Il Grande Silenzio
Vor langer Zeit da war einmal die grosse Zeit der Italowestern. Mit Per un pugno di dollari erfunden, mit Per qualche dollaro in più perfektioniert, wurde das Genre der rauen Revolverhelden auch durch die Filme von Sergio Corbucci bereichert. Neben Django ist sein wohl berühmtester Film Il Grande Silenzio, mit dem wohlklingenden deutschen Titel Leichen pflastern seinen Weg.
Handlung:
Winter 1896. In dem kleinen Dorf Snowhill in Utah sorgt das raue Wetter für Hunger und Not. Die Ärmsten beginnen aus der Not heraus zu stehlen und zu überfallen. Dadurch werden sie zu Gesetzlosen, die sich in den Bergen verstecken müssen, weil auf sie ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Während die Menschen leiden, wird das Dorf zu einem Paradies für Kopfgeldjäger, denen die als gesetzlos geltenden Armen kaum etwas entgegenzusetzen haben.
Als der Ehemann von Pauline dem skrupellosen Kopfgeldjäger Loco (Klaus Kinski) zum Opfer fällt, heuert sie den stummen Silence (Jean-Louis Trintignant) an, um Loco zu töten.
(frei nach Wikipedia)
Wie in jedem Genre gibt es auch beim Italowestern viel Schrott. Vielleicht gibt es hier sogar überdurchschnittlich viel, da viele italienische Produktionen kaum über das B-Niveau hinauskamen. Das Problem, das man jedenfalls häufiger antrifft, ist eine fehlende spannende Handlung. Und dies ist auch gleich der erste Punkt, wo man "Il Grande Silenzio" loben darf. Seine Story ist kein Krimi und sicher längst nicht so hammerhart professionell strukturiert wie ein Hitchkock, aber trotzdem ziemlich spannend. Corbucci, zusammen mit seinem Bruder Bruno und einigen anderen auch am Drehbuch beteiligt, lässt die Erzählstränge der drei Hauptpersonen - Silence, Loco und Sheriff Burnett - parallel laufen und wechselt natürlich auch in obligatorische Rückblenden. Dies gibt dem Film schonmal einen bemerkenswerten Abwechslungsreichtum und verhindert, dass jemals etwas wie Langeweile aufkommen könnte.
Wie in jedem Genre gibt es auch beim Italowestern viel Schrott. Vielleicht gibt es hier sogar überdurchschnittlich viel, da viele italienische Produktionen kaum über das B-Niveau hinauskamen. Das Problem, das man jedenfalls häufiger antrifft, ist eine fehlende spannende Handlung. Und dies ist auch gleich der erste Punkt, wo man "Il Grande Silenzio" loben darf. Seine Story ist kein Krimi und sicher längst nicht so hammerhart professionell strukturiert wie ein Hitchkock, aber trotzdem ziemlich spannend. Corbucci, zusammen mit seinem Bruder Bruno und einigen anderen auch am Drehbuch beteiligt, lässt die Erzählstränge der drei Hauptpersonen - Silence, Loco und Sheriff Burnett - parallel laufen und wechselt natürlich auch in obligatorische Rückblenden. Dies gibt dem Film schonmal einen bemerkenswerten Abwechslungsreichtum und verhindert, dass jemals etwas wie Langeweile aufkommen könnte.
Überhaupt muss man den Inhalt von "Il Grande Silenzio" loben, weil er so unkonventionell wie klassisch ist. Klassisch ist er natürlich im ganzen Aufbau, in der Darstellung der Rollen von Frauen, Banditen oder reichen Bürgern und den Actionszenen. Unkonventionell ist er deshalb, weil er etwas zu sagen hat. Für Corbucci sind nicht nur die Kopfgeldjäger an sich ein Thema, sondern auch ihre gesellschaftlichen und politischen Ursprünge. So ist stets das Recht in der Form des Sheriffs präsent, jedoch sind ihm die Hände gebunden, weil das unmenschliche Handeln der Kopfgeldjäger legal ist. Insgesamt muss man festhalten, dass der Film zwar - wie es sich für einen richtigen Italowestern gehört - sehr wohl brutal und schonungslos ist, jedoch am Ende eine sehr humane und interessante Botschaft vermittelt. Somit ist er einer der wenigen ethisch korrekten Filme dieses Genres.
