ÜbersichtNach bereits vier Filmen folgte 2007 mit Harry Potter and the Order of the Phoenix der erste von David Yates inszenierte Beitrag zur Potter-Reihe. Der Brite Yates hatte bisher lediglich Fernsehfilme gedreht und bestand seine Blockbuster-Reifeprüfung nach dem eher durchschnittlichen Harry Potter and the Goblet of Fire tadellos: Der Film nahm weltweit satte 938 Millionen Dollar ein und avancierte zum siebt-erfolgreichsten Film aller Zeiten.
Handlung:
Wie jedes Jahr verbringt Zauberlehrling Harry Potter die Sommerferien bei seinen unausstehlichen Verwandten, den Dursleys. Eines Tages werden er und sein Cousin Dudley von zwei Dementoren angegriffen. Harry rettet sich und seinen Cousin in Notwehr durch den rechtmäßigen Gebrauch eines Patronus-Zaubers, worauf er zunächst von Hogwarts suspendiert wird. Noch in derselben Nacht wird Harry von einigen Mitgliedern des sogenannten „Phönixordens“ abgeholt und zu dessen Hauptquartier gebracht. Dort erfährt er, dass er nicht suspendiert wurde, sondern sich zu einer Anhörung im Zaubereiministerium einfinden muss. Der Orden des Phönix ist eine bereits mehrere Jahre bestehende Organisation, die von Albus Dumbledore gegründet wurde, um Lord Voldemort und seine Anhänger organisiert zu bekämpfen. Eben dieser Bund wurde erneut ins Leben gerufen, nachdem Harry im vorherigen Jahr die Rückkehr des schwärzesten Magiers aller Zeiten miterleben musste.
Die Annahme, dass Lord Voldemort zurück ist, stützt sich allerdings nur auf die Aussage von Harry. Zauberminister Cornelius Fudge weigert sich strikt, dessen Geschichte zu glauben. Er setzt die Presse unter Druck, um Harry und den Schulleiter Dumbledore als unzurechnungsfähig darzustellen. Ausserdem setzt er seine erste Untersekretärin Dolores Umbridge als Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste ein, um Hogwarts unter Kontrolle zu halten.
(frei nach Wikipedia)
Sehr bald wird klar, dass der Wechsel auf dem Regiestuhl dem neuen Potter gut tat und neuen Wind in die Reihe bringt. Schlitterte der Vorgänger vor allem zu Beginn unbeholfen durch die überladene Handlung, so weist "Harry Potter und der Orden des Phönix" in der ersten halben Stunde ähnliche Probleme auf, auch wenn mit einem weit angenehmeres Tempo - was keineswegs gemächlicher bedeuten soll. Ob das mehr dem neuen Regisseur oder dem neuen Drehbuchautor zu verdanken ist, sei dahingestellt. Das Script wurde nämlich dieses Mal vom weitgehend unbekannten Michael Goldberg verfasst, der den Autor aller anderen bisherigen Teile, Steve Kloves, ablöste.
Dass die Story der Verfilmung eines über 1000 Seiten mächtigen Buches des Öfteren in Engpässe und Logikschwierigkeiten geraten würde, war voraussehbar. Auch wenn oft genug und vor allem zu Beginn das Gefühl erhalten bleibt, dass etwas ungeschickt von Station zu Station der Vorlage gesprungen wird und die Spannung zuweilen leicht nachlassen mag, so wurde die Adaption des fünften Bandes im Grossen und Ganzen zufriedenstellend gelöst. Während einige grandiose Momente der Vorlage nicht die verdiente Tragweite erhalten und somit nur begrenzt zur Geltung kommen, bietet der Film anderseits durchaus andere, überaus gelungene Szenen wie dem Ausbruch aus Azkaban, der Patronus-Unterricht oder den erfolglosen Versuchen von Seiten des Hausmeisters Filch, in den Raum der Wünsche zu gelangen.
Allgemein zeichnet sich der fünfte Film durch eine ansprechende Mischung aus Humor und Ernst aus. Zum Unterhaltungswert tragen auch die Neuzugänge im Cast bei, die im Gegensatz zu den letzten beiden Filmen wieder auf der ganzen Linie gelungen sind. Am auffälligsten ist ohne Frage Imelda Staunton als Professor Umbridge, die unglaublich fiese und trotzdem zuckersüsse Handlangerin von Fudge. Sie mag rein körperlich nicht in die von Rowling beschriebene Rolle passen, macht dies aber durch eine grandiose schauspielerische Leistung wett: Sie bringt die grausame Selbstgefälligkeit wunderbar auf den Punkt und funktioniert gut als persönlicher Gegenspieler von Harrry.
