlussendlich The Woman with a Broken Nose, Das Lied in mir und Armadillo. Davon habe ich leider keinen gesehen.

Reviews:

Samstag, 25. September 2010

Fantastic Mr. Fox (Kino Review)



Fantastic Mr. Fox

Fantastic Mr. Fox wurde im Rahmen des 8. Internationalen Festivals für Animationsfilm Baden (Fantoche) gezeigt.

Inhalt:

Mr. Fox (Stimme von George Clooney), seines Zeichens passionierter Hühnerdieb, hat seinen Job seiner Frau (Stimme von Meryl Streep) zuliebe an den Nagel gehängt. Heute arbeitet der "Fuchs von Welt" bei der Zeitung, obwohl er weiss, dass seine Kolumne eh niemand liest. Eines Tages entdeckt Mr. Fox die Anzeige eines leerstehenden Baumhauses und wittert die Gelegenheit, endlich seine Höhle loszuwerden. Er kauft den Baum, obwohl im sein Anwalt, der Dachs (Stimme von Bill Murray), davon abrät. Zufälligerweise liegen nämlich nicht weit davon die Farmen der berüchtigtsten Bauern des Tales, Boggis, Bunce und Bean, welche unter anderem die grösste Hühnerfarm des Landes führen. Doch Mr. Fox führt etwas im Schilde.
Währenddessen gilt sein Sohn Ash (Stimme von Jason Schwarztman) in der Schule als Aussenseiter und versucht vergeblich, seinem intelligenten und sportlich begabten Vater nachzueifern. Keine grosse Hilfe ist dabei Cousin Kristofferson, der für einige Tage zu Besuch kommt und all das zu sein scheint, was Ash nicht ist. Nicht genug, dass er bei den Mädchen beliebt ist und Karate kann, sogar im Schmetterkrachen ist er besser!

Kritik:

Filmemacher Wes Anderson war bisher vor allem bekannt durch skurrile Indiekomödien und seine Zusammenarbeit mit Owen Wilson und Bill Murray. Mit der Verfilmung des Kinderbuches "Der fantastische Mr. Fox" von Roland Dahl liefert er nun seinen ersten Animationsfilm ab. Obwohl diese heutzutage in den meisten Fällen ausschliesslich am Computer und in 3D entstehen, beschloss Anderson, für seinen Film auf die "altmodische" Technik des Stop Motion zurückzugreifen. Dabei wies er die Animatoren an, die Bewegungen der Figuren absichtlich abrupt und sprunghaft statt flüssig und abgerundet zu gestalten. Ausserdem wurde für die Puppen echtes Fell verwendet, welches sich schwer kontrollieren lässt und einen "Windeffekt" zur Folge hat, da sich die Haare bei jeder Berührung etwas verschieben.

Mit einem ähnlichen Anspruch ging Anderson an den Erzählstil des Filmes heran. Statt eines runden und möglichst simplen Spannungsbogens, wie es bei Kinderfilmen fälschlicherweise häufig erwartet wird, erzählen Anderson und sein Co-Autor Noah Baumbach die Geschichte des Mr. Fox voller Tempo, Elan und schrulligen Einfällen. Dazu werden die Bilder überwiegend von keckem Rot, Gelb und Braun dominiert, was dem Film einen tollen Herbst-Look gibt. Die wunderschöne, detailverliebte Gestaltung der Szenen wird dabei von der musikalischen Untermalung ergänzt, die einerseits aus dem fabelhaften Score von Alexandre Desplat besteht, anderseits mit Songs von beispielsweise den Beach Boys und den Rolling Stones punktet. Spätestens hier spürt man auch wieder Andersons typischen Stil.

Die Figur des Mr. Fox - im Original gesprochen von George Clooney - ist irgendwo zwischen der zivilisierten Welt der Menschen und der wilden Natur der Tiere angelegt. Einerseits kleidet er sich stilvoll, ist gebildet und begegnet allen anderen mit einer gewissen Hochnäsigkeit, anderseits kommt immer wieder das Tier in ihm zum Vorschein, sei es auch nur wenn er gierig sein Frühstück herunterschlingt. So ist es überaus erfrischend, in einem Kinderfilm einmal eine Hauptfigur zu sehen, die zahlreiche Fehler begeht und teilweise auch schlicht egoistisch und unmoralisch handelt. Darüber hinaus enthält der Film durchaus einige Szenen, die in der Figur von Mr. Fox einen weit tiefschürfenderen Konflikt aufdecken: Als "gezähmtes" Tier ist er zwiegespalten zwischen seinen Verpflichtungen als Ehemann und Teil der Gesellschaft einerseits, und einem tief verwurzelten Drang nach Wildnis, nach Abenteuer, nach Gefahr anderseits - ein höchst animalischer Trieb, der im Film schlussendlich allen Tieren innewohnt. So gesehen handelt Fantastic Mr. Fox im Grunde von einer Revolution der Tiere gegen die Menschenwelt mit ihren Gewehren, Bauernhöfen und Eisenbahnen. Dies widerspiegelt sich in der turbulenten, ja geradezu anarchistisch anmutenden Inszenierung und kommt am beeindruckendsten in der Szene mit dem Wolf zum Ausdruck. Am Ende ist Andersons Film eine Liebeserklärung an das Wilde und Animalische, das irgendwo doch in uns allen steckt.

ca. 9 von 10 Punkten


Weitere Bilder:














Dieses Review ist erschienen auf OutNow.

