Freitag, 7. November 2008

V for Vendetta (DVD Review)



V for Vendetta

Die Wachowski-Brüder - beziehungsweise Geschwister - legten kurz vor der Jahrtausendwende ihren Megahit Matrix vor und erlangen Weltrum. Nachdem sie dessen Ansehen mit zwei Fortsetzungen mehr beschädigt als aufpoliert hatten, begann man sich in Hollywood zu fragen, ob die beiden polnisch stämmigen Amerikaner nichts weiter als Eintagsfliegen seien. Mit V for Vendetta, auch wenn "nur" als Drehbuchautoren und Produzenten beteiligt, konterten sie überdeutlich: Nein!

Handlung:
In einem totalitär geführten Großbritannien herrschen Unterdrückung von Dissidenten und Homosexuellen, faschistisches Gedankengut und Zensur, sowie eine komplette Kontrolle der äusserst einflussreichen Medien durch die Landesführung, die einen – sich religiöser Inszenierung bedienenden – autokratischen Führer hat: Großkanzler und Nordfeuer-Parteichef Adam Sutler. Diese Form der Regierung konnte sich durchsetzen, weil es einen begrenzten nuklearen Konflikt in Europa und Asien gab und in den Vereinigten Staaten ein Bürgerkrieg herrscht. Sutler versprach, diese Zustände in England nicht zuzulassen und wurde dafür gewählt. 
Doch nun, am fünften November, dem Jahrestag der längst vergessenen Schiesspulververschwörung von 1605, wird die strikte Ordnung jäh gebrochen, als ein unbekannter, maskierter Mann namens V den Strafgerichtshof in die Luft sprengt. Über TV erklärt er, dass innerhalb genau eines Jahres das Land mit Unruhen überschwemmen wolle und am nächsten fünften November die Revolution endgültig zum Ausbruch bringen werde. Bei einer seiner Aktionen rettet V der jungen Evey das Leben, welche danach ebenfalls wegen Terrorismus gesucht wird. Sie entdeckt sehr bald, dass der Revolutionär mit der diabolischen Maske auch eine menschliche Seite hat. Doch was ist die düstere Vergangenheit, die ihn zu einer solchen Vendetta treibt?
(frei nach Wikipedia

1988 erschien das erste Mal der Comic "V wie Vendetta" von Alan Moore und David Lloyd, in dem es um den maskierten Rächer in einem dystopischen London der Zukunft geht. Im Unterschied zu beipielsweise den Superhelden-Comics bietet sich der Stoff allein deshalb mehr für eine Verfilmung an, weil die drei Bände nur eine übergreifende Geschichte erzählen, die man dazu noch relativ gut kürzer fassen kann, ohne sofort in Detailnot zu geraten. Trotzdem hatten die Wachowskis natürlich alles andere als eine leichte Aufgabe, das Ganze kompakt und schlüssig in Spielfilmlänge zu giessen. Und wenn man das Endergebnis sieht, wird dem Zuschauer sofort klar, dass die beiden hier ganze Arbeit geleistet haben. Mehr; das Drehbuch ist es, welches "V for Vendetta" zu mehr macht als einem gewöhnlichen Actionfilm.

Es fällt auf jeden Fall die angenehm sorgfältige Charakterzeichnung auf, die hier geboten wird. Kombiniert mit ebenso geschickt gewählten Schauspielern gibt allein das dem Film eine Tiefe, die einen ausgezeichneten Gegenpol zur oberflächlichen Wucht bildet. Die Hauptfigur Evey Hammond funktioniert bestens als Indentifikationsrolle und bleibt über die ganze Zeit sehr glaubwürdig, was bei einer solchen Handlung alles andere als selbstverständlich ist. Denn dort gibt es ab und zu Schwächen, wobei man manchmal etwa an der Logik zweifeln darf. Aber Evey wird in jedem Moment stark und eindringlich von Natalie Portman (Heat, "Leon") gespielt, was etwaige Probemzonen wie die Folterszene oder Dialoge zwischen ihr und V trotzdem funktionieren lässt. 
Auch die Nebenfiguren sind allesamt gelungen und wirken niemals überflüssig, im Gegenteil: Mit dem Polizisten Finch kommt eine angenehme Portion Abwechslung in den Film, was ihm teilweise den Tuch eines Krimis gibt und nicht das einzige ist, das an Blade Runner erinnert. Auch personell kann man angesichts Gesichtern wie John Hurt, Stephen Rea, Stephen Fry und Tim Pigott-Smith nichts bemängeln. Erwähnt werden muss natürlich auch noch V selbst, von dessen Darsteller Hugo Weaving man aber den ganzen Film nichts sieht - ein weiterer geschickter Streich. Und trotz dieser Distanz, trotz der fehlenden Mimik, gelingt es den Wachowskis, dass die Figur dem Zuschauer je länger je mehr näher gebracht wird und sich die Frage, was die Geschichte hinter dieser Maske sei, durch den ganzen Film zieht.

Das Drehbuch ist - wie schon erwähnt - ganz klar nicht perfekt, sondern kommt ab und zu etwas ins trudeln, fängt sich aber gegen Schluss ohne Mühe wieder auf. Und Unschönheiten dieser Art kann man verzeihen, wenn man bedenkt, dass der Film insgesamt aussergewöhnlich kompakt, abgerundet und einschlägig wirkt. Wenn es auf den Gesamteindruck ankommt, den der Film hinterlässt, dann hat "V for Vendetta" nämlich sehr gute Karten.
Zu verdanken ist dies unter anderem auch den Bildern und der Inszenierung, in im Gesamtbild ebenfalls überzeugt. Regie führte übrigens das relativ unbeschriebene Blatt James McTeigue, welcher zuvor bei einigen anderen Filmen - darunter "Matrix" - als Assistent dabei war. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass McTeigue mehr engagiert wurde, um die Fleissarbeit zu übernehmen, und dahinter trotzdem die Wachowskis standen und die Befehle gaben - ähnlich schon etwa bei "Star Wars V" geschehen. 
So oder so: Es hat funktioniert, denn optisch gesehen lebt "V for Vendetta" von einer bemerkenswerten Dichte, was die durch das strikt aufgebaute Drehbuch eh schon hohe Spannung noch weiter nach oben schraubt. Somit ist es ein wirklich spannender, fesselnder und wuchtiger Film geworden, ein Grenremix von Action, Krimi, Thriller und Drama, der nachwirkt.
Die Zukunftsversion mag an berühmte Vorgänger wie "Fahrenheit 451" erinnern und nichts grandios neues sein, bietet aber durchaus eine stilistisch interessante Optik und einige ziemlich krasse, eindringliche Szenen, und auch die Anti-faschistische Botschaft kommt beim Zuschauer an. Was bleibt noch zu sagen? Remember, remember, the Fifth of November! 

"V for Vendetta" ist ein überzeugend geschriebener, wuchtig inszenierter Zukunftsthriller, der in seiner düsteren Intensität durch Mark und Bein geht. Viva la Revoluzion!

ca. 8 von 10 Punkten

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