Mittwoch, 26. November 2008

In the Valley of Elah (DVD Review)



In the Valley of Elah

Im März dieses Jahres kam In the Valley of Elah in die Kinos, der neue Film von Crash-Regisseur Paul Haggis. Viele Besucher konnte das Irakkriegsdrama freilich weder in Europa noch in den Staaten anlocken, was aber sowieso klar war, da Haggis alles andere als einen Actionfilm machen wollte. Umso schöner, dass er nun zu den Filmemachern gehört, die ihr eigenes Ding - unabhängig von finanziellem Druck - durchziehen können.

Handlung:
Als der Soldat Mike Deerfield von einem elfmonatigen Irak-Einsatz in die USA zurückkehrt, meldet er sich nach einem Ausgang nicht mehr auf seinem Stützpunkt zurück (AWOL). Sein alter Vater, Kriegsveteran Hank Deerfield, macht sich auf die Suche. Er gelangt an ein nicht mehr funktionierendes Mobiltelefon, das sein Sohn auf seinem Militärstützpunkt zurückgelassen hat, und findet jemanden, der ihm die darauf gespeicherten Irak-Fotos und – nach und nach – auch Videos seines Sohnes weitgehend wiederherstellen kann. Ein Bild zieht dabei besonders Deerfields Aufmerksamkeit auf sich, ohne dass er etwas über den Hintergrund des Fotos herausfindet. Ansonsten jedoch erreicht er nichts, denn weder auf dem Militärstützpunkt noch in der Umgebung will man etwas von Mikes Verbleib wissen, mehr noch: Die zuständigen Behörden reagieren äusserst unfreundlich. Bewegung kommt in die Suche erst, als die Polizei eine Leiche in der Nähe des Stützpunktes findet.
(frei nach Wikipedia)

Haggis' Film lässt sich eigentlich sowohl mit dem Wort ungewöhnlich wie klassisch umschreiben. Klassisch daran ist auf jeden Fall die Grundstruktur, nämlich die eines Krimis, der dem guten alten Whodunit-Prinzip folgt. Wir begleiten Hank auf seiner selbständigen Spurensuche, bei der nach und nach das Geheimnis aufgedeckt wird, was mit dem Sohn geschehen ist. Ausserdem werden immer wieder Szenen eingeschoben, da Hank ein neues Video des Sohnes findet und annähernd zu begreifen beginnt, wie der Sohn im Irak gelitten hat.
Dabei gestaltet Haggis seinen Film sowohl vom Drehbuch wie von der Inszenierung her sehr ruhig und beinahe beklemmend realistisch. Das ist Kino, welches sich nicht den aktuellen Moden anpasst, sondern wirklich etwas erzählen möchte, und das in unvergänglicher Art und Weise. Haggis hat aber auch höhere Ambitionen, nämlich die Stimmung des Amerika vor dem Hintergrund des Irakkrieges zu erfassen und all die Probleme aufzuzeigen, die sich im eigenen Land daraus ergeben haben. 
Bemerkenswert und aussergewöhnlich ist sicher, wie gut ihm das gelungen ist, indem er dem Film eine Grundstimmung gegeben hat, die durchgehend betrübt, matt, erschöpft und konsterniert ist. Man kann dies auch als deprimiert auffassen, wodurch "In the Valley of Elah" zum puren Gegenteil des aufmunternden Unterhaltungsfilm geworden ist. Und das ist auch gut so. 
Dazu kommt, dass Haggis trotz aller klassischer Struktur dem Zuschauer schlussendlich nicht das gibt, nach dem er verlangt, und ihn statt mit Befriedigung mit einer gehörigen Portion von Verwirrung und Nachdenklichkeit sitzen lässt. Ganz ohne Frage, der Film erreicht sein Ziel, zum Nachdenken über ein wichtiges Thema anzustiften.

Dies ist ein Film, der in erster Linie die sekundären Folgen des Krieges thematisiert, sich somit in den Bereiche bewegt, in denen wir beispielsweise auch schon First Blood gesehen haben. Die Intelligenz des Streifens zeigt sich schon anhand der mit Hank geschickt gewählten Hauptperson. Dieser wurde nicht nur von Tommy Lee Jones oscarreif verkörpert, sondern ist auch stark charakterisiert. 
Hank ist einer dieser typischen Väter, wie es sie viele gibt in der USA, der vor langer Zeit aus dem Krieg zurückkehrte und dieses gewisse etwas, das ihn ihm drinnen seither zu fehlen schien, mit Strenge, Disziplin und Patriotismus zu überdecken versuchte. Weder zu seiner Frau noch zu anderen ist er seither zu richtigen zwischenmenschlichen Beziehungen fähig, stattdessen hat er sich von allen entfremdet und auch seine Söhne mit beinahe militärischer Distanz erzogen. 
Es ist diese Wandlung von Hank, wie er und mit ihm der Zuschauer langsam zu begreifen beginnt, was der Krieg wirklich für die Beteiligten bedeutet, welche den Film trotz fehlender oberflächlicher Spannung zu tragen vermag. Während seinen privaten Ermittlungen trifft er auf die Irakheimkehrer und sieht in ihnen beinahe ein Spiegelbild seiner selbst: Menschliche Scherbenhaufen, psychologische Fracks, die sich nicht mehr in die Gesellschaft integrieren lassen. Ein Satz in der zweiten Hälfte - übrigens eine Anspielung auf Apocalypse Now - bringt dies sehr gut auf den Punkt, als eine Kamerad von Hanks Sohn bemerkt, dass er im Irak nur an die Heimkehr denken musste und nun, da er zurück ist, sich wünsche wieder da zu sein.

Auch Themen wie Rassismus und Sexismus (anhand der Ermittlerin Emily) spricht der Film ungeniert an und lässt praktisch keine Figur in gutem Licht darstellen - unangebrachte Sentimentalität fehlt somit völlig. "In the Valley of Elah" ist ohne Frage ein intelligentes, betrübtes Werk mit bewegenden Momenten, das mit ausgezeichneten Schauspielern und einem Drehbuch punkten kann, das dort hinsieht, wo man es ansonsten nicht tut. 
Natürlich ist der Film keineswegs perfekt, viele Zuschauer wird er teilweise langweilen, und manchmal wirkt er tatsächlich wie eine Mischung aus Mystic River und Eine Frage der Ehre. Aber auch wenn dies nicht Haggis' bester Film ist, so gibt es eigentlich nur einen richtigen Negativpunkt, den man bemängeln muss: Der Zuschauer kriegt viel zu wenig von Josh Brolin zu sehen, welcher hier fast nur ein Cameo hat. Ansonsten ein sehr guter Film, der ein eindeutiges Urteil über sein Land, das Post 9/11-Amerika, fällt: Notstand. Wir sind am Ende.

"In the Valley of Elah" ist ein in seiner Unaufgeregtheit starkes Kriminaldrama, das ein vom Krieg traumatisiertes Amerika porträtiert.

ca. 8 von 10 Punkten


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Sonntag, 23. November 2008

Eastern Promises (DVD Review)



Eastern Promises - Tödliche Versprechen

"My name is Tatiana. My father died in the mines in my village, so he was already buried when he died. We were all buried there. Buried under the soil of Russia. That is why I left, to find a better life."

Das Kinojahr begann sehr überraschend, als letzten Winter mit Eastern Promises der neue Film von David Cronenberg und Viggo Mortensen anlief, welche schon in History of Violence zusammengearbeitet hatten. Der englische Film, der für einen Oscar nominiert war, ist inzwischen auf DVD erhältlich und macht auch in Kleinformat noch gewaltig Eindruck.

Handlung:
Anna Chitrowa, selbst halb russischer Abstammung, arbeitet in einem Londoner Krankenhaus, in dem eines Tages das junge russische Mädchen Tatiana während der Geburt ihres Kindes stirbt. Anna forscht der Abstammung des Kindes nach, indem sie zunächst ihren Onkel Stepan bittet, das bei dem Mädchen gefundene Tagebuch zu übersetzen. Außerdem besucht ein russisches Restaurant, welches von einem gewissen Semjon geleitet wird, dessen Visitenkarte sie im Tagebuch gefunden hat. Als Semjon erfährt, dass ein Tagebuch existiert, erklärt er sich bereit, es selbst zu übersetzen. Inzwischen hat aber auch ihr Onkel mit dem Übersetzen angefangen und teilt Anna entsetzt mit, dass das Mädchen in die Fänge der Wory w Sakone, einer strengen mafiosen Bruderschaft, geraten war. Hat Semjon etwas damit zu tun und warum drängt er Anna ständig, ihm das Tagebuch auszuhändigen? Was hat es mit Nikolai, dem bedrohlichen Fahrer von Semjons exzessiven Sohn Kirill, auf sich?
(frei nach Wikipedia)

Was macht einen Film zeitlos? Bei "Eastern Promises" muss man sich diese Frage beinahe unweigerlich stellen. Wahrscheinlich ist es die Tatsache, dass sich ein Regisseur kaum nach den aktuellen Moden richtet und seine eigene persönliche Vision verfolgt. Wie auch immer, Cronenberg hat es vermutlich richtig gemacht.
Zwar besticht auch das Drehbuch von Steven Knight, 2002 für den Oscar nominiert, durch eine absolut unvorhersehbare Handlung, vielseitige Figuren, glaubwürdige Details, subtilem Spannungsaufbau und sehr coolen Sprüchen, aber was einem mehr in Erinnerung bleibt, sind die Inszenierung und die Schauspieler. So wie "Eastern Promises" daherkommt, ist er nämlich eine angenehme Abwechslung zu den grossen Mafiafilmen, die man aus der USA kennt. Es fällt einmal auf, dass er scheinbar längst nicht so hoch hinaus will. Während Filme wie "The Godfather", "Goodfellas" oder "Once upon a time in America" die Ambitionen haben, die Geschichte eines ganzen Landes über Jahrzehnte anhand dieser Gangsterstory aufzuzeigen, bleibt Cronenbergs Film durchgehend auf dem Boden. 
Tatsächlich zeigt er nie überdimensionalen Strassenschluchten, stattdessen sind die Schauplätze von nicht besonders grossräumigen Vorstadthäusern, dunklen, verregneten Gassen und unauffälligen Hintereingängen dominiert. Dadurch spielt der Film sehr stark auf persönlicher Ebene und bringt die essenziellen zwischenmenschlichen Konflikte noch mehr zur Geltung. Das Konzept geht insofern völlig auf, als dass der Zuschauer dadurch aus der Perspektive von Anna immer mehr der Vory v Zakone näher kommt und stets den Eindruck einer glaubwürdigen, realistischen Situation hat.

