Sonntag, 25. Januar 2009

The Crow (DVD Review)



The Crow

Zu den stilbildensten und berühmt-berüchtigtsten amerikanischen Filmereignissen der 90er gehört ohne Zweifel The Crow von Alex Proyas (I, Robot). Die Verfilmung des gleichnamigen Graphic Novels wurde nicht nur unter Gothic- und Punk-Fans Kult, was nicht zuletzt mit dem Tod des Hauptdarstellers Brandon Lee während den Dreharbeiten zusammenhängt.

Handlung:
Nach einer alten Legende wurden die Seelen Verstorbener von einer Krähe in das Reich der Toten gebracht. Wenn allerdings etwas sehr Tragisches mit den Verstorbenen passiert war, und die Seelen keine Ruhe fanden, konnte die Krähe die Toten auch wieder ins Diesseits zurückbringen. Solch eine Tragödie erleben der Gitarrist Eric Draven und seine Verlobte Shelly Webster. Sie werden in der sogenannten „Teufelsnacht“, in der in der gesamten Stadt geplündert und gebrandschatzt wird, von einer Gang überfallen. Hilflos muss Eric mitansehen, wie seine Verlobte vergewaltigt und schwer misshandelt wird, ehe er selbst sterben muss. Sie stirbt einige Stunden danach im Krankenhaus. Ein Jahr später wird Eric Draven von einer Krähe wiedererweckt und beginnt, durch den Schutz der Krähe nun nahezu unverwundbar, sich an den Mördern zu rächen.
(frei nach Wikipedia)

Wie bei vielen hochgejubelten Hollywoodwerken der 80er und frühen 90er handelt es sich auch bei "The Crow" ganz klar nicht um das erhoffte Meisterwerk. Dass der Film viele Stärken hat, kann man ihm aber ebenfalls nicht absprechen.
Gewiss, der Zuschauer benötigt eine Weile, um sich in die comichafte Welt der Krähe hineinfühlen zu können. Doch dann überzeugen sehr bald das düstere Setting, die tollen Kamerafahrten und die mit aufwändiger Lichtführung und Raucheffekten erzeugte Atmosphäre. Auch in Sachen Visual Effects gefällt der Film, bietet er doch für diese Zeit erstaunlich solide Computereffekte, etwa makellose digitales Compositing. All dies macht "The Crow" allein schon zu einem recht beeindruckenden Filmerlebnis, verdient sogar anhand des eher bescheidenen Budgets viel Lob, und in den Szenen mit dem Cop kommt sogar echtes modernes Film Noir-Feeling auf.

Das eigentliche Problem liegt schlussendlich beim Drehbuch. Zwar wurde etwa die Superhelden-Geburtsszene der Krähe sehr cool umgesetzt und auch ansonsten wartet der Film immer wieder mit richtig starken Szenen auf, es gelingt ihm jedoch nicht, diese zu einem wirklich stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Zu sehr wiederholen sich die Racheakte, zu sehr ist der Storyverlauf vorhersehbar, zu wenig tiefgreifend werden die Figuren behandelt. Langweilig ist der Film deswegen natürlich noch lange nicht, im Gegenteil: Was Alex Proyas da abliefert, ist unterhaltsam, blutig, dreckig und recht spannend. Er kommt dabei aber erzählerisch leider praktisch nie über das durchschnittliche Hollywood-Niveau hinaus. Das, wie gesagt, liegt vermutlich am Drehbuch, denn aus Proyas Inszenierungsstil kann man sehr viel mehr herausholen, wie der vier Jahre später erschienene Dark City eindrücklich beweist. Grundsätzlich wäre es vielleicht ratsam gewesen, wenn man sich auf allen Ebenen etwas mehr darauf besinnt hätte, dass sich James O'Barr, der Autor des Comics, vor allem durch die Musik von Joy Division (Control) inspirieren liess.

Ein besonders auffälliger Negativpunkt sind die leider sehr einseitig gelungenen Bösewichte, welche mit ihrem Over-acting und klischeehafter Charakterisierung 0815-Ware darstellen, wie man es aus dieser Zeit tausend Mal gesehen hat. Nicht einmal der Oberbösewicht vermag gross zu überzeugen, weil er weder eine prägnante Charakterisierung, noch eine interessante Motivation zu bieten hat. Genug Coolness versprüht er gerade noch, immerhin.
Grundsätzlich fehlt es dem Film an Gegenpolen für die Krähe. Es bräuchte einfach einen richtig guten Gegenspieler, wie es sich für einen Comic gehört. Deswegen bekommt man den Eindruck, dass sich der ganze Film etwas zu sehr um Eric und seine Leiden dreht, ohne dass äusserlich eine vollständig packende Handlung in Fahrt käme. Vielleicht ist aber auch gerade dies der Grund für der enorme Kult um den Film?

Hauptdarsteller und Legende Brandon Lee scheint zu Beginn nicht viel mehr als einen nackten Oberkörper, Coolness und ein Gesicht, das die jüngeren weiblichen Zuschauer begeistert, zu bieten haben, schafft es jedoch, je länger je mehr zu überzeugen. Leider ist seine Rolle etwas uninteressant, weil man als Zuschauer sehr bald einmal aufgrund seiner Unsterblichkeit keine Gefahr mehr zu fürchten hat. Freilich, das Konzept geht dennoch auf. Es gelingt, den Zuschauer vor allem gegen Schluss emotional an Erics Schicksal zu binden, etwa durch die Flashbacks, mögen sie auch zu videoclip-artig und überstilisiert geraten sein.
Nicht übergehen kann man natürlich den Punkt, dass Hauptdarsteller Lee wie erwähnt während den Dreharbeiten tragischerweise aufgrund eines Unfalls verstarb. Die Frage ist jedoch, ob der Hype, der danach veranstaltet wurde, dem Film auch gerecht wird? Eher begrenzt. "The Crow" ist gewiss ein unterhaltsamer Fantasyfilm mit cool-düsterem Look, es fehlt ihm jedoch an Tiefe und erzählerischer Dichte, um einen wirklichen Meilenstein darzustellen. Umso störender ist die Tatsache, dass auf der DVD in reisserischen Phrasen mit dem Unfall geworben wird - als wäre den Machern jedes noch so geschmackslose Mittel recht, um noch den letzten Cent aus dem Hype zu quetschen. Es ist hingegen keine Frage, dass dieser Film für Lee das Sprungbrett für eine möglicherweise grosse Karriere dargestellt hätte. Trotzdem, er spielt längst nicht in der selben Liga mit wie der ebenfalls verstorbenen Heath Ledger, welcher in The Dark Knight als Joker begeisterte. Trotz selber Frisur und selbem Make-Up.

"The Crow" ist ein derber Rachethriller im Hollywood-Stil der 90er, der durch seinen Comic-Look und seine düstere Atmosphäre überzeugt, teilweise aber auch allzu offensichtlich die Wünsche der Rocker-, Gothic- und Punkkultur befriedigen möchte.

ca. 7 von 10 Punkten


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