Sonntag, 8. August 2010

Locarno - Tag 4



Am 63. Filmfestival Locarno - Samstag, 7. August

Der Samstag stand ohne Zweifel im Zeichen von John C. Reilly. Auch wenn ich die Pressevorführung seines neusten Filmes Cyrus am Freitag nicht besucht hatte, begab ich mich Punkt 11 in den Palazzo Morettini für die Pressekonferenz des Filmes. Schliesslich erschien nicht nur Regisseur Jay Duplass, sondern auch Reilly höchstpersönlich, bekannt als Nebendarsteller aus zahlreichen Filmen wie The Thin Red Line, The Perfect Storm oder Gangs of New York. Vor allem ist er auch ein häufiger Gast in den Filmen von Paul Thomas Anderson (Hard Eight, Boogie Nights, Magnolia) und dieses Jahr Stargast in Locarno. Die Konferenz erwies sich dann auch als eine ausgesprochen heitere Angelegenheit, während der über das Finanzieren von Independentfilmen in Amerika, Improvisieren am Set, geschnittene Szenen und natürlich Locarno gesprochen wurde.

Um 14 Uhr stand für mich die Pressevorführung des belgischen Historienfilmes Beyond the Steppes an, der mich trotz schönen Bildern nicht wahnsinnig begeisterte (Review folgt). Nach einer längeren Filmpause, während der ich die Sonne genoss und im Festivalcenter am Review schrieb, begab ich mich um 19 Uhr ins Rex zu meinem siebten Lubitsch, nämlich den Stummfilm Three Women, wie schon Lady Wintermere’s Fan mit der hinreissenden May McAvoy.


Am Abend war es dann endlich so weit: Mit Cyrus fand meine Premiere auf der Piazza Grande statt. Ich verkalkulierte mich auch gleich, indem ich das schöne Wetter, das Wochenende und die Zugkraft der US-Komödie unterschätzte. So war der Platz bereits gerammelt voll, als ich gut 40 Minuten vor Filmbeginn eintraf. Mit Müh und Not fand ich dann doch noch einen Platz, auch wenn ziemlich weit hinten. Ich war drauf und drann, meinen Stuhl kurzerhand weiter vorne irgendwo hinzustellen, liess es dann aber bleiben, als ich andere Zuschauer sah, die offenbar die selbe Idee gehabt hatten und nun vom zahlreich answesenden Sicherheitspersonal zurechtgewiesen wurden.
Es stellte sich auch sehr bald heraus, dass mein Platz alles andere als schlecht war, da die Projektionsfläche wirklich riesig ist. Highlight waren erst einmal die Portraits von bekannten Regisseuren, die rechts und links an die Häuserfassaden projieziert wurden. Dazu ertönte ein Mash-Up von Soundtracks grosser (vor allem italienischer) Klassiker, wobei gefühlt die Hälfte von Ennio Morricone stammte, der mit Filmen wie Cinema Paradiso und C’era una volta il west vertreten war. Überhaupt, ich könnte mir wenig schönere Dinge vorstellen als die beiden eben genannten Filme an einem warmen Sommerabend auf der Piazza zu sehen.

Um 21:30 begrüsste Festivaldirektor Olivier Pere das Publikum, worauf die beiden Filme des Abends, Cyrus und Rare Exports: A Christmas Tale vorgestellt und die jeweiligen Regisseure auf die Bühne geholt wurden. Ja, sebstverständlich tauchte auch John C. Reilly nochmals auf und liess es sich nicht nehmen, mit den gut 7000 Menschen auf der Piazza eine musikalische Einstimmübung zu machen. Schliesslich begann dann der erste Film (Review folgt). Die Stimmung war ziemlich gut und der Film wurde, soweit ich es mitbekommen, wohlwollend aufgenommen. Den zweiten Film des Abends sah ich mir nicht an, sondern nahm um Mitternacht den Bus nach Gambarongo.

Ich freue mich jedenfalls richtig darauf, am nächsten Donnerstag To be or not to be in dieser Atmosphäre sehen zu können.

Eindrücke:






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