Sonntag, 23. November 2008

MirrorMask (DVD Review)



MirrorMask

Mainstream ist schön und gut, aber hie und da tut es einfach gut, ein kleines, aber ambitioniertes und einfallsreiches Werk geniessen zu dürfen. In diese Kategorie gehört auf jeden Fall MirrorMask, eine amerikanisch-britischer Fantasyfilm, der 2005 auf dem Filmfestival von Locarno gezeigt wurde.

Handlung:
Helena ist die Tochter eines Zirkusdirektors, hegt aber wenig Begeisterung für diese Arbeit. Als ihre Mutter durch eine schwere Krankheit im Sterben liegt, droht das Geschäft und die Familie auseinanderzubrechen. Eines Nachts wacht Helena auf und folgt wie im Traum einem Jongleur, der von einem schwarzen Schatten verfolgt wird, in eine seltsame Märchenwelt, wo es eine Vielzahl von eigenartigen Geschöfpen gibt und alle Menschen Masken tragen. Dort herrscht Krieg zwischen dem Licht und dem Schatten und sie scheint dazu auserkoren zu sein, den Zauber zu finden, der das Gleichgewicht wieder herstellen und sie zurück in ihre Welt bringen kann.

"MirrorMask" ist wahrlich eine kleine Produktion, von der die Öffentlichkeit auf jeden Fall keine grosse Notiz nahm. Schliesslich belief sich das Budget auf kümmerliche 4 Millionen Dollar und von den Schauspielern kennt man allerhöchstens Gina McKee aus "Notting Hill". Umso verblüffender, was daraus gemacht wurde. Normalerweise hätte dieses Budget wahrscheinlich gerade mal für ein gewöhnliches Drama gereicht, allerhöchstens mit einigen Special Effects, aber nein, Dave McKean steckt es in einen opulenten Fantasyfilm, der eine ganze Welt voller wunderlicher Orte und Geschöpfe birgt. Aus dem nichts etwas hervorzaubern kann McKean indes nicht, soviel sei schon einmal vorgemerkt, und somit kann er trotz allem guten Willen nicht verhindern, dass man dem Film die bescheidenen Verhältnisse ansieht. Natürlich wurden beispielsweise oft deshalb Nebel oder Dunkelheit eingesetzt, weil es billiger ist, und natürlich erkennt man die Computeranimationen ganz offensichtlich, aber das liegt wohl auch daran, dass wir uns an die überteuerten Produkte Hollywoods gewöhnt sind, wo in jede Computersequenz Unsummen gesteckt werden. Wenn man die Ansprüche an Perfektion also etwas zurückschraubt, dann kann man sich sehr bald mit der etwas niederen Qualität der Bilder abfinden, ja sie entwickeln sogar einen ganz eigenen Charme. Und damit kommt man schon in den Bereich, in dem es "MirrorMask" auch mit den aufwändigsten Blockbustern aufnehmen kann: Einfallsreichtum. Kreativität. Fantasie. Das sind Dinge, an denen es in diesem Film sicher nicht fehlt. McKean, welcher Konzeptzeichner bei "Harry Potter and the Prisoner of Azkaban" war, fährt mit einer solchen Fülle von Ideen auf, dass es dem Zuschauer mehr als einmal die Sprache verschlägt, und hat einige grossartige, magische Szenen erschaffen.

Dabei erzählt er auch seine Geschichte sehr liebevoll und voller kleiner, aber feiner Details. Die Welt, in die er uns entführt, ist, so ausgefallen ihre Gestalt auch sein mag, im Grunde sehr klassisch und erinnert in ihrer skurrilen Art nicht nur an die Filme von Hayao Moyzaki (Das wandelnde Schloss). Auch die Story ähnelt einer modernen Variante von "Alice im Wunderland" und überrascht in ihrem Grundmuster allerhöchstens durch die gelungene allegorische Rahmenhandlung. Der Film ist aber allein deshalb sehr sympathisch, weil nicht nur die künstlichen Wesen überzeugen, auch die Charaktere sind eigenwillig bis schrullig ausgearbeitet, stimmig besetzt und es entstehen daraus einige wirklich witzige Szenen. 
 Insgesamt braucht es gewiss eine Weile, bis man sich richtig in dieses moderne Märchen hineinfühlen kann, und der Gedanke ist präsent daran, was mit mehr Mitteln noch möglich gewesen wäre, somit bleibt McKeans Werk im Umfang bescheiden, bietet aber einen schönen Mix aus Humor, Romanze, Drama, Fantasy und Horror.

"MirrorMask" ist eine originelle und visuell berauschende Reise ins Wunderland, die in allen Aspekten etwas professioneller hätte sein können. Ein kleiner, ambitionierter Film.

ca. 7 von 10 Punkten


Weitere Bilder:







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