Sonntag, 2. November 2008

Jasper Morello (Kurzfilm Review)



The Mysterious Geographic Explorations of Jasper Morello

Langspielfilme sind schön und gut, aber dabei sollte man nicht vergessen, dass eine andere Art des Filmes immer mehr im Kommen zu sein scheint: Der Kurzfilm. Und ohne Frage gibt es auch hier hervorragende Exponenten zu entdecken. Dazu gehört auf jeden Fall der animierte australische Kurzfilm The Mysterious Geographic Explorations of Jasper Morello, der 2006 für den Oscar nominiert war.

Handlung:
Was ist schon ein Grad? Eigentlich nur wenig aber bei der Bestimmung des Kurses eines Luftschiffes kann ein Grad sehr viel sein. Der Navigator Jasper Morello musste dies schmerzhaft erfahren, als er einen Schiffsunfall verursachte, der für ein Crewmitglied tödlich endete. Auf seiner ersten Reise nach dem Unfall, einer Forschungsreise des Biologen Dr. Belgon, muss er die Schikanen seines Captains ertragen; außerdem leidet er unter der Sorge um seiner Geliebte Amelie, die zuhause Patienten mit einer unheilbaren Krankheit pflegt. Die Reise nimmt eine unerwartete Wendung, als die "Resolution" in einen Sturm gerät.
(frei nach Wikipedia)

Das Medium des Kurzfilms hat auf jeden Fall Vor- und Nachteile. Zu den Vorteilen gehört wohl, dass es mehr Freiheiten für Experimentierfreudigkeit erlaubt. Und "Jasper Morello" ist dann auch geprägt von seinem visuellen Einfallsreichtum. Die Personen sind allesamt nur als scharf abgegrenzte Silhouetten zu sehen, die mit einem speziellen Stop-Motion Verfahren aufgenommen wurden, während der Hintergrund teils gemalt, teils mit dem Computer animiert wurde. Entstanden sind einzigartige Bilder, die durch ihre inhaltliche Fülle und grandiose Farbgebung eine unglaubliche Stimmung zu schaffen vermögen. Kombiniert wurde diese technische Glanzleistung mit einem fantastischen und erfindungsreichen Design einer Zukunft, die von mit Dampfmaschinen, Rädern und Stahlgerüsten ausgerüsteten Luftschiffen geprägt ist. Alleine aufgrund der Optik ist "Jasper Morello" eine Entdeckung für sich.

Ein Nachteil von Kurzfilmen ist wohl oft, dass ihre beschränkte Laufzeit keine grosse und tiefgreifende Entwicklung einer Geschichte erlaubt. Regisseur und Drehbuchautor Anthony Lucas hat es geschafft, diese Problemzone mit geschickter Hand zu umschiffen und überrascht den Zuschauer in seinen 26 Minuten mit einer Handlung, die glatt für einen teuren Langspielfilm taugen würde. Er erzählt eine fantastische, spannende und zuweilen düstere Geschichte zwischen Melancholie und Poesie, die zusammen mit den erwähnten Bildern, den überzeugenden Soundeffekten und den Sprechern mit herrlichem australischem Akzent den Zuschauer ohne Mühe in den Bann zieht. Dieser Kurzfilm erinnert in bester Manier an grosse Vorbilder wie Jules Verne, H. G. Wells, Robert Louis Stevenson, Tim Burton und Hayao Miyazaki (Howl's Moving Castle), ja sogar ein bischen an Alien.

"The Mysterious Geographic Explorations of Jasper Morello" ist ein einzigartiger Kurzfilm, der, auf visueller Ebene von berauschenden und atmosphärischen Bildern geprägt, eine poetische und vielschichtige Geschichte erzählt.

ca. 9 von 10 Punkten

"One degree has changed my life."

Den Film kann man übrigens, auch wenn in bescheidener Qualität, auf Youtube ansehen:
http://www.youtube.com/watch?v=vORsKyopHyM

Weitere Bilder: 






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