Eine weitere verblüffend gelungene Besetzung stellt Evanna Lynch als verträumte Luna Lovegood dar, dessen zahlreiche Auftritte im Film eine positive Überraschung sind. Auch andere Rollen wie Helena Bonham Carter als verrückte Hexe Bellatrix und Natalia Tena als die rebellische Körperwandlerin Tonks passen gut ins Bild.
Anderseits lässt sich hier womöglich mehr denn je der Charme zwischen den eigentlichen drei Hauptdarstellern vermissen. Während Harry trotz schauspielerisch anspruchsvolleren Szenen und einem recht aufgesetzt wirkenden inneren Konflikt (die gute Seite kämpft gegen die böse Seite) keine grosse Entwicklung durchmacht, scheinen Ron und Hermine immer weniger zu sehen zu sein und haben kaum mehr zu tun als verständnisvolle Gesprächspartner für Harry abzugeben. Dass man den mittlerweile erwachsenen Darstellern die 15 Jahre sowieso nicht mehr abnimmt, fällt dabei kaum mehr gross auf. Dies hängt vielleicht auch damit zusammen, dass der "unmagische" Internats-Aspekt im fünften Film vergleichsweise kurz kommt, so ist eigentlich nur eine reguläre Schulstunde zu sehen und die Funktion von Cho Chang beschränkt sich auf die Kussszene und hätte genausogut gestrichen werden können.
Genau dies stellt aber gleichzeitig auch eine Stärke von "Harry Potter and the Order of the Phoenix" dar, denn indem die zwischenmenschlichen Verwicklungen etwas zu kurz kommen lässt, kann er sich auf die im Endeffekt interessanteren beiden Haupthandlungsstränge konzentrieren: Die Bildung der schulinternen Widerstandstruppe "Dumbledores Armee" und die wachsende Tyrannei des Ministeriums in der Person von Umbridge. Damit gelingt es den Machern, sich auf den interessantesten Aspekt der Vorlage zu konzentrieren, nämlich Rowlings als pfiffige politische Parabel aufgebaute Darstellung des Zaubereiministers Fudge, der die gefährliche Realität nicht wahrhaben will und sich in seinem Verfolgungswahn gegen jede Vernunft abschirmt. Entstanden ist ein erwachsener, düsterer und omnipräsenter politischer Unterton, der dem Film überaus gut bekommt und Details hervorbringt, die etwa im Falle der absurden Anzahl an Regelungen, die in der Haupthalle angeschlagen werden, geradezu Orwell'sche Ausmasse annehmen. Grandios!
Und zuletzt darf man auch Yates' Regiearbeit loben, welche sich durch eine stimmige, abgesehen vom Anfang über den ganzen Film ausgewogene Atmosphäre und ein zügiges Erzähltempo auszeichnet. Weiter ist ein grosser Teil des Filmes in einem ansprechenden Kontrast aus Rot und Blau gehalten, was sich vor allem im fantastisch gestalteten Zaubereiminsterium äussert. Andere Dinge sind weniger prickelnd umgesetzt, so wird sowohl die an sich essenzielle Prophezeiung als auch Harrys mentale Verbindung zu Voldemort schmerzhaft knapp erklärt und die wenigen Okklumentikstunden stehen praktisch funktionsfrei im Raum. Jawohl, auch die Dementoren sehen noch immer lächerlich aus, und warum die Todesser nun plötzlich allesamt fliegen könne, fragen wir uns besser gar nicht erst. Anderseits wurden die Thestrale sehr schön animiert und die Macher haben es endlich geschafft, Todesser-Masken und Patroni so darzustellen, wie sie dargestellt werden sollen. Der Kontinuitäts-Zug ist ja sowieso schon längst abgefahren.
"Harry Potter and the Order of the Phoenix" ist trotz Adaptionsschwächen ein mehrheitlich spannender Fantasyfilm mit tollen Schauspielern, starken Bildern und einem prickelnden Finale, der durch seine politischen Anspielungen eine angenehm düstere Note erhält.
ca. 7 von 10 Punkten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen