Da in der Kategorie Appelations Suisse allerlei schweizer Filme der letzten Jahre gezeigt werden, nutzte ich am Morgen die Gelegenheit, Coer animal nachzuholen. Den Abräumer am letzten schweizer Filmpreis hatte ich bei der regulären Kinoauswertung leider versäumt. Es hat sich dann auch definitiv gelohnt, den Film auf Grossleinwand zu sehen, da er die alpine Bergwelt in sehr, sehr atmosphärischen Bildern zeigt. Coer animal ist intensives Schauspielkino weitab dem üblichen heiteren Sonnenschein der hiesigen Fernsehfilme. Schade, kommen die beiden Hauptdarsteller allesamt aus Frankreich. Anschliessend stellte sich die Crew noch den Fragen des Publikums, unter anderem Regisseurin Séverine Cornamusaz und Schauspieler Antonio Buil. Erzählt wurde etwa von der Schwierigkeit, mit nicht dressierten Tieren zu arbeiten, dem Anspruch, das Bergleben naturalistisch wiederzugeben, und Hauptdarsteller Olivier Rabourdins knifflige Aufgabe, sich von einem Pariser Stadtmenschen in einen ungehobelten Hinterwäldler zu verwandeln.
Der Film wurde übrigens im Fevi gezeigt, welches zusammen mit dem La Sala und L’altra Sala am zweiten Festivalcenter im Südwesten Locarnos liegt. Bisher hatte ich mich vor allem bei der Piazza Grande aufgehalten, wo sowohl alle Lubitsch-Filme wie auch die Pressevorführungen gezeigt werden. Ebenfalls auf dem Fevi-Areal finden jeweils die round tables statt, also die öffentlich zugängigen Diskussionen mit den Filmemachern. So war etwa am Mittag das Team von La petite chambre anwesend.
Nachdem ich auf der Piazza Grande zu Mittag gegessen und ein wenig das hiesige Vogelleben beobachtet hatte, ging es wiederum ins Fevi an die Vorführung von Curling, dem neuen Film von Denis Coté, Gewinner des goldenen Leoparden 2005. Passend zur Jahreszeit spielt der Film im eisigen, verschneiten Kanada. Trotz starker Atmosphäre sprang der Funken bei mir nicht ganz über (Review folgt). Am folgenden round table erklärte Coté unter anderem, dass es seine klare Absicht gewesen war, nicht über vage Andeutungen hinauszugehen.
Für mich ging es direkt weiter in die Vorstellung von Prud’Hommes, einem Dokumentarfilm über ein genfer Arbeitergericht (Review folgt). Der Film wurde im La Sala gezeigt, fing jedoch wegen dem grossen Menschenandrang ca eine halbe Stunde zu spät an. Um meinen letzten Zug zu erreichen, musste ich den Film deshalb ärgerlicherweise leider fünf Minuten vor Schluss verlassen.
Das Auditorium FEVI
Fragerunde zu Coer animal
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