Sonntag, 5. Oktober 2008

Match Point (DVD Review)



Match Point

Im Jahr 2005 legte Regieveteran Woody Allen seinen 39ten Film Match Point vor, mit dem er etwas frischen Wind in sein Werk bringen wollte. Dazu gehört, dass der Film komplett in London (statt New York) spielt und der Meister selbst nicht vor der Kamera zu sehen ist.

Chris Wilton, der aus einfachen irischen Verhältnissen stammt und seine mittelmäßige Karriere als Tennisprofi aufgegeben hat, kommt nach London, um als Tennislehrer in einem exklusiven Club zu arbeiten. Dabei schließt er Bekanntschaft mit dem reichen Tom Hewett, der einer Industriellenfamilie entstammt und Mitglied der Londoner High Society ist. Beide schwärmen gleichermaßen für italienische Opernmusik – Aufnahmen u.a. mit Enrico Caruso bilden den Soundtrack – und bald wird Chris zum gerne gesehenen Gast im Haus der Familie Hewett. Den Vater beeindruckt Wilton durch ein Gespräch über Dostojewski, außerdem verliebt sich Toms Schwester Chloe nach einer Tennispartie in ihn. Sie vereinbaren ein Treffen in der Saatchi Gallery, gehen ins Kino, und nachdem Chris sie küsst, entspinnt sich zwischen ihnen eine Liebesbeziehung. Doch bei den Hewetts lernt Chris außerdem die schöne, aber erfolglose amerikanische Schauspielerin Nola Rice kennen, die mit Tom verlobt ist. Ihre aggressive Erotik trifft auf das Begehren des Tennisspielers, der mittlerweile Chloe geheiratet hat und durch die Beziehungen des Stiefvaters ein teures Leben führen kann.
(frei nach Wikipedia)

Was man bei einem Film von Woody Allen wohl immer als erstes loben muss, ist das Drehbuch. Man bemerkt sofort, dass dieses von meisterhafter Hand geschrieben wurde und das ist sicherlich die grösste Stärke des Filmes. Es besticht durch äusserst feine Charakterzeichnung, tiefgreifende Dialoge, eine saubere Handlungsabfolge und einem Spannungsbogen, der sich mit der Zeit immer mehr zuspitzt. Es ist diese zielstrebige Art, dieses kompromisslose Vorwärtschreiten, die Tatsache, dass man den Eindruck hat, dass in diesem Film nichts wirklich überflüssig ist, welche "Match Point" auszeichnet. Von daher ist es ein von dem Aufbau her sehr klassischer und gerade deshalb spannender Film. Die Handlung erinnert stark an Literatur aus dem 19ten Jahrhundert und an die alten griechischen Sagen, und wurde zwar beinahe als Oper (rein klassicher Soundtrack), aber dennoch modern umgesetzt. Das bedeutet, dass die Grundstory überhaupt nichts neues ist, aber trotzdem schlicht zu unterhalten vermag. Zumindest, wenn Feinarbeit von jemanden wie Woody Allen geliefert wurde.

Der Film ist an sich erstaunlich ernst und lässt sich nicht so leicht in ein Genre einordnen. Dieses wechselt nämlich mit der Zeit zweimal. Zuerst glaubt man sich in einer typischen Romanze mit Gesellschaftsaspekt, dann befindet man sich plötzlich in einem von Besessenheit getriebenen Drama und findet sich schlussendlich in einem Krimi. Das bringt Abwechslung in die Sache, stört aber auch etwas das Gesamtbild. Denn teilweise wird man das Gefühl nicht los, nicht zu wissen was der Film will. Und vor allem in der ersten Hälfte geschieht über längere Strecken nichts wirklich bemerkenswertes, was nebst der Tatsache, dass die Grundstory wie schon erwähnt eh nicht aussergewöhnlich ist, den positiven Eindruck trübt, den vor allem die zweite Hälfte hinterlässt. "Match Point" schwächelt also ab und zu, das aber zumindest auf hohem Niveau. Lobenswert ist sicher, wie Allen die Geschichte sehr britisch und mit überzeugenden Bildern umsetzt. Jonathan Rhys Meyers ist als Hauptdarsteller nicht schlecht und gewollt unheldenhaft, aber etwas steif und undurchsichtig. Mehr überzeugt da schon Scarlett Johansson (The Island), die ihre Rolle ziemlich ambivalent zu gestalten versteht und ausserdem von Allen sehr aufreizend und beeindruckend in Szene gesetzt wurde.

Insgesamt ist "Match Point" über einen grossen Teil der Laufzeit kein übermässig herausragender Film, kann aber mit dem Ende viel kompensieren. Die Endauflösung ist komplett unerwartet, faszinierend und fügt sich perfekt in das Thema des Filmes, Zufall und Glück, ein. Es hilft nun mal immer, ein Ass im Ärmel zu haben.

"Match Point" ist ein zielstrebiger, gekonnt geschriebener Film, der manchmal etwas unspektakulär vor sich hin dümpelt. Eine klassische Tragödie, modern und spannend verfilmt.

abgerundet ca. 7 von 10 Punkten

2 Kommentare:

Alan_Mattli hat gesagt…

Gute Kritik. Du bringst es sehr schön auf den Punkt. Mir hat der Film sehr gefallen, aber er hat seine geiwssen Längen.

Jonas hat gesagt…

Dankeschön.

Ich bin dann übrigens bis zum übernächsten Freitag verreist.