Der Donnerstag war ein recht ereignisloser Tag: Am Mittag stattete ich dem Rex, wo die Retrospektiven gezeigt werden, meinen ersten Besuch des Jahr ab. Zu sehen war Madame Bovary, einer der frühen Filme von Vincente Minelli, gedreht 1949. Der Film gefiel mir überaus gut, nicht zuletzt weil es ein sehr schöner Exponent einer Ära ist, die heute bereits beinahe exotisch scheint: Das klassische Hollywood, wo Melodramen noch unverhohlen theatralisch und moralisch sein durften. Die Hauptdarstellerin Jeniffer Jones kannte ich übrigens bereits aus Cluny Brown, den ich letztes Jahr in Locarno entdeckte. Ebenfalls eine erfreuliche Überraschung war James Mason (Lolita), auch wenn nur in einer sehr kleinen Rolle.
Im weiteren Verlauf des Tages sah ich ausserdem Hanaan, einen fantastischen Krimi über Drogenhandel in Ostrussland (Review folgt), und die Sci-Fi-Komödie Attack the Block, der Überraschungshit des Jahres aus England (Review folgt). Das Bemerkenswerteste an diesem Tag war jedoch ohne Zweifel das Wetter, welches sich endlich besserte und Locarno einen wunderschönen Tag bescherte:
Freitag, 5. August
Am Freitag machte ich mich als erstes auf zur Pressekonferenz des erwähnten Attack the Block:
Regisseur und Drehbuchautor Joe Cornish machte einen sympathischen Eindruck. Er sprach unter anderem darüber, wie er selbst in der Gegend, wo der Film spielt, aufgewachsen ist und selbst einmal von einer Jugendbande ausgeraubt wurde. Ausserdem ist er ein Jugendfreund von Edgar Wright (Shaun of the Dead) und schrieb mit diesem am Drehbuch des kommenden Tintin mit.
Nachher verbrachte ich etwas Zeit mit Schreiben im Pressezentrum des Festivals:
Am Nachmittag ging es an die sehr gut besuchte Pressevorführung von Vol Spécial von La Forteresse-Regisseur Fernand Melgar (Review folgt).
Um 4 Uhr fand in einer Bar hinter der Piazza ein Anlass des Bundesamtes für Kultur (BAK) stat:
Zuerst sprach Ivo Kummer (oben), der neu angetretene Chef der Sektion Film des BAKs.
Anschliessend stellte Andrea Sailer (links) ihr Buch über Schweizer Filmregisseure vor. Es folgten abschliessende Worte von Jean-Frédéric Jauslin (rechts), dem Direktor des BAK.
Auf dem Rückweg beobachtete ich auf der Piazza Grande zufälligerweise Abel Ferrara, dem dieses Jahr eine Retrospektive gewidmet ist und der auf der Bühne für seinen Auftritt am Abend probte. Dabei spielte er – erfreulicherweise – den Song Dead Flowers.
Dann ging ich tatsächlich noch einmal Hanaan schauen, jedoch nicht den ganzen Film und vor allem wegen der anschliessenden Fragerunde mit Regisseur Ruslan Pak und Hauptdarsteller Stanislav Tyan. Die Sache war recht mühsam, da die beiden koreanisch-stämmigen Russen jeweils einen Satz auf russisch sagten, dieser dann zuerst auf englisch und dann auf italienisch übersetzt wurde.
Am Abend konnte ich mir dann endlich Cowboys & Aliens in der Pressevorführung ansehen (Review folgt). Nachdem der Film fertig war, schaute ich noch kurz auf der Piazza vorbei, wo in strömendem Regen (das Wetter hatte wieder umgeschlagen) die romantische Komödie Friends With Benefits gezeigt wurde.
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