Donnerstag, 21. August 2008

Batman Begins (DVD Review)



Batman Begins

Unter den ja wirklich zahlreich vertretenen Superhelden hatte Batman schon immer eine besondere Stellung. Im Gegensatz zu den meisten anderen Helden ist er ein grimmiger, düsterer Rächer, zumindest seit Frank Miller genialer Comic-Neuauflegung von 1986. Drei Jahre später folgte die gelungene Leinwandadaption Batman, mit Superstar Jack Nicholson. Acht Jahre und drei Sequels später war die Serie an ihrem Tiefpunkt angelangt und schien mit ihrer knallig-bunten Inszenierung nicht mehr recht in unsere Zeit zu passen. Genau deshalb hat Regie-Ass Christopher Nolan (Memento) 2005 die Ärmel hochgerempelt und den Versuch gestartet, Bruce Wayne mit Batman Begins in die Gegenwart zu katapultieren. 

Bruce Wayne, Sohn der reichsten Familie Gothams, muss als kleiner Junge die Ermordung seiner Eltern mit ansehen. Von Schuldgefühlen geplagt, wendet er sich vom öffentlichen Leben ab und wächst als einsamer Mann auf. Er zieht sich zurück und verbringt eine längere Zeit in Ostasien, wo er als Häftling den geheimnisvollen Ducard kennenlernt. Ducard spricht für einen von Verbrechern gefürchteten Mann namens Ra's al Ghul. Nach seiner Entlassung sucht er Ra's al Ghul in seinem Bergpalast auf. Dort trifft er erneut auf Ducard, unterzieht sich der Ausbildung zum Ninja und lernt, seine Angst zu beherrschen. Der Aufnahme in die Gemeinschaft der Schatten widersetzt er sich, da er das Ritual, einen Verbrecher zu exekutieren, ablehnt. Auch lehnt er den Befehl Ra's al Ghuls ab, seine von Kriminalität durchsetzte Heimatstadt Gotham City mithilfe von Ninjas zu vernichten, und zerstört bei seiner Flucht den Bergpalast. Wayne kehrt zurück nach Gotham, um gegen das Verbrechen, das er so hasst, zu kämpfen. Doch er weiss, dass er weit mehr sein muss als ein Mensch, um etwas zu erreichen. 
(frei nach Wikipedia)

Für seinen Abstecher in das Mainstreamkino holt sich Nolan David S. Goyer als Co-Autor zu Hilfe, welcher mit Comicverfilmungen schon Erfahrung hat (Blade). Dies ist leider auch schon eine der grössten Schwächen des Filmes. Einerseits bringt er das Kunststück durchaus fertig, anders zu sein, anderseits scheint er auf dieser Linie zu wenig konsequent zu sein. Auch wenn der Film wirklich viel Neues und Frisches bietet, so bleibt er innerhalb der klassischen Regeln, bietet klassische Elemente der Superheldenfilme, was ihn schlussendlich etwas blockiert. Ein Glück, dass Nolan auf dem Regiestuhl sass und aus der Grundlage erstaunlich viel macht, wodurch "Batman Begins" dennoch mehr als sehenswert wurde. Er lässt es sich nicht nehmen, in der ersten Hälfte zahlreiche - für ihn typische - Rückblenden einzuflechten, inszeniert den Film ansonsten geradlinig, zielstrebig, temporeich und ohne Schnörkel. Ausserdem geht das Konzept mehr als auf: Es wird überraschend viel Gewicht auf die Charakterentwicklung von Bruce Wayne gelegt und somit ist dieser Film die Geburt eines rachsüchtigen, beinahe neurotischen, von inneren Konflikten geschwächten Leinwandhelden, ein Superheld ohne Superkräfte. Die Entstehung von Batman wird nämlich sehr realitätsbewusst und ohnehin mit sehr viel Sorgfalt erzählt, sodass der Fledermaus-Rächer erst in der Hälfte der Laufzeit seinen ersten richtigen Einsatz hat. "Batman Begins" hält also, was der Titel verspicht, und setzt sein Augenmerk ganz auf die Figur des Bruce Wayne. Das funktioniert, dennoch mögen manche vom Einstieg in Asien etwas irritiert sein. Der Film wird mit der Zeit auf jeden Fall nur besser unterhält mit grandios-wuchtiger Action und viel Spannung. Gegen Ende sitzt er aber - wie neuerdings Iron Man - ein wenig auf dem Problem fest, dass der ganze Konflikt zwischen Batman und dem Bösewicht etwas Vorspeise-Charakter hat, und mehr den neuen Helden einführt, statt sich auf die epische Wucht des Kampfes zwischen Gut und Böse zu konzentrieren. 