The American (Kino Review)



The American

Inhalt:

Jack (George Clooney) ist ein routinierter Auftragskiller und kennt die goldene Regel: Freunde dich mit niemandem an! Trotzdem bricht er diese Regel, indem er sich während eines Auftrags in Schweden in eine Frau verliebt. Nach einem unglücklichen Zwischenfall liegt sie zusammen mit zwei anderen Männern tot im Schnee.
Jack muss fliehen und taucht auf den Rat seines Auftraggebers Pavel (Johan Leysen) hin in einem kleinen italienischen Dorf unter. Dort freundet er sich wider Willen mit Priester Benedetto (Paolo Bonacelli) und der Prostituierten Clara (Violante Placido) an. Doch bald trifft sein neuer Auftrag ein: Er muss für die Killerin Mathilde (Thekla Reuten) eine besonders ausgefeilte Waffe bereitstellen.

Kritik:

Mit seinem Kinodebüt Control ist Starfotograf Anton Corbijn einer der besten britischen Filme der letzten Jahre gelungen. Die Erwartungen an seinen zweiten Film waren dementsprechend gross. Verständlich also, dass sich Corbijn nicht auf ein Genre festlegen lassen wollte und mit dem Roman A Very Private Gentleman einen Thriller verfilmte. Die Adaption mit dem Titel The American ist dennoch viel weniger Actionfilm, als es uns der Trailer glauben machen will. Es ist schon angenehm, in den Zeiten von The Bourne Ultimatum wieder einmal einen Hitman-Film zu sehen, der ohne ultrahektische Handkamera und Schnittfrequenz von drei Sekunden auskommt. The American ist vielmehr ein Film mit klassischer Handlung, der ebenso klassisch inszeniert wurde. Das Tempo des Filmes ist ruhig, beinahe meditativ, und die Aufnahmen bestechen vor allem durch Atmosphäre und Farbgebung.

Der Film handelt zwar von einem Auftragskiller, dessen Alltag besteht jedoch weniger aus Schiessereien und Verfolgungsjagden denn aus viel Einsamkeit, unterbrochen von kurzen, heftigen Gewaltausbrüchen. Damit liegt Corbijn vermutlich näher an der Realität als die erwähnten Bourne-Filme, wenn man in diesem Genre überhaupt von "realistisch" sprechen kann. Es dürfte sich auch eher eine Zielgruppe mit Alter über 30 vom Film angesprochen fühlen, nicht zuletzt dank der Besetzung der Hauptrolle durch den Mr. Nespresso. Dennoch stellt sich das Problem, dass das gemächliche Erzähltempo ideal für ein Arthouse-Drama - wie etwa Control - sein mag, nicht aber für einen Thriller. Somit schleppt sich The American teilweise dahin, ohne dass dem Zuschauer viel geboten wird.

Die Ausgangslage des Filmes - ein mysteriöser Fremder kommt in eine kleine Stadt und stellt sich als Killer heraus - erinnert stark an einen Western. So zollt Corbijn seinen Vorbildern ganz unverblümt Respekt, indem er in einer Szene im Hintergrund Spiel mir das Lied vom Tod im Fernseher laufen lässt. Auch die Verschlossenheit und den grimmigen Blick teilt George Clooneys Rolle mit Figuren wie denen von John Wayne. Dass sein Spiel dennoch nicht wirklich herausragt, liegt daran, dass es sich nicht gross unterscheidet von Clooney in anderen Filmen wie Michael Clayton. Die restlichen Darsteller überzeugen, aber ebenfalls ohne wirklich im Gedächtnis zu bleiben, da ihre Figuren schlussendlich nicht besonders interessant ausfallen. Erwähnenswert ist einzig Thekla Reuten, welche man möglicherweise aus In Bruges kennt, als Jacks "Arbeitskollegin".

Interessant ist übrigens der Vergleich zwischen letzterem und The American. Beide haben eine ähnliche Grundidee - untergetauchte(r) Killer in einem kleinen Kaff am Arsch der Welt - doch die beiden Filme könnten unterschiedlicher nicht sein. Im Vergleich zu Martin McDonaghs genialem Gespür für schwarzen Humor bleibt Corbijns Film eher fad und eintönig, auch wenn er überaus stilvoll fotografiert ist.

abgerundet ca. 6 von 10 Punkten


Dieses Review ist erschienen auf OutNow.

