Mittwoch, 16. Juli 2008

Four Brothers (DVD Review)



Four Brothers

Bei der Beerdigung ihrer ermordeten Adoptivmutter treffen die Brüder Bobby, Angel, Jeremiah und Jack wieder in ihrer Kindheitsstadt Detroit zusammen. Die Jungs sind unterdessen zu richtig harten Kerlen geworden und überlassen die Aufklärung natürlich nicht der Polizei. Die Vier finden heraus, dass Gangsterboss Victor Sweet hinter der Ermordung steckt und schwören Rache.

Die Zeit der Blaxploitation-Filme ist eigentlich vorbei, weshalb John Singletons Four Brothers auf den ersten Blick etwas irritieren mag. Im Grunde habe ich aber nichts gegen Retro-Filme im 70er-Stil und die Atmosphäre ist ja auch gut hingekriegt. Doch zuerst kommen mal die negativen Punkte an die Reihe. 

Machen wir es kurz und schmerzlos: Die Handlung ist dünn, die Wendungen vorhersehbar, die Charaktere oberflächlich, die Dialoge ziemlich hölzern. Kurz gesagt: Der Film ist etwas dumm. An sich nicht weiter schlimm, ich gehöre ja zu den Leuten, die auch mal abschalten können. Ich habe nichts gegen dumme Filme. Ich habe etwas gegen unehrliche Filme. Beispielsweise dumme Filme, die behaupten, dass sie nicht dumm wären. Dumme Filme, die so tun, als ob ihre Handlung logisch und nachvollziehbar wäre. Dumme Filme, die sich seriös geben. Denn dann fangen die Probleme an. Darf man zwei wehrlose Menschen erschiessen? Darf man einen 10-jährigen Jungen für einen Mord missbrauchen? Darf man Frauen als reines Objekt behandeln? Fragen, die sich aufdrängen, wenn ein dummer Film sich selbst ernst zu nehmen versucht. Fragen, mit denen ich bei einem dummen Film einfach nichts am Hut haben will. 
Marv darf meinetwegen mit Freude einen Bischof foltern, Leonidas darf meinetwegen mit Genuss Asiaten zerschnetzeln. Nichts dagegen! Denn sie präsentieren sich nicht als realistisch, "Four Brothers" hingegen schon. 

Zu dem relativ schwachen Drehbuch kommen Schauspieler, die einen nicht gerade zu Begeisterungsrufen veranlassen. Mark Wahlberg, mit The Departed zu Recht für den Oscar nominiert, spielt hier einen einschichtigen Prügelknaben, der ausser einem konstant grimmigen Blick nicht viel hergibt. Zu ihm gesellen sich zweit- bis drittklassige Jungtalente, die man vielleicht hie und da schon mal gesehen hat, aber kaum gross in Erinnerung bleiben. 

So düster wie es sich bisher anhört, ist die Sache aber selbstverständlich nicht. Unebenheiten im Drehbuch vermag Singleton mit einer einwandfreien Inszenierung zu glattzubügeln. Die Actionszenen sind nett inszeniert, die Bilder atmosphärisch, das Tempo vorhanden und die Musik ziemlich cool. So kann man sagen, dass der Film doch eine gewisse Spannung hat und deswegen durchaus sehenswert ist. 

Und schlussendlich kommt bekommt er einen kleinen Bonus, da er mit seinem Selbstjustiz-Plot einen modernen Western erzählt, was ihm einen gewissen Stil gibt. Ist ja schliesslich ein Remake. Aber eigentlich hätte ich jetzt mehr Lust auf das Original mit John Wayne und Dean Martin. 

"Four Brothers" erzählt eine klassische Rache-Story in moderner Form neu und nimmt sich dabei so ernst, dass er in moralischer Fragwürdigkeit strandet. Ein sehenswerter Film, von dem nicht allzu viel hängen bleibt. 

ca. 6 von 10 Punkten


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