Sonntag, 11. Januar 2009

Il Ritorno di Clint il solitario (DVD Review)



Il Ritorno di Clint il solitario

Zu der grossen Massen an Italowestern, die schnell und billig produziert wurden, gehört neben Spara, Gringo, spara auch Il Ritorno di Clint il solitario. Der Film des Spaniers Alfonso Balcazar, der die Fortsetzung seines Filmes "Clint el solitario" darstellte, wurde mit dem sperrigen deutschen Titel "Ein Einsamer kehrt zurück" gestraft und fällt dem Filmliebhaber heute höchstens deshalb auf, weil die Namen Ennio Morricone und Klaus Kinski auf der DVD-Hülle stehen.

Handlung:
Der wegen Mordes gesuchte Cowboy Clint kehrt nach fünfjähriger Flucht in die Heimat zurück. Seine Frau Norma bewirtschaftet inzwischen eine Ranch, reagiert aber zuerst abweisend, als Clint zurückkehrt. Auch sein jugendlicher Sohn will nichts mehr mit seinem Vater zu tun haben, den er für einen Feigling hält. Einige Banditen wollen jedoch den Farmern dort das Land abnehmen. Clint versucht sich aus der Auseinandersetzung mit den Ganoven herauszuhalten, weil er seiner Frau versprochen hat, nie mehr Gewalt anzuwenden. Während der gesamten Zeit ist auch der gnadenlose Kopfgeldjäger Scott (Klaus Kinski) hinter ihm her.
(frei nach Wikipedia)

1972 war die Italowestern-Ära eigentich schon wieder vorbei, weshalb "Ein Einsamer kehrt zurück" eher als nachträglicher Beitrag zu diesem Genre zu werten ist. Drehbuchautor Enzo Dorina versucht deshalb, dem Genre eine neue Seite abzugewinnen, indem er es mit den Themen des klassischen Ford-Westerns (The Searchers) vermischt. Nach dem Betrachten der etwa 115 Minuten Filmes muss man sich jedoch ganz klar eingestehen, dass dieses Experiment gescheitert ist.

Hätte man schlicht eine dreckige, actiongeladene Handlung nach dem gewöhnlichen Muster erzählt, wäre die Sache wahrscheinlich besser herausgekommen. Stattdessen wird Clint bemüht als zwischen Vergangenheit, Familie und Pflichtgefühl zerrissene Figur dargestellt. Die Folge sind nicht nur zahlreiche kitschige Momente, sondern auch Klischees en masse. In zahlreichen Szenen sehen wir Clint und seine Frau, die sich mit bedeutungsschwangerem Blick ansehen, während sich die Musik emporschwingt, kombiniert mit ultrastarken Zooms auf die Augen und Sätzen wie "es ist viel zeit vergangen". Doch im Gegensatz zu Spiel mir das Lied vom Tod sprechen die Blicke hier keine Bände, der Zuschauer kann nicht auf eine bedeutende Vorgeschichte zurückgreifen und es gibt nichts, was man mit dieser Melancholie ausdrücken möchte.

Dass Clints Sohn in seiner ewigen Übereifrigkeit und seine kleine Tochter, die natürlich immer schön naive und bedeutende Fragen stellt, mehr nerven als berühren, versteht sich da fast schon von selbst. Es kommt also eine Art Kettenreaktion in Gang, da die Familiengeschichte nicht funktioniert und dem Helden keine Legitimierung seines Handelns gibt. Da kann Italowestern-Star George Martin auch nicht mehr viel ausrichten, so oft er auch grimmig in die Kamera blickt und mit entblösster Brust (unglaublich, dass ein solches Fell damals als "männlich" galt!) durch die Gegend gallopiert.

Der Rest des Filmes besteht eigentlich aus Szenen, in denen das schlitzohrige und mit allen möglichen schlechten Eigenschaften ausgestattete Banditen-Trio die Farmer tyrannisiert und Clint proviziert, bis dieser schlussendlich zur Waffe greifen muss. Dies erinnert mehr als einmal an Sam Peckinpahs grandiose Gewaltstudie Straw Dogs, die ein Jahr zuvor erschienen war. Ob gewollt oder nicht - dieser Aspekt schafft schlussendlich doch eine gewisse Spannung. Man muss dem Film nämlich zugute halten, dass er durch das Verflechten von mehreren Interessensparteien, den netten Landschaftsaufnahmen und gekonnt inszenierten Actionszenen die absolute Langeweile effizient vorbeugt und sich bald auf einem gemächlichen Niveau der seichten Unterhaltung einschauckelt, gegen Ende sogar teilweise richtig gut wird. Und dann ist da schliesslich noch Klaus Kinski. Er hat leider wenig Leinwandzeit und spielt lediglich seine Rolle aus Il Grande Silenzio ein zweites Mal, entfaltet aber eine gewisse Grundpräsenz, die dem Film sehr zugute kommt.

"Ein Einsamer kehr zurück" ist ein ziemlich schlecht geschriebener Italowestern, der trotz übermässigem Kitsch dank Klaus Kinski und Ennio Morricone gerade noch sehenswert ist. Für Genrefans.

ca. 4 von 10 Punkten


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