The Gauntlet
Mit The Gauntlet (zu Deutsch: "Der Mann der niemals aufgibt") hat Clint Eastwood 1977 nicht nur ein weiteres Mal einen Cop auf der Leinwand verkörpert, sondern auch Regie geführt. War seine Regiearbeit bei High Plains Drifter noch ziemlich unbeholfen, zeigt er hier schon mehr Können. Der Film handelt vom gealterten, versoffenen Cop Ben Shockley, der einen unspektakulär anmutenden Auftrag erhält: Er muss einen Sträfling im Zuge einer Zeugenaussage von Las Vegas nach Phoenix zum Gericht bringen. Ein Klacks. Oder doch nicht? Nicht nur, dass sich der Zeuge als Prostituierte entpuppt, die beiden sind noch kaum aus Las Vegas raus und finden sich schon im Bleihagel wieder. Shockley wird sehr bald klar, dass die Sache doch nicht so unbedeutend ist.
Möglicherweise kommt einem der Inhalt verdächtig bekannt vor. Kein Wunder, der Film bekam 2006 nämlich mit 16 Blocks ein unfreiwilliges Remake. Einen gross angelegten Vergleich kann ich nicht machen, da ich den Neuen leider noch nicht zu Gesicht bekommen habe. Allerdings bin ich mir auch nicht so sicher, ob das nötig ist. "The Gauntlet" ist für meine Augen nämlich keinesfalls veraltet und überholungsbedürftig. Nein, ich war sogar positiv überrascht. Natürlich kann sich der Film nicht mit Dirty Harry messen, aber er ist doch mehr als nur eine plumpe Ausschlachtung von dessen Prinzip. Auch wenn hier Clint Eastwood ebenfalls als cool guy and good cop gegen das Verbrechen kämpft, so gelingt es ihm doch, seine Figur deutlich zu differenzieren. Dies liegt vor allem am Drehbuch. Dieses bietet nebst den üblichen Action-, Bleigewitter- und Krachwummszenen nämlich erstaunlich ausgefeilte Charaktere. Die Nutte scheint auf den ersten Blick ein reiner Nerv- und Kreischfaktor, aber im Laufe der Geschichte entwickelt sich eine ziemlich vielschichtige Beziehung zwischen ihr und Shockley. Diese Entwicklung wird auch ausgezeichnet von den Schauspielern getragen (Clint Eastwood und Sondra Locke waren übrigens länger liiert) und so kann man als Zuschauer richtig in die (teilweise dann überraschend ruhige) Geschichte hineinfühlen und den Schluss auch nachvollziehen. Dazu kommen eine Prise Humor, ziemlich wuchtige Actionszenen und atmosphärische Wüstenaufnahmen. Natürlich ist der Film nicht durchweg spannend und aus heutiger Sicht teilweise vielleicht sogar etwas lahm, und so kann man "The Gauntlet" nicht als Meisterwerk bezeichnen. Aber als waschechten Klassiker.
aufgerundet ca. 8 von 10 Punkten
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