Cronenberg definiert die von ihm porträtierte russische Mafia demnach nicht über gross angelegt Überfälle oder ausgeklügelte, grossflächige Aktionen, sondern über einen brüderlichen Clan von extremer Exklusivität, der die Traditionen von damals im heutigen London weiterlebt. Es muss wohl nicht erwähnt werden, dass die Russen in ihrer bedrohlichen Bedächtigkeit, stoischer Selbstbeherrschung und unterschwelligen Feindseligkeit, welche sich in jeder klaren Präzision einer Geste ausdrückt, mindestens ebenso viel Stil haben wie die legendären Italiener Coppolas. Doch der springende Punkt ist, dass Cronenberg trotz aller ehrfürchtigen Andacht, mit der er die Vory v Zakone umgibt, ehrlich bleibt und immer wieder das wahre Gesicht der Organisation zeigt. Tatsächlich sind es nämlich vor allem die ehrwürdigen patriarischen Bosse, welche die einstigen Traditionen zu bewahren suchen und frustriert sind ob der folgenden, verweichlichten Generation, während sie selbst in Tat und Wahrheit auch nur schmutzige, brutale Verbrecher sind, die die Ehre nur zum Schein hoch halten. 
Man kann sogar sagen, dass "Eastern Promises" den Zuschauer trotz der oberflächlichen Ruhe immer mehr in einen Strudel der abgrundtief verachtenswerten Gewalt hinabzieht, vor der es kein Entkommen gibt. Gerade weil Cronenberg seinen Film dermassen kompromisslos und atmosphärisch erzählt, entfaltet er eine so hautnahe Wirkung, die man nicht so schnell vergisst.

Das hängt ohne Frage auch damit zusammen, dass "kompromisslos" in diesem Fall auch "hemmungslos brutal" bedeuten kann. Und trotzdem missbraucht Cronenberg die Gewalt nie als plakatives Mittel der Effekthascherei, sondern nützt sie als gezielt eingesetztes Stilmittel, um den Zuschauer genau dort zu treffen, wo es weh tut. Erwähnenswert ist dabei allein schon die unvergessliche Schlägerei in der zweiten Hälfte, die in ihrer Schutzlosigkeit extrem hart ist und dem Zuschauer beinahe physische Schmerzen bereitet. Nein, "Eastern Promises" ist trotz seiner geringen Lauflänge von 100 Minuten kein leichtverdaulicher Film, der sich jedem empfehlen lässt.

Mehr denn die Inszenierung bleibt höchstens der Cast des Filmes in Erinnerung, und das mit gutem Grund. Der Film konzentriert sich in erster Linie auf die vier wichtigsten Charaktere und kann bei Jedem mit einer einmaligen Leistung auftrumpfen, weshalb sein Schauspielerensemble zum Überragendsten gehört, das man die Tage zu Gesicht bekommt.
Als erster wäre da die bezaubernde Naomi Watts, die sowohl einfühlsame Unschuld als auch glaubwürdige Entschlossenheit versprüht und es fertig bringt, den Zuschauer vorbehaltlos auf ihre Seite zu bringen und auf eine "Entdeckungstour" in das dunkle Herz Londons mitzunehmen. Als erstes trifft sie auf Semjon, der durch Armin Müller-Stahls wohlwollende Miene den vertrauten Eindruck eines grossväterlichen Beschützers weckt. Wären da nicht diese Augen - diese kristallklaren, grausamen blauen Augen. In jenen Dialogen strahlt Müller-Stahl eine grandios unfassbare, heimliche Gefahr aus, was ihn zum beinahe ultimativen Wolf im Schafspelz macht, den man je auf der Leinwand gesehen hat. Stark sind auch die Szenen zwischen ihm und seinem Sohn Kirill, welcher von Cassel impulsiv und energiegeladen, aber auch unsicher und verängstigt dargestellt wird.

Und dann ist da natürlich noch Viggo Mortensen. Er mag in einigen Filmen keine brillante Leistung gezeigt haben, aber hier ist er als Chauffeur Nikolai schlicht unglaublich. Ich will gar nicht gross versuchen, seine perfekten Gesten, seine kaltblütige Mimik und seine zwiespältige männliche Erotik zu umschreiben, sondern belasse es bei der Bemerkung, dass der Film allein dank ihm sehenswert ist. Zusammen mit ebenfalls bemerkenswerten Leistungen der restlichen Crew (inklusive Komponist Howard Shore, der das Holz mehr als einmal zum Weinen bringt) ist "Eastern Promises" einer der herausragendsten Filme des Jahres 2008 und einer der interessantesten Mafiafilme überhaupt geworden.

"Eastern Promises" ist ein bescheidener, dessen ungeachtet eindrücklicher und furios gespielter Film, der mit ruhiger und bedrohlicher Atmosphäre die russische Mafia äusserst brutal ins Bild setzt. Ein Weihnachtsfilm, der Eindruck hinterlässt.

ca. 9 von 10 Punkten


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MirrorMask (DVD Review)



MirrorMask

Mainstream ist schön und gut, aber hie und da tut es einfach gut, ein kleines, aber ambitioniertes und einfallsreiches Werk geniessen zu dürfen. In diese Kategorie gehört auf jeden Fall MirrorMask, eine amerikanisch-britischer Fantasyfilm, der 2005 auf dem Filmfestival von Locarno gezeigt wurde.

Handlung:
Helena ist die Tochter eines Zirkusdirektors, hegt aber wenig Begeisterung für diese Arbeit. Als ihre Mutter durch eine schwere Krankheit im Sterben liegt, droht das Geschäft und die Familie auseinanderzubrechen. Eines Nachts wacht Helena auf und folgt wie im Traum einem Jongleur, der von einem schwarzen Schatten verfolgt wird, in eine seltsame Märchenwelt, wo es eine Vielzahl von eigenartigen Geschöfpen gibt und alle Menschen Masken tragen. Dort herrscht Krieg zwischen dem Licht und dem Schatten und sie scheint dazu auserkoren zu sein, den Zauber zu finden, der das Gleichgewicht wieder herstellen und sie zurück in ihre Welt bringen kann.

"MirrorMask" ist wahrlich eine kleine Produktion, von der die Öffentlichkeit auf jeden Fall keine grosse Notiz nahm. Schliesslich belief sich das Budget auf kümmerliche 4 Millionen Dollar und von den Schauspielern kennt man allerhöchstens Gina McKee aus "Notting Hill". Umso verblüffender, was daraus gemacht wurde. Normalerweise hätte dieses Budget wahrscheinlich gerade mal für ein gewöhnliches Drama gereicht, allerhöchstens mit einigen Special Effects, aber nein, Dave McKean steckt es in einen opulenten Fantasyfilm, der eine ganze Welt voller wunderlicher Orte und Geschöpfe birgt. Aus dem nichts etwas hervorzaubern kann McKean indes nicht, soviel sei schon einmal vorgemerkt, und somit kann er trotz allem guten Willen nicht verhindern, dass man dem Film die bescheidenen Verhältnisse ansieht. Natürlich wurden beispielsweise oft deshalb Nebel oder Dunkelheit eingesetzt, weil es billiger ist, und natürlich erkennt man die Computeranimationen ganz offensichtlich, aber das liegt wohl auch daran, dass wir uns an die überteuerten Produkte Hollywoods gewöhnt sind, wo in jede Computersequenz Unsummen gesteckt werden. Wenn man die Ansprüche an Perfektion also etwas zurückschraubt, dann kann man sich sehr bald mit der etwas niederen Qualität der Bilder abfinden, ja sie entwickeln sogar einen ganz eigenen Charme. Und damit kommt man schon in den Bereich, in dem es "MirrorMask" auch mit den aufwändigsten Blockbustern aufnehmen kann: Einfallsreichtum. Kreativität. Fantasie. Das sind Dinge, an denen es in diesem Film sicher nicht fehlt. McKean, welcher Konzeptzeichner bei "Harry Potter and the Prisoner of Azkaban" war, fährt mit einer solchen Fülle von Ideen auf, dass es dem Zuschauer mehr als einmal die Sprache verschlägt, und hat einige grossartige, magische Szenen erschaffen.