Abschlussbericht 63. Filmfestival Locarno


in Arbeit

Monsters (Kino Review)



Monsters

Monsters wurde im Rahmen des 63. Filmfestival Locarno gezeigt.

Inhalt:

Vor sechs Jahren: Nachdem in unserem Sonnensystem ausserirdisches Leben entdeckt wurde, schickt die NASA eine Sonde aus, dieses zu erforschen. Unter mysteriösen Umständen stürzt die Sonde bei der Rückkehr über Zentralamerika ab. Wenig später beginnen in dem Gebiet seltsame Lebensformen aufzutreten. Heute: Die "infizierte Zone" erstreckt sich mittlerweile über halb Mexiko, welches unter strenger Quarantäne steht. Die vereinigten Staaten haben an ihrer Südgrenze eine grosse Mauer errichtet, um die Aliens draussen zu halten.
In diesem bürgerkriegsähnlichen Chaos bekommt der Journalist Andrew (Scoot McNairy) den Auftrag, die Tochter seines Chefs (Whitney Able) sicher nach Hause zu bringen. Doch als sie die letzte Fähre verpassen, treffen sie die waghalsige Entscheidung, es auf dem Landweg nach Norden zu wagen. Andrew heuert eine handvoll Söldner an, die sie als Geleitschutz durch den dichten Dschungel führen sollen. Doch reicht das gegen die unbekannte Gefahr, die dort lauert?

Kritik:

Beschäftigt man sich mit Monsters, kommt man nicht umhin, sich mit dessen aussergewöhnlicher Produktionsgeschichte auseinanderzusetzen. Sein Spielfilmdebüt hat Gareth Edwards nämlich für läppische 20'000 Dollar und praktisch im Alleingang auf die Beine gestellt. Ohne Drehgenehmigung, ohne genaues Drehbuch und vor allem ohne richtige Crew hat er sich mit seinen beiden Hauptdarstellern und einem gewöhnlichen Camcorder auf eine Reise durch Mexiko gemacht und gefilmt, wo es eben gerade ging. Danach hat er nicht nur das dabei gesammelte Material mühsam zu einem eineinhalbstündigen Spielfilm zusammengeschnitten, er hat auch sämtliche Visual Effects am Heimcomputer selbst erstellt. Das Resultat: Monsters ist nicht weniger als die wohl bis dato beeindruckendste Behind-the-Cameras-One-Man-Show überhaupt.

Thematisch erinnert der Film stark an District 9, auch wenn Edwards bereits mitten in den Dreharbeiten war, als Neil Blomkamps Überraschungshit anlief. Dennoch unterscheidet sich die Herangehensweise der beiden Filme schlussendlich deutlich: Während District 9 je länger desto mehr sprichwörtlich zu einem Action-Kracher mutiert, täuscht bei Monsters der Eindruck eines actionreichen Science-Fiction-Thrillers, welcher vom Trailer nahegelegt ist. Treffender ist es, den Film als Drama mit sowohl schauerlichen als auch romantischen Elementen zu charakterisieren. So nennt Edwards auch Lost in Translation als einer seiner Hauptinspirationspunkte.

Wirklich viel Handlung hat Monsters tatsächlich nicht zu bieten. Im Zentrum steht viel mehr das Seherlebnis, welches einen die Welt unmittelbar durch die Augen der Protagonisten erfahren lässt. Dank deren frischem, häufig improvisierten Spiel und der dokumentarischen Kameraführung hat man das Gefühl, wirklich dabei zu sein und das Geschehen hautnah zu erleben. In seinem Anspruch, die Geschichte möglichtst realitätsnah zu erzählen, weckt Monsters somit spannende Assoziationen mit den Dogma-Filmen. Nebenbei wird überaus geschickt durch Anspielungen auf aktuelle politische Debatten eine gewisse Tiefgründigkeit geschaffen. So wird das Einwanderungsproblem der USA, aber etwa auch die moralische Fragwürdigkeit von Kriegsreportagen angesprochen. Dies nimmt aber nicht ansatzweise die Dimension der Apartheid-Analogie des erwähnten District 9 an, und doch hilft es Monsters, dem Zuschauer die Konflikte vertraut und realitätsnah erscheinen zu lassen.

Schade nur, dass der Film das Interesse des Zuschauers nicht über die ganze Zeit aufrechterhalten kann und am Ende ein grosses Finale vermissen lässt. Spätestens hier macht sich wieder das begrenzte, beziehungsweise schlicht nicht vorhandene Budget bemerkbar. Dennoch ist Monsters ein reiner Triumph: Ohne vergleichbare Mittel hat Edwards einen Film geschaffen, der Millionenprodukten aus Hollywood in Sachen Kreativität und Innovationslust locker das Wasser reichen kann. Wir sind gespannt darauf, was dieser Mann zustande bringt, wenn er dann einmal auch etwas Geld zur Verfügung hat.

aufgerundet ca. 8 von 10 Punkten

Saç (Kino Review)



Saç

Saç wurde im Rahmen des 63. Filmfestival Locarno gezeigt.

