Nach einer Nacht voller Blitz und Donner drückte am Morgen eine schwere, trübe Wolkendecke auf Locarno. Nicht gerade das beste Wetter, um auf der Piazza umherzuschlendern. So war meine Motivation auch eher gering, weshalb ich mich erst um vier Uhr auf den Weg zum Festival machte.
Im Kino Rex besuchte ich als erstes den Lubitsch The Student Prince in Old Heidenberg. Die hinreissende Stummfilmkomödie von 1927 handelt von einem deutschen Thronerbe um die Jahrhundertwende, welcher sich in eine Kellnerin verliebt – eine Romanze, die natürlich keine Zukunft haben darf. Der Film wurde durch Pierre Rissient eingeführt, ehemaliger Assistenzregisseur bei Godards À bout de souffle.
Im selben Kino folgte darauf Lubitschs Hollywood-Komödie That Uncertain Feeling, in die ich ohne Vorwissen ging. Der Blindflug entpuppte sich jedoch als Glücksfall, liess die pfiffige Screwballcomedy den Saal doch geradezu bersten vor Lachen. Ich sage nur: Egescheggera!
Nach dem Abendbrot ging es dann mit einem OutNow-Kollegen in die Pressevorführung desjenigen Filmes, um den dieses Jahr in Locarno vermutlich am meisten Rummel gemacht wird: Hugo Koblet – Pédaleur de Charme ist ein halb Dok, halb Spielfilm über den Schweizer Tour-de-France-Sieger aus den 50ern, gesponsert vom Schweizer Fernsehen höchstpersönlich und mit allerlei Cervelatprominenz versehen, darunter in der Hauptrolle der Sohn des scheidenden Bundesrates Moritz Leuenberger. Der Film hat mich in erster Linie gelangweilt. In zweiter Linie hat mich die ideenlose Umsetzung geärgert, vor allem die peinlichen „wir müssen dem Zuschauer unbedingt alles erklären“-Off-Monologe. Glücklicherweise folgte darauf die Pressevisionierung von Rammbock, einem rasanten Zombiefilm aus Deutschland (Review).
Eindrücke:
Regenwolken über Locarno
Pierre Rissient stellt The Student Prince in Old Heidenberg vor
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