Dabei erzählt er auch seine Geschichte sehr liebevoll und voller kleiner, aber feiner Details. Die Welt, in die er uns entführt, ist, so ausgefallen ihre Gestalt auch sein mag, im Grunde sehr klassisch und erinnert in ihrer skurrilen Art nicht nur an die Filme von Hayao Moyzaki (Das wandelnde Schloss). Auch die Story ähnelt einer modernen Variante von "Alice im Wunderland" und überrascht in ihrem Grundmuster allerhöchstens durch die gelungene allegorische Rahmenhandlung. Der Film ist aber allein deshalb sehr sympathisch, weil nicht nur die künstlichen Wesen überzeugen, auch die Charaktere sind eigenwillig bis schrullig ausgearbeitet, stimmig besetzt und es entstehen daraus einige wirklich witzige Szenen. 
 Insgesamt braucht es gewiss eine Weile, bis man sich richtig in dieses moderne Märchen hineinfühlen kann, und der Gedanke ist präsent daran, was mit mehr Mitteln noch möglich gewesen wäre, somit bleibt McKeans Werk im Umfang bescheiden, bietet aber einen schönen Mix aus Humor, Romanze, Drama, Fantasy und Horror.

"MirrorMask" ist eine originelle und visuell berauschende Reise ins Wunderland, die in allen Aspekten etwas professioneller hätte sein können. Ein kleiner, ambitionierter Film.

ca. 7 von 10 Punkten


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Samstag, 22. November 2008

Kinovorschau Dezember bis Februar


Im Juni dieses Jahres habe ich hier einige Filme vorgestellt, welche kommende Highlights darstellen könnten. Die meisten sind nun schon angelaufen und haben die Erwartungen befriedigt, manche folgen in den nächsten Monaten. Das ist doch schon Anlass genug, um nochmals eine kleine Übersicht zu machen, was den aufmerksamen Kinogänger in nächster Zeit so erwartet. 

Leider muss man sagen, dass nach einem eher schwachen September und November der anstehende Dezember, so winterlich-verheissungsvoll das Wetter auch zu sein verspricht, in Sachen Kino ebenfalls nicht überwältigend aussieht. Die ersten beiden Monate des nächsten Jahres machen da schon einen vielversprechenderen Eindruck, und bald sucht uns ja dann schon wieder die Oscar-Welle heim. 

Mögliche Kinohighlights Dezember 08 bis Februar 09
(Datumsangaben beziehen sich auf die Schweizer Kinos)

Dezember

Waltz with Bashir
Ein animierter Halb-Dokumentarfilm über einen Veteran des Libanon-Krieges, der mit seinen Erinnerung nicht fertig wird. Der Trailer verspricht ein intelligentes, hochspannendes und visuell von atemberaubender Innovation geprägtes Werk. 
Kinostart: 4. Dezember
Erwartung: sehr gut
Nachtrag: Review

The Day the Earth Stood Still
Remake des gleichnamigen schwarzweissen Science Fiction Klassikers von 1951. Die neue Version mit Keanu Reeves scheint vor allem auf die Special Effects zu bauen. Aus Prinzip hege ich ein gewisses Interesse gegenüber dem Film, wenn die Kritiken eher lauwarm ausfallen, werde ich ihn wahrscheinlich nicht ansehen gehen. 
Kinostart: 11. Dezember
Erwartung: mittelmässig

Australia
Ein Epos von Baz Luhrman - bildgewaltig, emotional und aufwändig ausgestattet, wie man es sich von ihm gewohnt ist (Moulin Rouge). Nicole Kidman und Hugh Jackman sind da sicher auch kein Negativpunkt, aber ich hoffe doch, dass etwas Story vorhanden sein und sich das Gesülze in Grenzen halten wird. Vielleicht wird dies ja das "Gone with the Wind" des 21ten Jahrhunderts. 
Kinostart: 25. Dezember
Erwartung: gut

Januar 09

Righteous Kill
Ein Krimi um zwei gealterte Cops, die einen Serienkiller jagen, ist nichts Aussergewöhnliches. Wenn aber die beiden Cops Al Pacino und Robert de Niro heissen, dann ist der Film wahrscheinlich einen Blick wert. Mal sehen. Die Kritiken aus den Staaten schrecken etwas ab. 
Kinostart: 8. Januar
Erwartung: mittelmässig

Changeling
Eine Mutter im frühen 20ten Jahrhundert, die ihren Sohn verloren hat. Doch den Jungen, den die Polizei zurückbringt, erkennt sie nicht wieder. Der neue Film von Meisterregisseur Clint Eastwood himself verspricht ein grossartiges Drama im Stil von Mystic River zu werden - erwachsen, düster, hervorragend gespielt. Pflichtprogramm! 
Kinostart: 22. Januar
Erwartung: sehr gut
Nachtrag: Review

Valkyrie
Tom Cruise als Hitler-Attentäter Klaus von Stauffenberg? Na ob das mal gut geht. Und eigentlich mag ich Bryan Singer auch nicht besonders. Aber aufgrund grundsätzlichem Interesse am Thema warte ich mal ab und gebe dem Film vielleicht eine Chance. 
Kinostart: 22. Januar
Erwartung: mittelmässig

The Curious Case of Benjamin Button
David Fincher ("Fight Club", "Se7en") erzählt uns eine ganz besondere Lebensgeschichte: Ein Mann wird hässliches, schrumpeliges, altes Baby geboren und wird mit der Zeit statt älter, jünger. Der Trailer verspricht ein intelligentes Märchen für Erwachsene mit grandiosen Bildern und tollen Schauspielern (Brad Pitt). Sieht nach Pflichtstoff aus.
Kinostart: 29. Januar
Erwartung: sehr gut
Nachtrag: Review

The Spirit
Frank Miller, seines Zeichens Graphic Novel-Zeichner und Autor, von mir verehrt, geht unter die Regisseure und verfilmt mit seinem Debüt "The Spirit" einen Comicklassiker von Will Eisner. Ich kenne die Vorlage nicht und der Trailer hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. Aber das, was man sieht, ist sicher ein Weg, die Zeit bis zum sehnlichst erwarteten "Sin City 2" zu überbrücken.
Kinostart: 29. Januar
Erwartung: gut

Februar

The International
Überwachungsstaat-Thriller mit Clive Owen, Naomie Watts und Armin Müller-Stahl. Sieht nach absoluter Durchschnittsware aus, die Schauspieler wären aber ein Grund für den Kinobesuch. 
Kinostart: 12. Februar
Erwartung: mittelmässig

Milk
Der umstrittene Regisseur Gus Van Sant erzählt uns die Biographie von Harvey Milk, einem homosexuellen Politiker im prüden Amerika der 70er. Mit Schauspiel-Ass Sean Penn in der Hauptrolle könnte das ein mitreissender und unterhaltsamer Film werden. 
Kinostart: 19. Februar
Erwartung: gut

Gran Torino
Clint Eastwood is back! Mit diesem Film, bei dem er selbstverständlich auch Regie führte, plant der Superstar seine atemberaubende Schauspielkarriere abzuschliessen - er ist nun auch schon 77 Jahre alt. Er spielt einen pensionierten Kriegsveteran, der in einem Vorort verbittert und einsam sein Leben führt. Bis er eines Tages eine junge Frau vor einiger Bande rettet, worauf er in einen Privatkrieg verwickelt wird. Der Trailer sieht nicht umwerfend aus, könnte aber ein interessanter "Dirty Harry 6" werden. 
Kinostart: 26. Februar
Erwartung: gut

The Wrestler
Mickey Rourke is back! Mit "The Wrestler" feiert er auch im Film sein Comeback. Das Drama von Darren Arofosky hat hervorragende Kritiken bekommen und macht ihm Trailer den Eindruck eines überwältigenden, äusserst sensiblen Filmes. Das Kinoticket ist schon so gut wie gekauft. 
Kinostart: 26. Februar
Erwartung: sehr gut

Und zu guter letzt: 

Watchmen
Zack Snyder hat mit "300" ja gehörig polarisiert. Ich jedenfalls war beeindruckt und freue mich sehr wohl auf seinen nächsten Film, die Verfilmung des gleichnamigen Comics. Bei 300 war es ja so, dass damals der grandiose Trailer für viel Wirbel sorgte und genau das versprach, was der Film dann auch hielt. Wenn das bei "Watchmen" ebenfalls zutrifft, dann wird das ein sehr unterhaltsamer Film. Der Trailer gehört nämlich zu den besten, die ich jemals gesehen habe. Untermalt wird er von "The Beginning is the End is the Beginning" von Smashing Pumpkins und verspricht eine Comic-Verfilmung der Extraklasse mit grossartigen Bildern. 
Kinostart: 5. März
Erwartung: sehr gut

Verschobene Reviews


Wie schon auf der Übersichtsseite erwähnt wird, verfasse ich natürlich nicht ganz zu jedem Film, den ich sehe, ein Review. Das impliziert in der ersten Linie auf DVD oder im TV gesehen Filme, die mir nicht besonders zugesagt haben und bei denen ich schlicht keine Lust habe, etwas dazu zu schreiben. Schliesslich will ich dem Leser vor allem Tipps geben, ihm also Filme vorstellen, die er zuvor vielleicht noch nicht kannte und die ich für sehenswert halte. 

Ein anderer Grund, weshalb ich kein Review zu einem Film schreibe, kann sein, dass mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage dazu fühle. Das beinhaltet vor allem anspruchsvolle oder besonders ausgezeichnete Filme, die ich zuerst lieber ein zweites Mal unter die Lupe nehme, bevor ich ihnen ein "würdiges" Review widmen kann. 

Hier wäre eine kleine, überhaupt nicht vollständige Liste von solchen Filmen, inklusive provisorischer Wertung: 

2001: A Space Odyssee - ca. 8 Punkte

Donnie Darko - ca. 8 Punkte

Todesmelodie - ca. 8 Punkte


The Shining - ca. 10 Punkte

Léon - ca. 9 Punkte

Trainspotting - ca. 9 Punkte

Body of Lies (Kino Review)



Body of Lies

Vorgestern ist in der Schweiz Hollywoods neuer Actionkracher Body of Lies unter dem verwirrenden deutschen Titel "Der Mann, der niemals lebte" angelaufen. Der neue Film mit Superstar Leonardi DiCaprio und dem Power-Duo Ridley Scott (Regie) und Russel Crowe war in den Staaten ein ziemlicher Flop und wird auch hier Bond wahrscheinlich kaum gross die Besucherzahlen streitig machen können. Schade eigentlich.

