Mittwoch, 26. Januar 2011

God No Say So (Kino Review)



God No Say So

Der Film wurde im Rahmen der 46. Solothurner Filmtage gezeigt.

Inhalt:

Der Bürgerkrieg in Sierra Leone stellt ohne Frage eines der düstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte dar. Er begann in den frühen 90er, dauerte über 10 Jahre und forderte zehntausende zivile Todesopfer. Der Hauptkonflikt spielte sich zwischen der Rebellenorganisation RUF und den Regierungstruppen ab, im Verlaufe des Krieges griffen jedoch auch Söldnertruppen, die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und UN-Blauhelme ein.

Was dieses gewaltige Chaos für die Zivilbevölkerung bedeutete, versucht Brigitte Uttar Kornetzky in ihrem Dokumentarfilm God No Say So zu ergründen. Zu diesem Zweck bereiste sie das Land und liess überall die Leute von ihren Kriegserlebnissen berichten. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Praxis der RUF, den Zivilisten die Hände abzuhacken, um sie symbolisch von der Teilnahme an den Wahlen abzuhalten. Kornetzky begegnet aber nicht nur Trauer und Schrecken, sondern auch Optimismus, sei bei Schulkindern oder bei einer Prostituierten.

Kritik:

Die Thematik des Bürgerkriegs in Sierra Leone wurde erst vor wenigen Jahren mit Blood Diamond massengerecht aufbereitet. Einen geradezu entgegengesetzten Ansatz vertritt God No Say So, welcher gänzlich auf eine Dramatisierung des Gezeigten verzichtet und statt dessen auf menschliche Nähe setzt. Dies gelingt Kornetzky, die den Film praktisch im Alleingang hergestellt hat, indem sie behutsam an die porträtierten Personen herangeht und sie ausführlich zu Wort kommen lässt. Auch die Kameraarbeit ist sehr schlicht und der Film besteht in erster Linie aus Interviews und „Stimmungsbildern“, welche das noch heute sehr arme Leben der Bevölkerung einfangen.

Das grosse Problem des Filmes besteht darin, dass Kornetzky die technischen und erzählerischen Elemente geradezu systematisch vernachlässigt. Dies beginnt damit, dass das ganze Material scheinbar von einem kleinen Camcorder von der Hand aus gefilmt wurde. So gross der Vorteil dessen auch sein mag – die Personen sprechen offen und ungehemmt – die Perspektive, die dem Zuschauer eröffnet wird, ist dadurch stark eingeschränkt. Visuell interessant sind die meisten Aufnahmen auch nicht, sondern scheinen oft mehr „aufs Geradewohl“ gefilmt. Ein wirklich hautnahes Gefühl, an Ort und Stelle in Sierra Leone zu sein, kommt somit nicht auf.

Auch der Schnitt, traditionell das wirkungsvollste Werkzeug des Dokumentarfilms, fällt bei God No Say So dürftig aus. Im Prinzip werden die Episoden lediglich aneinandergereiht, ohne dass ein grosses erzähltechnisches Konzept zu erkennen wäre. Es gelingt nicht, die einzelnen Geschichten – so eindrucksvoll sie auch sein mögen – zu einem grossen Ganzen zu verknüpfen, wodurch der Film nur eine begrenzte innerliche Spannung aufbauen kann. Nicht besonders hilfreich ist auch der Musikeinsatz, der ziemlich ungeschickt und abgehackt ausfällt.

God No Say So
ist ein Dokumentarfilm, dessen humanistische Absicht zwar allgegenwärtig ist, der im Endeffekt aber nicht über das Aufzählen von Kriegsgreueln hinauskommt. Sucht man überzeugende Afrika-Dokus, ist man zum Beispiel mit Das Schiff des Torjägers besser beraten. Als Einführung in die Thematik Sierra Leone eignet sich die Hollywood-Variante Blood Diamond dann doch irgendwie besser.

ca. 5 von 10 Punkten

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