Donnerstag, 14. August 2008

The Chronicles of Narnia: Prince Caspian (Kino Review)



The Chronicles of Narnia: Prince Caspian

Nachdem The Lord of the Rings 2001 die Welt erobert hatte, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die Fantasy-Buchreihe "Narnia" von Tolkiens Zeitgenossen C. S. Lewis neu verfilmt würde. Es wäre schliesslich ein Wunder, wenn sich Hollywood die Chance auf einen solchen Kassenschlager entgehen liesse, den man auf sage und schreibe fünf Teile auswalzen könnte. Genauer gesagt nahm Walt Disney das Projekt in Angriff und verpflichtete als Regisseur Adrew Adamson, der schon mit Shrek bewiesen hatte, dass er Gross und Klein gleichermassen unterhalten konnte. Denn im Gegensatz zu "Herr der Ringe" ist die Geschichte um Narnia kein erwachsenes Epos, sondern eines der bekanntesten Kinderbücher Englands. 2005 erschien also The Lion, the Witch and the Wardrobe und das kindergerechte Effektspektakel mag bei den Kritikern verhalten aufgenommen worden sein, aber die Einnahmen übertrafen die hoch gesteckten Erwartungen und so folgt diesen Sommer nun The Chronicles of Narnia: Prince Caspian, der zweite Teil und die Verfilmung des vierten Buches. 

Mitten in der Nacht wird auf einem düsteren Schloss ein Kind geboren. Es ist das Kind des Regenten Miraz, welcher über das Volk der Telmarer herrscht, solange Kronprinz Kaspian noch jung ist. Sofort schickt Miraz einige Soldaten zu Prinz Kaspian, um diesen töten zu lassen. Der junge Mann wird jedoch von seinem Lehrer Doktor Cornelius gewarnt und fortgeschickt. Auf der Flucht in den Wald trifft er einige Narnianen, die die Telmarer eigentlich für schon ausgestorben bzw. für Fabelwesen halten. Doch die Soldaten von Miraz sind Kaspian auf den Fersen und greifen ihn an. In der Not bläst Kaspian in ein Horn, welches Cornelius kurz vor seinem Aufbruch gab und welches Hilfe herbeirufen sollte. Der Sage nach gehörte es einst im goldenen Zeitalter Narnias Königin Susan und soll in der Lage sein, die alten Könige von damals zurückzuholen. Und tatsächlich, im England der Kriegsjahre werden Lucy, Edmund, Susan und Peter plötzlich aus ihrer Welt herausgerissen und landen wieder in Narnia. Doch sie müssen feststellen, dass das eine Jahr in ihrer Welt für Narnia eine Zeitspanne von über tausend Jahre bedeutete und ihr Königreich untergegangen ist. Es gilt, Narnia zurückzuerobern. 
(frei nach Wikipedia)

Literaturverfilmungen sind so eine Sache. Schon immer stellen sie einen grossen Teil der Filmproduktionen dar und jedes Mal stellt sich die Frage, wie sehr sich die bewegten Bilder an die Vorlage halten sollen. Während der erste Teil von Narnia eine ausserordentlich treue Buchumsetzung war, was vor allem in der ersten Hälfte fantastisch funktionierte, geht der zweite Teil nun einen gänzlich anderen Weg. Tatsächlich kann man die Szenen, die aus dem Roman stammen, an einer Hand abzählen. Was an sich nichts schlechtes ist. Lewis' viertes Narnia-Band bietet wirklich nicht genug Stoff für einen abendfüllenden Blockbuster, aber viel Raum für Erweiterungen. Und schlecht wurde die Sache von den Drehbuchautoren, darunter Adamson, auch nicht unbedingt gelöst, sondern es wurden Szenen eingefügt, die nicht stören und erstaunlich gut ins Gesamtbild passen. Leider ist genau dieses Gesamtbild das Problem. Denn man wird über die ganze Länge (stattliche 144 Minuten) das Gefühl nicht los, Butter zu essen, die auf zu viel Brot gestrichen wurde. Es fehlt dem Drehbuch an Tempo und Spannung, was sich auch mit noch so teurer Inszenierung nicht korrigieren lässt. Die Story dümpelt vor sich hin, ist nett anzusehen und überzeugt im Sinne klassischer Struktur, aber es fehlt ihr der Drive. Man hätte den Film gut auf zwei Stunden kürzen können und auch dann fehlt ihm noch etwas, beispielsweise eine richtige Superszene, etwas das einfach in Erinnerung bleibt und das ein solcher Film im Gegensatz zum Buch schlicht braucht. Und da hilft es auch nicht, wenn Adamson ab und zu zum grossen Bruder hinüber äugt, als hoffe er, dort die grosse Inspiration zu finden. Zwar schafft es "Prinz Kaspian" durchaus, dein eigenen Narnia-Stil weiter zu pflegen und auf eigenen Füssen zu gehen, aber das ändert nichts daran, dass er im omnipräsenten Schatten von "Herr der Ringe" steht. 

