Dienstag, 11. November 2008

Schindler's List (Kino Review)



Schindlers Liste


Vorwort

Filme sind Unterhaltung. Das ist und bleibt ihr ureigener Zweck, welcher auf allen Breitengraden diese Branche dominiert und den allergrössten Anteil der Kinoproduktionen ausmacht. Mit einer Ausahme. Es gibt eine einzige Ausnahme, einen einzigen Film unter den ganz grossen Produktionen Hollywoods, ein einziges Werk am höchsten Himmel des Weltruhmes, das nicht unterhalten möchte. Ein Film, der trotz sieben Oscars den Zuschauer weder amüsiert, erheitert oder vergnügt, sondern ihm schlicht und einfach etwas zeigen will.

Vor ziemlich genau 15 Jahren erschien Schindler's List, die Verfilmung des gleichnamigen Buches und Tatsachenberichtes von Thomas Keneally. Ein schwarzweisser Holocaust-Film, noch dazu vom auf leichte Unterhaltung spezialisierten Mainstreamregisseur Steven Spielberg? Dass sich daraus einer der grössten Erfolge der Filmgeschichte entwickeln würde, hätte wohl kaum jemand im Voraus vermutet. Doch rückblickend können wir ganz ohne Zweifel feststellen, dass Spielberg - übrigens selbst ein Jude - seine Reifeprüfung mit Bravour gemeistert und hier den wohl besten Film seiner bisherigen Karriere abgeliefert hat.

Handlung:
Der Film erzählt die Geschichte von Oskar Schindler, einem erfolglosen Unternehmer, der 1939 nach Krakau kommt, um sein Glück in der Produktion von Kriegsgütern zu versuchen. Während er sich langsam, aber geschickt in den Reihen von hohen Offizieren beliebt macht und Kontakte knüpft, werden die Juden von Polen immer mehr nach Krakau zusammengetrieben und in Ghettos umgesiedelt. Mit der Hilfe von Itzhak Stern, einem Mitglied des Judenrats, und der Investition einiger reicher und nun in Not geratener jüdischer Geschäftsmänner gelingt es ihm, ein leerstehende Fabrik nahe des Ghettos zu kaufen. In der folgenden Zeit blüht sein Geschäft, da er es - durch Schmiergelder ermöglicht - mit billigen jüdischen Arbeitskräften betreibt. Doch diese geordnete Situation nimmt ein jähes Ende, als von oberster Stelle die Liquidierung des Ghettos und die Umsiedlung der übrigen Juden in Konzentrationslager angeordnet wird.


Was kann man schon über einen solchen Film sagen? Es fällt schwer, in mit einem gewissen Abstand zu beurteilen und objektiv zu betrachten. Er bleibt nicht nur als ein abgeschlossenes Stück Film in Erinnerung, mehr als die Handlung im Gesamtpaket bleiben einzelne Szenen im Gedächtnis haften, ja sie wurden dort hineingebrannt. Das hängt auf jeden Fall mit der stattlichen Spiellänge von etwa 190 Minuten zusammen, und auch allein die Tatsache, dass der Überblick über die Handlung einiges an Aufmerksamkeit erfordert, macht "Schindlers Liste" zu keinem Film, den man sich so nebenbei ansehen kann. Und das ist auch verdammt gut so.

