The Descent - Abgrund des Grauens
Vielleicht haben sie es schon bemerkt, ich bin kein grosser Horrorfan. Dieses Genre, das sich heute immer mehr Beliebtheit zu erfreuen scheint, liegt mir einfach nicht besonders und ich schaue mir relativ wenige Filme dieser Gattung an. Aber ab und zu schadet es auch nicht. Gerade, wenn man so viel Positives hört wie von The Descent.
Einen ganz anderen Eindruck macht hingegen die Inhaltsangabe, welche sich gut in einem Satz zusammenfassen lässt: Auf einer Höhlenwanderung erleben sechs Frauen das pure Grauen. Kurz und knapp. Das stinkt doch meilenweit nach einem weiteren billigen Schlachtfest vom Fliessband, oder nicht?
So viel sei schon mal zu Beginn angemerkt, "The Descent" ist mehr, und doch wieder nicht. Sicher, die Handlung ist nichts aussergewöhnliches und auch das Unbekannte, das in den felsigen Tiefen lauert, haut einen ob Kreativität nicht unbedingt aus den Socken. Doch schon die Charaktereinführungen machen einem klar, dass hier immerhin jemand mit einer gewissen Sorgfalt am Werk war. Nämlich Niel Marshall, Regisseur und Drehbuchautor, welcher uns dieses Jahr Doomsday bescherte. Es ist erfreulich zu sehen, dass sich Marshall mit viel Tatendrang seinen Projekten widmet und man förmlich spürt, dass er den Zuschauer ernst nimmt. Da kann man sogar darüber hinwegsehen, dass man das Grundmuster solcher Filme schon in und auswendig kennt und dass sich Marshall ziemlich freizügig bei Vorbildern bedient, auch wenn er dies oft mit schelmischem Augenzwinkern als Anspielung tarnt, etwa auf Klassiker wie Carrie oder Apocalypse Now.
"The Descent" bietet wenig neues und ist sicher keine hohe Filmkunst. Aber er fesselt. Marshall hat seinen Film so packend inszeniert, dass man vergisst, sich über etwaige Mängel aufzuregen und sich einfach diesem Film hingibt. Unerbittlich treibt er das Tempo in rassigen Schnitten voran, verleiht jeder Actionszene eine beachtliche Wucht, würzt die Luft zwischen den Ereignissen mit düsterer Atmosphäre, spart nicht mit Blut und lässt hinter allem einen klassisch-üppigen Soundtrack dröhnen. Ohne Schabernack jagt er uns durch die Handlung und lässt sich keine Sekunde lang davon ablenken, was er will, nämlich den Zuschauer mitreissen. Was "The Descent" aussergewöhnlich macht, ist seine selten gesehene Konsequenz.
Dabei bleibt er auch recht Mainstream-tauglich. Einige gelungene Schreckmomente, ziemlich ecklige Szenen und viel Blut gibt es zu sehen, und man muss ihn auch nicht unbedingt um zwei Uhr morgens im stockdunklen, totenstillen Haus ansehen, aber der Horror hält sich doch in Grenzen. Insgesamt ist nämlich alles sehr klassisch in Szene gesetzt und somit sozusagen auf eine erträgliche Weise unerträglich. Harte Erwachsenenunterhaltung mit Gruselfaktor halt. Lobend anzumerken ist sicherlich ebenfalls, dass das Schauplatz (der bei einem solchen Film bekanntlich viel ausmacht) gut ausgearbeitet wurde. Die verzweigten Höhlensysteme wirken sowohl düster als auch bedrohlich und sind in ihrer Finsternis trotzdem so ausgeleuchtet, dass Atmosphäre entsteht, der Zuschauer etwas mitbekommt und der Film nicht zu Rätselmarathon wird, wie bei gewissen Uwe Boll-Filmen, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Teilweise vermag der Film sogar klaustrophobische Zustände zu vermitteln, unter anderem durch den geschickten Einsatz von Videokameras.