Schauspielmässiges hat der Film ebenfalls nichts, das einen zu Beifallsstürmen veranlassen würde. Georgie Henley überzeugt immerhin als Lucy, Skandar Keynes (Edmund) hat sich gebessert und Anna Popplewell (Susan) ist annehmbar. William Moseley als Peter gefällt leider immer noch nicht, im Gegenteil. Seine inneren und äusseren Konflikte wirken etwas aufgesetzt und unglaubwürdig, sein Gesicht kann einem sogar auf die Nerven gehen. Etwa das selbe gilt für Ben Barnes (Prinz Kaspian), mit dem Unterschied, dass dieser zusätzlich noch eine doofe Frisur hat. Die beiden wirken zeitweise wie Schaufensterpuppen, die man auf den möglichst breiten Geschmack von 12 bis 16 jährigen Mädchen zugeschnitten hat. Das mag sich meinetwegen bei den Einnahmen auszahlen, trotzdem nervt es. Sergio Castellitto ist akzeptabel als Bösewicht und der restliche Cast besteht entweder aus Zentauren hinter tonnenschweren Masken oder aus animierten Plüschtierchen, deren Synchronisation sich in der deutschen Version nicht beurteilen lässt. 

Es gibt auch gute Nachrichten: "Prinz Kaspian" ist zum verlieben. Nicht als Film, aber als bewegte Postkarte von Neuseeland, Tschechien und wo er sonst noch gedreht wurde. Hach, diese Wälder! Hach, diese Schluchten! Hach, diese Küste! Die Landschaft wurde toll gefilmt und dazu kommt die Arbeit von Weta, die sich in grossartigem Design und makellosen Computereffekten äussert. Die Bilder sind farbenprächtig, bombastisch und laden zum Träumen ein. Ein Film, den man im grösst möglichen Kino sieht. Auch der Sound ist kräftig und die Filmmusik mitreissend. Nur schade, dass es die selbe ist wie in Teil eins und meistens eins zu eins kopiert wurde. Einzig der Song "The Call" von Regina Spektor ist eine erwähnenswerte musikalische Neuerung. 
Optisch ist "Prinz Kaspian" also sein Geld wert, mehr noch, er schafft es dadurch, viele Unebenheiten zu glätten. Und hinter all dem Getöse steht schliesslich immer noch die Vorlage, ein Märchen über vier Kinder im Wunderland, die über sich selbst herauswachsen müssen und etwas über Mut, Freundschaft und Glaube lernen. "Prinz Kaspian" ist beileibe keine schlechte Fortsetzung, wird dem Buch aber nicht gerecht. Man darf sich auf "The Voyage of the Dawn Treader" freuen, die Verfilmung von Band 5, denn hier müssen die Filmleute wieder weniger Story selbst erfinden. 

"The Chronicles of Narnia: Prince Caspian" ist eine überlange, kantenlose Buchverfilmung, die mittelmässig adaptiert und fantastisch bebildert wurde. Ein Fantasy-Spektakel für die ganze Familie. 

abgerundet ca. 6 von 10 Punkten

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