Aufmerksamkeit verlangt Spielberg tatsächlich einige vom Zuschauer. Auch ein Hintergrundwissen zum Thema vermag viele anscheinende Löcher und Unklarheiten in der Handlung zu stopfen und offenbart erst den enormen Detailreichtum, mit dem Spielberg historische Orte wie das Krakauer Ghetto oder Auschwitz wieder auferstehen lässt. Trotzdem ist es nicht absolut notwendig, denn durch hin und wieder eingeblendete Textpassagen wird auch dem nicht vorbereiteten Zuschauer kurz und bündig erklärt, um was es hier geht und wie die politische Situation aussieht. "Schindlers Liste" ist ja auch kein Film, der nur für Geschichtsprofessoren und Juden gedacht ist, da sich Spielberg viel mehr vorgenommen hat. Er will nicht diejenigen ansprechen, die eh schon über die Thematik Bescheid wissen, sondern die breite Masse und selbst im grössten Geschichtsmuffel das Interesse, die Neugier an der Vergangenheit wecken.
Da natürlich nicht die gesamte Geschichte der Jundenverfolgung erzählt werden kann, wählt Spielberg deshalb zusammen mit Drehbuchautor Steven Zaillian (American Gangster) einige bestimmte Episoden zwischen 1939 und 1945 aus und konzentriert sich auf diese. Dass der Film trotz allem über drei Stunden lang geworden ist, zeigt, dass er auch so einiges zu erzählen hat. Und ob er das hat. Ohne unnötige Hast, ohne künstliche Beschleunigung wird der Zuschauer mit dieser bruchstückhaften Erzählform durch die Geschichte geführt, gewinnt einen ungefähren Überblick und trotzdem den Eindruck einer flüssigen und in sich geschlossenen Handlung. Bemerkenswert ist dabei ohne Zweifel, dass dem Zuschauer niemals auch nur im geringsten langweilig wird oder er gar den Eindruck erhält, dass es zuviel des Guten sei. Auch wenn Spielberg seinen Film sehr ruhig, ja verblüffend unaufgeregt erzählt, wird der Zuschauer eben gerade deswegen so gepackt, weil diese wahre Geschichte kaum künstliche Dramatisierung nötig hat. Viel mehr bietet er eine unglaubliche Fülle an Szenen, ohne sich zu wiederholen, und das lässt den Film so glaubwürdig erscheinen, weil die Ideen in den einzelnen Szenen nicht bloss Füllmaterial sind.

Natürlich muss man sich nicht die Illusionen machen, "Schindlers Liste" sei ein komplett unabhängiger, unbeeinflusster Film, der sein ganz eigenes Ding durchzieht. Gerade weil eine grösstmögliche Masse an Zuschauern erreichen wollte, musste Spielberg zwangsläufig Zugeständnisse an Hollywood und seine Erzähltechnik machen, wodurch dann auch einige Szenen bestehen, die nach gewohntem Muster ablaufen, und die Techniken, mit denen beim Zuschauer die beabsichtigten Emotionen geschürt werden, oft leicht durchschaubar sind.
Zu behaupten, der Film sei grundsätzlich auf den Massengeschmack zugeschnitten, ist trotzdem nicht befriedigend. Viel eher kann man seine Handlung, sei es nun wegen der Form, dem Inhalt oder den Figuren, als universell bezeichnen. Spielberg hat es fertig gebracht, den Zuschauer hautnah teilhaben zu lassen an einem der schwärzesten Kapitel der Menschheitsgeschichte, er hat den Stoff so verfilmt, dass er dem realen Schrecken dieser Ereignisse gerecht wird. Über diesen Punkt kann man sich selbstverständlich streiten und auch dieser Film lässt den Zuschauer schlussendlich höchstens erahnen, wie es gewesen sein muss, das Grauen eines Konzentrationslagers zu erleben. Mehr liegt aber auch nicht in seiner Macht. Und der Thematik in Sachen Tragweite und Intensität würdiger als "Schindlers Liste" war wohl noch kein anderer Film, selbst nicht Benignis Das Leben ist schön.