Inhalt:

Den ganzen Tag lang steht Hamdi (Ayberk Pekcan) in seinem Laden in einem schäbigen Viertel Instanbuls. Im ganzen Raum stehen Büsten auf Regalen an den Wänden: Hamdi verkauft Perücken. Er selbst redet kaum, raucht die ganze Zeit und ist sehr einsam. Lange zu leben hat er nicht mehr - er hat Krebs - und würde vor seinem Tod höchstens mal gerne nach Brasilien gehen, das er von einer Werbetafel vor seinem Laden kennt.
Eines Tages kommt Meryem (Nazan Kesal) zu ihm in den Laden und möchte ihm ihr Haar verkaufen. Als sie ihr Kopftuch löst, staunt Hamdi nicht schlecht: Ihr schwarzes Haar reicht bis über die Hüfte hinab. Langsam schneidet es Hamdi ab. Als Meryem seinen Laden verlässt, folgt er ihr heimlich. Es stellt sich heraus, dass sie in einem Einkaufszentrum arbeitet und ein distanziertes Verhältnis zu ihrem Mann (Riza Akin) hat. Hamdi kann nicht mehr von ihr ablassen und folgt Meryem Tag und Nacht. Die Situation wird immer bizarrer.

Kritik:

Saç ist der vierte Spielfilm des Türken Tayfun Pirselimoglu, der sowohl Regie führte als auch das Drehbuch schrieb. Dass er zuvor in Wien Malerei studiert hatte, merkt man auch seinem neusten Werk an. Schliesslich glänzt Saç in erster Linie durch seine Bilder, die allesamt perfekt komponiert, aufwändig ausgeleuchtet und mit gezielter Symbolik angereichert sind. Mit seiner eindringlichen Bildsprache gelingt es Pirselimoglu, ein Istanbul voller Melancholie und Einsamkeit darzustellen. Die Figuren kehren immer wieder an die selben verlassenen Orte zurück und auch gewisse Einstellungen kommen immer wieder. Dabei wird das Geschehen sehr statisch inszeniert, und folgerichtig bewegt sich auch die Kamera kaum.

Nicht genug, dass sich die Figuren im ganzen Film sehr langsam und bedächtig bewegen, sie reden auch kaum. Wenn dann mal ein Dialog stattfindet, ist er knapp und aufs Notwendige beschränkt. Vielmehr scheinen die Figuren über Blicke zu kommunizieren, während ihre Körper wie festgefahren zwischen den Mauern und Wänden wirken. Umso unerwarteter kommt der kurze Gewaltausbruch am Ende. Über das Innenleben der Protagonisten erfahren wir aber sogar in dieser Szene kaum etwas, beziehungsweise können nur durch Andeutungen darauf schliessen. Generell bleibt es im Dunkeln, was denn nun Hamdis Plan ist oder ob er überhaupt einen hat. Geradezu schwebend bewegt er sich durch die Stadt, wobei sein Laden und der Blick aus dem Fenster den Ausgangspunkt markiert.

Möglicherweise stellt das immer wiederkehrende Bild von Hamdi, wie er allein in einem Raum voller "toter", ihn anstarrender Köpfe steht, eine Metapher für Isolation des Einzelnen in der modernen türkischen Gesellschaft dar. Denn egal, ob sich die Figuren zuhause im dunklen Wohnzimmer oder im Bus voller Leute befinden, sie sind stets einsam und isoliert. Dabei betont Pirselimoglu den Kontrast zwischen dem modernen, schnellen Stadtleben und der langsamen, islamischen Tradition. Auf visueller Ebene ist das geschickt dargestellt, indem man etwa einmal in einem verlassenen, kargen Dorf im Hintergrund die Autobahn vorbeidonnern sieht.

Alles schön und gut, ändert aber nichts daran, dass sich der Film dahinschleppt. Es geschieht einfach zu wenig. Pirselimoglu nimmt sich viel Zeit für die Entwicklung der Handlung, ohne dem Zuschauer wirklich einen Grund zu geben, mit Hamdi mitzufühlen. Erst gegen Ende kommt etwas Dynamik in die Sache, und der Schluss fällt sowohl extrem bizarr als auch ziemlich unbefriedigend aus.

