Donnerstag, 21. August 2008

The Dark Knight (Kino Review)



The Dark Knight

Vor längerer Zeit habe ich mal ein wenig in einem Buch gelesen, das davon handelt, dass die Masse meistens richtig handelt. Die Theorie ist, dass wenn man dem Entscheid der Masse vertraut, man in den meisten Fällen richtig liegt. Davon kann jeder halten, was er will. Gerade im Medium Film hat vieles, nach dem die Massen schrieen, sich als nicht beständig im Angesichts des Wandels der Zeit erwiesen. Doch, bei den ganz grossen Kinoereignissen hat sie sich meist als zuverlässigen Ratgeber erwiesen. Neustes Paradebeispiel: The Dark Knight, der Riesenhit aus den Staaten. 

Nein, ich plaudere hier nichts, gar nichts über die Handlung aus. Ich will nicht für die geringste Minderung des Kinoerlebnisses von irgendjemandem verantwortlich sein. Hier ist es einmal nicht wichtig, irgendetwas über die Story zu wissen, ausser dass Batman und Joker auftreten. Hier ist es wichtig, Regisseur Christopher Nolan zu vertrauen, meinetwegen auch blind. Man wird es nicht bereuen. Je mehr Überraschung, desto besser. Nur etwas halte ich auf jeden Fall erwähnenswert: Nolan, der sich hier wieder mit seinem Bruder Jonathan zusammentut, pflegt es, jedem seiner Filme ein grossen übergreifendes Thema zu Grunde zu legen. Bei Memento war es Erinnerung, bei The Prestige war es Illusion und bei Batman Begins war es die Angst. Bei "The Dark Knight" ist es das Chaos.

Als Filmkritiker, hobbymässig oder nicht, kann man versuchen, die Eindrücke eines Filmes so gut es geht in Worte zu fassen, läuft aber schlussendlich immer die Gefahr, dem Film schlicht und einfach nicht gerecht zu werden. Es gibt jene Filme, da sind Worte überflüssig. Wo man ohne weiteres einen Roman verfassen könnte und schlussendlich doch nichts wichtiges gesagt hat. Wo das Wichtige, das Essenzielle, das Ausschlaggebende sich in einem Wort auf den Punkt bringen lässt: Das Erlebnis.
Erlebnis heisst, die Welt da draussen für eine Zeit zu vergessen. Erlebnis heisst, nach dem Film auf die Uhr zu schauen, sich gleichzeitig wundern, dass er schon vorbei ist, und, dass einem 152 Minuten so lange vorkommen können. Erlebnis heisst, sich mit Leidenschaft der Kunst hinzugeben und danach etwas wie eine unaussprechliche Dankbarkeit zu verspüren. Erlebnis heisst, zu leben.

In dem Sinne kann ich zwar davon schwärmen, wie grandios die Schauspieler, wie unbeschreiblich Heath Ledger, wie bahnbrechend die Actionszenen, wie unglaublich fesselnd und komplex die Story sei, aber es bleibt irgendwie überflüssig. Sie müssen den Film gesehen, am eigenen Leib erfahren haben. Ja SIE, genau sie sind sind angesprochen! Wenn sie immer noch Zweifel haben, weg damit! Man bekommt im Leben nur selten so viel für so wenig Geld geboten. Ich habe es bisher genau drei mal erlebt, dass im Kino applaudiert wurde. Das erste Mal war bei "The Lord of the Rings: Return of King", das zweite Mal bei "Episode 3: Revenge of the Sith" und das dritte Mal... sie haben es erraten.
Man merkt es, ich sprühe förmlich vor Euphorie. Ich sollte wohl versuchen, etwas runterzukommen. "The Dark Knight" ist Vieles. Er ist einer der besten Comicverfilmungen aller Zeiten, einer der besten Actionfilme aller Zeiten, einer der besten Filme des bisherigen Jahrtausends, aber wahrscheinlich ist er bei weitem nicht der dritt-beste Film aller Zeiten. Aber von welchem Film kann man das schon behaupten? Sicher ist, der neue Batman lässt 90% der Filme dieses Jahres neben sich alt aussehen und degradiert sie zu lauwarmer, leicht-verträglicher Durchschnittsunterhaltung. Wer "The Dark Knight" nicht im Kino gesehen hat, verpasst das cineastische Jahr 2008.