Handung:
Der CIA-Agent Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) ist Anti-Terror-Spezialist im Nahen Osten. Im Gegensatz zu den meisten anderen amerikanischen Agenten versucht er, mit den Einheimischen Kontakt zu knüpfen und hat deshalb beispielsweise Arabisch gelernt. Nach einer vom Oberkommando in Washington vermasselten Aktion, bei der sein Arbeitspartner stirbt, kann Ferris noch im letzten Moment einige Disks vor der Zerstörung durch Kampfhubschrauber retten. Anhand diesen stellt er fest, dass einer der Anführer einer terroristischen Organisation in Jordanien lebt. Diese Terroristen sind für das hoch technologisierte CIA deshalb schwer zu fassen, weil sie ohne Handys und Laptops agieren und alle Aufträge mündlich vermitteln. Sein Vorgesetzter Ed Hoffman (Russel Crowe) schickt ihn in das Land, damit Ferris als Leiter der dortigen Einheit persönlich nach dem Terroristen sucht.
(frei nach Wikipeida)

Hollywood hat schon viele Filme gedreht, die sich mit der politischen Konfrontation zwischen der USA und der arabischen Welt befassen, sei es "Spy Game", "Syriana", Charlie Wilson's War oder der Kriegsfilm Black Hawk Down von Scott selbst. Und auch an Agentenfilmen hat es noch nie gefehlt, weshalb die Frage durchaus angebracht ist, was "Body of Lies" Daseinsberechtigung gibt.
Nun, eigentlich reicht es ja schon, wenn der Name Ridley Scott auf dem Film steht. Der britische Lord ist wohl einer der erfolgreichsten noch lebenden Regisseure schlechthin, was er mit unzähligen Filmen von Blade Runner über "Alien" bis hin zu "American Gangster" bewiesen hat. Mainstream hin oder her, seine Filme garantieren eine gewisse Qualität. Auch in "Body of Lies" zeigt er einmal mehr eindrücklich, was seine Fähigkeiten als Regisseur sind.
Natürlich erinnern die Bilder etwas an "Black Hawk Down", nichtsdestotrotz hat sich Scott weiterentwickelt und vermittelt dem Zuschauer hautnah die Atmosphäre von den verstaubten Gassen unter der brennenden Sonne des Ostens. Durch ein konstantes, aber nie übertriebenes Tempo hält er die Spannung hoch und geht in der Handlung zielstrebig und ohne viel Federlesen vorwärts. Die Actionszenen sind dann auch wuchtig, hart und ziemlich brutal inszeniert, obwohl es davon gar nicht so viele gibt, was man als Zuschauer kaum bemerkt, so gefesselt ist man schon nach wenigen Minuten. Die Story bietet dazu auch den richtigen Mix aus Schiessereien und psychologischen Szenen, die für mindestens ebenso viel Spannung sorgen.

Allein aufgrund des Nervenkitzels verdient sich "Body of Lies" also den Titel eines guten Thrillers. Doch unter dieser (natürlich dominanten) Unterhaltung bietet er durchaus auch ein wenig mehr, basiert er doch auf dem gleichnamigen Roman von David Ignatius. Erwähnenswert ist dabei sicher, dass die Verfilmung mit einer erstaunlichen Detailgenauigkeit aufwarten kann und viel mehr Interesse an der tatsächlichen Situation in den östlichen Ländern zeigt als viele andere Filme. Lobenswert auch, wie sich Scott bemüht, politisch korrekt zu sein und den Nahost-Konflikt nicht nur aus amerikanischer Sicht zu beleuchten. Natürlich ist es alter Käse, dass Hollywood politisch links steht und seit langem antipatriotische Werke hochhält, aber selten machte es einen so ehrlichen Eindruck wie hier. Scott behandelt ein aktuelles und wichtiges Thema und bleibt dabei gegenüber beiden Seiten kritisch und differenziert.

Hoffman etwa stellt als kompromissloser, undurchsichtiger, spitzbübischer, einseitiger, arroganter und strikt kalkulierender Chefstratege beinahe eine Parodie des typischen amerikanischen Images dar. Dargestellt wird er von Russel Crowe klar nicht oscarwürdig, aber zufriedenstellend und so, dass man den Eindruck hat eine neue Facette dieses Schauspielers zu sehen. Im Gegensatz zu ihm verkörpert der stahlhart-elegante Mark Strong als Hani schon eher die Antithese zum klassischen Bild des einfältigen, nicht-aufgeklärten und hilflosen Verbündeten der USA im Osten. Auch wenn er offensichtlich vernünftiger und effizienter handelt als die Amerikaner, so kann man auch ihm nicht trauen und teilweise lässt er seine gnadenlose Brutalität erkennen.
Protagonist Ferris steht zwischen all diesen Fronten und gerät je länger je mehr ins Fadenkreuz, während er selbst zu begreifen beginnt, dass die amerikanische Strategie im Osten nicht funktioniert und die Menschen hier oft unterschätzt werden. Sein Charakter ist bemerkenswert ausgearbeitet und er bleibt trotz Makel eigentlich der einzige in diesem Krieg, mit dem sich der Zuschauer identifizieren kann. Auf jeden Fall schafft es DiCaprio, eine Verbindung zum Zuschauer herzustellen und beweist einmal mehr, dass er ein richtig guter Schauspieler geworden ist. Da stört es auch nicht gross, dass seine Rolle etwas an "Departed" erinnert.

So kann man sagen, dass "Body of Lies" für Blockbuster-Massstäbe neben der bemerkenswerten Spannung angenehm durchdacht und vielschichtig ist. Es scheint ganz so, als gäbe es in Hollywood in diesem Bereich eine Tendenz zu richtig gut geschriebenen Drehbüchern, was Hoffnungen gegenüber der Zukunft weckt. Zu viele Hoffnungen muss man sich aber auch nicht machen, denn natürlich bleibt der Film Hollywood, was sich vor allem in den zweiten Hälfte bemerkbar macht, welche deswegen und dank einigen Ausrutschern im linearen Spannungsbogen weniger überzeugt. So oder so: Scotts neuer Film ist praktisch auf der ganzen Linie gelungen und bietet zwei Stunden Hochspannung pur.
In Anbetracht dessen ist es bedauernswert, dass er in der USA von den 70 Millionen Dollar, die er kostete, gerade mal 38 wieder eingespielt hat. Woran das liegt, lässt sich nur vermuten; vielleicht wurde er falsch vermarktet, vielleicht hatte das Publikum nach Ealge Eye und Bond schlicht kein Bedarf mehr auf einem solchen Film. Dabei sticht "Body of Lies" diese Konkurrenz ohne grosse Probleme aus.

"Body of Lies" ist ein einwandfrei inszenierter Thriller, der seine Geschichte von den Lügen des Krieges erstaunlich ehrlich erzählt.

ca. 8 von 10 Punkten

Mittwoch, 12. November 2008

Quantum of Solace (Kino Review)



Quantum of Solace

Mein Name ist Bond, James Bond. Seit über 40 Jahren und 21 Filmen haben wir diesen Satz nun schon regelmässig auf der Leinwand gehört. Viel hat sich gewandelt seither, mal wurde der Doppelnull-Agent von einem Engländer verkörpert, mal von einem Schotten, mal von einem Walisen; und auch die Story spielte mal hier, mal da, während die Bösewichte zwar stets hinterlistig und schlau genug waren, um die Welt an den Rand des dritten Weltkrieges zu bringen, aber immer so hochmütig, damit sie dem gefangenen Bond im letzten Moment ihren Plan haargenau erläuterten. Die guten alten Zeiten. Doch seit zwei Jahren weht ein neuer Wind, seit mit Casino Royale ein fulminanter Neustart der Serie vorgelegt wurde. Die Erwartungen an Quantum of Solace vom Schweizer Regisseur Mark Forster sind dementsprechend hoch.

Handlung:
Die Handlung des Films beginnt eine Stunde nach dem Ende des Vorgängerfilms Casino Royale. Bond hatte während dieser Stunde Mr. White gefangen genommen. Der Film beginnt mit einer Auto-Verfolgungsjagd quer durch Norditalien, die in Siena endet.[3] Während er von Bond und M verhört wird, eröffnet White, dass seine Geheimorganisation Agenten sowohl in den britischen Geheimdienst MI6 als auch in die amerikanische CIA eingeschleust hat. In diesem Moment schießt der Leibwächter von M auf Bond und M und flüchtet. Bond verfolgt ihn und tötet ihn letztlich. Als er zurückkehrt, ist White geflohen.
Im Verlaufe des Films besucht Bond neben Siena Orte auf Haiti, wo er einen weiteren Verdächtigen tötet, Bregenz, wo er im Rahmen der Opernfestspiele durch einen geschickten Schachzug mehrere Komplizen und Verbündete von Greenes Organisation Quantum enttarnen kann. Sein Gegenspieler Dominic Greene versucht, den entlassenen General Medrano als Staatsoberhaupt von Bolivien einzusetzen. Dieser Plan steht unter dem Schutz des eingeweihten CIA, der sich im Gegenzug Ölvorräte für die USA ausrechnet. Als Gegenleistung für seine Hilfen soll Greene ein offenbar wertloses Stück Land bekommen.
(frei nach Wikipedia)

Eigentlich gibt es wenig zu sagen über diesen neuen Bond. Abgesehen von der Frage der Indentität, die im Raum steht - aber dazu später mehr - unterhält er die für grösste Zeit tadellos und ist sein Kinoticket wert. Aber es bleibt erstaunlich wenig hängen von diesem "Schweizer" Bondfilm.
Ich hätte nicht gedacht, diese Worte jemals in den Mund nehmen zu müssen, aber das unter anderem unbestreitbar die Schuld von Paul Haggis. Leider hat sich der Drehbuchautor und zweifache Oscarpreisträger Haggis, der grossartige Filme wie Million Dollar Baby, L.A. Crash und Letters from Iwo Jima mit ebenso grossartigen Scripts veredelte, hier einen Fehltritt geleistet. Hat er doch in "Casino Royale" noch so gute Arbeit geleistet, enttäuscht er dieses Mal und macht den Eindruck, als ob er etwas ungelaunt und ideenlos bei der Arbeit gewesen wäre. Zwar versucht er redlich, dem Charakter Bond noch mehr Profil zu geben, was in einigen Szenen auch bemerkenswert klappt - eine solche Nähe zum Geheimagenten hat der Zuschauer in den alten Filmen nie gespürt - und insgesamt wirkt Bond noch zerrissener, noch gespaltener. Aber das kann nicht darüber hinweghelfen, dass die Story des Filmes zweitweise arg enttäuscht. 