Das Augenfälligste und Berühmteste am Film ist aber natürlich die Inszenierung. Spielte "Django" in einer heruntergekommenen Kleinstadt, so trifft das auch auf "Il Grande Silenzio" zu, mit dem grossen Unterschied, dass die Stadt nicht im Schlamm, sondern im Schnee versinkt. Die weisse Masse ist das Markenzeichen des Filmes und Corbucci hat hier schlicht fantastische Arbeit geleistet. Gleich zu Beginn sehen wir einen einsamen Reiter in einem Meer von Weiss, von dem nur die Konturen erkennbar sind. Von da an wechseln die Bedingungen von klarem, eiskaltem Sonnenschein bis zu dichten Schneestürmen am Rande der Sichtlosigkeit. Mit gekonnten Kulissen und gedämpft-bräunlichen Farben dazu hat es Corbucci geschafft, die Kälte für den Zuschaur förmlich spürbar zu machen, was "Il Grande Silenzio" zu einem der der atmosphärischsten Western überhaupt emporhebt. Schuld daran ist auf jeden Fall auch Ennio Morricone, dessen meisterhafte Filmmusik das Geschehen untermalt.
Ebenfalls aussergewöhnlich ist an dem Film die Hauptperson und sein Gegenspieler. Silenzio schweigt nicht wie Clint Eastwood aus cooler Überlegenheit, sondern weil ihm als Kind die Kehle durchgeschnitten wurde. Er ist ein Krüppel, ein gesellschaftlicher Aussenseiter, der durch das Land zieht und zu keinen sozialen Interaktionen in der Lage ist. Ausserdem ist er auch nicht einfach "gut", sondern trotz ehrenhaften Absichten in seiner Vorgehensweise schonungslos und hinterhältig, wodurch er dann auch die Saat seiner Gewalt ernten muss. Gespielt wird er bemerkenswert von Jean-Louis Trintignat, welcher ihn ambivalent verletzlich und stark erscheinen lässt.
Im Gegensatz dazu ist die Figur des Kopfgeldjägers Loco einfach nur böse. Es ist purer Genuss, dem grossen Klaus Kinski zuzusehen, wie er seinen Bösewicht mit unglaublicher Boshaftigkeit und bestialischer Schläue verkörpert. Hier stimmt jede Geste, jede Mimik drückt so kühl kalkulierte wie animalische Gefahr aus. Somit bietet "Il Grande Silenzio" eine tolle Inszenierung, zwei faszinierende Hauptdarsteller und dazu eben noch einen interessanten Inhalt. Es ist sicher kein Film für dem Western nicht Vertraute und Freunde des simplen Gutmenschenkinos.
In dem Sinne war Corbucci hier mit einiger Konsequenz und dem spürbaren Willen, dem Zuschauer etwas zu erzählen, am Werk. Inhaltliche Schwächen sind natürlich trotzdem einige vorhanden, was von etwas unnötigen Klischees und einer dürftigen Laufzeit bis zu zeitweiliger Vorhersehbarkeit reicht. Trotzdem. Das Drehbuch muss man deshalb so loben, weil es der hervorragenden Inszenierung zumindest beinahe gerecht wird. Dies ist dann schlussendlich auch der ausschlaggebende Grund, warum "Il Grande Silenzio" besser ist als "Django": Weil er hinter optischen und schauspielerischen Glanzleistungen eben noch etwas mehr zu bieten hat.
