Freitag, 13. November 2009

Forbidden Planet (DVD Review)



Forbidden Planet

Ein klassisches und mindestens ebenso charakteristisches Genre Hollywoods ist bis heute der Science-Fiction-Film, da er sich für ein Höchstmass an Illusion und dementsprechend komplizierte und verblüffende Spezialeffekte geradezu anbietet. Dass die Geschichte dieses Genres begann, lange bevor George Lucas zwei quirlige Roboter in der Wüste stranden liess, ist heute kaum jemandem mehr bewusst. Dabei erlebte die Popkultur die erste Blütezeit der "fliegenden Untertassen" bereits in den 50ern - allerdings waren viele Filme dieser Zeit B-Movies und richteten sich an ein eher jüngeres Publikum. Nichtsdestotrotz gab es auch üppig budgetierte Grossproduktionen, wobei Forbidden Planet von 1956 einer der bekanntesten Vertreter darstellt.

Handlung:
Der Raumkreuzers C57D ist auf einer Such- und Rettungsmission unterwegs zum vierten Planeten des Zentralsterns Altair. Dort ist vor zwanzig Jahren das Raumschiff Bellerophon mit Kolonisten verschwunden. Die Crew des Kreuzers kann auf dem erdähnlichen Planeten kein Anzeichen von Zivilisation entdecken - das Raumschiff wird jedoch mit Radar gescannt. Kurz darauf meldet sich ein überlebender Wissenschaftler namens Dr. Morbius, der dem Kapitän rät, nicht auf dem Planeten zu landen. Kapitän Adams ignoriert jedoch die Warnungen. Auf dem Planeten werden sie von Morbius' Roboter Robby begrüßt. Er bringt den Kapitän, den Schiffsarzt Dr. Ostrow und den 1. Offizier Leutnant Farmann zu Dr. Morbius' Domizil. Doch etwas unheimliches lauert auf diesem Planeten.
(frei nach Wikipedia)

Im ersten Moment mag es schwer fallen zu glauben, dass "Forbidden Planet" eine damals astronomische Summe von 5 Millionen Dollar gekostet hat - viel mehr drängt sich aus heutiger Sicht der Eindruck einer billig produzierten, dilettantisch geschriebenen TV-Produktion auf. Natürlich, der Film ist ein halbes Jahrhundert als, dennoch scheint er in viel stärkerem Masse veraltet als beispielsweise Western aus dieser Zeit. Da hat man etwa die eintönigen, grauen Uniformen der "Astronauten", das beinahe schon an Karton erinnernde Raumschiff oder die so offensichtlich gemalte Topographie des fremden Planeten. Weiter wirkt die ganze Vorstellungswelt der futuristischen Entwicklungen hoffnungslos überholt - das reicht von als klassische "flying saucers" gestaltete Ufos bis zu komödiantisch anmutenden Laserwaffen und gipfelt in "Robby the Robot", einer unförmig-anthropomorphen, gänzlich unpraktisch konstruierten und mit vielen blinkenden und summenden Teilen ausgestatteten Blechbüchse, die sich Allzweck-Roboter schimpft. Auch die Erzähltechnik mutet verstaubt an - oftmals scheint das Bedürfnis nach Handlung allein dadurch erschöpft zu sein, dass dem Zuschauer wie in einem Vergnügungspark jede einzelne Attraktion vorgeführt und dabei jedes Mal artig für den "Wow-Effekt" eine Pause eingelegt wird.

Angesichts dieser Aspekte fällt es leicht, den Film zu kritisieren, doch ihn deswegen als B-Movie auf der Stufe von Plan 9 from Outer Space abzuschreiben, zeugt nicht gerade von Fachkenntnis. Fakt ist: "Forbidden Planet" ist ein Blockbuster. Um das zu verstehen, hilft es sich in Erinnerung zu rufen, in welcher Zeit der Film entstanden ist. Die 50er - das war die Zeit, als man in Deutschland Lloyd fuhr und in Amerika aus den "Jukeboxes" Elvis Presley dröhnte. Erstens darf man keine überwältigende technische Voraussicht von einem Film erwarten, der 13 Jahre vor der ersten Mondlandung gedreht wurde, zweitens ist er im Vergleich zu anderen Filmen aus dieser Zeit von geradezu zeitloser Qualität.

Natürlich ist die Tricktechnik auf Gedeih und Verderben veraltet, fühlt man sich jedoch ein wenig hinein, vermag sie auch heute einen ganz eigenen Charme zu entfalten. Tatsächlich wurden die Sets mit grossem Aufwand und Auge fürs Detail gebaut und die gemalten Hintergründe zeugen nach wie vor von futuristischer Schönheit. Dazu kommt, dass die Inszenierung absolut professionell ist und Kameraarbeit und Schnitt bis heute einen makellosen Erzählfluss ergeben. Die sauber restaurierte Bildqualität auf der DVD schadet natürlich ebenfalls nicht, wodurch das Breitbildformat fantastisch zur Geltung kommt. Selbst die Geschichte von "Forbidden Planet" ist an sich gar nicht so plump wie man es vielleicht annehmen könnte, vor allem die Hintergrundstory kann gegen Ende mit einigen interessanten Ideen auftrumpfen.

All dies wiegt jedoch nicht stark genug, um die offensichtlichen Mängel des Filmes zu überdecken. Die Figuren haben etwa so viel Profil wie eine mittelalterliche Heiligenabbildung, die Nebenfiguren werden systematisch zu einzigen Klischees degradiert und psychologische Entwicklungen sind - falls überhaupt vorhanden - ab der ersten Minute vorhersehbar. Es gehört sicherlich zu den unterhaltsamsten Elementen von "Forbidden Planet", Leslie Nielsen bei einem seiner allerersten Leinwandauftritte zuzusehen, das ändert jedoch nichts daran, dass die Figur des Commander Adams eine kantenlose Schablone, ein Weltall-Ritter ohne Fehl und Tadel ist. Etwa im selben Masse klischiert ist die von Anne Francis verkörperte Figur der exotischen Schönheit, eine der unzähligen platten Frauenrollen dieser Zeit, deren einzige festzustellende Veränderung die wechselnde Farbe der getragenen Halskette ist. Einzig Schauspiellegende Walter Pidgeon als Dr. Morbius vermag zu überzeugen.

Es bleibt also festzuhalten, dass "Forbidden Planet" zu jenen Hollywoodwerken gehört, welche dem Lauf der Zeit eher wenig entgegenzusetzen hatten, da in den letzten Jahrzehnten die Vorstellung des Lebens im All, die technischen Möglichkeiten der Filmtricks und die Erzähltechnik starken Veränderungen unterworfen waren. Nichtsdestotrotz stellt er noch heute ein kurzweiliges Vergnügen mit Nostalgiebonus dar und kann gerade von Filmfans und Science-Fiction-Interessierten mit Gewinn angesehen werden.

"Forbidden Planet" ist ein Meilenstein des klassischen Science-Fiction-Films, aber eben auch ein gutes Beispiel dafür, wie schnell Hollywood altert.

ca. 7 von 10 Punkten


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