Was Spielbergs Werk dermassen zeitlos macht, ist die Ehrlichkeit, mit der er das Auge auf die Vergangenheit richtet. Nichts wird beschönigt, nichts wird ausgeklammert, nichts wird veredelt. Als ob diese Epoche das Recht auf Farben verloren hätte, konfrontiert er den Zuschauer in nüchternen schwarz-weiss Bildern mit der nackten Wahrheit. Dabei fängt alles so gemächlich und normal an. Zu Beginn sehen wir Schindler, wie er an Partys und Gelagen mit SS-Offizieren feiert, während die Juden in das Ghetto zusammengetrieben werden; zwar wird es einem in düsterer Vorahnung schon mulmig zu Mute, aber noch wirkt die Situation geordnet und tragbar, mit der Zeit gewöhnt man sich sogar mehr schlecht als recht an das Leben im Ghetto. Doch natürlich macht es uns Spielberg nicht so leicht, natürlich ist dies nur eine Ruhe vor dem grossen Sturm.
Mehrmals während dem Film meint jemand, dass es jetzt nicht mehr schlimmer kommen könne. Und es kommt jedes Mal schlimmer. Langsam und drohend wird die Schraube angezogen und die Situation der Juden verschärft sich mehr und mehr, bis sich das aufgestaute Konfliktpotential in der Mitte des Filmes entlädt, als es zur Liquidierung des Ghettos kommt. Man kann es einfach nicht mehr fassen, wenn die SS-Leute in ausgeklügelten und bürokratisch penibel sorgfältig organisierten Aktionen das systematische Aufräumen in Gang setzten. Da wird ein Kind erschossen, dort ein Krankenhaus ohne Gnade gestürmt, und immer mehr gerät die Gewalt aus allen Bahnen, dass man es als Zuschauer teilweise nicht mehr mit ansehen möchte. Dieses Chaos, das trotz aller straffen Organisation entsteht, dieses ungehemmte Morden, diese unmenschliche Grausamkeit und Kälte trifft den Zuschauer dort, wo es weh tut, und lässt ihn beinahe am Guten im Menschen zweifeln. Und inmitten all dem Blut, den Leichen, dem achtlos hingeworfenem Hab und Gut ist da plötzlich das Mädchen, das kleine Mädchen in dem roten Kleid. Vielleicht symbolisiert es die Unschuld, die stirbt, oder doch die Hoffnung, jedenfalls ist dies der Moment, in dem sich etwas in Oskar Schinders Innern verändert, er zu begreifen beginnt, dass es hier um mehr geht als sein finanzieller Notstand. Und auch kaum ein Zuschauer wird ungerührt bleiben angesichts dieser einmaligen Szene, verstörend untermalt von der Musik.
Es gibt viele solche Szenen in "Schindlers Liste"; Szenen, die irgendetwas in einem berühren, etwas bewegen, die sich in das Gedächtnis einbrennen und die man nicht vergisst. Nicht nur im infernalischen Mittelteil des Filmes, auch später im Konzentrationslager, und an nicht wenigen ist Amon Göth, die menschliche Bestie, beteiligt. Aber es würde diesen Rahmen sprengen, über jede von ihnen etwas zu schreiben, und wirklich sinnvoll wäre es wohl auch nicht.


Formal gesehen ist Spielbergs Film perfekt. Es scheint so, als ob er hier eine in der Filmgeschichte selten gesehene Masse von hochgradig fähigen Leuten um sich scharen konnte, was sich im Schnitt, Kamera, Kulissen, Kostüme und Musik überdeutlich ausdrückt. Erstens wurde - soweit ich dies beurteilen kann - äusserst sorgfältig recherchiert und allein die Gegenstände, Kleider und Bauten vermitteln einen ausserordentlich authentischen Eindruck. Diese historische Grundlage scheint Spielberg sehr wichtig zu sein, achtete er doch auch beim fünf Jahre später entstehenden Saving Private Ryan sehr genau darauf. Auch in allen anderen Bereichen wurde sehr sorgfältig gearbeitet, weshalb der Film seine Wirkung umso mehr zu entfalten vermag und in der technischen Abteilung einige Oscars abräumen konnte. Speziell erwähnt werden muss wohl der Soundtrack, welcher von Altmeister John Williams stammt und ebenfalls eine verdiente Goldstatue nach Hause nehmen durfte. Williams, eigentlich bekannt für seine einschlägigen "Star Wars"- und "Indiana Jones"-Themen, verzichtet hier völlig auf seine gewohnt epochale und laute Musik, lässt stattdessen bescheidene Klänge von Piano, Violinen und Klarinetten sprechen. Dabei arbeitete er eng mit dem israelischen Geiger Itzhak Perlman zusammen, während Spielberg zusätzlich einige von Chören gesungene jiddische Lieder einbindet. Daraus resultierte schlussendlich einer der herausragendsten Soundtracks des ausgehenden 20ten Jahrhunderts, der im Film für einige unvergessliche und teilweise auch (durch Kontrapunktierung) befremdende Szenen sorgt.

