Die Brücke nach Terabithia
Es ist kein Geheimnis, dass viele Projekte der aktuellen Fantasy-Welle im Kino lediglich darauf aus sind, an den grandiosen Erfolg von "The Lord of the Rings" anzuknüpfen. Tatsächlich funktioniert dies auch meistens, indem Filme wie The Chronicles of Narnia, Eragon oder The Golden Compass solide Gewinne verbuchen können. Auch Bridge to Terabithia, die Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuches von Katherine Paterson, war alles andere als ein Flop. Trotzdem kann der Film, der bei uns gar nicht erst in den Kinos zu sehen war und generell kaum wahrgenommen wurde, als ein Opfer seiner eigenen Marketingstrategie bezeichnet werden.
Der elfjährige Jesse wird in seiner Familie gegenüber seinen vier Schwestern von seinen Eltern vernachlässigt. Auch in der Schule ist er ein Außenseiter und hat keine richtigen Freunde. Als schnellster Läufer seiner Klasse will er sich bei seinen Mitschülern Anerkennung verschaffen, was nicht gelingt, denn seine neu zugezogene, gleichaltrige Nachbarin Leslie läuft schneller als er und gewinnt das wichtige Rennen. Obwohl sich beide zunächst gar nicht verstehen, schafft es Leslie, auch sie an der neuen Schule eine Außenseiterin, sich mit Jesse anzufreunden. Leslie besitzt eine überschäumende Phantasie und entdeckt Jesses geheim gehaltene Leidenschaft für die Malerei. Gemeinsam schaffen sie sich im nahegelegenen Wald ein Phantasiereich, dass sie Terabithia nennen.
(frei nach Wikipedia)
Mit Filmtrailern ist das so eine Sache. Es gibt darunter sehr gelungene, welche die Stimmung des beworbenen Filmes optimal in drei Minuten einfangen. Oft genug erzählen sie aber auch schon viel zu viel der Handlung und nicht selten haben sie es auf dem Gewissen, dass ein guter Film völlig verkehrt wahrgenommen wurde.
Bei "Die Brücke nach Terabithia" beginnt die Katastrophe schon bei der DVD-Hülle. Zu sehen sind zwei Kinder, umgeben von allerlei Fantasykreaturen und fantastischen Orten. Auch der Trailer macht den Eindruck, als ob man einen weiteren Narnia-Teil unter anderem Titel gedreht hätte. Dies stimmt insofern, dass man beim Sehen tatsächlich einige Parallelen zu C. S. Lewis' Kinderbuchklassiker spürt, täuscht jedoch über die Tatsache hinweg, dass "Die Brücke nach Terabithia" die Akzente völlig anders setzt.
Der Film von Regisseur Gabor Csupo präsentiert sich nämlich viel weniger als Fantasyspektakel, denn als einfühlsames Jugenddrama. Anders als etwa bei Pan's Labyrinth ist zu jedem Zeitpunkt klar, dass sich die beiden Kinder ihre Fantasiewelt lediglich ausdenken, um dem oftmals nicht einfachen Alltag zu entkommen. Ohne grossen Anspruch auf Innovation und Brillanz im Detail, aber doch differenziert, wird dargestellt, wie sich Jesse sowohl in seiner Schule wie zu Hause ausgestossen fühlt und nur zu seiner Nachbarin Leslie wirklich Kontakt findet. Die beachtliche Leistung des Filmes ist, dass er zu keinem Zeitpunkt zu viel will und stattdessen mit seiner ruhigen und ehrlichen Art dem Zuschauer die Konflikte der Hauptperson nahe bringt.
Dazu kommt, dass die beiden Kinder mit Josh Hutcherson und AnnaSophia Robb (Charlie an the Chocolate Factory) sehr gut besetzt sind und die gezielt und sparsam eingesetzten Spezialeffekte von der Firma Weta Digial einwandfrei überzeugen. Somit ist gewiss kein herausragender Film entstanden; aber einer, der als eigenständiges, sehr persönliches Drama mit berührenden Momenten Aufmerksamkeit verdient.
"Die Brücke nach Terabithia" ist ein gutes Beispiel, wie man einen einen schönen, eingängigen Kinderfilm durch verfehltes Marketing verunstalten kann.
ca. 7 von 10 Punkten
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