Samstag, 18. Oktober 2008

Hellboy (DVD Review)



Hellboy

Bevor ich nun den zweiten Teil im Kino sehen gehen würde, habe ich mir zuvor endlich noch den ersten Hellboy zu Gemüte geführt. Viel falsch machen kann man ja nicht, wenn man als Fan von Filmen wie "Pan's Labyrinth", "Der Herr der Ringe" und "Spider-Man 2" einen Fantasy-Comic-Film von Guillermo del Toro vorgesetzt bekommt. Und siehe da, es hat gefunkt!

Handlung:
Hellboy ist ein Dämon, den die Nazis im Jahre 1944 mit Unterstützung der Thule-Gesellschaft und Grigori Rasputin, einem nicht totzukriegenden Berater des letzten russischen Zaren, durch Öffnung eines Dimensionsportals heraufbeschworen hatten, um den Krieg mit Hilfe überirdischer Mächte zu gewinnen. Die Alliierten, unter ihnen Professor Trevor „Broom“ Bruttenholm, unterbrachen jedoch die Zeremonie und fanden einen kleinen, roten Dämonen, den sie Hellboy nannten. Danach nahm Bruttenholm Hellboy unter seine Fittiche.
Etwa 60 Jahre später ist Hellboy immer noch nicht ganz erwachsen, dafür zu einem riesengroßen und unkontrollierbaren Dämon geworden, der für die Behörde Bureau of Paranormal Research and Defense (einer Unterabteilung des FBI) auf Dämonenjagd geht. Er verfügt über große Kraft und Beweglichkeit und ist mit einem Revolver bewaffnet, der Weihwasserkugeln verschießt. Hellboy hat aber auch viele menschliche Eigenschaften: er raucht Zigarren, isst gerne Schokolade, Nachos und kümmert sich um kleine Kätzchen.
Schließlich wird Rasputin von seinen Gehilfen wiederbelebt und plant, mit Hellboys Hilfe die Apokalypse herbeizuführen
(frei nach Wikipedia)

Comciverfilmungen bekommen wir zur Zeit ja mehr als genug zu sehen, Hellboy hingegen hebt sich sofort und ohne Mühe von der breiten Masse dieses Genres ab. Das liegt sicher an der Vorlage, welche nämlich kein Marvel, sondern eher ein Fantasy-Horror-Comic ist, und an Guillermo del Toro, der sie als Drehbuchautor und Regisseur auf die Leinwand brachte. Das Ungewöhnlichste ist in erster Linie die Hauptperson an sich. Hellboy ist alles andere als ein strahlender Held mit Doppelleben, der eine Berufung zum Kampf gegen das Böse empfindet, im Gegenteil: Er IST das Böse, welches "bekehrt" wurde und nun für die gute Seite kämpft. Dies tut er jedoch nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern aus Verbundenheit zu seinem Vater, weil es ihm eine Möglichkeit gibt unter den Menschen zu leben und weil es einfach sein Job ist.

So ist es ihm auch herzlich egal, wenn bei den von der Regierung zu vertuschen versuchten Aktionen so einiges zu Bruch geht und sowieso gefällt es ihm nicht, alles klammheimlich zu erledigen. Dieser jähzornige, unkomplizierte, grobe Riesenkerl, der stets mit einem zynischen Spruch und einer Zigarre zwischen den Lippen dem alltäglichen Kampf gegen die Ungeheuer des Bösen nachgeht, trägt den Film über die ganze Strecke problemlos auf seinen gewaltigen Schultern, da sein Charakter schlicht so gut gezeichnet ist, wie man es in dieser Sparte Film nicht allzu oft sieht. Das Ganze funktioniert nach einem ähnlichen "Harte Schale, weicher Kern"-Schema wie Shrek, und es funktioniert reibungslos. Denn unter Hellboys Testosteron-geladenen Oberfläche kommt immer wieder eine Person zum Vorschein, die versucht, mit ihrer ewigen Aussenseiterrolle in der Gesellschaft zu Recht zu kommen. Del Toro hat dabei wirklich gute Arbeit geleistet und den roten Riesen mit Ron Perlman auch perfekt besetzt. 

Auch die Charaktere von Sapien und Liz überzeugen, was schlussendlich zu einer erzählerischen Tiefe führt, die eine hervorragende Abwechslung zur an der Oberfläche dominierenden Action bildet. Schade, dass die Figur Myers, die an sich Potential gehabt hätte, mit Rupert Evans ziemlich verbraten wurde, da dieser wenig Sympathie und Dreidimensionalität zu wecken vermag. Auch vom Bösewicht Rasputin hätte man etwas mehr erwarten können, was aber durch seine Gehilfen, den Dämon Sammael und den Gasmasken-Nazi Krönen, teilweise kompensiert wird und daher vergeben werden darf. 
Schliesslich ist der Film vor allem in der ersten Hälfte absolut sauber geschrieben und teilweise ungeheuer spannend, während in der zweiten Hälfte hie und da Längen entstehen. Zusammen mit den fantastischen Bildern kommt somit, wenn man als Zuschauer den Draht zu dieser Art von Film hat, richtig Feeling auf. Man bemerkt auch sofort, dass Del Toro selbst aus der Tricktechnikabteilung stammt. Sehr gekonnt und detailverliebt setzt er Kostüme, Kulissen und Animationen ein und vermag es auch, jeder wuchtigen Actionszene eine eigene Atmosphäre zu geben. Wenn dann noch die coolen Sprüche von Hellboy dazukommen, ergibt das zwei Stunden lumpenreine Unterhaltung.

"Hellboy" ist eine rundum überzeugende Comicverfilmung: Wuchtig, detailverliebt, spannend, düster und extrem cool. Dieser Hellboy ist der John McClane unter den Superhelden.

ca. 8 von 10 Punkten

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