"Il Grande Silenzio" ist ein fesselnder, unangenehmer Film, der auf erzählerischer Ebene nicht völlig überzeugt, hingegen mit einmaligen Bildern und einem furiosen Klaus Kinski auftrumpfen kann. Einer der besten Italowestern überhaupt.
ca. 9 von 10 Punkten
Das Augenfälligste und Berühmteste am Film ist aber natürlich die Inszenierung. Spielte "Django" in einer heruntergekommenen Kleinstadt, so trifft das auch auf "Il Grande Silenzio" zu, mit dem grossen Unterschied, dass die Stadt nicht im Schlamm, sondern im Schnee versinkt. Die weisse Masse ist das Markenzeichen des Filmes und Corbucci hat hier schlicht fantastische Arbeit geleistet. Gleich zu Beginn sehen wir einen einsamen Reiter in einem Meer von Weiss, von dem nur die Konturen erkennbar sind. Von da an wechseln die Bedingungen von klarem, eiskaltem Sonnenschein bis zu dichten Schneestürmen am Rande der Sichtlosigkeit. Mit gekonnten Kulissen und gedämpft-bräunlichen Farben dazu hat es Corbucci geschafft, die Kälte für den Zuschaur förmlich spürbar zu machen, was "Il Grande Silenzio" zu einem der der atmosphärischsten Western überhaupt emporhebt. Schuld daran ist auf jeden Fall auch Ennio Morricone, dessen meisterhafte Filmmusik das Geschehen untermalt.
Ebenfalls aussergewöhnlich ist an dem Film die Hauptperson und sein Gegenspieler. Silenzio schweigt nicht wie Clint Eastwood aus cooler Überlegenheit, sondern weil ihm als Kind die Kehle durchgeschnitten wurde. Er ist ein Krüppel, ein gesellschaftlicher Aussenseiter, der durch das Land zieht und zu keinen sozialen Interaktionen in der Lage ist. Ausserdem ist er auch nicht einfach "gut", sondern trotz ehrenhaften Absichten in seiner Vorgehensweise schonungslos und hinterhältig, wodurch er dann auch die Saat seiner Gewalt ernten muss. Gespielt wird er bemerkenswert von Jean-Louis Trintignat, welcher ihn ambivalent verletzlich und stark erscheinen lässt.
Im Gegensatz dazu ist die Figur des Kopfgeldjägers Loco einfach nur böse. Es ist purer Genuss, dem grossen Klaus Kinski zuzusehen, wie er seinen Bösewicht mit unglaublicher Boshaftigkeit und bestialischer Schläue verkörpert. Hier stimmt jede Geste, jede Mimik drückt so kühl kalkulierte wie animalische Gefahr aus. Somit bietet "Il Grande Silenzio" eine tolle Inszenierung, zwei faszinierende Hauptdarsteller und dazu eben noch einen interessanten Inhalt. Es ist sicher kein Film für dem Western nicht Vertraute und Freunde des simplen Gutmenschenkinos.
In dem Sinne war Corbucci hier mit einiger Konsequenz und dem spürbaren Willen, dem Zuschauer etwas zu erzählen, am Werk. Inhaltliche Schwächen sind natürlich trotzdem einige vorhanden, was von etwas unnötigen Klischees und einer dürftigen Laufzeit bis zu zeitweiliger Vorhersehbarkeit reicht. Trotzdem. Das Drehbuch muss man deshalb so loben, weil es der hervorragenden Inszenierung zumindest beinahe gerecht wird. Dies ist dann schlussendlich auch der ausschlaggebende Grund, warum "Il Grande Silenzio" besser ist als "Django": Weil er hinter optischen und schauspielerischen Glanzleistungen eben noch etwas mehr zu bieten hat.
"Il Grande Silenzio" ist ein fesselnder, unangenehmer Film, der auf erzählerischer Ebene nicht völlig überzeugt, hingegen mit einmaligen Bildern und einem furiosen Klaus Kinski auftrumpfen kann. Einer der besten Italowestern überhaupt.
ca. 9 von 10 Punkten
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