Saç ist toll fotographiert, aber höchstens für Arthouse-Fans wirklich interessant. Ein richtiger Festivalfilm eben.

ca. 6 von 10 Punkten

Curling (Kino Review)



Curling

Curling wurde im Rahmen des 63. Filmfestival Locarno gezeigt und dort mit dem goldenen Leoparden für den besten Regisseur und den besten Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Inhalt:

Die 12-jährige Julyvonne (Philomène Bilodeau) ist kein normales Kind. Von ihrem Vater Jean-François (Emmanuel Bilodeau) wird sie gehütet wie sein Augapfel, während ihre Mutter in der psychiatrischen Anstalt sitzt. Die beiden wohnen im Vorort einer Stadt in Québec. Julyvonne verlässt das Haus praktisch nie und wurde ihr ganzes Leben daheim unterrichtet - allerdings nur mit mässigem Erfolg, da sie nicht einmal die einfachste Rechenaufgabe lösen kann. Dennoch ist ihr Vater überzeugt davon, dass eine öffentliche Schule nicht das richtige für seine Tochter ist.
Jean-François arbeitet tagsüber in einer Bowlinghalle, nachts in einem zwielichtigen Motel, hat aber ebenfalls wenig Kontakt mit der Gesellschaft. Erst nach einer Reihe von Vorfällen beginnt er zu realisieren, dass etwas in seinem Leben nicht stimmt. Doch währenddessen macht seine Tochter bereits ihre ganz eigene Entwicklung durch, nachdem sie im Wald einen schaurigen Fund gemacht hat.

Kritik:

Denis Côté ist ja nicht gerade bekannt dafür, dass er leicht zugängliche Filme macht. Dennoch könnte Curling im Vergleich zu seinen anderen Werken eher für die Masse geeignet sein, allein dank der Tatsache, dass er sowohl auf inhaltlicher wie auf formaler Ebene Assoziationen mit Fargo weckt. Einerseits enthält die Handlung zahlreiche morbide und skurrile Elemente, anderseits spielt sie sich in einer verschneiten, abgelegenen Vorortgegend ab. Viel mehr Gemeinsamkeiten sind da aber nicht, da Fargo natürlich viel stärker der klassischen Hollywood-Erzählstruktur verpflichtet ist.

Côté hingegen erzählt seinen Film in sehr wenigen, sehr langen Einstellungen. Diese sind dann meist auch sehr statisch und ruhig, weshalb man sie zu Beginn ohne Probleme zählen könnte. Ebenfalls schon von Anfang an sticht die künstlerische Absicht hervor, Einsamkeit und Abgeschiedenheit darzustellen, etwa wenn über einer vereisten Strasse in einem endlosen Schneefeld der Filmtitel erscheint. Damit wird auch schon etabliert, welches visuelle Kernthema sich durch den ganzen Film ziehen soll: die Farbe Weiss. Diese findet sich praktisch überall - ob in der Natur, auf den verlassenen Strassen oder in kahlen Innenräumen. Oft wirken die Bilder geradezu, als seien sie mit wenig Farbe auf eine leere, weisse Leinwand gemalt worden. So wird den Zuschauern die Kälte und Kargheit der Welt innerhalb und ausserhalb der Figuren unmissverständlich klargemacht.

Während bei der Bildgestaltung also sehr genau darauf geachtet wurde, was gezeigt wird, fällt bei der Montage eher das auf, was eben nicht gezeigt wird. Wir erfahren wenig über die Hintergründe der Figuren, und innerhalb der Geschichte werden teilweise unvermittelt Ereignisse übersprungen. So verzichtet Côté bewusst auf einen abgerundeten Erzählfluss und mutet dem Publikum zu, Initiative zu ergreifen und sich von selbst für das Geschehen zu interessieren. Das fällt etwas schwer, da der Grundkonflikt zwar gegeben ist, sein Verlauf jedoch lediglich angedeutet wird.

Von Beginn weg spürt man, dass hinter der Fassade des harmonischen Vater-Tochter-Verhältnisses etwas nicht stimmt. Man wartet gewissermassen auf eine Explosion, welche die Probleme löst oder zumindest offenlegt, was von Côté aber bewusst - vermutlich aus Überzeugung - verweigert wird. So bleibt alles vage und unpräzise. Zum Schluss belässt es Côté dann auch mit dem Hinweis auf einen etwaigen Heilungsprozess. Das Problem an Curling ist aber weniger, dass er seine Geschichte reduziert und zurückhaltend erzählt, sondern dass ebendiese im Endeffekt banal und irgendwie belanglos ist.

abgerundet ca. 6 von 10 Punkten

Beyond the Steppes (Kino Review)



Beyond the Steppes

Beyond the Steppes wurde im Rahmen des 63. Filmfestival Locarno gezeigt.

Inhalt:

Polen 1940: Nina (Agnieszka Grochowska) muss sich allein um ihr Baby Anton kümmern, da ihr Mann Roman (Borys Szyc) als Offizier im Krieg ist. Als die sowjetischen Truppen die Stadt einnehmen, wird Nina mit zahlreichen anderen Frauen und Kindern deportiert. Nach einer langen Reise erreichen sie die Farm, auf der sie arbeiten sollen. Das Leben ist hart und die russischen Aufseher erbarmungslos, doch die Freundschaft zu Jadwiga (Aleksandra Justa) muntert Nina etwas auf.
Eines Tages wird Anton krank. Da es in ihrem Lager keine Medizin gibt, bittet Nina die Wachen verzweifelt um die Erlaubnis, in die nächste Stadt mit einem Krankenhaus gehen zu dürfen. Schliesslich willigt der Kommandant ein, aber nur unter der Bedingung, dass sie Anton im Lager lässt und alleine die Medizin holen geht. Nina schliesst sich einer Gruppe mongolischer Reisender an, die auf einem Wagen durch die Steppe unterwegs ist. Wird sie es rechtzeitig schaffen, mit der Medizin zurückzukehren?

