Starship Troopers
"Mein Gott, was für ein Scheissfilm!" möchte man schreien. Denn hier kriegt man zu sehen: Grottenschlechte stereotypische Schauspieler, billiges Design, platte Sprüche, übertriebene Splattereffekte, sinnloses Geballer, schmalzige Lovestorys und lächerlichen Patriotismus.
Und trotzdem.... der Film ist verdammt gut. Nein, das ist kein Witz. Ziehen wir mal kurz Wikipedia zu Rate:
"Eine Satire ist eine Spottdichtung, die mangelhafte Tugend oder gesellschaftliche Missstände anklagt."Starship Troopers ist von a bis z eine waschechte Satire. Es mag Leute geben, die nur die von mir zuvor aufgezählten Punkte an der Oberfläche erkennen. Meistens sind das Leute, die voller Vorurteile an den Film heran gehen und ihm Intelligenz gar nicht erst zutrauen. Weit gefehlt! Paul Verhoeven ist hiermit ein satirisches Glanzstück gelungen.
Wir befinden uns auf der Erde, in einer nicht allzu fernen Zukunft. Es gibt zwei Arten von Bürger: Zivilisten und Soldaten. Johnny Rice, ein reicher Sunnyboy von den sonnigen Stränden Südamerikas, hat ein schönes Leben. Als er seinen Schulabschluss in der Tasche hat, beschliessen seine Freunde und er, zur Army zu gehen. Man kann dann schliesslich nicht nur eine schicke Uniform tragen, man erfüllt auch noch seine Pflicht fürs Vaterland. Die Rekrutenschule ist dann auch eine tolle Zeit, und als die Menschheit dann auch noch von den Bugs, ausserirdischen Rieseninsekten, angegriffen wird, ziehen die jungen Soldaten voller Kampfeslust in den Krieg. Das Schlachtfest kann beginnen! Doch sehr bald wird klar, dass sie die Bugs gewaltig unterschätzt haben.
Der Film beginnt mit einer Fernsehmitteilung des "Federal Network": Es wird zum Krieg aufgerufen und klargestellt, dass der einzige Weg, um die Freiheit der Menschheit zu sichern, der gnadenlose Angriff auf die verabscheuenswürdigen Bugs ist. Auch im weiteren Verlauf des Filmes werden immer wieder Fernsehmeldungen eingeblendet, in denen Schulkindern der Umgang mit der Maschinenpistole beigebracht wird und Bürger Sätze von sich geben wie: "Nur ein toter Bug ist ein guter Bug!" Die Bugs sind eine Plage; abscheuliche, bösartige, dumme Parasiten, die man ohne schlechtem Gewissen abschlachten darf, ja sogar muss; diese Einstellung wird vermittelt. Man muss nur das Wort "Bug" durch beispielsweise "Terroristen" ersetzten und es wird einem schlagartig bewusst, dass dies eine bitterböse Abrechnung gegenüber der USA, bzw. des dort verbreiteten Militarismus ist. Und der Film geht sogar noch weiter und zeichnet mit der Gesellschaft der Bugs übertrieben und provokativ unsere eigene nach. Als wäre dem noch nicht genug, nimmt Verhoeven dann noch die durch amerikanische Sitcoms vorgegaukelte heile Welt, Geilheit nach Gewalt und sogar den Krieg an sich aufs Korn. Erst auf den zweiten Blick fällt beispielsweise auf, dass nach einer Szene, in der die Troopers gnadenlos und genüsslich von einer Überzahl an Bugs niedergemacht werden, später eine Entsprechende mit exakt vertauschten Rollen folgt. Grandios! Und all das wird so herrlich überzeichnet und übertrieben blutig präsentiert, dass Intellekt und niedere Ansprüche gleichermassen jubeln.
Und inmitten der ganzen Action und Kampfhandlungen beginnt man etwas aus tiefstem Herzen zu hassen: Dieses Smile, dieses gottverdammte Smile. Egal, ob ihr Raumschiff gerade getroffen wird, die Strahlemänner und -frauen mit den Superman-Kinns und den perfekten Haaren haben immer dieses Smile im Gesicht. Es grenzt an Verleumdung, wenn man die schlechten Schauspieler ernsthaft bemängelt. Natürlich sind sie schlecht, miserabel geradezu. Aber das gehört zu jenen Dingen, die Verhoeven ganz klar bewusst und sehr geschickt gewählt hat. Auch die Aufmachung ist absichtlich billig und simpel gehalten (abgesehen von den Bugs, die sind noch heute top animiert) und auch hier kommen beispielsweise mit Nazi-Parallelen bissige Details ins Spiel.
"Starship Troopers" ist auf den ersten Blick ein sinnentleertes, billiges Schlachtfest, auf den zweiten eine intelligente, provokante und höllisch bissige Satire.
abgerundet ca. 8 von 10 Punkten
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