Sonntag, 29. Juni 2008

Blade Runner (DVD Review)



Blade Runner - Director's Cut

Kino ist ein Geschäft. Eine Branche, in der es wie bei jeder anderen um den finanziellen Gewinn geht, in der reiche Geldsäcke die Fäden in der Hand haben, das muss man sich immer wieder vor Augen halten. Dank eiskalter Gewinnkalkulation kommt bei Filmen grösserer Studios deshalb leider oft der innovative, der künstlerische Aspekt zu kurz. Natürlich sind da auch wir Zuschauer mitschuldig, denn oft genug würdigen wir mutige, eingeständige Film wenig bis gar nicht. Dass die Box Office-Zahlen nichts über die Qualität und den längerfristigen Wert eines Filmes aussagen, ist die logische Folge davon. Das Paradebeispiel schlechthin ist Ridley Scott's Blade Runner.

Im Los Angeles des Jahres 2019 gibt es ein Problem: Vier Replikanten der Generation Nexus, von Menschen kaum unterscheidbare Androiden, haben sich selbständig gemacht und sind auf die ihnen verbotene Erde geflohen. Sie wurden mit einer Lebenserwartung von vier Jahren geschaffen und versuchen nun, diese zu umgehen. Rick Deckard bekommt den Auftrag, die verlorenen Schäfchen wieder einzufangen, beziehungsweise auszuschalten, wie es eben der Job eines Blade Runners ist. Und schliesslich ist er der beste. Eine zermürbende Jagd durch die verregneten, heruntergekommenen, neonbeleuchteten Strassenschluchten der Zukunft nimmt ihren Lauf.

Das Publikum akzeptierte 1982 den Science Fiction-Film von Ridley Scott nicht, von den Kritikern wurde er als misslungen deklariert. Harrison Ford, die Draufgänger-Leinwandikone aus Star Wars und Indiana Jones, war hier plötzlich in einer völlig anderen Rolle und keineswegs als Identifikationsfigur zu sehen. Erst mit der Zeit begann die Öffentlichkeit die unglaubliche Tiefe und wegweisende Optik des Werkes zu schätzen, was vor allem mit dem Director's Cut zusamemnhängt, den Scott 1992 veröffentlichte. Musste er sich bei der Kinofassung von den Studiobossen auf die Finger hauen lassen und dem Publikum mit Mainstream-Zugeständnissen entgegenkommen, so entfernte er im Nachhinein die erklärenden Voice Over-Kommentare und das Happy End.

"Blade Runner" ist ein Krimi. Er bietet an der Oberfläche eine klassisch und konventionell aufgebaute Verbrecherjagd-Story, die zwar nett verschachtelt und spannend strukturiert ist, aber deswegen befindet sich der Film nicht auf praktisch sämtlichen "Beste Filme aller Zeiten"-Listen. Vom Spannungsaufbau her bietet er keine gross aussergewöhnliche Kost. Ebensowenig spektakulär ist die Charakterzeichnung von Deckard, und auch sonst fehlen die Elemente, die für einen Oscar für das beste Drehbuch nötig gewesen wären. Aber das will der Film ja gar nicht.

Hier geht es um weit, weit tiefschürfendere Themen. Was ist menschlich? Was macht den Mensch zum Menschen? Können wir unseren Augen trauen? Welche Existenz ist gerechtfertigt?Welchen Wert haben Erinnerungen?
Unzählige elementare Fragen, vor allem ethische, die der Film aufwirft und auf die man vergeblich nach Antworten sucht. Scott präsentiert keine Lösungen, sondern regt zum Nachdenken über ebenso schwierige wie wichtige Probleme an. Intelligentes Unterhaltungskino.

Deckard ist ein einsamer, verlassener, melancholischer Mensch der ein tristes Leben in einer Grossstadt ohne Hoffnung führt. Verbrechen beherrscht die nächtlichen Strasse, rauchende und dampfende Industrietürme das Stadtbild. Überdimensionale, deplatzierte Werbetafeln versprechen ein verheissungsvolles Leben auf anderen Planeten. Ridley Scott verbindet die in der Tradition des Film Noir stehenden Elemente mit einem im höchsten Masse stilistischen und futuristischen Design. Er präsentiert ein Szenenbild, wie es ein solches noch nie zuvor gab (höchstens in "Metropolis"), und welches zusammen mit einer visionären Kameraführung die einzigartige Atmosphäre einer düsteren Zukunft schafft. Der Cyberpunk war geboren. Seither gibt es kaum einen Science Fiction-Film, der nicht in "Blade Runner" seine stilistischen Wurzeln hat.

