Freitag, 26. Dezember 2008

9 (Kurzfilm Review)



9


Der Name Tim Burton steht grundsätzlich für eine gewisse Qualität, egal ob er als Regisseur (Big Fish, Edward Scissorhands) oder nur als Produzent (Nightmare Before Christmas) bei einem Film beteiligt ist. Vor allem wenn man als Zuschauer Wert auf atmosphärische Inszenierung legt, wird man sofort hellhörig, wenn der grösste Märchenerzähler in Hollywood ein neues Projekt vorstellt. Diese Woche wurde nämlich der Trailer zu seinem neuen Film aufgeschaltet, einem animierten Science Fiction-Fantasyfilm mit dem Titel "9". Bei dem Film, der natürlich am 9. 9. 2009 anlaufen wird, übernimmt Burton zwar nur die Rolle des Produzenten und Johnny Depp spielt auch nicht mit, es sieht aber schonmal nach einer ganz feinen Sache aus.

Regie führt der Newcomer Shane Acker, der bisher nur Riesenelefanten animiert hat für "The Lord of the Rings: Return of the King" und 2005 seinen Kurzfilm 9 drehte, auf dem der kommende Spielfilm basiert. Der zehnminütige Streifen, der im selben Jahr wie The Mysterious Geographic Explorations of Jasper Morello für den Oscar nominiert war, handelt von einer Stoffpuppe mit dem Namen (beziehungsweise der Nummer auf dem Rücken) Neun. Diese Puppe befindet sich in einer postapokalyptischen Welt, in der sich die Menscheit durch einen grossen Krieg selbst ausgelöscht zu haben scheint. Auf sich alleine gestellt, kämpft sie zwischen den verstaubten Häusertrümmern gegen eine mechanische Bestie, einer Art Mischung aus Skellethund und Predator, welche zuvor schon die Seelen seiner übrigen acht Kameraden verschlungen hat.

Bei jedem Kurzfilm stellt sich ja aufs Neue die Frage, wie man die Sache mit der Handlung handhaben soll. Zieht man den Vergleich mit "Jaspar Morello" zu Rate, so kann man klar unterscheiden, dass Ersterer von grösserem Umfang ist und auch mehr eine komplette Geschichte erzählen will. Acker entscheidet sich dazu, eher wenig Handlung zu liefern und verzichtet sogar vollständig auf Dialog. Wahrscheinlich war das die richtige Wahl, denn einerseits würde der Film sonst sehr überladen gewirkt haben, anderseits kann er so eine universelle Verbindung mit dem Zuschauer schaffen. Denn die Geschichte, so simpel sie auch gehalten ist, wird durch einen ernsten, zuweilen sogar düsteren Grundton und klare Charakterisierung getragen, wodurch sie sehr effektiv rüberkommt.
Dies bildet einen ausreichenden und stimmigen Rahmen für die Animationen, die schlussendlich das Herz des Filmes darstellen. Hier lässt sich durchaus mit "Jaspar Morello" vergleichen, denn auch "9" kann man dem Steampunk zuordnen und ist ebenfalls ausserordentlich kunst- und liebevoll gemacht. Man sieht sofort, dass der Film Ackers Traumprojekt ist und er über vier Jahre daran gearbeitet hat. Das Ergebnis ist ein visuell überaus aufregender Film, der wegen seiner faszinierenden Lichtführung, den fantasievollen Ideen, den makellosen Soundeffekten und der fliessenden, atmosphärischen Einbindung der Figuren in die detailreiche Umgebung technisch und künsterlisch die Sinne zu berauschen vermag. Wer sich für erwachsene Animationfilme interessiert und zehn Minuten nichts zu tun weiss, der sollte unbedingt einmal kurz hier vorbeischauen. 

Shane Ackermans "9" ist ohne Frage ein atmosphärischer Kurzfilm der besseren Sorte und lässt mich dem kommenden Spielfilm mit einer grossen Portion Vorfreude entgegensehen.

ca. 8 von 10 Punkten


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