Kritik:

Polnische Filme über die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf das Land gibt es wenige. Bekannt sind vielleicht die Werke von Andrzej Wajda, der etwa in Asche und Diamant ein vom Bürgerkrieg zwischen den Nationalisten und den Sowjets zerrüttetes Nachkriegs-Polen zeigte. Einem eher unbekannten Abschnitt der polnischen Geschichte widmet sich nun auch Vanja d'Alcantara mit ihrem Film Beyond the Steppes. Zwar ist es eine belgische Produktion, Inspiration bildeten aber die Memoiren von d'Alcantaras' Grossmutter, die während des Zweiten Weltkriegs als sowjetische Kriegsgefangene nach Sibirien deportiert worden war.

So wurde bei der Produktion besonders viel Wert auf historische Authentizität gelegt. Die Regisseurin verzichtet weitgehend auf dramatisierende Ausschmückungen der Handlung, ausserdem wird originales Polnisch, Russisch und Kasachisch gesprochen. Dennoch ist Beyond the Steppes kein offensichtlicher Historienfilm, geschweige denn ein Kriegsfilm. Der Zweite Weltkrieg bildet lediglich den Rahmen für Ninas Reise, vom eigentlichen Krieg ist nichts zu sehen. Dies wäre auch gar nicht möglich gewesen, da der Film mit einem Budget von 1,3 Millionen Euro kaum die Mittel dazu gehabt hätte.

Im Zentrum stehen somit mehr das menschliche Drama und die Leiden, welche Nina durchmachen muss. Das funktioniert soweit so gut, vor allem dank Hauptdarstellerin Agnieszka Grochowska, deren Leinwandpräsenz praktisch den ganzen Film tragen muss. Dennoch reicht das nicht für 90 Minuten, auch wenn einige sowohl schauspielerisch als auch inhaltlich starke Szenen durchaus vorhanden sind. Es fehlt jedoch an dem Geschick, diese Szenen zu einem einheitlichen Spannungsbogen zu verknüpfen und zu verdichten. Die auffallend elliptische Montage unterstützt diesen Eindruck, selbst wenn auch hier einzelne Szenen wirklich überzeugend geschnitten sind.

Beyond the Steppes braucht eine Weile, um in Fahrt zu kommen. Schliesslich hat man die Geschichte von Kriegsgefangenen und Deportierten in ähnlicher Form bereits zahlreiche Male gehört und gesehen. Während der Mittelteil in Form der sich allmählich entwickelnden, ohne Worte auskommenden Freundschaft Ninas zu den Mongolen das Highlight des Filmes darstellt, folgt wiederum ein unspektakuläres, beinahe schon belangloses Ende. Da hilft es auch nicht weiter, dass die sibirischen Landschaften atemberaubend in Szene gesetzt sind und der Film generell sehr atmosphärisch fotografiert wurde. Die Uneinheitlichkeit des Drehbuchs und das ruhige Erzähltempo führen dazu, dass Beyond the Steppes auf der Handlungsebene schlicht zu wenig zu bieten hat, um wirklich zu überzeugen.

abgerundet ca. 6 von 10 Punkten

Prud'Hommes (Kino Review)



Prud'Hommes

Prud'Hommes wurde im Rahmen des 63. Filmfestival Locarno gezeigt.

Inhalt:

Das Prud'hommes ist ein Arbeitergericht, das Konflikte zwischen Arbeitnehmern und -gebern regeln soll. Da diese nur allzu häufig auftreten, ist eine rasche, effiziente und verhältnismässig unkomplizierte Rechtssprechung nötig. Deshalb steht es jedem Beteiligten frei, sich von einem Anwalt, einem Gewerkschaftssekretär oder eben von niemandem vertreten zu lassen, während das Gericht stets die Möglichkeit auf eine aussergerichtliche Einigung offenhält. In den meisten Fällen findet eine solche auch statt, da schlussendlich die wenigsten Kläger wirklich vor dem Richter stehen wollen.
Die Mehrheit der Fälle, die vom Gericht untersucht werden, handeln von einem Arbeitnehmer, der wegen einer angeblich ungerechtfertigten Kündigung gegen seinen ehemaligen Chef klagt. Dabei wird meist entweder das Wiedererlangen der Stelle oder aber Schadenersatz gefordert. Da gibt es etwa einen Chauffeur, der seine Stelle wegen eines Alkoholproblems verloren hat, oder einen jungen Automechaniker, der bestreitet, seinen Lehrmeister beleidigt zu haben. Sie alle fordern nun Gerechtigkeit.

