Samstag, 5. März 2011

Snowman's Land (Kino Review)



Snowman's Land

Inhalt:

Walter (Jürgen Rissmann) hat Probleme mit seinem Job. Hätte er eine normale Arbeit, wäre es wahrscheinlich kein Problem, mal einen Auftrag zu vermasseln - Walter aber ist Auftragskiller. Der ungeliebte Angestellte wird also von seinem Vorgesetzten für einen "Spezialauftrag" zum Gangsterboss Berger (Reiner Schöne) geschickt, welcher zufälligerweise in einer Villa in den Bergen weit im Osten residiert.
Unterwegs durch endlose Schneewälder trifft Walter seinen alten Bekannten Micky (Thomas Wodianka), ebenfalls auf dem Weg zu Berger. Bald kommt das ungleiche Paar bei der besagten Villa an, nur um zu erfahren, dass der Hausherr nicht zugegen ist. Überhaupt entwickelt sich die Sache ganz anders, als es sich Walter vorgestellt hat.

Kritik:

Schwarzhumorige Komödien über Auftragskiller sind nicht unbedingt die Art von Filmen, für die Deutschland berühmt ist. Als Debüt einen solchen Film zu machen, war also eine ziemlich mutige Entscheidung von Tomasz Thomson, auch wenn oder gerade weil er dafür ein sehr geringes Budget in Kauf nehmen musste. Die geringen finanziellen Mittel merkt man Snowman's Land jedoch kaum an, weshalb Thomson umso mehr Respekt verdient.

Beginnen wir also mit den positiven Aspekten: Sympathisch an Snowman's Land ist sicherlich auch, dass man dem Film anmerkt, wie gut die Stimmung am Dreh war. Die Schauspieler hängen sich so richtig rein und zeigen von Eva-Katrin Hermann über Reiner Schöne bis hin zu Hauptdarsteller Jürgen Rissmann - herrlich atypisch besetzt - überzeugende Leistungen.

Ebenfalls punkten kann Thomson mit einer für ein Erstlingswerk überaus gelungenen Inszenierung. Bereits die Drehorte sind sehr geschickt gewählt, in erster Linie der Hauptschauplatz, Bergers Villa, für die ein leerstehendes Sanatorium im Schwarzwald herhalten musste. Das verwinkelte Gebäude in Kombination mit der mystischen, bedrohlichen Schneelandschaft schafft eine dichte Atmosphäre, die gar Assoziationen mit The Shining weckt. Doch nicht nur das Setdesign, sondern auch die Kamera ist stilsicher und auf hohem Niveau.

Bezüglich dem Genre wird sich der Fan bei Snowman's Land sofort an die Filme von Quentin Tarantino und Guy Ritchie erinnern, und auch eine Prise Fargo ist deutlich zu spüren. Das ist sehr abwechslungsreich, mit einigen unerwarteten Wendungen angereichert und in der deutschen Kinolandschaft ein erfrischend ungewohnter und durchaus eigenwilliger Beitrag. Leider erweist sich Thomson als besserer Regisseur denn Drehbuchautor. Die Dialoge sind manchmal recht klobig, die Erzählstimme führt mehr schlecht als recht durch den Film, und teilweise hängt der Film - vor allem in der zweiten Hälfte scheint sich Thomson etwas verlaufen zu haben, und der Schluss vermag nicht so recht zu überzeugen. Solche Schwächen sind für ein Erstlingswerk jedoch durchaus verzeihbar - sein Potential hat Thomson auf jeden Fall bewiesen.

Snowman's Land ist eine schwarze Komödie in einer weissen Berglandschaft, welche mit einem besseren Drehbuch das Zeug zum Kultfilm vom Format eines In Bruges gehabt hätte. Doch auch so ist ein frisches, unkonventionelles und unterhaltsames Stück Kino dabei herausgekommen.

abgerundet ca. 7 von 10 Punkten

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