Donnerstag, 17. Juli 2008

Notes on a Scandal (DVD Review)



Notes on a Scandal

Die über 60-jährige Barbara Covett ist Geschichtslehrerin an der Londoner St.-Georgs-Schule, an der sie nach altmodischen sittenstrengen Methoden ihren Unterricht gestaltet. Sie gilt als hart und ist nicht beliebt, wird aber als Lehrkraft von ihren Kollegen geachtet. Außerhalb der Schule führt sie hingegen ein eher einsames Dasein, ohne Freunde und auch ohne eine eigene Familie. Dies ändert sich, als eines Tages die 37-jährige Kunstlehrerin Sheba Hart an ihre Schule versetzt wird. Die pädagogisch eher unvermögende neue Lehrerin wird sofort von Covett in Augenschein genommen, die durch die genaue Beobachtung der Kollegin und erste Kontaktversuche ihren trüben Alltag zu bereichern versucht. Covett freundet sich mit der unkonventionellen, aufgeschlossenen Kollegin an und fühlt sich stark von ihr angezogen. In einem Gespräch vertraut sich Sheba später Barbara an; sie beklagt das Erlöschen der Leidenschaft in der Beziehung zu Richard, ihrem 20 Jahre älteren Mann, und wünscht sich, dem Dasein als Mutter ihrer Kinder, der 15-jährigen, von Liebeskummer geplagten Polly und Ben, ihrem Sohn mit Down-Syndrom, zu entfliehen.
Als Barbara während einer Schulaufführung beobachtet, wie Sheba mit dem Schüler Steven Conolly schläft, bricht für sie eine Welt zusammen. 
(frei nach Wikipedia

Und wieder einmal ein Britischer Film, der es in sich hat. Die Briten können das halt, Filme machen. Mit Notes on a Scandal (Deutsch: "Tagebuch eines Skandals") begibt sich Regisseur Richard Eyre in die Welt der bürgerlichen Mittel- und Oberschicht. Er reisst dessen heuchlerische Fassade ein und packt das unangenehme Thema der Obsession an. Er erzählt von zwei Frauen, die beide auf unterschiedliche Art besessen sind. Sheba kann ihr unerfülltes Leben als Mutter nicht mehr aushalten und flüchtet in eine neurotische Beziehung mit einem Schüler, dem sie bald hoffnungslos verfällt. Barbara wiederum hat ihr Leben lang ihre Triebe unterdrückt und ist besessen von der Vorstellung, Sheba zu besitzen. Beide leiden sie unter einer Art existenzieller Einsamkeit, einem Durst nach sowohl körperlicher wie auch seelischer Nähe. Daraus ergeben sich hässliche Verstrickungen und Intrigen, die zunächst unter der Oberfläche brodeln, bis sie endlich herausbrechen. Und genau das ist es, was den Film auszeichnet: Mut zur Hässlichkeit. Er wählt nicht die unschuldig scheinende Sheba als Protagonistin, sondern die hässliche alte Hexe. Und durch eine brilliante Darstellung von Judi Dench bleibt der Zuschauer stets hin und her gerissen zwischen Abscheu und Mitleid. Mal hilflos, mal verbittert, bringt sie eine grossartigen Ambivalenz auf die Leinwand, die unterstützt wird durch die zweite Frau im Bunde, die grosse Cate Blanchett. Momentan womöglich die vielseitigste Schauspielerin am Starhimmel Hollywoods, vermag sie hier als betörendes, unsicheres Unschuldslamm zu überzeugen und hat einige wirklich starke Szenen. Im direkten Duell verliert sie jedoch gegen die überpräsente Dench.  

Auch wenn der Film seine innere Spannung nicht über die gesamte Länge aufrecht zu erhalten vermag und von dem Zuschauer einiges an Bereitschaft abverlangt, so runden die saubere Kamera- und Regiearbeit ein interessantes Werk ab, das nicht an der Oberfläche, sondern in seiner intelligenten Art spektakulär ist. 

"Notes on a Scandal" ist ein unangenehmes Psychogramm zweier Frauen, das, weil hervorragend gespielt, lange nachwirkt. 

ca. 8 von 10 Punkten

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