Ebenfalls viel Bewunderung und Lob hat natürlich Spielbergs eigene Arbeit verdient, was ihm seinen ersten Regie-Oscar bescherte. "Schindlers Liste" zeichnet sich dadurch aus, dass er zur Thematik eine eigene, unverwechselbare Bildsprache entwickelt hat. Teilweise wirken die Bilder sogar, als ob sie direkt aus einem Dokumentarfilm stammen würden, und man kann sie kaum einer bestimmten Entstehungszeit zuordnen. Somit ist Spielbergs Anliegen, eine universelle, für alle Generationen wichtige Geschichte zu erzählen, durchaus auch auf optischer Ebene gelungen. Vor allem die famose Lichtarbeit sticht sofort heraus und auch in anderen Bereichen führt Spielberg die Tradition alter Meister fort, sei es dieses grandiose Augenmerk auf das Detail, wie wir es ähnlich von Hitchcock kennen, oder wie er die Kamera als unaufdringlicher Zuschauer einsetzt, den Schauspielern ihren individuellen Raum gibt und die Atmosphäre einer Szene sofort im Kern zu erfassen vermag (Stichwort Rauch), wie es schon Coppola auf einzigartige Weise beherrscht hat. Und während es Spielberg so weit wie möglich zu vermeiden versucht, mit grossen Emotionen auf die Tränendrüse zu drücken, so verleiht der den rohen Szenen eine Intensität, die ihresgleichen sucht. Das kann die brutal nüchterne Darstellung der Entwürdigung und Peinigung der jüdischen Gefangenen bedeuten, oder aber schlicht das Heraufbeschwören einer beklemmenden Atmosphäre eines Vernichtungslagers Auschwitz, welcher auch der Zuschauer wehrlos augesetzt ist.


Wenn man von Personen spricht, die bei diesem Werk mitgemischt haben, so kommt man normalerweise zuerst auf die Schauspieler. Frei nach dem Motto "at last but not least" komme ich nun als letztes dazu. Man kann sich nicht ausmahlen, wie dieser Film ohne sie ausgesehen hätte, ob er auch ohne dieses einmalige Casting ein solcher Erfolg geworden wäre. Wohl kaum.
Als erstes haben wir da Liam Neeson, den irischen Riesen aus "Rob Roy", der den titelgebenden Oskar Schindler verkörpert. Er ist alles andere als ein strahlender Held, sondern gibt sich mit einer ziemlichen Portion Arroganz immer wieder der Faulheit, den schönen Frauen und dem Wohlstand hin, übernimmt sogar ungeniert das prächtige Haus einer verhafteten reichen jüdischen Familie. Erst mit der Zeit macht er einen Sinneswandel durch und dieses ständige Betonen der Makel der Hauptperson ist es schliesslich, was die völlige Einseitigkeit der Geschichte verhindert.
Als einseitig bezeichnen könnte man die Darstellung von Itzhak Stern, dem aufrichtigen und anständigen Buchhalter Schindlers. Aber gerade durch Ben Kingsleys meisterhafte, ruhige Performance ergibt sich eine hervorragende Chemie zwischen dem Juden und dem Nationalsozialisten, ja als besonnene, aber auch gewitzte Stimme der Vernunft bleibt Stern die sympathischste und vorbildlichste Figur des Filmes. Er ist der Fixpunkt der Hoffnung, des Anstandes, an dem sich der Zuschauer festhalten kann während der Reise in die Abgründe der Menschlichkeit.
Die dritte Person im Trio ist natürlich der schon erwähnte Amon Göth, furios gespielt von Ralph Fiennes, welcher ebenso wie Neeson für den Oscar nominier wurde. Es gehört zu den weltberühmtesten Bildern von "Schindlers Liste", wie sich Göth halbnackt auf dem Balkon seiner über dem KZ trohnenden Villa räkelt und zur Morgengymnastik wahllos Arbeiter mit dem Scharfschützengewehr niederschiesst. Doch selbst diesem Tyrann, diesem Verückten, dieser menschlichen Bestie gewährt Spielberg einen Hauch von Ambivalenz. Auch er ist schliesslich gewissermassen nur ein Opfer des Krieges, welcher nur die schlimmsten Eigenschaften eines Menschen hervorbringt. Ansonsten könnte er vielleicht ein ganz angenehmer Zeitgenosse sein, ein schlauer Bursche, ein Schlitzohr ja sogar. Seine menschliche Seite zeigt sich vor allem in den prickelnd gespielten Szenen zwischen ihm und dem jüdischen Hausmädchen Helen Hirsch, die ihm mit der Zeit viel bedeutet und er es nicht wahrhaben kann, weil es seiner strikten Ideologie widerspricht, was wiederum wieder in Ausbrüchen von Gewalt mündet.
Diese drei zentralen Charaktere sind es, welche zum wesentlichen Gelingen des Filmes beitragen, und selten zuvor wurden drei solche schauspielerische Leistungen in einem Projekt vereint. Zwar sind auch sämtliche Nebendarsteller mit geschickter Hand besetzt, darunter viele deutsche Schauspieler, und leisten Beachtliches, aber sie bleiben Randfiguren.