Zu Beginn wird man lieblos und ziemlich unsorgfältig in die direkt an den Vorgänger anschliessende Actionsequenz geworfen, und denen, die ob den schnellen Schnitten nicht ganz mitkommen, wird es wohl bald so vorkommen, als hechte der Film von einer Actionszene zur nächsten. Gegen die Mitte wird er dann etwas ruhiger und nimmt auch mehr Fahrt auf, ist spannend, voller Überraschungen und hie und da schleicht sich sogar echtes Bond-Feeling hinein. Doch schon ist der gelungene Mittelteil auch wieder vorbei und es geht auf das Showdown zu, welches den Zuschauer nicht lange lange aufhält, mit dem Bösewicht, welcher ebenfalls nicht die Klasse wie auch schon hat, kurz angebunden Schluss macht und uns nach mickrigen 106 Minuten sitzen lässt, etwas unbefriedigt. Langweilig ist der Film gewiss nie, dazu ist er viel zu spannend und actiongeladen, und einige starke Szenen sind tatsächlich auch vorhanden.
Trotzdem muss man der Tatsache in das Tosca-Auge sehen, dass dieser zweite Craig'sche Bond gegenüber "Casino Royale" deutlich abfällt. Und da weder Craig selbst noch die Aufmachung so viel schlechter geworden sein kann, muss man den schwarzen Peter wohl wirklich dem Drehbuch zuschieben. An der Inszenierung von Foster kann es deshalb kaum liegen, weil diese durch eine wuchtige, schnörkellose und harte Art überzeugt. Sie ist keineswegs aussergewöhnlich oder herausragend, aber sauber und stilsicher, wodurch der Film optisch sehr wohl an den Letzten anzuknüpfen vermag.

Auch Daniel Craig - seine Kanalarbeitervisage muss man natürlich noch immer nicht mögen - überzeugt in schauspielerischer Hinsicht, die Bondgirls sind ansprechend gecastet und die Drehorte sowohl exotisch als auch wirkungsvoll in Szene gesetzt. Es fehlt der Handlung insgesamt einfach zeitweise der Drive und die Dialoge sind im Vergleich mit den Wortgefechten zwischen Bond und Vesper zu unelegant, zu uncharmant, zu ungeschliffen. Und dabei reissen nicht einmal die guten alten Actionszenen irgendjemanden wirklich vom Hocker, seien sie in noch so grosser Zahl vertreten. Auch hier hatte "Casino Royale" bessere Karten, weil sie da einfallsreich, fesselnd und ausnahmslos atemberaubend waren. Im Neuen fehlen hier die Ideen, die ihnen Frische verliehen hätten, und so sind sie zwar allemal gut und teuer gemacht, aber schlicht zu wenig ausgefallen.

War das nicht auch etwas von den Dingen, die wir so an den alten Bonds schätzten? Die Verfolgungsjagden, bei denen über Dächer gesprungen, Hubscharuber vom Himmel geholt und massenweise physikalische Gesetze gebrochen wurden, dank denen man irgendwo im Film einschalten konnte und sofort Bescheid wusste. 
Vielleicht ist dies auch das allgemeine Problem von diesem Bond. Er bietet eigentlich nichts mehr davon, was die alten Filme über so lange Zeit ausgezeichnet hat. Dies ist sehr wohl von den Machern beabsichtigt und man bemerkt durchaus noch, hier einen Bond vor sich zu haben, aber auch dies vor allem deswegen, weil der Name im Vorspann steht. Es steht wohl ausser Frage, dass die Serie eine Renovierung dringend nötig hatte, was in "Casino Royale" auch vielversprechend begonnen wurde. Aber wenn Craigs neuer Bond, dieser beinharte, humorlose und grimmige Killer und Schläger, schon in seinem zweiten Film etwas ausgelutscht und altbekannt wirkt, hat man sich wohl etwas mehr erhofft. Es bleibt der Eindruck, dass "Quantum of Solace" munter die Markenzeichen-Elemente der Vergangenheit über Bord wirft und es versäumt, sie mit Neuem zu ersetzen. Deshalb ist er noch lange kein schlechter Film, aber - abgesehen von der breitgewalzter Marketing-Kampagne - auch kein wirklich besonderes Kinoerlebnis.

Wir stehen also vor einem gewisses Dilemma: Zwar hat sich der neue Bond mit diesem zweiten Anlauf klar positioniert und weiss genau, was er will, verliert aber gewissermassen immer mehr seinen Adelstitel, seine Vormachtstellung. Anders gesagt: Indem die Macher Bond haben erwachsen werden lassen, ist er aus seiner vertrauten ökologischen Nische herausgewachsen und sieht sich nun im Sumpf der uneingeschränkten, gnadenlosen Konkurrenz plötzlich anderen grossen "B-Actioner" gegenüber. Und gegen Bourne und Batman muss der Geheimagent ihrer Majestät den Kürzeren ziehen. Schade.

Es bleibt noch die Hoffnung, dass sich dieser 22te Bond mehr als ein Lückenfüller, Einwärm- und Brückenfilm herausstellt, der seine Kräfte sammelt für einen kommenden wirklich grossen Kracher. Aber auch das ist nur ein Quantum Trost.

"Quantum of Solace" ist ein spannender, kurzweiliger Actionfilm, der abgesehen von einer teuren Inszenierung und seinem Markennamen kaum mehr aus der Masse heraussticht.

abgerundet ca. 6 von 10 Punkten

Dienstag, 11. November 2008

Schindler's List (Kino Review)



Schindlers Liste


Vorwort

Filme sind Unterhaltung. Das ist und bleibt ihr ureigener Zweck, welcher auf allen Breitengraden diese Branche dominiert und den allergrössten Anteil der Kinoproduktionen ausmacht. Mit einer Ausahme. Es gibt eine einzige Ausnahme, einen einzigen Film unter den ganz grossen Produktionen Hollywoods, ein einziges Werk am höchsten Himmel des Weltruhmes, das nicht unterhalten möchte. Ein Film, der trotz sieben Oscars den Zuschauer weder amüsiert, erheitert oder vergnügt, sondern ihm schlicht und einfach etwas zeigen will.

Vor ziemlich genau 15 Jahren erschien Schindler's List, die Verfilmung des gleichnamigen Buches und Tatsachenberichtes von Thomas Keneally. Ein schwarzweisser Holocaust-Film, noch dazu vom auf leichte Unterhaltung spezialisierten Mainstreamregisseur Steven Spielberg? Dass sich daraus einer der grössten Erfolge der Filmgeschichte entwickeln würde, hätte wohl kaum jemand im Voraus vermutet. Doch rückblickend können wir ganz ohne Zweifel feststellen, dass Spielberg - übrigens selbst ein Jude - seine Reifeprüfung mit Bravour gemeistert und hier den wohl besten Film seiner bisherigen Karriere abgeliefert hat.

Handlung:
Der Film erzählt die Geschichte von Oskar Schindler, einem erfolglosen Unternehmer, der 1939 nach Krakau kommt, um sein Glück in der Produktion von Kriegsgütern zu versuchen. Während er sich langsam, aber geschickt in den Reihen von hohen Offizieren beliebt macht und Kontakte knüpft, werden die Juden von Polen immer mehr nach Krakau zusammengetrieben und in Ghettos umgesiedelt. Mit der Hilfe von Itzhak Stern, einem Mitglied des Judenrats, und der Investition einiger reicher und nun in Not geratener jüdischer Geschäftsmänner gelingt es ihm, ein leerstehende Fabrik nahe des Ghettos zu kaufen. In der folgenden Zeit blüht sein Geschäft, da er es - durch Schmiergelder ermöglicht - mit billigen jüdischen Arbeitskräften betreibt. Doch diese geordnete Situation nimmt ein jähes Ende, als von oberster Stelle die Liquidierung des Ghettos und die Umsiedlung der übrigen Juden in Konzentrationslager angeordnet wird.


Was kann man schon über einen solchen Film sagen? Es fällt schwer, in mit einem gewissen Abstand zu beurteilen und objektiv zu betrachten. Er bleibt nicht nur als ein abgeschlossenes Stück Film in Erinnerung, mehr als die Handlung im Gesamtpaket bleiben einzelne Szenen im Gedächtnis haften, ja sie wurden dort hineingebrannt. Das hängt auf jeden Fall mit der stattlichen Spiellänge von etwa 190 Minuten zusammen, und auch allein die Tatsache, dass der Überblick über die Handlung einiges an Aufmerksamkeit erfordert, macht "Schindlers Liste" zu keinem Film, den man sich so nebenbei ansehen kann. Und das ist auch verdammt gut so.

Aufmerksamkeit verlangt Spielberg tatsächlich einige vom Zuschauer. Auch ein Hintergrundwissen zum Thema vermag viele anscheinende Löcher und Unklarheiten in der Handlung zu stopfen und offenbart erst den enormen Detailreichtum, mit dem Spielberg historische Orte wie das Krakauer Ghetto oder Auschwitz wieder auferstehen lässt. Trotzdem ist es nicht absolut notwendig, denn durch hin und wieder eingeblendete Textpassagen wird auch dem nicht vorbereiteten Zuschauer kurz und bündig erklärt, um was es hier geht und wie die politische Situation aussieht. "Schindlers Liste" ist ja auch kein Film, der nur für Geschichtsprofessoren und Juden gedacht ist, da sich Spielberg viel mehr vorgenommen hat. Er will nicht diejenigen ansprechen, die eh schon über die Thematik Bescheid wissen, sondern die breite Masse und selbst im grössten Geschichtsmuffel das Interesse, die Neugier an der Vergangenheit wecken.
Da natürlich nicht die gesamte Geschichte der Jundenverfolgung erzählt werden kann, wählt Spielberg deshalb zusammen mit Drehbuchautor Steven Zaillian (American Gangster) einige bestimmte Episoden zwischen 1939 und 1945 aus und konzentriert sich auf diese. Dass der Film trotz allem über drei Stunden lang geworden ist, zeigt, dass er auch so einiges zu erzählen hat. Und ob er das hat. Ohne unnötige Hast, ohne künstliche Beschleunigung wird der Zuschauer mit dieser bruchstückhaften Erzählform durch die Geschichte geführt, gewinnt einen ungefähren Überblick und trotzdem den Eindruck einer flüssigen und in sich geschlossenen Handlung. Bemerkenswert ist dabei ohne Zweifel, dass dem Zuschauer niemals auch nur im geringsten langweilig wird oder er gar den Eindruck erhält, dass es zuviel des Guten sei. Auch wenn Spielberg seinen Film sehr ruhig, ja verblüffend unaufgeregt erzählt, wird der Zuschauer eben gerade deswegen so gepackt, weil diese wahre Geschichte kaum künstliche Dramatisierung nötig hat. Viel mehr bietet er eine unglaubliche Fülle an Szenen, ohne sich zu wiederholen, und das lässt den Film so glaubwürdig erscheinen, weil die Ideen in den einzelnen Szenen nicht bloss Füllmaterial sind.

Natürlich muss man sich nicht die Illusionen machen, "Schindlers Liste" sei ein komplett unabhängiger, unbeeinflusster Film, der sein ganz eigenes Ding durchzieht. Gerade weil eine grösstmögliche Masse an Zuschauern erreichen wollte, musste Spielberg zwangsläufig Zugeständnisse an Hollywood und seine Erzähltechnik machen, wodurch dann auch einige Szenen bestehen, die nach gewohntem Muster ablaufen, und die Techniken, mit denen beim Zuschauer die beabsichtigten Emotionen geschürt werden, oft leicht durchschaubar sind.
Zu behaupten, der Film sei grundsätzlich auf den Massengeschmack zugeschnitten, ist trotzdem nicht befriedigend. Viel eher kann man seine Handlung, sei es nun wegen der Form, dem Inhalt oder den Figuren, als universell bezeichnen. Spielberg hat es fertig gebracht, den Zuschauer hautnah teilhaben zu lassen an einem der schwärzesten Kapitel der Menschheitsgeschichte, er hat den Stoff so verfilmt, dass er dem realen Schrecken dieser Ereignisse gerecht wird. Über diesen Punkt kann man sich selbstverständlich streiten und auch dieser Film lässt den Zuschauer schlussendlich höchstens erahnen, wie es gewesen sein muss, das Grauen eines Konzentrationslagers zu erleben. Mehr liegt aber auch nicht in seiner Macht. Und der Thematik in Sachen Tragweite und Intensität würdiger als "Schindlers Liste" war wohl noch kein anderer Film, selbst nicht Benignis Das Leben ist schön.


Was Spielbergs Werk dermassen zeitlos macht, ist die Ehrlichkeit, mit der er das Auge auf die Vergangenheit richtet. Nichts wird beschönigt, nichts wird ausgeklammert, nichts wird veredelt. Als ob diese Epoche das Recht auf Farben verloren hätte, konfrontiert er den Zuschauer in nüchternen schwarz-weiss Bildern mit der nackten Wahrheit. Dabei fängt alles so gemächlich und normal an. Zu Beginn sehen wir Schindler, wie er an Partys und Gelagen mit SS-Offizieren feiert, während die Juden in das Ghetto zusammengetrieben werden; zwar wird es einem in düsterer Vorahnung schon mulmig zu Mute, aber noch wirkt die Situation geordnet und tragbar, mit der Zeit gewöhnt man sich sogar mehr schlecht als recht an das Leben im Ghetto. Doch natürlich macht es uns Spielberg nicht so leicht, natürlich ist dies nur eine Ruhe vor dem grossen Sturm.
Mehrmals während dem Film meint jemand, dass es jetzt nicht mehr schlimmer kommen könne. Und es kommt jedes Mal schlimmer. Langsam und drohend wird die Schraube angezogen und die Situation der Juden verschärft sich mehr und mehr, bis sich das aufgestaute Konfliktpotential in der Mitte des Filmes entlädt, als es zur Liquidierung des Ghettos kommt. Man kann es einfach nicht mehr fassen, wenn die SS-Leute in ausgeklügelten und bürokratisch penibel sorgfältig organisierten Aktionen das systematische Aufräumen in Gang setzten. Da wird ein Kind erschossen, dort ein Krankenhaus ohne Gnade gestürmt, und immer mehr gerät die Gewalt aus allen Bahnen, dass man es als Zuschauer teilweise nicht mehr mit ansehen möchte. Dieses Chaos, das trotz aller straffen Organisation entsteht, dieses ungehemmte Morden, diese unmenschliche Grausamkeit und Kälte trifft den Zuschauer dort, wo es weh tut, und lässt ihn beinahe am Guten im Menschen zweifeln. Und inmitten all dem Blut, den Leichen, dem achtlos hingeworfenem Hab und Gut ist da plötzlich das Mädchen, das kleine Mädchen in dem roten Kleid. Vielleicht symbolisiert es die Unschuld, die stirbt, oder doch die Hoffnung, jedenfalls ist dies der Moment, in dem sich etwas in Oskar Schinders Innern verändert, er zu begreifen beginnt, dass es hier um mehr geht als sein finanzieller Notstand. Und auch kaum ein Zuschauer wird ungerührt bleiben angesichts dieser einmaligen Szene, verstörend untermalt von der Musik.
Es gibt viele solche Szenen in "Schindlers Liste"; Szenen, die irgendetwas in einem berühren, etwas bewegen, die sich in das Gedächtnis einbrennen und die man nicht vergisst. Nicht nur im infernalischen Mittelteil des Filmes, auch später im Konzentrationslager, und an nicht wenigen ist Amon Göth, die menschliche Bestie, beteiligt. Aber es würde diesen Rahmen sprengen, über jede von ihnen etwas zu schreiben, und wirklich sinnvoll wäre es wohl auch nicht.


Formal gesehen ist Spielbergs Film perfekt. Es scheint so, als ob er hier eine in der Filmgeschichte selten gesehene Masse von hochgradig fähigen Leuten um sich scharen konnte, was sich im Schnitt, Kamera, Kulissen, Kostüme und Musik überdeutlich ausdrückt. Erstens wurde - soweit ich dies beurteilen kann - äusserst sorgfältig recherchiert und allein die Gegenstände, Kleider und Bauten vermitteln einen ausserordentlich authentischen Eindruck. Diese historische Grundlage scheint Spielberg sehr wichtig zu sein, achtete er doch auch beim fünf Jahre später entstehenden Saving Private Ryan sehr genau darauf. Auch in allen anderen Bereichen wurde sehr sorgfältig gearbeitet, weshalb der Film seine Wirkung umso mehr zu entfalten vermag und in der technischen Abteilung einige Oscars abräumen konnte. Speziell erwähnt werden muss wohl der Soundtrack, welcher von Altmeister John Williams stammt und ebenfalls eine verdiente Goldstatue nach Hause nehmen durfte. Williams, eigentlich bekannt für seine einschlägigen "Star Wars"- und "Indiana Jones"-Themen, verzichtet hier völlig auf seine gewohnt epochale und laute Musik, lässt stattdessen bescheidene Klänge von Piano, Violinen und Klarinetten sprechen. Dabei arbeitete er eng mit dem israelischen Geiger Itzhak Perlman zusammen, während Spielberg zusätzlich einige von Chören gesungene jiddische Lieder einbindet. Daraus resultierte schlussendlich einer der herausragendsten Soundtracks des ausgehenden 20ten Jahrhunderts, der im Film für einige unvergessliche und teilweise auch (durch Kontrapunktierung) befremdende Szenen sorgt.

Ebenfalls viel Bewunderung und Lob hat natürlich Spielbergs eigene Arbeit verdient, was ihm seinen ersten Regie-Oscar bescherte. "Schindlers Liste" zeichnet sich dadurch aus, dass er zur Thematik eine eigene, unverwechselbare Bildsprache entwickelt hat. Teilweise wirken die Bilder sogar, als ob sie direkt aus einem Dokumentarfilm stammen würden, und man kann sie kaum einer bestimmten Entstehungszeit zuordnen. Somit ist Spielbergs Anliegen, eine universelle, für alle Generationen wichtige Geschichte zu erzählen, durchaus auch auf optischer Ebene gelungen. Vor allem die famose Lichtarbeit sticht sofort heraus und auch in anderen Bereichen führt Spielberg die Tradition alter Meister fort, sei es dieses grandiose Augenmerk auf das Detail, wie wir es ähnlich von Hitchcock kennen, oder wie er die Kamera als unaufdringlicher Zuschauer einsetzt, den Schauspielern ihren individuellen Raum gibt und die Atmosphäre einer Szene sofort im Kern zu erfassen vermag (Stichwort Rauch), wie es schon Coppola auf einzigartige Weise beherrscht hat. Und während es Spielberg so weit wie möglich zu vermeiden versucht, mit grossen Emotionen auf die Tränendrüse zu drücken, so verleiht der den rohen Szenen eine Intensität, die ihresgleichen sucht. Das kann die brutal nüchterne Darstellung der Entwürdigung und Peinigung der jüdischen Gefangenen bedeuten, oder aber schlicht das Heraufbeschwören einer beklemmenden Atmosphäre eines Vernichtungslagers Auschwitz, welcher auch der Zuschauer wehrlos augesetzt ist.


Wenn man von Personen spricht, die bei diesem Werk mitgemischt haben, so kommt man normalerweise zuerst auf die Schauspieler. Frei nach dem Motto "at last but not least" komme ich nun als letztes dazu. Man kann sich nicht ausmahlen, wie dieser Film ohne sie ausgesehen hätte, ob er auch ohne dieses einmalige Casting ein solcher Erfolg geworden wäre. Wohl kaum.
Als erstes haben wir da Liam Neeson, den irischen Riesen aus "Rob Roy", der den titelgebenden Oskar Schindler verkörpert. Er ist alles andere als ein strahlender Held, sondern gibt sich mit einer ziemlichen Portion Arroganz immer wieder der Faulheit, den schönen Frauen und dem Wohlstand hin, übernimmt sogar ungeniert das prächtige Haus einer verhafteten reichen jüdischen Familie. Erst mit der Zeit macht er einen Sinneswandel durch und dieses ständige Betonen der Makel der Hauptperson ist es schliesslich, was die völlige Einseitigkeit der Geschichte verhindert.
Als einseitig bezeichnen könnte man die Darstellung von Itzhak Stern, dem aufrichtigen und anständigen Buchhalter Schindlers. Aber gerade durch Ben Kingsleys meisterhafte, ruhige Performance ergibt sich eine hervorragende Chemie zwischen dem Juden und dem Nationalsozialisten, ja als besonnene, aber auch gewitzte Stimme der Vernunft bleibt Stern die sympathischste und vorbildlichste Figur des Filmes. Er ist der Fixpunkt der Hoffnung, des Anstandes, an dem sich der Zuschauer festhalten kann während der Reise in die Abgründe der Menschlichkeit.
Die dritte Person im Trio ist natürlich der schon erwähnte Amon Göth, furios gespielt von Ralph Fiennes, welcher ebenso wie Neeson für den Oscar nominier wurde. Es gehört zu den weltberühmtesten Bildern von "Schindlers Liste", wie sich Göth halbnackt auf dem Balkon seiner über dem KZ trohnenden Villa räkelt und zur Morgengymnastik wahllos Arbeiter mit dem Scharfschützengewehr niederschiesst. Doch selbst diesem Tyrann, diesem Verückten, dieser menschlichen Bestie gewährt Spielberg einen Hauch von Ambivalenz. Auch er ist schliesslich gewissermassen nur ein Opfer des Krieges, welcher nur die schlimmsten Eigenschaften eines Menschen hervorbringt. Ansonsten könnte er vielleicht ein ganz angenehmer Zeitgenosse sein, ein schlauer Bursche, ein Schlitzohr ja sogar. Seine menschliche Seite zeigt sich vor allem in den prickelnd gespielten Szenen zwischen ihm und dem jüdischen Hausmädchen Helen Hirsch, die ihm mit der Zeit viel bedeutet und er es nicht wahrhaben kann, weil es seiner strikten Ideologie widerspricht, was wiederum wieder in Ausbrüchen von Gewalt mündet.
Diese drei zentralen Charaktere sind es, welche zum wesentlichen Gelingen des Filmes beitragen, und selten zuvor wurden drei solche schauspielerische Leistungen in einem Projekt vereint. Zwar sind auch sämtliche Nebendarsteller mit geschickter Hand besetzt, darunter viele deutsche Schauspieler, und leisten Beachtliches, aber sie bleiben Randfiguren.

Kritiker werfen Spielberg vor, er mache es dem Zuschauer einfach, indem er ihn vorbehaltlos mit den Juden mitfühlen lässt und ihn schlussendlich mit einem reinen Gewissen entlässt. Es stimmt zwar, dass er die Masse der Öffentlichkeit, welche bei dem ganzen Prozess nur daneben steht und keinen Protest wagt, ja die Judenverfolgung sogar unterstützt, wenig zeigt und somit dem Zuschauer keine wirkliche Indentifikationsfigur auf der deutschen, pro-nationasozialisten Seite anbietet. Hätte er auch das noch versucht, wäre die Laufzeit wohl ins Grenzenlose explodiert und das Augenmerk der Erzählung hätte anders gelegt werden müssen, nämlich auf die Hintergründe und Entwicklungen vor den eigentlichen Progromen. Und das war schlicht und einfach nicht Spielbergs Absicht. Stattdessen konzentriert er sich auf der "bösen Seite" vor allem auf die Figur Amon Göth, was im Endeffekt wohl die spannendere Lösung war. "Schindlers Liste" ist schliesslich auch kein politischer Film.
Auch den verbreiteten Einwand des Voyeurismus kann ich nicht vollständig nachvollziehen. Es trifft zu, dass im heutigen Zuschauer ein gewisses äusserst fragwürdiges Bedürfnis nach Gewalttaten besteht, was aber auf jeden Fall durch ganz andere Filme als "Schindlers Liste" gefördert wurde. Wenn nun also jemand diesen Film sieht und sich heimlich nach der nächsten Exekution sehnt, dann ist das kaum Spielbergs Schuld und in seinem Werk zu begründen. Im Gegenteil, wenn man den Film im richtigen Rahmen zu Gesicht bekommt, fährt so manche Gewaltszene auch dem abgebrühten Zuschauer mächtig ein. Dazu kommt, dass die Darstellung der absoluten Willkür von Göths Mordlust, welche ein schwer erträgliches Gefühl von Hilflosigkeit und Ungerechtigkeit schafft, und diese eine Szene, da Göth eine Fehlfunktion seiner Pistole entdecken muss, ein direkter gnadenloser Schlag ins Gesicht jeglichen Voyeurismus' darstellen.
Spielbergs Werk ist sicher nicht absolut perfekt. Sowohl am Anfang als auch am Schluss gibt es Szenen, die beim dritten Mal Sehen nicht mehr vollständig zu überzeugen vermögen. Aber ein Film mit einem so unfassbaren Mittelteil, so einzigartigen Schauspielern und einer so unbestreitbar bedeutenden Botschaft muss sich so etwas gewiss nicht vorwerfen lassen.
Natürlich wird es immer Leute geben, die den Film aufgrund seiner Hollywood-Herkunft ablehnen und als oberflächlicher Kitsch abzuschreiben versuchen. Das kann Spielberg aber eigentlich egal sein, denn er hat sein Ziel erreicht und mit seinem Film unzählige Menschen auf der ganzen Welt berührt, mit einer wichtigen Geschichte konfrontiert und zum Nachdenken angeregt.


Ich persönlich war verblüfft, welche immense Wirkung dieser Film auch beim dritten Anlauf noch entfaltet, welchen enorm tiefen Eindruck er hinterlässt. Ich bin froh, ihn nun auch noch auf Grossleinwand gesehen haben zu dürfen. Es ist ganz klar einer meiner Lieblingsfilme, wobei dieser Ausdruck in diesem Fall völlig versagt. Selbst wenn Spielberg seinen Film hie und da mit einer Prise Humor auflockert, etwa wenn die jüdische Knauserigkeit mit einem Augenzwinkern auch im Ghetto dargestellt wird, so ist und bleibt "Schindlers Liste" keine Unterhaltung, kein Vergnügen, kein Spass. Sondern einen Film, den man gesehen haben muss, weil er ein bedeutungsvolles Mahnmal gegen das Vergessen darstellt. Damit sich die Geschichte nie wieder wiederholt.

"Schindlers Liste" ist einer der besten Filme, die jemals gedreht wurden. Und vielleicht der Wichtigste.

10 von 10 Punkten

Nacht gegen das Vergessen



Nacht gegen das Vergessen


Was ist aussergewöhnlich an dem heutigen Tag? Es ist halt ein Sonntag. Einer wie jeder andere. Windig ist er, dieser Sonntag, bewölkt, von prächtigen Herbstfarben geprägt und ausserdem sehr friedlich. Es mag schwer fallen, an einem solchen Sonntag daran zu denken, dass die Welt nicht immer so friedlich war. Das ist sie zwar auch heute keineswegs, aber wir Menschen im deutschsprachigen Raum haben uns längst an diesen Frieden gewöhnt, sind dem Luxus verfallen und leben in der Gewissheit, dass die ernsten politischen Probleme dieses Planeten sehr sehr weit weg stattfinden. Es geht uns sehr gut heute. Aber dennoch müssen wir heute, und nicht nur heute, daran denken, dass es nicht immer so war. Damit wir nicht vergessen.

Heute vor genau 70 Jahren, dem 9ten November 1938, begann die sogenannte Reichskristallnacht und damit die Novemberprogrome im nationalsozialistischen Deutschland. Im gesamten Reich erhielten SA und SS den Befehl, in einer sorgfältig organisierten Aktion über 30'000 Juden zu verhaften, ihre Wertsachen zu beschlagnahmen und sie bei Gegenwehr sofort niederzuschiessen. Die folgende Nacht vom 9ten auf den 10ten ging nicht nur als eine Nacht des Plünderns, des Mordens und des Brandschatzens in die Geschichte ein, sondern auch als ein wichtiger Wendepunkt in der deutschen Judenfrage. Die Tatsache, dass die Öffentlichkeit keinen Widerstand gegen die Aktion zeigte und teilweise sogar rege daran teilnahm, demonstrierte den Nationalsozialisten die breite Unterstützung und Rechtfertigung ihres Handelns und ermöglichte erst die folgenden sieben Jahre der Judenverfolgung und den Holocaust. Dieser 9. November darf als schwarzer Tag in der Geschichte der Menscheit bezeichnet werden.

Zum Anlass der Trauer dieser Ereignisse fand gestern Abend in er Arena Shilcity in Zürich eine von DAVID, dem lokalen Zentrum gegen Antisemitismus und Verleumdung, organisierte "Nacht gegen das Vergessen" statt.
Um 22:30 begann der Anlass mit einem (natürlich koscheren) Apéro und der Gelegenheit, mit Zeitzeugen der Kristallnacht - hoch interessante - Gespräche führen zu können. Um 23:15 begab man sich dann in das Kino, wo zuerst die Organisatorin von DAVID mit der Einführung und den Danksagungen begann. Dann trat Elmar Lederberger, seines Zeichens Stadpräsident von Zürich, nach vorne und hielt eine eindringliche Ansprache zum Thema Rassismus und darüber, weshalb Zivilcourage noch heute jeden Tag erforderlich ist. Zuletzt überliess er das Wort noch einem Zeitzeugen, welcher die Kristallnacht damals in Wien erlebte und mit eindrücklichen Worten davon erzählte, wie die SS mitten in der Nacht schwer bewaffnet in der Wohnung stand, nach Wertvollem schrie und den nur halb angezogenen Vater verschleppte. Durch diesen aufwühlenden Augenzeugenbericht war man dann im richtigen Masse "eingestimmt", als das Licht ausging, nach einem kurzen Moment der Schwärze auf der Leinwand eine Sabbat-Kerze entzündet wurde und langsam der Schriftzug "Steven Spielberg presents" erschien.

Freitag, 7. November 2008

V for Vendetta (DVD Review)



V for Vendetta

Die Wachowski-Brüder - beziehungsweise Geschwister - legten kurz vor der Jahrtausendwende ihren Megahit Matrix vor und erlangen Weltrum. Nachdem sie dessen Ansehen mit zwei Fortsetzungen mehr beschädigt als aufpoliert hatten, begann man sich in Hollywood zu fragen, ob die beiden polnisch stämmigen Amerikaner nichts weiter als Eintagsfliegen seien. Mit V for Vendetta, auch wenn "nur" als Drehbuchautoren und Produzenten beteiligt, konterten sie überdeutlich: Nein!

Handlung:
In einem totalitär geführten Großbritannien herrschen Unterdrückung von Dissidenten und Homosexuellen, faschistisches Gedankengut und Zensur, sowie eine komplette Kontrolle der äusserst einflussreichen Medien durch die Landesführung, die einen – sich religiöser Inszenierung bedienenden – autokratischen Führer hat: Großkanzler und Nordfeuer-Parteichef Adam Sutler. Diese Form der Regierung konnte sich durchsetzen, weil es einen begrenzten nuklearen Konflikt in Europa und Asien gab und in den Vereinigten Staaten ein Bürgerkrieg herrscht. Sutler versprach, diese Zustände in England nicht zuzulassen und wurde dafür gewählt. 
Doch nun, am fünften November, dem Jahrestag der längst vergessenen Schiesspulververschwörung von 1605, wird die strikte Ordnung jäh gebrochen, als ein unbekannter, maskierter Mann namens V den Strafgerichtshof in die Luft sprengt. Über TV erklärt er, dass innerhalb genau eines Jahres das Land mit Unruhen überschwemmen wolle und am nächsten fünften November die Revolution endgültig zum Ausbruch bringen werde. Bei einer seiner Aktionen rettet V der jungen Evey das Leben, welche danach ebenfalls wegen Terrorismus gesucht wird. Sie entdeckt sehr bald, dass der Revolutionär mit der diabolischen Maske auch eine menschliche Seite hat. Doch was ist die düstere Vergangenheit, die ihn zu einer solchen Vendetta treibt?
(frei nach Wikipedia

1988 erschien das erste Mal der Comic "V wie Vendetta" von Alan Moore und David Lloyd, in dem es um den maskierten Rächer in einem dystopischen London der Zukunft geht. Im Unterschied zu beipielsweise den Superhelden-Comics bietet sich der Stoff allein deshalb mehr für eine Verfilmung an, weil die drei Bände nur eine übergreifende Geschichte erzählen, die man dazu noch relativ gut kürzer fassen kann, ohne sofort in Detailnot zu geraten. Trotzdem hatten die Wachowskis natürlich alles andere als eine leichte Aufgabe, das Ganze kompakt und schlüssig in Spielfilmlänge zu giessen. Und wenn man das Endergebnis sieht, wird dem Zuschauer sofort klar, dass die beiden hier ganze Arbeit geleistet haben. Mehr; das Drehbuch ist es, welches "V for Vendetta" zu mehr macht als einem gewöhnlichen Actionfilm.

Es fällt auf jeden Fall die angenehm sorgfältige Charakterzeichnung auf, die hier geboten wird. Kombiniert mit ebenso geschickt gewählten Schauspielern gibt allein das dem Film eine Tiefe, die einen ausgezeichneten Gegenpol zur oberflächlichen Wucht bildet. Die Hauptfigur Evey Hammond funktioniert bestens als Indentifikationsrolle und bleibt über die ganze Zeit sehr glaubwürdig, was bei einer solchen Handlung alles andere als selbstverständlich ist. Denn dort gibt es ab und zu Schwächen, wobei man manchmal etwa an der Logik zweifeln darf. Aber Evey wird in jedem Moment stark und eindringlich von Natalie Portman (Heat, "Leon") gespielt, was etwaige Probemzonen wie die Folterszene oder Dialoge zwischen ihr und V trotzdem funktionieren lässt. 
Auch die Nebenfiguren sind allesamt gelungen und wirken niemals überflüssig, im Gegenteil: Mit dem Polizisten Finch kommt eine angenehme Portion Abwechslung in den Film, was ihm teilweise den Tuch eines Krimis gibt und nicht das einzige ist, das an Blade Runner erinnert. Auch personell kann man angesichts Gesichtern wie John Hurt, Stephen Rea, Stephen Fry und Tim Pigott-Smith nichts bemängeln. Erwähnt werden muss natürlich auch noch V selbst, von dessen Darsteller Hugo Weaving man aber den ganzen Film nichts sieht - ein weiterer geschickter Streich. Und trotz dieser Distanz, trotz der fehlenden Mimik, gelingt es den Wachowskis, dass die Figur dem Zuschauer je länger je mehr näher gebracht wird und sich die Frage, was die Geschichte hinter dieser Maske sei, durch den ganzen Film zieht.

Das Drehbuch ist - wie schon erwähnt - ganz klar nicht perfekt, sondern kommt ab und zu etwas ins trudeln, fängt sich aber gegen Schluss ohne Mühe wieder auf. Und Unschönheiten dieser Art kann man verzeihen, wenn man bedenkt, dass der Film insgesamt aussergewöhnlich kompakt, abgerundet und einschlägig wirkt. Wenn es auf den Gesamteindruck ankommt, den der Film hinterlässt, dann hat "V for Vendetta" nämlich sehr gute Karten.
Zu verdanken ist dies unter anderem auch den Bildern und der Inszenierung, in im Gesamtbild ebenfalls überzeugt. Regie führte übrigens das relativ unbeschriebene Blatt James McTeigue, welcher zuvor bei einigen anderen Filmen - darunter "Matrix" - als Assistent dabei war. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass McTeigue mehr engagiert wurde, um die Fleissarbeit zu übernehmen, und dahinter trotzdem die Wachowskis standen und die Befehle gaben - ähnlich schon etwa bei "Star Wars V" geschehen. 
So oder so: Es hat funktioniert, denn optisch gesehen lebt "V for Vendetta" von einer bemerkenswerten Dichte, was die durch das strikt aufgebaute Drehbuch eh schon hohe Spannung noch weiter nach oben schraubt. Somit ist es ein wirklich spannender, fesselnder und wuchtiger Film geworden, ein Grenremix von Action, Krimi, Thriller und Drama, der nachwirkt.
Die Zukunftsversion mag an berühmte Vorgänger wie "Fahrenheit 451" erinnern und nichts grandios neues sein, bietet aber durchaus eine stilistisch interessante Optik und einige ziemlich krasse, eindringliche Szenen, und auch die Anti-faschistische Botschaft kommt beim Zuschauer an. Was bleibt noch zu sagen? Remember, remember, the Fifth of November! 

"V for Vendetta" ist ein überzeugend geschriebener, wuchtig inszenierter Zukunftsthriller, der in seiner düsteren Intensität durch Mark und Bein geht. Viva la Revoluzion!

ca. 8 von 10 Punkten