Highlander
Christopher Lambert ist ein gutes Beispiel dafür, wie man seinen Ruf in der zweiten Hälfte der Karriere ruinieren kann. Der amerikanisch-französische Schauspieler spielte zwar in den frühen 80ern in einigen guten Filmen mit, würde heute aber wahrscheinlich nur noch wegen seinen Action-B-Movies aus den 90ern bekannt sein (Beowulf), wäre da nicht Highlander. Mit dem genreübergreiffenden Fantasyfilm von 1986 gelang Lambert ein grosser Erfolg und er geniesst noch heute mit seiner Rolle des Connor McLeod Kultstatus, selbst wenn auch diese Goldmedallie nachträglich mit unzähligen Fortsetzungen beschmutzt wurde. Aber wir wissen ja: Es kann nur einen geben!
Handlung:
Der Film beginnt im New York des Jahres 1985. In einer Tiefgarage kämpfen zwei Männer mit Schwertern; Connor MacLeod ist der Sieger und enthauptet seinen Gegner. Die Kräfte des Unterlegenen gehen auf ihn über und zerstören dabei Teile der Tiefgarage. MacLeod versucht zu fliehen, wird jedoch von der Polizei verhaftet.
In Rückblenden erfährt der Zuschauer nun MacLeods Lebensgeschichte: Geboren 1518 in Schottland, wurde Connor MacLeod aus seinem Dorf verstossen, nachdem er eine eigentlich tödliche Wunde aus einer Schlacht überlebte. MacLeod führt fortan ein Leben abseits der Zivilisation mit seiner Frau Heather. Erst als der den spanischen Adeligen Juan Ramirez trifft, erfährt er die Wahrheit über seine Identität: Er ist ein Unsterblicher.
(frei nach Wikipedia)
Kinohelden, die durch die Zeit reisen, waren ganz offensichtlich angesagt in den 80ern. Anders lässt es sich nicht erklären, warum in drei Jahren hintereinander drei Filme das Licht der Leinwand erblickten, welche sich alle um dieses Thema drehten und bis heute Kultstatus geniessen. 1984 schickte James Cameron seinen Terminator in die Vergangenheit, 1985 landete Robert Zemeckis mit Back tot he Future den grossen Coup und 1986 erlangte Christopher Lambert als "Highlander" die Unsterblichkeit. Natürlich geht es bei letzterem nicht wirklich um Zeitreisen, im übertragenen Sinne begleitet der Zuschauer Connor McLeod jedoch auf einer Reise durch die Epochen - seine Lebensgeschichte. Diese Epochen stellen in erster Linie die Gegenwart in New York und das 16te Jahrhundert in Schottland dar. Zwar spielt der Film zweitweise auch in der Renaissance und dem zweiten Weltkrieg, dies sind jedoch ganz klar nebensächliche Szenen. Alles andere hätte den Rahmen des Filmes wahrscheinlich auch gesprengt.
"Highlander" ist nämlich geiwss kein opulentes Epos, das Tausend Jahre Menschheitsgeschichte illustrieren will. Junge Filmeschauer, die sich an das moderne Kino gewöhnt sind, würden Russel Mulcahys Film im ersten Moment vermutlich für ein B-Movie halten. Der Gedanke liegt schliesslich auch nicht allzu weit, da man die 80er und insbesondere Kampfsport-Filme eher mit Billig-Actioner assoziiert und da "Highlander" mit einem Budet von 16 Millionen Dollar sicher keine Mini-Produktion, aber eben auch kein Oscar-Blockbuster ist. Dazu kommt, dass man ihm die zwei vergangenen Jahrzehnte durchaus ansieht. Das ist aber auch gut so. Denn was den bis heute anhaltenden Kult von "Highlander" ausmacht, ist wahrscheinlich im Endeffekt die Atmosphäre des Filmes, sein Charme, es ist Christopher Lambert.
Über seine Qualitäten als Charakterdarsteller darf man streiten, aber genau dieser raubeinige Charme verköpert er überaus passend. Lambert schafft die Balance sehr gut zwischen dem harten Mann, dem Einzelkämpfer, dem Actionheld, und dem Melancholiker, dem Zeitlosen, dem Sonderling, der keinen Platz in der Gesellschaft hat. Lambert ist "Highlander".
Auf eine wirklich ausgereifte Charakterzeichnung (etwa im Stile von Rocky) muss man dennoch verzichten und auch storymässig weiss der Zuschauer sehr bald, wie der Hase läuft, denn der Film konzentriert sich bewusst auf das Action-Element. Spannend ist er trotzdem, wobei vor allem die äusserst gelungene Verflechtung von Gegenwart und Rückblenden herauszuheben ist. Dies wird mit kunstvollen Übergängen kombiniert, bei denen die Kamera geradezu nahtlos von einer düsteren Tiefgarage in die grüne Pracht des schottischen Hochlandes zu fahren scheint. Auch sonst zeichnet sich der Film durch eine grandiose Kameraführung aus, die vor allem den Kampfszenen stark zu Gute kommt. "Highlander" ist ein schönes Beispiel, wie sehr eine gelungene Inszenierung einem nicht überragenden Drehbuch unter die Arme greifen kann.
Denn auch wenn von Langeweile keine Rede sein kann, so sind es wohl kaum die Szenen in der Gegenwart, denen der Film seinen Erfolg zu verdanken hat. Eigentlich freut man sich doch stets schon wieder auf den nächsten Abstecher ins Mittelalter. Neun Jahre vor Braveheart beeindruckt "Highlander" nämlich mit überwältigenden Aufnahmen der Bergwelt Schottlands, atmosphärischen, detailverliebten Sets und unübersichtlichen, dreckigen Schlachten.
Es ist offensichtlich, dass der grösste Teil des Budgets in die mittelalterliche Ausstattung geflossen ist, was sich auch auszahlt. Wahrscheinlich muss man diese Szenen als die besten des Filmes bezeichnen, mit all den bärtigen Kriegern, der hinreissenden Beatie Edney und - natürlich - Sir Sean Connery. Seine Auftritte sind ein Höhepunkt, wie er als bunter Pfau herumstolziert und McLeod in bester Jedi-Manier der Kampftechnik eines Highlanders unterweist. Spätestens dann kommt der Film richtig in Fahrt und fesselt den Zuschauer bis zum Ende. Wenn dann zum Abspann erneut Freddy Mercury anstimmen darf und man an all die lausigen Forsetzungen dieses gelungenen Filmes denkt, möchte man doch noch einmal fragen: Kann es wirklich nur einen geben?
"Highlander" ist eine solide, aber nicht überragende Fantasystory, die in vielerlei Hinsicht beeindruckend umgesetzt wurde und vor allem dank den tadellosen Actionszenen zu unterhalten weiss.
ca. 8 von 10 Punkten
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