Ausserdem sind Harrison Ford und Rudger Hauer Idealbesetzungen, die dem Film eine zusätzliche Note verleihen, während Vangelis die passende Musik lieferte. All diese Elemente eines beinahe perfekten Filmes kulminieren gegen Ende in einer grossartigen, zutiefst menschlichen Szene, einer der wohl berührendsten der Filmgeschichte. Gute Arbeit, Mr. Scott.

"Blade Runner" ist ein düsterer, nachdenklicher und bewegender Mix aus Film Noir und Science Fiction. Wegweisend.

abgerundet ca. 9 von 10 Punkten



"I've seen things ...you people wouldn't believe."


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Getaway (DVD Review)



The Getaway

Steve McQueen, der in grossen Filmen wie Gesprengte Ketten oder die glorreichen Sieben mitmischte, ist bis heute einer er coolsten Leinwandhelden aller Zeiten. Dies beweist er auch in Getaway, einem seiner späteren Filme, der unter der Regie von Brutaloregisseur Sam Peckinpah entstand. 

Doc McCoy sitzt wegen Raubüberfall. Doch schliesslich hält er es in seiner Zelle nicht mehr aus und macht mit dem korrupten Politiker Beynon über seine Frau Carol einen Deal, um rauszukommen. Im Gegenzug muss er einen Banküberfall leiten, bei dem auch der Macho-Gangster Rudy Butler mit von der Partie ist. Zuerst läuft es wie geschmiert, doch dann wird ein Wachmann erschossen und die Sache läuft gehörig aus dem Ruder. Doc und Carol nehmen das Geld und machen sich aus dem Staub, doch nicht nur die Polizei, sondern auch Beynon's Leute und der angeschossene Butler sind ihnen dicht auf den Fersen. Eine wilde Flucht beginnt. 

Filme über Gangsterpaare sind ja nichts neues und waren es auch 1972 nicht. Da bietet auch "The Getaway" nichts bahnbrechendes, sondern erzählt eine traditionelle Geschichte über zwei Menschen am Rand der Gesellschaft. Sie tragen einen Koffer voller Geld als Symbol der Hoffnung auf eine Zukunft durch Texas und müssen neben all den Verfolgern auch noch ihre Eheprobleme bewältigen. Auch wenn der Einstieg in die Geschichte etwas gar zäh ist, kommt bald eine ordentliche Portion Spannung auf, die sich bis zum Ende halten kann. Was dem Film auch einiges an Schwung gibt, ist die Parallelhandlung mit Butler, der die beiden verfolgt und einen angenehmen Kontrast in die Geschichte bringt, ausserdem von Al Lettieri grossartig verkörpert wird. Die Charaktere sind durchweg sorgfältig, einfallsreich und glaubwürdig gezeichnet, vor allem Doc als schiesswütiger, patriarchischer Ehemann kann überzeugen, was sicher nicht zuletzt an McQueens Leistung liegt. Ali MacGraw weiss ebenfalls zu gefallen, auch wenn ihre Rolle etwas einseitig ist. 

Als grösster Trumpf des Filmes erweist sich jedoch die Inszenierung von Peckinpah. Die Bilder der staubigen Strassen Texas bieten keinen opulenten Schnickschnack, überzeugen aber auf der ganzen Linie und verleihen der Geschichte einiges an Tiefe. Wirklich bemerkenswert, wie fortschrittlich die Regiearbeit ist und noch heute kaum als veraltet auffällt, wie es bei einigen Filmen dieser Zeit der Fall ist. Hinzu kommt natürlich - typisch für Peckinpah - die extrem provokante Gewaltdarstellung mit blutigen Einschüssen, zeitlupengenauem Rückstössen der Getroffenen und schmerzverzerrten Gesichtern. Insgesamt sind die Schiessereien mit einer solchen brachialen Wucht in Szene gesetzt, dass sie sich vor keinem modernen Hollywood-Schinken verstecken müssen. 

Die Brutalität kann man als Gesellschaftskritik sehen, denn der Film enthält einiges von dieser. Sei es, wenn Kinder interessiert vor einer blutüberströmten Leiche stehen bleiben, wenn Doc mal eben kurz in einen Laden marschiert und sich eine Shotgun für die auf der Strasse wartenden Bullen besorgt oder wenn der amerikanische Glaube an die heilige Ehe aufs Korn genommen wird. Weiter arbeitet Peckinpah viel mit Symbolik und stellt eine deutliche Verwandtschaft zwischen dem Western und dem modernen Roadmovie auf. 

Der Regie kann man also nichts vorwerfen, sie schafft ein ausgewogenes Wechselspiel zwischen wilden, temporeichen und ruhigen, subtilen Szenen, und ihr ist es wohl zu verdanken, dass der Film noch heute zitiert wird, aktuell beispielsweise überdeutlich in No Country For Old Men

"The Getaway" ist ein überzeugendes, maskulines und brutales Action-Roadmovie, das je länger je besser wird. 