Kritik:

Regisseur Stéphane Goël hat mit Prud'Hommes ein sicherlich interessantes und vor allem lebensnahes Thema für einen Dokumentarfilm gewählt. Schliesslich erfahren die meisten Menschen einmal eine ungerechte Behandlung durch ihren Vorgesetzten und können somit das Anliegen der gezeigten Personen ohne Weiteres nachvollziehen, vor allem wenn es existentielle Fragen auf dem Spiel stehen. Dennoch wirkt es etwas einseitig, dass sich der Film praktisch ausschliesslich auf die Sicht der Kläger, also üblicherweise der Arbeitnehmer, konzentriert. Dennoch bleibt es dem Zuschauer stets selbst überlassen, ein abschliessendes Urteil zu fällen. Ausserdem wird die ambivalente Position des Gerichts deutlich gemacht: Dank ihm erfahren die einen endlich Gerechtigkeit und Genugtun, die anderen verfahren sich vor Ort in ihrer eigenen Argumentation und stehen schlussendlich machtlos da.

Als Zuschauer erwartet man dabei nicht nur Emotionen, sondern ein regelrechtes menschliches Drama. Dieses spielt sich im Prud'hommes nämlich tagtäglich ab, und es bleibt der Eindruck, dass die Kamera nur einen Bruchteil davon einfangen konnte. Überhaupt kommt sie nicht so nahe an die Figuren heran, wie es zu wünschen gewesen wäre - der Vergleich mit La Forteresse drängt sich auf -, sondern bleibt eher distanziert. Die Anwesenheit eines Filmteams bleibt dabei gerade in persönlichen Momenten gegenwärtig, etwa wenn die Personen immer wieder kurz in die Kamera blicken.

Schade auch, dass der Film keine wirklich spannende Struktur zu bieten hat. Im Prinzip werden lediglich die einzelnen Fälle aneinander- bzw nebeneinander aufgereiht, ohne dass die Montage sich besonders Mühe gibt, Bedeutungszusammenhänge zu schaffen. Die Kameraarbeit ist formal gesehen ebenfalls höchst durchschnittlich, wobei fairerweise anzumerken ist, dass im Gerichtssaal selber dafür vermutlich wenig Möglichkeiten gegeben waren.

Prud'Hommes ist ein netter Dokumentarfilm über ein interessantes Thema, der allerdings viel zu unspektakulär geraten ist, ruft man sich in Erinnerung, dass es manchen Klägern um nicht weniger als ihre Zukunft geht.

ca. 6 von 10 Punkten

Samstag, 14. August 2010

Locarno - Tag 7


Am 63. Filmfestival Locarno - Dienstag, 10. August

Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang musste ich bereits wieder um 9 Uhr im Kursaal sein, und zwar für die Pressevorführung von Bas-Fonds. Der Film stammt von Isild Le Besco, welche im Piazza-Eröffnungsfilm Au fond des bois als Schauspielerin zu sehen war. Sicherlich kein leicht zu verdauendes Werk, hat mir der Film dann doch je länger desto mehr gefallen (Review).
An der anschliessenden Pressekonferenz des Filmes hatte ich dann endlich die Gelegenheit, die 27-jährige Französin in der Realität zu sehen. Trotz ihrer starken Leinwandpräsenz schien sie mir eine zurückhaltende, geradezu schüchterne Person zu sein, wie sie brav die Fragen der Journalisten beantwortete.

Den Nachmittag hatte ich mir reserviert, um ausstehende Reviews nachzuholen. So gings erst um 19 Uhr wieder ins Kino, nämlich für meinen bisher neunten Lubitsch, Cluny Brown. Sein zweitletzter Film ist eine hinreissende Satire auf die britische Oberschicht ganz im Stil von Oscar Wilde, inklusive bissigen Seitenhieben auf das Nazi-Deutschland und für diese Zeit verblüffend explizite sexuelle Anspielungen.


Da ich meinen Zug verpasste, ging ich spontan doch noch den heutigen Piazza-Film, The Human Resources Manager, sehen. Das war ein Glück, wie sich herausstellte. Zuerst wurde jedoch noch der Pardo d’onore an den schweizer Filmemacher Alain Tanner verliehen, welcher sich mit einem Lebenswerk von 19 Spielfilmen einen Namen gemacht hatte. Dazu wurde eine kleine Hommage in Form eines 10-minütigen Zusammenschnitts seiner Filme gezeigt. Als Tanner dann selbst die die Bühne betrat, ehrte ihn die Piazza mit einer standing ovation. Im Kontrast war es dann geradezu peinlich, als Swisscom-Präsident Anton Scherrer die Bühne betrat und nur vereinzelte Leute im Publikum klatschten. Nichts gegen Sponsoring, aber Swisscom drängt sich wirklich zu sehr in den Vordergrund, wenn doch sogar der Preis offiziell als Pardo d’onore Swisscom ausgeschrieben wird. Offensichtlich teilten an dem Abend auf der Piazza viele Zuschauer diese Meinung.