Was dem Film ohne Zweifel einen grossen Daumen nach oben verschafft, ist die Besetzung von Batman mit Christian Bale. Er mag etwas reduziert und versteinert spielen, und genau das macht ihn zu keinem Strahlemann, sondern zu einem Menschen an der Grenze zwischen Gut und Böse, dem es nicht immer leicht fällt auf der Seite des Guten zu bleiben. Und man nimmt es ihm ab. Bale ist einfach der bessere Batman als Michael Keaton. 
Schaden tut es natürlich auch nicht, dass er von zwei altbewährten, stets grandiosen Schauspielern flankiert wird, nämlich Michael Caine und Morgan Freeman. Sie sind beide ideal besetzt und wirken ungeheuer sympathisch. 
Das kann man von Cicilian Murphy nicht behaupten. Im besten Sinne. Herrlich, wie verrückt, überzeichnet und unsympathisch er den Psycho-Bösewicht gibt. Hingegen ist Liam Nesson zwar cool wie immer, wirkt jedoch in dieser Rolle leider etwas zu sehr wie eine Kopie von Qui-Gon Jinn, vor allem wenn er anfängt seine Lehrsprüche aufzutragen. Ebenfalls nicht überwältigend ist Katie Holmes. Ihre Rolle ist gar nicht schlecht gelöst, besteht letztendlich aber nur aus der obligatorischen weiblichen Dekoration als Handlungsgrund, und so kann man es eigentlich nur begrüssen, dass sie für den zweiten Teil neu besetzt wurde. Schlussendlich muss man selbstverständlich ein Wort über Gary Oldman verlieren, der als Gordon in einer kleinen, aber feinen Rolle überzeugt. Den Mann muss man einfach mögen. 
Diese Darsteller bilden trotz Schwächen eine solide Ausstattung für einen Film, der bei weitem kein grossen Schauspielkino sein, sondern ein fesselnde Geschichte erzählen will. 

Doch Nolan begnügt sich nicht mit diesen simplen Schauwerten und der oberflächlichen Geschichte, und versucht, hintergründig etwas Anspruch in die Sache zu packen. Durch den ganzen Film hindurch begleitet uns nämlich das zentrale Thema der Angst, das Nolan aus verschiedenen Richtungen beleuchtet. Schade, dass das zwar der Handlung durchaus etwas Tiefe verleiht, aber insgesamt dem Zuschauer wenig neue Einsicht bringt. Nicht zuletzt in der Star Wars-Reihe wurde das Thema Furcht schon dermassen massenträchtig behandelt (man denke an Yoda), weshalb die Sache hier teilweise etwas abgelutscht wirkt.

Insgesamt ist "Batman Begins" etwas erfrischend neues. Nämlich die Geburtsstunde eines düsteren Helden, die praktisch durchgängig auf hohem Niveau unterhält, da der ganze Film schliesslich hervorragend inszeniert ist. Trotz allem bleibt jedoch der Gedanke, dass ungenutztes Potential vorhanden ist, dass Batman mehr als sehr guter Mainstream sein könnte. 

"Batman Begins" ist die wohl gelungenste Leinwand-Wiedergeburt der Superheldengeschichte. Kein Film dieser Gattung war bisher so comichaft überzeichnet und doch so felsenfest realistisch, so simpel und doch so packend. Über einige kleine Schwächen darf man da hinwegsehen. 

ca. 8 von 10 Punkten


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