"The Dark Knight" ist einer der wenigen Filme, die den Adelstitel "Meisterwerk" verdienen: Niederschmetternd, masslos, unvergleichlich. Und düster. Aber wir wissen ja:

"The night is darkest just before the dawn."

Es geht gar nicht anders als dem Film die Höchstwertung zu geben. 

ca. 10 von 10 Punkten



4 Kommentare:

Alan_Mattli hat gesagt…

Gutes Review. Zwar getrieben von Euphorie (wie du selber anmerkst), aber dennoch informativ, interessant und treffend. Besonders gut find ich übrigens den "Erlebnis"-Teil. :-)
Mir gings im Längenverständnis gleich wie dir: Er ist zwar ein paar Minütchen zu lang (140 o.ä. hättens imho auch getan), aber glechzietig findet mans schade, dass es schon vorbei ist, ist aber ebenso erstaunt, wie lang das jetzt war (Ich meine das im besten Sinne!). Im zweiten Akt hat "The Dark Knight" seine kleinen Längen, macht diese aber locker mit der Anfangsszene (Wow, Wiedergutmachung, BEVOR die Längen eintreten, how cool is that?!) und den Szenen mit dem Joker wett.
Ich bin überrascht und begeistert (auch wenn die Münz-Geschichte etwas an "No Country For Old Men" erinnert, but that's me) und muss - selbst bei 10 möglichen Punkten - halbe Punkte verteilen: 9.5 von 10 Punkten

Jonas hat gesagt…

Danke, und da kann ich zustimmen. Ich nehme an, beim zweiten und objektiveren Betrachten des Filmes werde ich auch noch leicht nach unten korrigieren müssen. Aber darum geht es ja nicht.

Stimmt, das mit der Münze erinnert tatsächlich etwas an No Country, jedoch ist hier die Frage nach dem Huhn und dem Ei denke ich ziemlich klar. ;-) Tow-Face ist glaube ich der einzige alte Batman-Comic, von dem ich mal ein wenig gelesen habe.

Anonym hat gesagt…

Hallo !
Wollte nicht hier vorbeischauen ohne einen Gruß dazulassen.
Komme übrigens (lieber spät als nie!) aus dem Kino und bin absolut begeistert !!!
"The Dark Knight" ist in der Tat einer der besten Filme, und DER beste Batman Film den ich je gesehen habe.
Ich empfehle mich, in der Hoffnung auf eine angemessene Fortzetzung der Batman Reihe
Gehab dich wohl !

Adalira hat gesagt…

Nach Memento und den mir bereits bestens bekannten Lotr-Trilogie wären wir also bei Nr. 3 deiner Liste angelangt.
Ich habe viel über diesen Film gehört, natürlich vor allem wegen Heath, ihn aber nie im Kino angeschaut. Seit Spiderman habe ich ein recht schlechtes Bild von Comicverfilmungen. Vllt. liegt es auch dran, dass ich Comics nicht so mochte als Kind, Bücher waren mir immer lieber.
Dieser Film bewies mir aber, dass nicht alle Comicverfilmungen schlecht sein müssen. Die Story ist unglaublich dicht und überhaupt nicht Hollywood-typisch. Immer wieder überrascht der Film einem mit unerwarteten Wendungen, wie bereits in Nolans Memento.
Ich mag auch die Art, wie der Film an die Heldenthematik herangeht. Es sind hier keine überstilisierten Supermänner am Werk. Jeder hat seine eigenen dunklen Seiten, jeder das Potential, zu Joker zu werden. In dieser Hinsicht ist auch das Ende irgendwie "glaubhafter".
Ein weiteres sehr tolles Element an diesem Film finde ich den schnellen Schnitt. Es macht das Filmerlebnis kürzer als die angegebenen 150 Minuten. Gleichzeitig muss man voll bei der Sache sein, um mit der Story Schritt zu halten, gerade wenn man wie ich die Filme aus Prinzip in der Originalsprache Englisch schaut.
Es gibt definitiv die einen oder anderen Längen, gerade bei Dent hätte man imho auch etwas sparen können. Joker ist hingegen echt unfassbar gut gespielt. Heath hätte echt noch Potential gehabt. Maggie finde ich persönlich eine absolut bezaubernde Schauspielerin, die hier leider nur wenig zur Geltung kam.
Ob der Film wirklich Platz 3 verdient hat, bleibt mal dahingestellt. Sicher ist, dass der Film selbst einen Comicmuffel wie mich mühelos in seinen Bann ziehen konnte.