Darauf betrat auch noch das Team rund um den israelischen Streifen The Human Resources Manager die Bühne, wobei sich vor allem Schauspieler Guri Alfi – er spielt den Journalisten – als ausgesprochen wortgewandt erwies. Der Film hat mich überaus positiv überrascht. Anfangs eher ein ernstes Drama, wandelt er sich mit der Zeit zu einem skurrilen, unterhaltsamen Road-movie - ich kann mir gut vorstellen, dass da eine Oscar-Nomination winkt. Bemerkenswert ist ausserdem, dass es für einmal in einer traurigen Szene nicht im Film selber, sondern beim Publikum zu regnen begann. Das nenne ich gutes Timing. Glücklicherweise dauerte der Film aber nur noch zehn Minuten.

Eindrücke:

Sonnenaufgang

Linienschiff Magadino-Locarno

Pressekonferenz zu Periferic

Isild Le Besco an der Konferenz zu Bas-Fonds




Festivaldirektor Olivier Pere stellt den Ehrenpreis für Alain Tanner vor

Die Piazza Grande am Abend

Alain Tanner nimmt den Pardo d'onore entgegen

Das Team von The Human Resources Manager

Locarno - Tag 6


Am 63. Filmfestival Locarno - Montag, 9. August

Da in der Kategorie Appelations Suisse allerlei schweizer Filme der letzten Jahre gezeigt werden, nutzte ich am Morgen die Gelegenheit, Coer animal nachzuholen. Den Abräumer am letzten schweizer Filmpreis hatte ich bei der regulären Kinoauswertung leider versäumt. Es hat sich dann auch definitiv gelohnt, den Film auf Grossleinwand zu sehen, da er die alpine Bergwelt in sehr, sehr atmosphärischen Bildern zeigt. Coer animal ist intensives Schauspielkino weitab dem üblichen heiteren Sonnenschein der hiesigen Fernsehfilme. Schade, kommen die beiden Hauptdarsteller allesamt aus Frankreich. Anschliessend stellte sich die Crew noch den Fragen des Publikums, unter anderem Regisseurin Séverine Cornamusaz und Schauspieler Antonio Buil. Erzählt wurde etwa von der Schwierigkeit, mit nicht dressierten Tieren zu arbeiten, dem Anspruch, das Bergleben naturalistisch wiederzugeben, und Hauptdarsteller Olivier Rabourdins knifflige Aufgabe, sich von einem Pariser Stadtmenschen in einen ungehobelten Hinterwäldler zu verwandeln.

Der Film wurde übrigens im Fevi gezeigt, welches zusammen mit dem La Sala und L’altra Sala am zweiten Festivalcenter im Südwesten Locarnos liegt. Bisher hatte ich mich vor allem bei der Piazza Grande aufgehalten, wo sowohl alle Lubitsch-Filme wie auch die Pressevorführungen gezeigt werden. Ebenfalls auf dem Fevi-Areal finden jeweils die round tables statt, also die öffentlich zugängigen Diskussionen mit den Filmemachern. So war etwa am Mittag das Team von La petite chambre anwesend.

Nachdem ich auf der Piazza Grande zu Mittag gegessen und ein wenig das hiesige Vogelleben beobachtet hatte, ging es wiederum ins Fevi an die Vorführung von Curling, dem neuen Film von Denis Coté, Gewinner des goldenen Leoparden 2005. Passend zur Jahreszeit spielt der Film im eisigen, verschneiten Kanada. Trotz starker Atmosphäre sprang der Funken bei mir nicht ganz über (Review folgt). Am folgenden round table erklärte Coté unter anderem, dass es seine klare Absicht gewesen war, nicht über vage Andeutungen hinauszugehen.
Für mich ging es direkt weiter in die Vorstellung von Prud’Hommes, einem Dokumentarfilm über ein genfer Arbeitergericht (Review folgt). Der Film wurde im La Sala gezeigt, fing jedoch wegen dem grossen Menschenandrang ca eine halbe Stunde zu spät an. Um meinen letzten Zug zu erreichen, musste ich den Film deshalb ärgerlicherweise leider fünf Minuten vor Schluss verlassen.

Eindrücke:

Das Auditorium FEVI

Fragerunde zu Coer animal

Forum Spazio

Swiss Films Pavilion

Eingang zum La Sala und L'altra Sala

Das Team von La petite chambre

Die Piazza am Mittag




Anstehen für Curling

Round table zu Curling

Das Publikum im Forum Spazio

Regisseur Denis Coté erklärts

Festivaldirektor Olivier Pere stellt Prud'hommes vor

Regisseur Stéphane Goël und sein Team