Samstag, 25. September 2010

Fantastic Mr. Fox (Kino Review)



Fantastic Mr. Fox

Fantastic Mr. Fox wurde im Rahmen des 8. Internationalen Festivals für Animationsfilm Baden (Fantoche) gezeigt.

Inhalt:

Mr. Fox (Stimme von George Clooney), seines Zeichens passionierter Hühnerdieb, hat seinen Job seiner Frau (Stimme von Meryl Streep) zuliebe an den Nagel gehängt. Heute arbeitet der "Fuchs von Welt" bei der Zeitung, obwohl er weiss, dass seine Kolumne eh niemand liest. Eines Tages entdeckt Mr. Fox die Anzeige eines leerstehenden Baumhauses und wittert die Gelegenheit, endlich seine Höhle loszuwerden. Er kauft den Baum, obwohl im sein Anwalt, der Dachs (Stimme von Bill Murray), davon abrät. Zufälligerweise liegen nämlich nicht weit davon die Farmen der berüchtigtsten Bauern des Tales, Boggis, Bunce und Bean, welche unter anderem die grösste Hühnerfarm des Landes führen. Doch Mr. Fox führt etwas im Schilde.
Währenddessen gilt sein Sohn Ash (Stimme von Jason Schwarztman) in der Schule als Aussenseiter und versucht vergeblich, seinem intelligenten und sportlich begabten Vater nachzueifern. Keine grosse Hilfe ist dabei Cousin Kristofferson, der für einige Tage zu Besuch kommt und all das zu sein scheint, was Ash nicht ist. Nicht genug, dass er bei den Mädchen beliebt ist und Karate kann, sogar im Schmetterkrachen ist er besser!

Kritik:

Filmemacher Wes Anderson war bisher vor allem bekannt durch skurrile Indiekomödien und seine Zusammenarbeit mit Owen Wilson und Bill Murray. Mit der Verfilmung des Kinderbuches "Der fantastische Mr. Fox" von Roland Dahl liefert er nun seinen ersten Animationsfilm ab. Obwohl diese heutzutage in den meisten Fällen ausschliesslich am Computer und in 3D entstehen, beschloss Anderson, für seinen Film auf die "altmodische" Technik des Stop Motion zurückzugreifen. Dabei wies er die Animatoren an, die Bewegungen der Figuren absichtlich abrupt und sprunghaft statt flüssig und abgerundet zu gestalten. Ausserdem wurde für die Puppen echtes Fell verwendet, welches sich schwer kontrollieren lässt und einen "Windeffekt" zur Folge hat, da sich die Haare bei jeder Berührung etwas verschieben.

Mit einem ähnlichen Anspruch ging Anderson an den Erzählstil des Filmes heran. Statt eines runden und möglichst simplen Spannungsbogens, wie es bei Kinderfilmen fälschlicherweise häufig erwartet wird, erzählen Anderson und sein Co-Autor Noah Baumbach die Geschichte des Mr. Fox voller Tempo, Elan und schrulligen Einfällen. Dazu werden die Bilder überwiegend von keckem Rot, Gelb und Braun dominiert, was dem Film einen tollen Herbst-Look gibt. Die wunderschöne, detailverliebte Gestaltung der Szenen wird dabei von der musikalischen Untermalung ergänzt, die einerseits aus dem fabelhaften Score von Alexandre Desplat besteht, anderseits mit Songs von beispielsweise den Beach Boys und den Rolling Stones punktet. Spätestens hier spürt man auch wieder Andersons typischen Stil.

Die Figur des Mr. Fox - im Original gesprochen von George Clooney - ist irgendwo zwischen der zivilisierten Welt der Menschen und der wilden Natur der Tiere angelegt. Einerseits kleidet er sich stilvoll, ist gebildet und begegnet allen anderen mit einer gewissen Hochnäsigkeit, anderseits kommt immer wieder das Tier in ihm zum Vorschein, sei es auch nur wenn er gierig sein Frühstück herunterschlingt. So ist es überaus erfrischend, in einem Kinderfilm einmal eine Hauptfigur zu sehen, die zahlreiche Fehler begeht und teilweise auch schlicht egoistisch und unmoralisch handelt. Darüber hinaus enthält der Film durchaus einige Szenen, die in der Figur von Mr. Fox einen weit tiefschürfenderen Konflikt aufdecken: Als "gezähmtes" Tier ist er zwiegespalten zwischen seinen Verpflichtungen als Ehemann und Teil der Gesellschaft einerseits, und einem tief verwurzelten Drang nach Wildnis, nach Abenteuer, nach Gefahr anderseits - ein höchst animalischer Trieb, der im Film schlussendlich allen Tieren innewohnt. So gesehen handelt Fantastic Mr. Fox im Grunde von einer Revolution der Tiere gegen die Menschenwelt mit ihren Gewehren, Bauernhöfen und Eisenbahnen. Dies widerspiegelt sich in der turbulenten, ja geradezu anarchistisch anmutenden Inszenierung und kommt am beeindruckendsten in der Szene mit dem Wolf zum Ausdruck. Am Ende ist Andersons Film eine Liebeserklärung an das Wilde und Animalische, das irgendwo doch in uns allen steckt.

ca. 9 von 10 Punkten


Weitere Bilder:














Dieses Review ist erschienen auf OutNow.

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