Erstaunlich an "The Descent" ist, dass er sich in all seiner formalen Diche und filmischen Tempo ziemlich viel Zeit nimmt. Nach einer Rückblende werden zuerst mehr oder weniger eingehend die weiblichen Charaktere präsentiert, übrigens alle passabel gespielt, und auch in der Höhle selbst dauert es doch eine Weile, bis wirklich etwas geschieht. Von Langeweile kann man deshalb noch nicht sprechen, aber etwas mehr Abwechslung wäre vor allem in der ersten Hälfte vielleicht das gewisse Sahnehäubchen auf der gekonnten Inszenierung gewesen. Ebenfalls stark ist das Ende, welches die oberflächliche Story mit einem Hauch von Vielschichtigkeit abschliesst.
Zu Beginn des Filmes sehen wir, wie die Hauptpersonen eine Wildwasserbahnfahrt unternehmen. Schon hier macht Marshall unmissverständlich klar, was er in den nächsten 100 Minuten vorhalt: Er schickt sechs Frauen auf eine mörderische Achterbahnfahrt in die Tiefe und der Zuschauer ist eingeladen, sich mitreissen zu lassen. Und das simple Ziel der Unterhaltung erreicht der Film allemal. Wer einmal Lust auf gut gemachten Nervenkitzel hat; ansehen!
"The Descent" ist ein konsequenter, hervorragend inszenierter und gerade deshalb packender Horrorfilm mit unspektakulärem Inhalt, der mit beinahe schamanenhaftem Kult die Wandlung vom Opfer zur Amazone beschwört.
Dabei bleibt er auch recht Mainstream-tauglich. Einige gelungene Schreckmomente, ziemlich ecklige Szenen und viel Blut gibt es zu sehen, und man muss ihn auch nicht unbedingt um zwei Uhr morgens im stockdunklen, totenstillen Haus ansehen, aber der Horror hält sich doch in Grenzen. Insgesamt ist nämlich alles sehr klassisch in Szene gesetzt und somit sozusagen auf eine erträgliche Weise unerträglich. Harte Erwachsenenunterhaltung mit Gruselfaktor halt. Lobend anzumerken ist sicherlich ebenfalls, dass das Schauplatz (der bei einem solchen Film bekanntlich viel ausmacht) gut ausgearbeitet wurde. Die verzweigten Höhlensysteme wirken sowohl düster als auch bedrohlich und sind in ihrer Finsternis trotzdem so ausgeleuchtet, dass Atmosphäre entsteht, der Zuschauer etwas mitbekommt und der Film nicht zu Rätselmarathon wird, wie bei gewissen Uwe Boll-Filmen, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Teilweise vermag der Film sogar klaustrophobische Zustände zu vermitteln, unter anderem durch den geschickten Einsatz von Videokameras.
Erstaunlich an "The Descent" ist, dass er sich in all seiner formalen Diche und filmischen Tempo ziemlich viel Zeit nimmt. Nach einer Rückblende werden zuerst mehr oder weniger eingehend die weiblichen Charaktere präsentiert, übrigens alle passabel gespielt, und auch in der Höhle selbst dauert es doch eine Weile, bis wirklich etwas geschieht. Von Langeweile kann man deshalb noch nicht sprechen, aber etwas mehr Abwechslung wäre vor allem in der ersten Hälfte vielleicht das gewisse Sahnehäubchen auf der gekonnten Inszenierung gewesen. Ebenfalls stark ist das Ende, welches die oberflächliche Story mit einem Hauch von Vielschichtigkeit abschliesst.
Zu Beginn des Filmes sehen wir, wie die Hauptpersonen eine Wildwasserbahnfahrt unternehmen. Schon hier macht Marshall unmissverständlich klar, was er in den nächsten 100 Minuten vorhalt: Er schickt sechs Frauen auf eine mörderische Achterbahnfahrt in die Tiefe und der Zuschauer ist eingeladen, sich mitreissen zu lassen. Und das simple Ziel der Unterhaltung erreicht der Film allemal. Wer einmal Lust auf gut gemachten Nervenkitzel hat; ansehen!
"The Descent" ist ein konsequenter, hervorragend inszenierter und gerade deshalb packender Horrorfilm mit unspektakulärem Inhalt, der mit beinahe schamanenhaftem Kult die Wandlung vom Opfer zur Amazone beschwört.
aufgerundet ca. 8 von 10 Punkten
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