Bis in die 60er Jahre hatte im Westen wohl noch kaum einer je davon gehört, dass die Philippinen eine der produktivsten Filmnationen der Welt waren. Das änderte sich, als es in den 70er zahlreiche amerikanische Produzenten nach Südostasien zog, um dort billige Horror- und Actionstreifen zu drehen. Die Bedingungen waren dazu auch ideal, schliesslich boten die Philippinen eine grosse bestehende Filmindustrie, verlockende Schauplätze, kaum staatliche Richtlinien und vor allem kostengünstige Arbeitskräfte. So entstanden in dieser Phase zahlreiche der sogenannten Exploitation-Filme, die mit allzu leicht durchschaubaren Mitteln versuchten, das Interesse des Zuschauers zu wecken.
In diesem Dokumentarfilm kommen die damaligen Regisseure und Schauspieler(-innen), aber auch Filmhistoriker und -kritiker zu Wort. Augenzwinkernd erzählen sie über diese Blütezeit des B-Movies, streuen Anekdoten ein und können manchmal gar nicht glauben, gewisse Dinge damals wirklich getan zu haben. Ein kickboxender Zwerg ist längst nicht das Skurrilste, das dabei zum Vorschein kommt.
2007 drehten Quentin Tarantino und Robert Rodriguez mit Grindhouse eine Hommage an die Exploitation-Filme der 70er und 80er. Rodriguez hat seither mit Machete noch einmal nachgelegt und es scheint tatsächlich so, als würden sich die trashigen Gewalt- und Erotikstreifen wieder zunehmender Beliebtheit erfreuen. Mark Hartleys Dokumentation Machete Maidens Unleashed! erscheint somit gerade zur richtigen Zeit.
Der Aufbau des Filmes ist grob chronologisch gegliedert und thematisiert nebenbei die Entwicklung des Filmschaffens vor dem Hintergrund der politischen Situation der Philippinen. Die einzelnen Zeitabstände sind wiederum thematisch unterteilt, es werden also in erster Linie die verschiedenen Untergenres und einige ihrer führenden Exponenten vorgestellt. Wir erfahren beispielsweise, dass es im Subgenre Women in prison films eine eigene Richtung der Jungle prison films gibt, welche bevorzugt von Frauen handeln, die in einer diktatorischen Bananenrepublik aus einer sadistischen Gefangenenanstalt fliehen müssen. Kleidung ist in dieser tropischen Hitze selbstverständlich eher überflüssig. So wird etwa The Big Bird Cage mit dem späteren Jackie Brown-Star Pam Grier und vom B-Movie-Meister Roger Corman folgendermassen angepriesen: Women so hot with desire they melt the chains that enslave them!
Neben den beiden oben Erwähnten kommen unter anderem auch John Landis und Sid Haig (The Devil's Rejects) ausführlich zu Wort. Besonders interessant ist der Teil über Apocalypse Now, welcher ebenfalls zu dieser Zeit in den Philippinen gedreht wurde. Die Situierung im Kontext der B-Movie-Industrie wirft dabei neues Licht auf die - bekanntermassen desaströse - Produktionsgeschichte des Filmes. Ansonsten mag Machete Maidens Unleashed! allerdings für Exploitation-Fans abgesehen von der Bedeutung des besonderen Drehortes wenig Neues zu bieten haben. Auch formal sticht der Film nicht heraus, besteht er doch vor allem aus Interviews, die mit einer eineinhalbstündigen Trailerschau der erwähnten Filme unterlegt ist. Wer allerdings in erster Linie den Anspruch hat, einen Überblick im Schnelldurchlauf zu erhalten, ist auf jeden Fall bestens bedient.
Voraussetzung gibt es eigentlich nur eine: Seltsamen Humor. Wer nämlich über diese abstrusen, meistens unfreiwillig komischen Filme, die rosaroten Blutfontänen und Pappmaché-Monster nicht lachen kann, ist ohne Frage fehl am Platze. Auch eine Prise Nostalgie schwingt in vielen Interviews mit, wenn sich derjenige zurückerinnert an die Zeit, als die Filme keine Rechtfertigung brauchten, um die Protagonistin den halben Film mit nacktem Oberkörper herumrennen zu lassen, und als es keine Hemmungen gab, noch so reisserisch um die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu buhlen. Unübertroffen ist zum Beispiel die Tagline von Vampire Hookers:
BLOOD ISN'T THE ONLY THING THEY SUCK!
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