Mittwoch, 16. Juli 2008

Le Clan des Siciliens (DVD Review)



Der Clan der Sizilianer

Seien wir ehrlich: Wir sind fixiert auf amerikanische Filme. Auf der einen Seite machen die Filme aus den Staaten den grössten Teil des Kinoprogramms aus, auf der anderen Seite bevorzugt man sie sowieso. Sie liegen uns Osteuropäern einfach irgendwie nahe, wir sind in einer von ihnen beeinflussten Kultur aufgewachsen, wir hören und lesen am meisten über die Stars aus Hollywood. Ich könnte sogar so weit gehen und behaupten, dass die meiste Qualität tatsächlich von dort kommt.  Man sollte aber nie vergessen, dass die Amerikaner beileibe nicht die einzigen sind, die gute Filme drehen können. Deutschland hat seine grossen Werke, England sowieso, Italien auch, nicht zu vergessen China. Und natürlich Frankreich. Noch heute beschert es uns in regelmässigen Abständen Meisterwerke wie La Haine oder Amelie Poulain, aber die grosse Zeit des französischen Kinos ist vorbei. Und genau dorthin unternehmen wir jetzt einen kleinen Ausflug, genauer gesagt mit Henri Verneuils Gangsterfilm-Klassiker Le Clan des Siciliens von 1969. 

Die sizilianische Familie Manalese betreibt in einem Pariser Stadtviertel eine Firma für elektronische Spielgeräte und Flipper. Hinter den Kulissen ist sie jedoch in kriminelle Geschäfte verstrickt. Familienpatriarch fortgeschrittenen Alters ist Vittorio Manalese (Jean Gabin), der für die Zukunft seine Rückkehr nach Sizilien als geachteter Bürger plant, woher er als armer Emigrant in seiner Jugend nach Frankreich kam. Zu seiner Familie gehören seine Frau, drei Söhne samt Ehefrauen und ein kleiner Enkel.
Der Familienclan der Manaleses plant nun seinen spektakulärsten Coup. Einer der Söhne Vittorio Manaleses saß mit dem brutalen Polizistenmörder Roger Sartet (Alain Delon) in einer Gefängniszelle und hatte sich mit ihm angefreundet. Da Sartet inzwischen von einem anderen Mithäftling die Pläne für das Sicherheitssystem einer Juwelenausstellung erfahren hat, wird er während einer Überführungsfahrt befreit und soll den Manaleses im Gegenzug zur Hand gehen. Doch der raubeinige Kommissar Le Goff (Lino Ventura) ist ihnen dicht auf den Fersen. 
(frei nach Wikipedia

Viele Worte zu verlieren gibt es gar nicht. Das wichtige lässt sich in einem Satz sagen: "Der Clan der Sizilianer" ist ein in allen Belangen überzeugender Film. 
Henri Verneuil, gebürtiger Marseillaner und ehemaliger Schiffbauer, adaptiert die Romanvorlage gleich selbst und schreibt ein Script über eine Mafiafamilie, drei Jahre vor The Godfahter, und deren grosser Coup. Sogenannte Heist-Movies, Filme die sich um ein einziges Verbrechung und dessen Planung drehen, waren in den 60ern sehr beliebt und sind es ja teilweise noch heute (Inside Man, Jackie Brown, Bank Job). Man könnte sagen, dass dieser Film damals dieses Genre perfektioniert hat. Das liegt sowohl am Drehbuch, welches mit Spannungsaufbau, Charaktere und Dialoge glänzt, an der flotten, vorbildlichen Inszenierung als auch an der Besetzung. Jean Gabin, Alain Delon und Lino Ventura waren damals die grossen Stars des französischen Kinos und treten hier das einzige Mal gemeinsam auf. Zwar mögen die Gesichter heute in Vergessenheit geraten sein, aber die Leistung der drei Grossen bleibt zeitlos. Alain Delon als so kantiger wie erotischer Killer, Lino Ventura als so berechnender wie ungestümer Cop und Jean Gabin als so skrupelloser wie fürsorglicher Familienpatriarch, sie alle tragen den Film auf ihren Schultern und drücken sich durch die meisterlich durchdachte Handlung hindurch gegenseitig die Klinke in die Hand. Dazu kommt die Musik von Gigant Ennio Morricone, die zwar nicht ansatzweise an die Wucht seines Spiel mir das Lied vom Tod-Soundtracks heranreicht und vereinzelt durch einzelne ungeschickte Töne irritiert, jedoch insgesamt das Werk souverän untermalt und abrundet. Schlussendlich mag der Film nicht unbedingt durch grossartige Innovation glänzen, bietet aber über zwei Stunden ungewohnt dichte Spannung, die nur in der zweiten Hälfte kurzfristig etwas abflacht. 

"Le Clan des Siciliens" ist grosses französisches Kino der Extraklasse. Ein beeindruckender, spannender Gangsterfilm, der noch heute sehenswert ist und zu Recht als Klassiker bezeichnet werden darf. 

ca. 9 von 10 Punkten


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