Sonntag, 29. Juni 2008

Getaway (DVD Review)



The Getaway

Steve McQueen, der in grossen Filmen wie Gesprengte Ketten oder die glorreichen Sieben mitmischte, ist bis heute einer er coolsten Leinwandhelden aller Zeiten. Dies beweist er auch in Getaway, einem seiner späteren Filme, der unter der Regie von Brutaloregisseur Sam Peckinpah entstand. 

Doc McCoy sitzt wegen Raubüberfall. Doch schliesslich hält er es in seiner Zelle nicht mehr aus und macht mit dem korrupten Politiker Beynon über seine Frau Carol einen Deal, um rauszukommen. Im Gegenzug muss er einen Banküberfall leiten, bei dem auch der Macho-Gangster Rudy Butler mit von der Partie ist. Zuerst läuft es wie geschmiert, doch dann wird ein Wachmann erschossen und die Sache läuft gehörig aus dem Ruder. Doc und Carol nehmen das Geld und machen sich aus dem Staub, doch nicht nur die Polizei, sondern auch Beynon's Leute und der angeschossene Butler sind ihnen dicht auf den Fersen. Eine wilde Flucht beginnt. 

Filme über Gangsterpaare sind ja nichts neues und waren es auch 1972 nicht. Da bietet auch "The Getaway" nichts bahnbrechendes, sondern erzählt eine traditionelle Geschichte über zwei Menschen am Rand der Gesellschaft. Sie tragen einen Koffer voller Geld als Symbol der Hoffnung auf eine Zukunft durch Texas und müssen neben all den Verfolgern auch noch ihre Eheprobleme bewältigen. Auch wenn der Einstieg in die Geschichte etwas gar zäh ist, kommt bald eine ordentliche Portion Spannung auf, die sich bis zum Ende halten kann. Was dem Film auch einiges an Schwung gibt, ist die Parallelhandlung mit Butler, der die beiden verfolgt und einen angenehmen Kontrast in die Geschichte bringt, ausserdem von Al Lettieri grossartig verkörpert wird. Die Charaktere sind durchweg sorgfältig, einfallsreich und glaubwürdig gezeichnet, vor allem Doc als schiesswütiger, patriarchischer Ehemann kann überzeugen, was sicher nicht zuletzt an McQueens Leistung liegt. Ali MacGraw weiss ebenfalls zu gefallen, auch wenn ihre Rolle etwas einseitig ist. 

Als grösster Trumpf des Filmes erweist sich jedoch die Inszenierung von Peckinpah. Die Bilder der staubigen Strassen Texas bieten keinen opulenten Schnickschnack, überzeugen aber auf der ganzen Linie und verleihen der Geschichte einiges an Tiefe. Wirklich bemerkenswert, wie fortschrittlich die Regiearbeit ist und noch heute kaum als veraltet auffällt, wie es bei einigen Filmen dieser Zeit der Fall ist. Hinzu kommt natürlich - typisch für Peckinpah - die extrem provokante Gewaltdarstellung mit blutigen Einschüssen, zeitlupengenauem Rückstössen der Getroffenen und schmerzverzerrten Gesichtern. Insgesamt sind die Schiessereien mit einer solchen brachialen Wucht in Szene gesetzt, dass sie sich vor keinem modernen Hollywood-Schinken verstecken müssen. 

Die Brutalität kann man als Gesellschaftskritik sehen, denn der Film enthält einiges von dieser. Sei es, wenn Kinder interessiert vor einer blutüberströmten Leiche stehen bleiben, wenn Doc mal eben kurz in einen Laden marschiert und sich eine Shotgun für die auf der Strasse wartenden Bullen besorgt oder wenn der amerikanische Glaube an die heilige Ehe aufs Korn genommen wird. Weiter arbeitet Peckinpah viel mit Symbolik und stellt eine deutliche Verwandtschaft zwischen dem Western und dem modernen Roadmovie auf. 

Der Regie kann man also nichts vorwerfen, sie schafft ein ausgewogenes Wechselspiel zwischen wilden, temporeichen und ruhigen, subtilen Szenen, und ihr ist es wohl zu verdanken, dass der Film noch heute zitiert wird, aktuell beispielsweise überdeutlich in No Country For Old Men

"The Getaway" ist ein überzeugendes, maskulines und brutales Action-Roadmovie, das je länger je besser wird. 

abgerundet ca. 8 von 10 Punkten



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