Sonntag, 7. August 2011

Locarno - Tag 4



Ein Treffen mit Craig, Ford, Wilde und Favreau

Am 64. Filmfestival Locarno – Samstag, 6. August

Am Samstag war es endlich so weit: Der grosse Tag! Ich war nämlich für OutNow an ein Press Junket zum Film Cowboys & Aliens geladen, der am Abend auf der Piazza Grande gezeigt werden sollte. Aufgrund der Tatsache, dass es die Europapremiere des Filmes war, reisten alle drei Hauptdarsteller in die Schweiz: Daniel "Bond" Craig, Harrison "Han Solo"/"Indiana Jones" Ford und Olivia Wilde (Dr. House, Tron: Legacy), ausserdem Regisseur Jon Favreau (Iron Man).

Am Morgen um 9 Uhr wurden die Journalisten mit einem Bus in Locarno abgeholt und nach Lugano gefahren. Nach einer einstündigen Fahrt kam man im Hotel Principe Leopoldo, wo die Interviews stattfinden sollten, an. Das Edelhotel ist etwas ausserhalb der Stadt gelgen, ziemlich abgeschirmt von der Öffentlichkeit und bietet einen atemberaubenden Blick über den Luganersee.





Da die Interviews als roundtables stattfinden sollten, wurden die Journalisten als erstes in Gruppen von jeweils 5-8 Leuten eingeteilt. Dann hiess es warten, wobei einem selbstverständlich ein Apéro angeboten wurde. Die meisten studierten in dieser Zeit das Presseheft des Filmes.

Schliesslich wurde man als Gruppe aufgerufen und in einen Saal im ersten Stock des Hotels gebracht. Dort setzte man sich an einen runden Tisch und es kamen einer nach dem anderen die vier Stars in den Raum und setzten sich dazu. Die Interviews dauerten pro Star etwa 20 Minuten, wobei ihnen ohne bestimmte Reihenfolge Fragen gestellt wurden, frei nach dem Motto: De schneller isch de gschwinder. Hinten an der Wand sass jeweils ein "Aufpasser" und es war nicht erlaubt, während dem Interview Fotos zu schiessen. Ich konnte also nur ein Bild des leeren Raumes machen:




An unseren Tisch kamen die Stars in folgender Reihenfolge:

Als erstes kam Olivia Wilde. Die Zeit mit ihr verging sehr schnell, da sie nicht nur eine sehr gutaussehende Frau ist, sondern auch sehr ausführlich antwortete. Dabei war sie überaus freundlich und ging auch auf eher stupide Fragen detailliert ein. Zudem sprach sie auch gerne über Dinge, die nichts direkt mit ihrer Rolle zu tun hatten, etwa ihre Liebe zu Blade Runner oder die Idee des Filmes, dass hier statt die Indianer einmal die Cowboys kolonialisiert werden. Der einzige Negativpunkt war, dass man ihr manchmal anmerkte, dass sie manche Sätze schon zigfach von sich gegeben hat – aber das kann man ihr natürlich nicht vorwerfen.

Als nächstes setzte sich Regisseur Jon Favreau zu uns. Er war ohne Frage der ertragreichste Interviewpartner des Tages. Erstaunlich offen und unverfangen sprach Favreau über die Entstehungsgeschichte des Filmes, seine Inspirationsquellen oder sein Verhältnis zu Steven Spielberg. Zudem äusserte er sich sehr ausführlich zu den filmhistorischen Bezügen in Cowboys & Aliens und allgemein über das Genre des Westerns. Auch machte er überraschend kritische Aussagen über das zeitgenössische Studiosystem, so beklagte er sich über den aktuellen Sequelwahn und die Tatsache, dass heutzutage nur noch "Markenartikel" (grosse Namen wie "Superman", die sich leicht verkaufen lassen) im Vordergrund stehen und das gesamte Marketing von Blockbustern auf männliche Teenager ausgerichtet ist. Weiter liess er durchscheinen, dass er nicht besonders glücklich ist mit dem Weg, den Marvel mit seinem Universum seit Iron Man beschritten hat, und dass Filme wie Thor für ihn zu sehr Fantasy sind.

Als drittes kam der Hauptdarsteller des Filmes, Daniel Craig, alias Mr. Bond. Das Interview mit ihm war etwas zwiespältig: Einerseits ist er sehr witzig und auch recht sympathisch (übrigens kleiner als ich angenommen hatte), anderseits nicht annähernd so gesprächig wie die beiden vorigen Stars. Tatsächlich blockte er bei Fragen, die über seine Rolle hinweg gehen, bald einmal ab. Eher wiederwillig erzählte er von seinem Verhältnis zu Filmen und insbesondern zu Western in der Jugendzeit und antwortete auf Fragen über produktionstechnische Hintergründe, etwa wie weit es mit dem nächsten Bond stehe, dass er damit nichts zu tun habe.

Als letztes kam dann endlich Harrison Ford. Man hört ja oft, dass Ford nicht der beste Interviewpartner sei, aber es war dann doch schlimmer als erwartet: Der Star, der uns so legendäre Figuren wie Han Solo oder Indiana Jones bescherte, sass 25 Minuten da und murmelte etwas in sich hinein. Es schien nicht einmal daran zu liegen, dass er keine Lust hatte, vielmehr wirkte er einfach seltsam abwesend. Zudem war seine monotone, schwerfällige Stimme geradezu einschläfernd. Ford selbst entschuldigte sein Auftreten damit, dass er unter Jetlag leide – ob dies der einzige Grund war oder ob er tatsächlich immer so ist, kann ich nicht beurteilen.


Die Interviews haben auf jeden Fall Spass gemacht und um 3 Uhr war man bereits wieder auf dem Weg nach Locarno. Wahrscheinlich werde ich frühestens nächste Woche Zeit haben, die Tonbandaufnahmen abzuschreiben und auf Deutsch zu übersetzen. Die Interviews werden dann auf OutNow erscheinen, ich werde jedoch sicher auch hier Auszüge posten.


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