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten



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Psycho (DVD Review)



Psycho

Man nimmt ja oft etwas Sicherheitsabstand von den alten schwarzweissen "Klassikern", weil man sich so sehr an das moderne Hollywood-Kino gewöhnt ist. Zu unrecht, denn wenn man sich etwas auf sie einlässt, können viele von ihnen noch heute faszinieren und fesseln. Die Filme von Regie-Grossmeister Alfred Hitchcock gehören da auf jeden Fall dazu. Und wenn man von Hitchcock spricht, kommt sofort immer ein Name ins Spiel: Psycho

Die Duschszene. Das Anwesen. Norman Bates. Kult hoch drei. Jeder, der sich etwas eingängier mit Filmen beschäftigt, hat schon einmal von diesen Dingen gehört/gesehen und weiss, zu welchem Film sie gehören. Mit seinem Horror-Thriller "Psycho" hat Hitchcok 1960 einen Meilenstein geschaffen und die amerikanische Kunstszene nachhaltig beeinflusst. 

Es stellt sich die Frage, was man von einem "Horror"-Film dieser Zeit erwarten kann. Selbstverständlich keinen ultraharten Slasher, denn man muss sich doch auch etwas bewusst machen, wie das damals war, was man sich damals von Filmen gewöhnt war. Natürlich gab es schon Horrorfilme, schaurig-fantastische, heute unfreiwillig lächerliche Filme von Vampiren und Monstern. Den Geniestreich, den Hitchcock vollführte, war den Horrorfilm wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. 

Die Sekretärin Marion Crane kann eines Tages der Versuchung nicht widerstehen und veruntreut 40'000 Dollar von ihrem Chef. Sie flüchtet panisch aus der Stadt und nach einer ermüdenden Autofahrt landet sich in einer regnerischen Nacht bei einem verlassenen Motel im Nirgendwo, das von dem jungen kauzigen Norman Bates geführt wird. Sie fühlt sich in Sicherheit, doch der Schein trügt. 

Möglicherweise fragen sich manche, was an dem Film dermassen wegweisend sein soll. Die Frage ist erlaubt. Denn viele Elemente sind heute so selbstverständlich, waren es aber damals keineswegs. Techniken des Handlungsaufbaus, der Belichtung, des Schnitts und der Montage (Duschszene!) beherrscht Hitchcock hier in visionärem Ausmass und setzt sie grandios ein. Alles schön und gut, aber warum waren die Kinobesucher damals deswegen so schockiert? 

Wie schon erwähnt, spielte sich Horror bis zu diesem Zeitpunkt in fantastischen Schlössern und dunklen Höhlen ab. Hitchcock nun spielt genial mit der Erwartungshaltung des Zuschauers und fällt ihm urplötzlich in den Rücken. Er holt den Horror von fernen Orten in die eigenen vier Wände, wo sich der Zuschauer sicher geglaubt hat, holt ihn in verlassene Motels und sogar unter die eigene Dusche. Indem er den psychopathischen Serienkiller auf der Leinwand belebt, macht er Horror zu etwas realem, etwas vor dem man nicht fliehen kann, und somit etwas viel beängstigenderem. Er begründet den psychologischen Horror. 

Und zu all dem filmhistorischen Einfluss mach es sogar heute noch Spass, den Film anzusehen. Die Szenerie des Motels und des Anwesens ist unglaublich atmosphärisch, Anthony Perkins faszinierend, die Montage zeitlos und die Geschichte aus heutiger Sicht zwar etwas gewohnt, aber trotzdem spannend. 

"Psycho" ist ein spannender, atmosphärischer Thriller, der den Grundstein für den heutigen Horrorfilm legte und mit einem der besten Antagonisten der Filmgeschichte aufwartet. 

ca. 9 von 10 Punkten 


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Catwoman, Wallace & Gromit (DVD Reviews)


Catwoman

Wenn ihr Infos zu dem Film wollt, müsst ihr euch hier, hier oder hier bedienen. Der Film ist nämlich so schlecht, dass ich mich weigere, gross Worte über ihn zu verlieren. Der Film ist so unbestreitbar schlecht, dass sich Halle Berry bis zum Ende ihrer Tage schämen muss. Der Film ist so verdammt schlecht, dass ich ihn gar nicht zu Ende gesehen habe. Der Film ist so schlecht, dass er nicht nicht einmal ein eigenen Blogeintrag verdient hat. Deshalb schnell weiter zum nächsten Review.

ca. 2 von 10 Punkten


Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit


Wallace und Gromit, wer kennt sich nicht? Der spiessbürgerische Erfinder und sein nüchterner Hund haben im TV schon so einige Abenteuer erlebt, darunter die geniale Episode mit dem Pinguin, und erhielten 2005 sogar ihren eigenen Kinofilm. Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen erzählt von einer englischen Kleinstadt, deren Gemüsegärten von einem flauschigen Riesenmonster terrorisiert werden, welches nun von dem altbekannten Duo eingefangen werden muss. Seine aufwändige Machart verleiht dem Film seinen ganz persönlichen Charme und nicht nur wegen den skurrilen Charakteren gibt es einiges zu lachen. Trotzdem - ein wirklicher Knüller ist er nicht, vor allem wegen der simplen Story, und den Animations-Oscar hätte ich Howl's Moving Castle mehr gegönnt. 

ca. 7 von 10 Punkten


Samstag, 28. Juni 2008

Moulin Rouge (DVD Review)



Moulin Rouge

Das Musical Moulin Rouge des Australiers Baz Luhrmann handelt vom mittellosen, naiven Schreiberling Christian, der 1899 nach Paris kommt, um über das zu schreiben, über das man in Paris schreibt: Die Liebe. Doch so einfach, wie er sich das gedacht hat, ist es natürlich nicht und als er sich im legendären Nachtclub "Moulin Rouge" in die Tänzerin Satine verliebt, fangen die Probleme erst an. 

"Moulin Rouge" ist ein Musical, ein Theaterstück, und präsentiert sich auch als solches. Dementsprechend ist die Handlung so simpel wie klassisch gezeichnet und zeigt beinahe opernhafte Züge. Es treten die üblichen Elemente eines Melodramas auf: Der naive, sympathische, einfache Held, die verführerische, unerreichbare, leidende Diva, der gierige, reiche, schmalzige Konkurrent, gemischt mit einem kräftigen Schuss Verrat, Misstrauen, Romantik, Intrige, Verlust, Klassenkampf und Verwechslungen. Grosse Überraschungen diesbezüglich sollte man also nicht erwarten.

So altmodisch der Inhalt ist, so modern ist die Form. Luhrmann packt seine Story in einzigartige, eigenwillige Bilder und lässt den Zuschauer mit dem Auge nicht mehr nachkommen. Er überlädt seine filmische Theaterkulisse förmlich mit Farben und Formen, komponiert jede einzelne Einstellung zu einem überbordenden Gemälde, bis in den kleinsten Winkel füllt er die Leinwand mit opulenter Ausstattung, dass sie beinahe überzulaufen droht. Ein Feuerwerk der Farben, ein zügelloser Rausch von Rot und Blau, dessen Wirkung man sich kaum zu entziehen vermag. Zudem wird sehr geschickt mit Modellen und Computereffekten gearbeitet, was zusammen mit der Auslegung der Geschichte auf wenige Ein-Raum-Schauplätze einen modernen Theater-Effekt ergibt. 

Zu dem ganzen Theater gehören neben der Geschichte und der Kulisse natürlich auch die Schauspieler. Ewan McGregor ist ideal gewählt und strahlt mit seinem verschmitzten Lächeln genau die richtige Naivität und Ehrlichkeit aus, auch wenn seine Rolle auf die Dauer etwas blass und uninteressant scheint. Nicole Kidman passt optisch ebensogut und braucht mit ihren glasklaren Augen nur einen lüsternen Blick hinter den roten Locken hervorzuwerfen, um den Zuschauer genauso wie die Besucher des Moulin Rouge sofort in den Bann zu ziehen. Aber das reicht nicht für zwei Stunden und mich hat ihre Performance leider nicht ganz überzeugt, ganz zu schweigen davon, dass mir ihr Overacting stellenweise sogar auf den Wecker ging. Krasses Overacting betreiben übrigens auch die meisten Nebenrollen, aber hier passt es und führt zu einigen hektischen und höchst amüsanten Slapstick-Szenen. Gnadenlos überzeichnete Figuren wie der Duke oder Jim Broadbent als Besitzer funktionieren zudem hervorragend in ihren stereotypischen Rollen. 

Nicht zu vergessen bei einem Musical sind natürlich die Gesangseinlagen. Hier gibt es kaum etwas auszusetzen, denn die Songs, von "All You Need is Love" (Beatles) über "Smells Like Teen Spirit" (Nirvana) bis hin zu "The Show Must Go On" (Queen), hört man ja immer wieder gerne, ausserdem sind sie fantasievoll interpretiert, passend eingesetzt, toll choreographiert und tadellos gesungen. Sie runden ein engagiertes Gesamtkunstwerk ab, das auf narrativer Ebene schwächelt, auf der visuellen Ebene umso mehr punktet. Ein Film, der an das französische Meisterwerk Amelie de Montmartre erinnert, diesem aber nicht das Wasser zu reichen vermag. Die Filme (mit dem selben Schauplatz) stammen übrigens beide aus 2001, nur um die Frage nach dem Huhn und dem Ei zu klären. 

"Moulin Rouge" ist eine klassische Theater-im-Theater-Story, frisch, frech und optisch sensationell umgesetzt. Berauschendes Kino der ganz grossen Gefühle. 

ca. 8 von 10 Punkten


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Samstag, 21. Juni 2008

Kino-Vorschau 2008


Man könnte hier möglicherweise den Eindruck bekommen, dass ich ein absoluter fanatischer Filmsüchtiger bin. Wenn sie jetzt die Hoffnung hegen, dass ich das nun widerlegen möchte, muss ich sie enttäuschen. Ich bin es. Jedoch - ganz so süchtig bin ich auch nicht. 

Beispielsweise herrscht im Moment eine grosse Filmflaute, da meine Abende leider leider anderweitig belegt sind. Wenn die Euro schon mal in der Schweiz stattfindet, muss man schliesslich Fussball gucken! Auch wenn Ronaldo, Villa, Schweini und co. zuzugucken kein längerfristiger Ersatz für Filme ist, so sind die meisten Kinos in Zürich während diesen drei Wochen ja sowieso geschlossen. 

Während also das Fussballfieber das Land im Griff hat, möchte ich die Filmpause für einen kleinen Ausblick auf die nächsten 6 Monate Kino nutzen. Was sind die nächsten grossen Filme, die anstehen? Welches sind die kommenden Highlights? 

Natürlich kann man das noch nicht vollständig voraussagen, aber auf ein paar Filme warte ich sehnsüchtig. Meine Favoriten: 

In Bruges
In Deutschland schon angelaufen, hier leider erst am 17. 7. zu geniessen, handelt der Film von zwei Killern (Colin Farrell, Brendan Gleeson) im belgischen Städtchen Brügge. Der Trailer verspricht abgefahrene, saukomische Unterhaltung, frei nach dem Motto: Shoot first. Sightsee later. 
Edit: Review

Before the Devil Knows You're Dead
Altmeister Sidney Lumet (Hundstage) hat einen Film gemacht über zwei verzweifelte Brüder, die einen Raubüberfall unternehmen. Mit Philip Seymour Hoffman und Ethan Hawke sicherlich nicht schlecht besetzt, sieht der Trailer nach einem psychologischen Film der Extraklasse aus. Kinostart 24. 7. 
Edit: Review

The Chronicles of Narnia: Prince Caspian 
Man kann vom ersten Teil halten, was man will, ich liebe die Buchvorlage von C. S. Lewis und fand den zweiten Band seiner Narnia-Reihe vor allem in der ersten Hälfte bezaubernd schön umgesetzt. Nun steht der zweite Kinofilm nach der Vorlage vom vierten Narnia-Band "Prinz Kaspian" endlich bevor und dass ein grossartiges Kinoerlebnis garantiert ist, sieht man am Trailer. Freue mich darauf! Kinostart 31. 7. 
Edit: Review

The Dark Knight
Es gibt sie, diese Phänomene von Internet-Hypes. Cloverfield hätten wird da, Blair Witch Project oder eben The Dark Knight. Batman Begins hat 2005 unter der Führung von Christopher Nolan der Batman-Serie ziemlich erfolgreich neues Leben eingehaucht und seither wartet die Filmwelt begierig auf die Fortsetzung. Ganz spärlich tröpfelten dann die Infos herein und überall gingen mysteriöse Homepages online, auf denen Joker sein Unwesen trieb. Die Euphorie war nicht mehr zu stoppen. Der Joker, welcher dank Jack Nicholson 1989 zu einem der berümhtesten Filmbösewichte aller Zeiten wurde, sollte nämlich im neuen Batman-Abenteuer seine Reanimation finden. Als dann noch Joker-Darsteller Heath Ledger tragischerweise verstarb, begann die Sache schon mystische Züge anzunehmen. Man darf allerdings mit gutem Grund auf den Film gespannt sein, denn der actionreiche, düstere Trailer lässt auf die beste Batman-Verfilmung, wenn nicht den besten Superheldenfilm aller Zeiten hoffen. Ausserdem bekommt es Bruce Wayne dieses Mal ja sogar noch mit Two-Face zu tun. Meine Erwartungen jedenfalls sind ganz gross und ich kann kaum auf den 21. 8. warten, wenn es in Gotham City endlich heisst: Why so serious? 



Edit: Review


Wall-E
Pixar, das vielleicht zuverlässigste Filmstudio der Welt und definitiv der beste Lieferant für Animationsfilme (Monster AG, Ratatouille, Findet Nemo) beschert uns dieses Jahr einen Film über einen putzigen kleinen Roboter. Um was es wirklich geht, will ich noch gar nicht wissen. Unterhaltung auf höchstem Niveau ist so oder so garantiert. Kinostart 25. 9. 
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Hellboy 2: The Golden Army
Bevor sich Guillermo Del Toro endlich an die Verfilmung von Tolkiens "Der kleine Hobbit" macht, bringt er noch die Fortsetzung seiner Comicverfilmung "Hellboy" in die Kinos. Der neue Film vom Pan's Labyrinth-Meister sieht nach einem Fantasykracher allererster Güte aus. Allein die grandiosen Bilder machen den Kinobesuch für mich zur Pflicht. Kinostart 16. 10. 
Edit: Review

Burn after Reading
Der neue Coen-Film mit Brad Pitt verspricht herrlichen Humor. Kinostart hoffentlich irgendwann im November. 
Edit: Review

Righteous Kill
Ein Krimi um zwei gealterte Cops, die einen Serienkiller jagen, ist nichts Aussergewöhnliches. Wenn aber die beiden Cops Al Pacino und Robert de Niro heissen, dann ist der Film wahrscheinlich einen Blick wert. Mal sehen. 

City of Ember
Die Menschheit hat eine Stadt unter dem Erdboden errichtet, um der Vernichtung zu entgehen. Was etwas nach einer Bioshock-Version für die ganze Familie aussieht, könnte denke ich durchaus Potential haben. Endzeit-Filme sind ja immer was tolles. Startet in Amerika am 10. 10. 

The Spirit
Frank Miller, seines Zeichens Graphic Novel-Zeichner und von mir verehrt, geht unter die Regisseure und verfilmt mit seinem Debüt "The Spirit" einen Comicklassiker von Will Eisner. Ich kenne die Vorlage nicht und im Teaser sieht man noch herzlich wenig. Aber das, was man sieht, ist allermindestens ein Weg, die Zeit bis zum sehnlichst erwarteten "Sin City 2" zu überbrücken. Startet am 25. 12. 

The Curious Case of Benjamin Button
David Fincher (Fight Club, Se7en) erzählt uns eine ganz besondere Lebensgeschichte: Ein Mann wird hässliches, schrumpeliges, altes Baby geboren und wird mit der Zeit statt älter, jünger. Der Trailer verspricht ein intelligentes Märchen mit verzaubernden Bildern und tollen Schauspielern. Sieht nach Pflichstoff aus. 

Quantum of Solace
Noch ist kein Trailer zum 22ten Bond veröffentlicht, aber wir sind uns doch alle sicher, dass Marc Forster gute Arbeit leisten wird, oder? 
Edit: Review

Harry Potter and the Half-Blood Prince
Meisterwerke sind sie nicht, die Harry Potter-Verfilmungen. Trotzdem ein gewisses Highlight, sei es auch nur wegen der magischen Atmosphäre und den Schauspielern. 
Edit: Der sechste Harry Potter Film sollte ursprünglich Weihnachten 2008 anlaufen, wurde nun aber auf den Sommer 2009 verschoben. 


Man sieht, da kommt dieses Jahr noch einiges auf uns zu. Seien wir gespannt! 

Mittwoch, 18. Juni 2008

Soundtrack Quiz


An vielen magischen Filmmomenten hat der Ton einen ganz wesentlichen Anteil. Das ist ein Grund, weshalb ich wie viele andere Film-Soundtracks liebe und ihnen grosse Beachtung schenke. Ich denke jeder hat so seine persönlichen Favoriten, es gibt schliesslich so tolle unter ihnen, dass man manchmal gar nicht nachkommt mit hören. 

Wie viele Soundtrack kennen SIE? Wenn sie Lust haben und sich selbst ein wenig testen möchten, bietet sich mein Soundtrack Quiz geradezu dafür an. 

Natürlich erhebe ich keinerlei Anspruch auf Vollkommenheit, Relevanz, Qualität oder Ausgewogenheit der Auswahl, ich hatte lediglich mal Lust, kreuz und quer Filmmusiken zu einem Quiz zusammenzuschnipseln, da ich relativ viel Material auf meinem Laptop habe. Es hat schwierigere Beispiele darunter, aber auch garantiert für jeden etwas leichtes. 

Hier folgen die Quiz Nummer 1-4. Sie beinhalten jeweils vier Audioclips zum erraten. Für die Lösungen von Nummer 1-3, einfach nach unten scrollen. 

Viel Spass! 

Movie Soundtrack Quiz 1



Movie Soundtrack Quiz 2


Movie Soundtrack Quiz 3


Movie Soundtrack Quiz 4





Lösungen: 

Part 1:
1: Batman Begins (Hans Zimmer & James Newton Howard)
2: The Departed (Dropkick Murphys)
3: Titanic (James Horner)
4: Dirty Harry (Lalo Schifrin)

Part 2:
1. Rocky (Bill Conti)
2. Gladiator (Hans Zimmer)
3. Billy Elliot ("Town Called Malice" by T-Rex)
4. The Fountain (Clint Mansell)

Part 3:
1. Rush Hour ("War" by Edwin Starr, may appear in some other movies, also often used in trailers like tropic thunder e.g.)
2. Star Wars: A new Hope (John Williams)
3. The Untouchables (Ennio Morricone)
4. Jackie Brown ("Street Life" by Randy Crawford)

Die Lösungen von Part 4 folgen bald mit Part 5. 


Übersicht: 

Samstag, 7. Juni 2008

The Land Before Time (DVD Review)



The Land Before Time

Wie viele Männer waren nicht als Jungs Dino-Fans? Die Riesenechsen erlebten in den 90ern einen grossen Boom und erfreuen sich seither ungebrochener Beliebtheit. Schuld daran ist wohl in erster Linie nur einer: Steven Spielberg. Der Mann hat schliesslich 1993 mit Jurassic Park Massstäbe gesetzt und eine Dinomanie ohnegleichen losgelöst. 
Auch ich war *damals* glühender Saurier-Fan und auch bei mir ist Steven Spielberg Schuld daran. Allerdings nicht dank "Jurassic Park", sondern dank In einem Land vor unserer Zeit, dem von ihm 5 Jahre zuvor produzierten Trickfilm.

In einem Land vor unserer Zeit, in einer von Dinosaurier bevölkerten Welt. Es ist eine karge, gefährliche Welt, in der das Leben alles andere als leicht ist. Deshalb sind viele Dinosaurier verzweifelt auf der suche nach dem "grossen Tal", einem legendären verheissungsvollen grünen Land. So auch die Langhälse, von denen nur noch wenige übrig sind. Nachdem ihre Gruppe durch ein grosses Erdbeben auseinandergerissen und seine Mutter von einem Scharfzahn getötet wurde, steht der kleine Littlefoot alleine da. Er nimmt seinen Mut zusammen, macht sich zu einer langen Reise auf und trifft sehr bald auf andere versprengte Dinokinder. Doch die Gefahren lauern überall. 

Erwachsenwerden, Freundschaft, Glaube an sich selbst; Natürlich geht es in einem Kinderfilm um elementare Themen. Mit der moralischen und ziemlich simplen Handlung muss man sich also - genrebedingt - einfach abfinden, wenn man den Film an sich heran lassen will. Und dann kann man sich an den herrlichen Charakteren erfreuen, die einem mehr als nur ein Schmunzeln aufs Gesicht zu zaubern vermögen. Wie es sich für einen guten Kinderfilm gehört, wechseln sich witzige, actionhaltige, aber auch ernste, traurige Szenen ab. Dies funktioniert insgesamt sehr gut und auch Erwachsene werden sich amüsieren können, da von einer Effekthascherei, wie sie heute teilweise in Mode gekommen ist, keine Rede sein kann. 
Ein ganz grosses Plus kann der Film ausserdem den Bildern und der Tatsache, dass die (wie gesagt elementare) Geschichte in die Urzeit verlegt wurde, verdanken. Er ist nämlich erstaunlich düster, wie es ja viele von den guten alten Trickfilmen sind, und oft von betrübter Stimmung. Es geht schliesslich um Kinder, die sich, von den Eltern verlassen, in einer Welt voller Gefahren zurechtfinden müssen. Die Saurier sind sehr liebevoll und sympathisch gezeichnet, während die von Steinen, Felsen, Wüsten, Vulkanen und dornigem Gewächs  beherrschte Szenerie zu beeindrucken weiss. So schwebt über der ganzen Geschichte stets eine Prise Melancholie, die auch dem gelungenen Soundtrack von Altmeister James Horner zu verdanken ist. 

