Samstag, 25. September 2010

Monsters (Kino Review)



Monsters

Monsters wurde im Rahmen des 63. Filmfestival Locarno gezeigt.

Inhalt:

Vor sechs Jahren: Nachdem in unserem Sonnensystem ausserirdisches Leben entdeckt wurde, schickt die NASA eine Sonde aus, dieses zu erforschen. Unter mysteriösen Umständen stürzt die Sonde bei der Rückkehr über Zentralamerika ab. Wenig später beginnen in dem Gebiet seltsame Lebensformen aufzutreten. Heute: Die "infizierte Zone" erstreckt sich mittlerweile über halb Mexiko, welches unter strenger Quarantäne steht. Die vereinigten Staaten haben an ihrer Südgrenze eine grosse Mauer errichtet, um die Aliens draussen zu halten.
In diesem bürgerkriegsähnlichen Chaos bekommt der Journalist Andrew (Scoot McNairy) den Auftrag, die Tochter seines Chefs (Whitney Able) sicher nach Hause zu bringen. Doch als sie die letzte Fähre verpassen, treffen sie die waghalsige Entscheidung, es auf dem Landweg nach Norden zu wagen. Andrew heuert eine handvoll Söldner an, die sie als Geleitschutz durch den dichten Dschungel führen sollen. Doch reicht das gegen die unbekannte Gefahr, die dort lauert?

Kritik:

Beschäftigt man sich mit Monsters, kommt man nicht umhin, sich mit dessen aussergewöhnlicher Produktionsgeschichte auseinanderzusetzen. Sein Spielfilmdebüt hat Gareth Edwards nämlich für läppische 20'000 Dollar und praktisch im Alleingang auf die Beine gestellt. Ohne Drehgenehmigung, ohne genaues Drehbuch und vor allem ohne richtige Crew hat er sich mit seinen beiden Hauptdarstellern und einem gewöhnlichen Camcorder auf eine Reise durch Mexiko gemacht und gefilmt, wo es eben gerade ging. Danach hat er nicht nur das dabei gesammelte Material mühsam zu einem eineinhalbstündigen Spielfilm zusammengeschnitten, er hat auch sämtliche Visual Effects am Heimcomputer selbst erstellt. Das Resultat: Monsters ist nicht weniger als die wohl bis dato beeindruckendste Behind-the-Cameras-One-Man-Show überhaupt.

Thematisch erinnert der Film stark an District 9, auch wenn Edwards bereits mitten in den Dreharbeiten war, als Neil Blomkamps Überraschungshit anlief. Dennoch unterscheidet sich die Herangehensweise der beiden Filme schlussendlich deutlich: Während District 9 je länger desto mehr sprichwörtlich zu einem Action-Kracher mutiert, täuscht bei Monsters der Eindruck eines actionreichen Science-Fiction-Thrillers, welcher vom Trailer nahegelegt ist. Treffender ist es, den Film als Drama mit sowohl schauerlichen als auch romantischen Elementen zu charakterisieren. So nennt Edwards auch Lost in Translation als einer seiner Hauptinspirationspunkte.

Wirklich viel Handlung hat Monsters tatsächlich nicht zu bieten. Im Zentrum steht viel mehr das Seherlebnis, welches einen die Welt unmittelbar durch die Augen der Protagonisten erfahren lässt. Dank deren frischem, häufig improvisierten Spiel und der dokumentarischen Kameraführung hat man das Gefühl, wirklich dabei zu sein und das Geschehen hautnah zu erleben. In seinem Anspruch, die Geschichte möglichtst realitätsnah zu erzählen, weckt Monsters somit spannende Assoziationen mit den Dogma-Filmen. Nebenbei wird überaus geschickt durch Anspielungen auf aktuelle politische Debatten eine gewisse Tiefgründigkeit geschaffen. So wird das Einwanderungsproblem der USA, aber etwa auch die moralische Fragwürdigkeit von Kriegsreportagen angesprochen. Dies nimmt aber nicht ansatzweise die Dimension der Apartheid-Analogie des erwähnten District 9 an, und doch hilft es Monsters, dem Zuschauer die Konflikte vertraut und realitätsnah erscheinen zu lassen.

Schade nur, dass der Film das Interesse des Zuschauers nicht über die ganze Zeit aufrechterhalten kann und am Ende ein grosses Finale vermissen lässt. Spätestens hier macht sich wieder das begrenzte, beziehungsweise schlicht nicht vorhandene Budget bemerkbar. Dennoch ist Monsters ein reiner Triumph: Ohne vergleichbare Mittel hat Edwards einen Film geschaffen, der Millionenprodukten aus Hollywood in Sachen Kreativität und Innovationslust locker das Wasser reichen kann. Wir sind gespannt darauf, was dieser Mann zustande bringt, wenn er dann einmal auch etwas Geld zur Verfügung hat.

aufgerundet ca. 8 von 10 Punkten

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