Leider bot das Jahr 2008 nicht nur Highlights und Sternstunden, sondern auch traurige Momente. Von folgenden mehr oder weniger berühmten Persönlichkeiten musste die Geheimschaft der Filmliebhaber Abschied nehmen:
Für den anhaltenden Medienwirbel sorgte, als am 23ten Januar Heath Ledger tot aufgefunden wurde. Der 28-jährige Beau hinterlässt eine Tochter und zahlreiche Fans auf der ganzen Welt. Berühmt wurde Ledger zwar vor allem aufgrund Publikumserfolgen wie "Casanova", The Patriot und "10 Things I Hate About You", er liess sich jedoch nie auf solche Mainstream-Filme festlegen. Erst 2007 verkörperte er Bob Dylan in der Kunstbiographie "I'm Not There" und war 2005 mit "Brokeback Mountain" sogar für den Oscar nominiert. In Erinnerung bleiben wird er der Welt aber wegen seiner letzten Rolle, dem Joker im neuen Batman The Dark Knight. Von den Verschwörungstheorien, wie es sie schon bei "The Crow" gab, kann man halten was man will, fest steht, dass Ledger eine der herausragendsten Leistungen des Jahrzehnts abgibt. Einerseits wurde der Charakter des Jokers im Drehbuch fantastisch geschrieben und ihm mehr Zitate für die Ewigkeit in den Mund gelegt, als man aufzählen kann, anderseits brennt sich dieser Bösewicht auch gerade durch die furiose, schmatzende, animalische und unkontrollierbare Darstellung Ledgers als die Personifizierung des ultimativen Bösen ins Gedächtnis ein. Diese "unstoppable Force" gehört für mich zu den grossartigsten und faszinierendsten Bösewichten der Filmgeschichte. Es wäre Ledger gegönnt, wenn er dafür nachträglich einen Oscar erhielte.
Am 10. Februar verstarb in Arkansas der Schauspieler Roy Scheider. Der 75-Jährige war einer der grossen Stars der 70er Jahre. Er war für zwei Oscars nominiert und wird nicht zuletzt wegen den beiden Meisterwerken Frech Connection und Der weisse Hai in Erinnerung bleiben.
Am 17. März erlag der Regisseur Anthony Minghella einem Schlaganfall. Der gebürtige Brite wurde 54 Jahre alt. Als Regisseur hatte er zwar nur acht Filme gemacht, gewann aber neben Erfolgen wie "Cold Mountain" und "The Talented Mr. Ripley" einen Oscar für The English Patient.
Am 6. April verstarb Charlton Heston. Er wurde 84 Jahre alt. Der einstige Hollywood-Superstar litt schon seit Jahren an Alzheimer und sorgte wegen seines Engagements für die NRA für negative Schlagzeilen. Ob das Interview von Michael Moore in "Bowling for Columbine" unter fairen Umständen stattfand, ist allerdings auch fraglich. Es ist deshalb angebrachter, wenn man sich zurückbesinnt auf das grosse Monumentalkino der goldenen Ära Hollywoods, als Heston in "The Ten Commandements" seinen Durchbruch hatte. Es folgten grosse Filme, 1959 dann der Welterfolg Ben-Hur, welcher ihm einen Oscar verschaffte. Charlton Heston gehörte zu dem vielleicht einzigen Star des alten Hollywoods, der seinen Ruhm in den 70er Jahren mit zahlreichen Katastrophen- und Science Fiction-Filmen sogar noch vergrössern konnte. Er bleibt als grosser Mann in Erinnerung.
Am 27. Mai ging ein weiterer grosser Mann von uns. Sydney Pollack verstarb im Alter von 73 Jahren. Er gehörte zu den bedeutenden Exponenten des 70er-Kinos und war einer der talentiertesten Künstler in Hollywood. Dem Zuschauer blieb er vor allem als Schauspieler in Nebenrollen in Erinnerung, er war jedoch auch als Regisseur, Autor und Produzent tätig. Von Komödien über Dramen bis zu Western drehte er praktisch alles, verlieh seinen Filmen immer einen gewissen intelligenten Unterton und machte Stars wie Robert Redford gross, indem er ihnen den optimalen Freiraum gab. Unvergesslich ist Out of Africa, für den er zwei Oscars erhielt, aber auch Jeremiah Johnson gehörte zu seinen Sternstunden, oder Michael Clayton, wo er als Schauspieler und Produzent fungierte. Ein grosser Künstler tritt ab.
Ein Trauerschrei ging durch die Filmgemeinde, als am 26. September bekannt wurde, dass Paul Newman tot sei. Der Oscarpreisträger wurde 83 alt und war schon Monate krank, als er in seinem Heim in Connecticut verstarb. Newman war nicht nur einer der besten Schauspieler seiner Generation und einer der grössten Stars, sondern auch einer der wenigen, die sich in Hollywood selbst treu blieben. Gerade in heutigen Zeiten der zahlreichen Skandale ist es noch beeindruckender, dass Newman seine ganze Karriere hindurch keinen Anlass für schlechte Presse gab. Er war ein fairer, geordneter Mann, der sich nie irgendwelchen Exzessen hingab, seiner Ehefrau sechs Jahrzehnte lang (!) treu blieb, sich politisch gegen den Kalten Krieg einsetzte und in seinen späteren Jahren sogar seine eigene erfolgreiche Firma gründete, deren Einnahmen er an krebskranke Kinder spendete. Durch eine geschickte Drehbuchauswahl, seine Vielseitigkeit und sein Ehrgeiz brachte es Newman als Schauspieler sehr weit und drehte grosse Filme wie "Der zerrissene Vorhang", "Der Clou", "The Verdict" und "Butch Cassidy und Sundance Kid". Nicht nur wegen seinen berühmten himmelblauen Augen wird er als strahlende Persönlichkeit Hollywoods in Erinnerung bleiben.
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