"The Land Before Time" ist ein berührender, unterhaltsamer Trickfilm, ein Urzeit-Roadmovie für Kinder, der bei mir zusätzlich einen Nostalgiebonus hat. 

ca. 8 von 10 Punkten



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Dienstag, 3. Juni 2008

Starship Troopers (DVD Reviews)



Starship Troopers

"Mein Gott, was für ein Scheissfilm!" möchte man schreien. Denn hier kriegt man zu sehen: Grottenschlechte stereotypische Schauspieler, billiges Design, platte Sprüche, übertriebene Splattereffekte, sinnloses Geballer, schmalzige Lovestorys und lächerlichen Patriotismus. 
Und trotzdem.... der Film ist verdammt gut. Nein, das ist kein Witz. Ziehen wir mal kurz Wikipedia zu Rate: 
"Eine Satire ist eine Spottdichtung, die mangelhafte Tugend oder gesellschaftliche Missstände anklagt." 
Starship Troopers ist von a bis z eine waschechte Satire. Es mag Leute geben, die nur die von mir zuvor aufgezählten Punkte an der Oberfläche erkennen. Meistens sind das Leute, die voller Vorurteile an den Film heran gehen und ihm Intelligenz gar nicht erst zutrauen. Weit gefehlt! Paul Verhoeven ist hiermit ein satirisches Glanzstück gelungen. 

Wir befinden uns auf der Erde, in einer nicht allzu fernen Zukunft. Es gibt zwei Arten von Bürger: Zivilisten und Soldaten. Johnny Rice, ein reicher Sunnyboy von den sonnigen Stränden Südamerikas, hat ein schönes Leben. Als er seinen Schulabschluss in der Tasche hat, beschliessen seine Freunde und er, zur Army zu gehen. Man kann dann schliesslich nicht nur eine schicke Uniform tragen, man erfüllt auch noch seine Pflicht fürs Vaterland. Die Rekrutenschule ist dann auch eine tolle Zeit, und als die Menschheit dann auch noch von den Bugs, ausserirdischen Rieseninsekten, angegriffen wird, ziehen die jungen Soldaten voller Kampfeslust in den Krieg. Das Schlachtfest kann beginnen! Doch sehr bald wird klar, dass sie die Bugs gewaltig unterschätzt haben.

Der Film beginnt mit einer Fernsehmitteilung des "Federal Network": Es wird zum Krieg aufgerufen und klargestellt, dass der einzige Weg, um die Freiheit der Menschheit zu sichern, der gnadenlose Angriff auf die verabscheuenswürdigen Bugs ist. Auch im weiteren Verlauf des Filmes werden immer wieder Fernsehmeldungen eingeblendet, in denen Schulkindern der Umgang mit der Maschinenpistole beigebracht wird und Bürger Sätze von sich geben wie: "Nur ein toter Bug ist ein guter Bug!" Die Bugs sind eine Plage; abscheuliche, bösartige, dumme Parasiten, die man ohne schlechtem Gewissen abschlachten darf, ja sogar muss; diese Einstellung wird vermittelt. Man muss nur das Wort "Bug" durch beispielsweise "Terroristen" ersetzten und es wird einem schlagartig bewusst, dass dies eine bitterböse Abrechnung gegenüber der USA, bzw. des dort verbreiteten Militarismus ist. Und der Film geht sogar noch weiter und zeichnet mit der Gesellschaft der Bugs übertrieben und provokativ unsere eigene nach. Als wäre dem noch nicht genug, nimmt Verhoeven dann noch die durch amerikanische Sitcoms vorgegaukelte heile Welt, Geilheit nach Gewalt und sogar den Krieg an sich aufs Korn. Erst auf den zweiten Blick fällt beispielsweise auf, dass nach einer Szene, in der die Troopers gnadenlos und genüsslich von einer Überzahl an Bugs niedergemacht werden, später eine Entsprechende mit exakt vertauschten Rollen folgt. Grandios! Und all das wird so herrlich überzeichnet und übertrieben blutig präsentiert, dass Intellekt und niedere Ansprüche gleichermassen jubeln. 

Und inmitten der ganzen Action und Kampfhandlungen beginnt man etwas aus tiefstem Herzen zu hassen: Dieses Smile, dieses gottverdammte Smile. Egal, ob ihr Raumschiff gerade getroffen wird, die Strahlemänner und -frauen mit den Superman-Kinns und den perfekten Haaren haben immer dieses Smile im Gesicht. Es grenzt an Verleumdung, wenn man die schlechten Schauspieler ernsthaft bemängelt. Natürlich sind sie schlecht, miserabel geradezu. Aber das gehört zu jenen Dingen, die Verhoeven ganz klar bewusst und sehr geschickt gewählt hat. Auch die Aufmachung ist absichtlich billig und simpel gehalten (abgesehen von den Bugs, die sind noch heute top animiert) und auch hier kommen beispielsweise mit Nazi-Parallelen bissige Details ins Spiel. 

"Starship Troopers" ist auf den ersten Blick ein sinnentleertes, billiges Schlachtfest, auf den zweiten eine intelligente, provokante und höllisch bissige Satire. 

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten 


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