Samstag, 27. September 2008

Son of Rambow (Kino Review)



Son of Rambow

Die Briten haben den besten Humor. Das ist nicht nur eine ganz persönliche Meinung, wenn man sich in der Filmwelt ein wenig umschaut, könnte man das beinahe als Tatsache bezeichnen. Egal ob leichtfüssig, satirisch, bissig oder anarchistisch, auf der anderen Seite des Kanals findet man das ganze Coleur und das scheinbar erstaunlich oft in hoher Qualität. Ein allein aufgrund der Romanvorlage schon kultiges Humorfest wurde uns beispielsweise 2005 mit The Hitchhiker's Guide to the Galaxy präsentiert, und nun holt der Vollblut-Brite Garth Jennings zum nächsten Streich aus. Und Son of Rambow legt einmal mehr die Vermutung nahe, dass dieser Mann nur Projekte in Angriff nimmt, die ihm wirklich am Herzen liegen.

England, 1982. Der 11-jährige Will Proudfoot wächst wohlbehütet in seiner religiösen Familie auf und gehört zu den wenigen seiner Gemeinschaft, die überhaupt eine normale Schule besuchen dürfen. Dort lernt er eines Tages den Dauerstörefriede Lee Carter kennen, der sich sehr bald einen Spass daraus macht, den naiven Will auszunutzen. Als dieser bei Lee zuhause eine Raubkopie des (für ihn natürlich strengstens verbotenen) Films Rambo: First Blood zu Gesicht bekommt, ist er völlig aus dem Häuschen und denkt an nichts anderes mehr, als selbst als der Sohn des Rambo(w) an der Seite von Stallone zu kämpfen. Und da kommen die beiden Jungs auf die Idee, mit der Kamera von Lee's Bruder ihre ganz eigene Version des Filmes zu drehen.

Zwei Kinder spielen "Rambo" nach, den Inbegriff von harter, dumpfer, sinnloser Action? Das hört sich nach einer ziemlich schrägen, vielleicht sogar waghalsigen Idee an. Doch Jennings, seines Zeichens auch Drehbuchautor, hat aus dieser Idee einen unglaublich warmherzigen Kinder-, oder besser Familienfilm gemacht, wie man es bei einem Film, der sich um einen Film mit Killermaschiene Stallone dreht, kaum für möglich gehalten hätte. Denn Jennings ging mit so viel offensichtlicher Sorgfalt und Liebe an die Sache, dass man das Endergebnis einfach mögen muss. Im Zentrum stehen da ganz klar die beiden Jungs, welche ausgezeichnet charakterisiert werden. Auf der einen Seite haben wir Will, den stillen, schüchternen und naiven Träumer, der seine von den religiösen Traditionen unterdrückte Kreativität in kleinen, unscheinbaren Dingen wie einer bis zur letzten Seite bekritzelten Bibel auslebt. Auf der anderen Seite haben wir Lee, den klassischen Rumtreiber und Raufbold, der ohne elterliche Autorität oder Liebe aufwächst. Die Konflikte, die aus diesen beiden so unterschiedlichen und doch so verwandten Figuren resultieren, sind in einem solchen Masse glaubwürdig, spassig und herzerwärmend, dass sie jeden irgendwo tief im Innern berühren müssten. Dazu kommt, dass sie hervorragend besetzt wurden und wir dadurch einen weiteren Film geniessen dürfen, der es fertig bringt, das Optimum aus Kinderschauspielern herauzuholen. Somit verleihen diese beiden zentralen Figuren dem Film seine beträchtliche Tiefe und Menschlichkeit, und man darf behaupten, dass er von ihnen lebt.
Viel zum Charme des Filmes tragen auch nicht nur die zeitlosen Lausebub-Elemente der Geschichte bei, sondern auch, dass er über die ganze Breite sehr liebe- und detailvoll gemacht wurde. Nicht zuletzt, dass die Handlung in die 80er verlegt wurde und somit schon heute gewisse nostalgische Sympathien zu wecken vermag.

Schade ist allerdings, dass bei allem Einfallsreichtum der Handlung gerade diese mit der Zeit ein Problem darstellt. Denn die Nebenhandlung mit dem französischen Austauschschüler, an sich klasse eingeführt, wird viel zu sehr ausgereizt. Das führt dazu, dass man sie sehr bald einfach gesehen hat und teilweise sogar als nervend empfindet. Man muss einfach sagen, dass hier eine weitere Nebenhandlung mehr sehr willkommen gewesen wäre. Insgesamt ist die erste Hälfte also die deutlich bessere Hälfte, aber immerhin kann man beruhigend anmerken, dass der Film die Kurve gegen Schluss kriegt und wieder voll aufdreht. Alles andere wäre ja nur schade gewesen.

Und am Ende bleibt die Gewissheit, dass mit Jennings hinter der Kamera genau so ein naiver, verträumter Will Proudfoot sass (man denke nur an die fantastischen Animationssequenzen), der uns voller Lebensfreude und Energie eine Geschichte erzählen will, die etwas universelles hat. Eine Geschichte, die jeden anspricht, egal ob jung oder alt, weil jeder die Kindheitsträume von damals noch in sich trägt. Ein Film für das Kind in jedem von uns.

"Son of Rambow" ist eine sympathische Geschichte über zwei kreative Jungs, die zwar von Fantasie sprudelt, aber in der zweiten Hälfe etwas abflacht. Ein Film, der zeigt: Kino verbindet.

abgerundet ca. 7 von 10 Punkten

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