Ed Wood
Das Power-Team Tim Burton und Johnny Depp hat bisher schon sechs Mal auf der Leinwand zugeschlagen, zuletzt erst dieses Jahr mit Sweeney Todd. Wenn die beiden für etwas bekannt sind, dann für ausgefallene Settings und skurrilen Humor. In ihren zweiten gemeinsamen Film nach Edward Scissorhands widmen sie sich dem amerikanischen B-Movie-Produzent Edward D. Wood Jr., welcher nachträglich als "schlechtester Regisseur aller Zeiten" berühmt wurde.
Handlung:
Der Film erzählt von den unermüdlichen, teilweise verzweifelten Versuchen des wegen seiner Fokussierung auf als wesentlich empfundene Elemente (wie Gesamteindruck der Dramaturgie) und unter Vernachlässigung von anderen Aspekten von vielen als künstlerisch gänzlich unbegabt eingeschätzten Ed Wood, seinen Traum eines „ganz großen Hollywoodfilms”, genauer gesagt Monster- und Sciencefictionfilme, zu verwirklichen. Dabei hält sich Wood wegen steter Geldnot nicht sonderlich mit aufwändigem Kulissenbau und glaubwürdigen Special Effects in seinen Produktionen auf. Wackelnde Hintergründe und deutlich sichtbare Drähte an den fliegenden Untertassen werden von Ed genauso akzeptiert wie das deutlich ins Kamerabild ragende Mikrofon. Indes taucht er am Set auch gern einmal in plüschigen Angorapullovern auf und trägt Damenunterwäsche, was den Unmut der Gesellschaft der 1950er und insbesondere den seiner Freundin Dolores Fuller hervorruft.
Doch wie sein grosser Vorbild Orson Welles will auch Wood seine eigene Vision verwirklichen und widmet sich mit unerschöfplichem Tatendrang seinem Film, auch wenn er unzählige Rückschläge erleiden muss. Eines Tages trifft er den ehemaligen Dracula-Darsteller Bela Lugosi, den er verehrt und zu dem er mit seiner aufrichtigen Art bald eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. Er besetzt Lugosi in seinem Film und durch diesen Star bekommt er endlich die nötige finanzierung. Doch auch wenn die Presse seinen Film auslacht, auch wenn ihm die Studios die Tür vor der Nase zuknallen, auch wenn der abgehalfterte und morphinsüchtige Lugosi langsam dahinseicht und auch wenn es das Glück nicht gut mit ihm zu meinen scheint, so macht Wood weiter, bis auch er endlich seinen "Citizen Kane" gedreht hat.
(frei nach Wikipedia)
Schon ab der ersten Minute merkt der Zuschauer, dass Tim Burton dieser Film am Herzen liegt, wenn er uns in der gruseligen Manier alter Horrorfilme in die Geschichte einführt. Sehr bald werden dann auch eine Parallelen zwischen Burton und Wood offensichtlich. Ohne Frage, Burton ist der bei weitem talentiertere Filmemacher als Ed Wood, aber der Grund, warum dieser bis heute Kultstatus geniesst, ist schliesslich die kindliche Freude, mit der er stets seine billigen und naiven Streifen filmte. Und genau das spürt man in Burtons Biographie ebenso. Mit viel Tempo, Energie und Spielfreude inszeniert Burton das ewige Gerangel des Filmemachers mit den geizigen Studiobossen, das wilde Leben in Hollywood und die Faszination an den Gruselfilmen der 30er Jahre, die er selbst ganz offensichtlich teilt. Man fühlt seine eigenen persönliche Erfahrungen, die Burton hier mit humorvollem Blick in die 50er verlegt, und gleichzeitig, wie er unglaublich viel Wert auf Authentizität und zahlreiche gewitzte Anspielungen legt.
So ist Ed Wood vieles in einem. Er ist eine glaubwürdige Reise in die jungen Jahre der Traumfabrik, eine gruselige Hommage an die Zeit von Dracula und co. und eine Charakterstudie eines naiven, engagierten jungen Mannes, der nichts weiter als sich selbst in seinen Filmen verwirklichen möchte. Zusammen mit einem wie immer famosen und bestens aufgelegten Johnny Depp, atmosphärischen Schwarzweiss-Bildern, einem abwechslungsreich-frischen Script und einem Martin Landau als wieder auferstandener Bela Lugosi, der dem Zuschauer in seinem Wechselspiel von tragischer Vereinsamung und düsterer Ehrwürdigkeit mehr als einmal einen Schauer über den Rücken treibt, ist ein Film enstanden, der absurden Humor und menschliches Drama auf höchst unterhaltsame Weise vereint. Bravo!
ca. 8 von 10 Punkten
ca. 8 von 10 Punkten
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3 Kommentare:
Ich mag "Ed Wood" sehr gern! Ein Film, der besonders für Filmfreaks empfehlenswert ist. Johnny Depp, Martin Landau und Bill Murray spielen brillant und witzig. Auch Sprüche wie "I make crap!" o.ä. machen den Film unvergesslich.
Ein tolles Filmerlebnis!
Stimmt, gerade für Filmfreaks ist der Filme eine tolle Sache, allein schon wegen den unzähligen Anspielungen.
Aber eine Frage an dich habe ich dann doch noch... ich meine der Film ist toll und so, aber ist das Grund genug sich Plan 9 tatsächlich im Original anzutun? ^^
Oh ja! "Plan 9 from Outer Space" hat zwar seine sehr langweiligen Stellen (schlimmer ist aber fast "Bride of the Monster", den ich gestern gesehen habe - somit fehlen noch "Glen or Glenda", "Night of the Ghouls" und "Jailbait"), aber man kann sich - besonders bei Gesellschaft - herrlich über die Fehler aufregen. Geh mal auf Wikipedia, da hats so eine Art "Checkliste" der Fehler, die auftauchen.
Aber wie muri in seinem "Plan 9..."-Review ja schon gesagt hat: "Du bist kein Kinofan, wenn Du nicht mindestens einmal Plan 9 from Outer Space gesehen hast!"
Deshalb lass dir gesagt sein: Siehs dir an und hab Spass! Ausserdem ist der ganze Spuk nach 79 Minuten ja schon vorbei.
Es ist natürlich besonders lustig, die Filme zu sehen, wenn man "Ed Wood" gesehen hat und der Wiedererkennungswert so hoch ist. Ich hatte z.B. ein Riesengaudi, als am Anfang Criswell der Wahrsager auftrat. Herrlich!
Und die brillanten Dialoge und hervorragend gespielten Szenen verstehen sich ja von selbst. ;-)
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