Bolt
Unter den Filmen, welche dieses Jahr für den Oscar für das "Best animated feature" nominiert sind, befindet sich neben WALL-E und Kung Fu Panda auch Bolt, der neue Streich aus dem Hause Disney. Dieser kam nicht nur in der USA nach dem eher verhaltenen Erfolg von Meet the Robinsons ausgenommen gut an.
Der Film handelt von einem Hund namens Bolt, der Hauptdarsteller einer gleichnamigen, berühmten Fernsehserie ist. In dieser Serie ist er ein Superhund mit unglaublichen Kräften, mit denen er regelmäßig Penny, ein Mädchen, das sowohl in der Serie als auch im wahren Leben Bolts liebende Besitzerin ist, vor dem bösen grünaugigem Mann und dessen Organisation rettet. Bolt spielt schon sein ganzes Leben seinen Charakter in der Serie, so dass er glaubt die Filmsets, Abenteuer und seine Kräfte seien echt. Um die Einschaltquote der Serie zu verbessern, lässt man Penny am Ende der Staffel entführen – Bolt hält dies natürlich auch für echt. Durch einen unglücklichen Zufall entkommt Bolt kurz darauf vom Set und landet am anderen Ende der USA. Zusammen mit einer Strassenkatze und einem fanatischen Hamster macht er sich auf, um seine Penny aus den Händen des Bösen zu befreien.
(frei nach Wikipedia)
Grundsätzlich muss man ja sagen, dass alle Studios im Animationsgeschäft deutlich im Schatten des übermächtigen Pixar stehen. Während jenes Jahr für Jahr Qualitätsware wie "The Incredibles", Ratatouille oder "WALL-E" produziert, gelingt dies Dreamworks, Sony und Disney nur hin und wieder. Mehr noch, seit Shrek 2 (2004) ist ihnen eigentlich nichts mehr gelungen, das von mir ein "sehr gut" erhalten würde. Auch bei "Bolt" vermutete ich erst einmal, hier wieder den Pixar-typischen, warmen Charme zu vermissen, und ging vor allem einmal wegen dem 3D-Erlebnis ins Kino.
Und tatsächlich, sobald der Film begonnen hat, werden die Erwartungen auf das Folgende etwas heruntergeschraubt angesichts der sehr langen Einstiegsszene in Form von Daueraction einer wilden Verfolgungsjagd. Diese ist zwar auf dem neusten Stand der Technik umgesetzt und erfreut jedes Bubenherz, ob jung oder alt, ich dachte mir aber, dass hier schon noch etwas mehr kommen müsste. Dies geschah dann glücklicherweise auch.
Die Grundidee von "Bolt" mag alles andere als neu sein, schon gar nicht in diesem Genre: Ein Protagonist, der während der Geschichte in einer Art Odyssee zu seinem Besitzer zurückzukehren sucht, das kenn man schon ausreichend aus zahlreichen Filmen wie "Toy Story 2", "Findet Nemo" oder dem namensähnlichen Balto. Das einzig wirklich neue Element in "Bolt" ist folglich die Thematik mit seiner Rolle als Fernsehstar, dies reicht aber erstaunlicherweise auch.
Es fällt nämlich sehr bald auf, dass der Film mit viel Engagement und Liebe gemacht ist. Dies bezieht sich zum einen auf die Gestaltung der gesamten Umgebung, steht und fällt aber natürlich mit der Charakterzeichnung. Anfangs sorgt alleine die Situation, dass sich Bolt in der "richtigen Welt" - ala Enchanted selbstverständlich in New York - wiederfindet und mit seinen geglaubten Superkräften allerhand witzige Einlagen auslöst, für Unterhaltung. Danach geht man nach dem bewährten Tim-und-Struppi-Prinzip vor: Bietet der Held zwecks möglichst grosser Identifikation eher wenig Charakter und Kanten, so müssen halt starke Nebencharaktere her. Und da hat "Bolt" so einiges in petto. Neben zahlreichen kleinen, aber witzigen Figuren wie dem schleimigen Anwalt oder den Tauben sorgt vor allem Mittens, die zynische und unfreiwillig in das Abenteuer einbezogene Katze, für den nötigen Gegenpol zu Bolt. Dadurch entsteht schon einmal eine hervorragende Chemie, welche die als Roadmovie aufgebaute Geschichte trägt. Der heimliche Star des Filmes ist jedoch Rhino (im Deutschen Dino), der fernsehbesessene Hamster und fanatische Fan Bolts, welcher die grössten Lacher für sich verbuchen kann.
Die natürlich nicht besonders überraschende Story wird durch ein konstant hohes, aber nicht künstlich übertriebenes Tempo und viele kleine Einfälle und Andeutungen straff gehalten und entwickelt sehr bald viel Tiefe und Atmosphäre. Denn die Macher wusste anscheinend genau, wann sie sich immer wieder etwas zurücknehmen und sanfte Töne anschlagen mussten. Dazu kommt, dass mit der Thematik Hollywood generell angenehm selbstkritisch umgegangen wird. "Bolt" ist sicher kein Meisterwerk, unterhält aber besser und ehrlicher als die meisten anderen Animationsfilme.
Wer Schuld daran hat, wird ganz am Ende dann auch noch deutlich, als im Abspann der Name John Lasseter zu erspähen ist. Der Creative Director von Pixar und Regisseur von Werken wie "Cars" oder "Toy Story" fungierte hier als Produzent. Es war also doch Pixar, möchte man mit einer "Das-erklärt-einiges"-Miene meinen.
"Bolt" ist ein ausgezeichneter Animationsfilm, der mit viel Witz und Gefühl die Wartezeit auf den nächsten grossen Pixarfilm verkürzt.
ca. 8 von 10 Punkten
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