Kritiker werfen Spielberg vor, er mache es dem Zuschauer einfach, indem er ihn vorbehaltlos mit den Juden mitfühlen lässt und ihn schlussendlich mit einem reinen Gewissen entlässt. Es stimmt zwar, dass er die Masse der Öffentlichkeit, welche bei dem ganzen Prozess nur daneben steht und keinen Protest wagt, ja die Judenverfolgung sogar unterstützt, wenig zeigt und somit dem Zuschauer keine wirkliche Indentifikationsfigur auf der deutschen, pro-nationasozialisten Seite anbietet. Hätte er auch das noch versucht, wäre die Laufzeit wohl ins Grenzenlose explodiert und das Augenmerk der Erzählung hätte anders gelegt werden müssen, nämlich auf die Hintergründe und Entwicklungen vor den eigentlichen Progromen. Und das war schlicht und einfach nicht Spielbergs Absicht. Stattdessen konzentriert er sich auf der "bösen Seite" vor allem auf die Figur Amon Göth, was im Endeffekt wohl die spannendere Lösung war. "Schindlers Liste" ist schliesslich auch kein politischer Film.
Auch den verbreiteten Einwand des Voyeurismus kann ich nicht vollständig nachvollziehen. Es trifft zu, dass im heutigen Zuschauer ein gewisses äusserst fragwürdiges Bedürfnis nach Gewalttaten besteht, was aber auf jeden Fall durch ganz andere Filme als "Schindlers Liste" gefördert wurde. Wenn nun also jemand diesen Film sieht und sich heimlich nach der nächsten Exekution sehnt, dann ist das kaum Spielbergs Schuld und in seinem Werk zu begründen. Im Gegenteil, wenn man den Film im richtigen Rahmen zu Gesicht bekommt, fährt so manche Gewaltszene auch dem abgebrühten Zuschauer mächtig ein. Dazu kommt, dass die Darstellung der absoluten Willkür von Göths Mordlust, welche ein schwer erträgliches Gefühl von Hilflosigkeit und Ungerechtigkeit schafft, und diese eine Szene, da Göth eine Fehlfunktion seiner Pistole entdecken muss, ein direkter gnadenloser Schlag ins Gesicht jeglichen Voyeurismus' darstellen.
Spielbergs Werk ist sicher nicht absolut perfekt. Sowohl am Anfang als auch am Schluss gibt es Szenen, die beim dritten Mal Sehen nicht mehr vollständig zu überzeugen vermögen. Aber ein Film mit einem so unfassbaren Mittelteil, so einzigartigen Schauspielern und einer so unbestreitbar bedeutenden Botschaft muss sich so etwas gewiss nicht vorwerfen lassen.
Natürlich wird es immer Leute geben, die den Film aufgrund seiner Hollywood-Herkunft ablehnen und als oberflächlicher Kitsch abzuschreiben versuchen. Das kann Spielberg aber eigentlich egal sein, denn er hat sein Ziel erreicht und mit seinem Film unzählige Menschen auf der ganzen Welt berührt, mit einer wichtigen Geschichte konfrontiert und zum Nachdenken angeregt.


Ich persönlich war verblüfft, welche immense Wirkung dieser Film auch beim dritten Anlauf noch entfaltet, welchen enorm tiefen Eindruck er hinterlässt. Ich bin froh, ihn nun auch noch auf Grossleinwand gesehen haben zu dürfen. Es ist ganz klar einer meiner Lieblingsfilme, wobei dieser Ausdruck in diesem Fall völlig versagt. Selbst wenn Spielberg seinen Film hie und da mit einer Prise Humor auflockert, etwa wenn die jüdische Knauserigkeit mit einem Augenzwinkern auch im Ghetto dargestellt wird, so ist und bleibt "Schindlers Liste" keine Unterhaltung, kein Vergnügen, kein Spass. Sondern einen Film, den man gesehen haben muss, weil er ein bedeutungsvolles Mahnmal gegen das Vergessen darstellt. Damit sich die Geschichte nie wieder wiederholt.

"Schindlers Liste" ist einer der besten Filme, die jemals gedreht wurden. Und vielleicht der Wichtigste.

10 von 10 Punkten

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